Marvel-Mittwoch: The High Republic #14, Halcyon Legacy #1 und Crimson Reign #2

Auch diese Woche geht Marvel wieder in die Vollen und dies bezieht sich nicht nur auf die Anzahl von gleich drei Neuerscheinungen, sondern auch auf die Themenvielfalt. Den Anfang macht The High Republic #14, mit dem sich die Reihe langsam ihrem vorläufigen Ende nähert. Ob dies auch das Ende von Lourna Dee bedeutet, werden wir heute erfahren. Als eine Verbindung zwischen den verschiedenen Star Wars-Epochen und gleichzeitig als eine Hintergrundgeschichte zu einer neuen Attraktion im Walt Disney World Resort dient die neue, fünfteilige Mini-Serie, Halcyon Legacy, dessen Heft #1 heute ebenfalls dabei ist. Und auch das Crimson Reign-Crossover findet seine Fortsetzung mit dem Heft #2 der namensgebenden Miniserie. 

Ehe ihr euch nun ins Leseabenteuer stürzt, hier noch mal die Warnung, dass die Rezensionen und ggf. auch Kommentare Spoiler enthalten. Bei The High Republic inkludiert das nun auch den Roman The Fallen Star.

Da nur eines der drei Hefte zum Crimson Reign Crossover gehört, gibt es keine besondere Lesereihenfolge zu beachten.

The High Republic #14 – rezensiert von Patricia

Nur zwei Wochen ist es her, dass es den letzten The High Republic-Comic gab. Nun folgt auch schon The High Republic #14, das vorletzte Heft der Reihe innerhalb der ersten Phase. Im vierten Kapitel der Geschichte Jedi’s End, das den Titel „The Edge of Destruction“ (übrigens eine schöne Anspielung auf The Edge of Balance) trägt, geht es diesen Monat nach der Konfrontation mit Lourna Dee zurück zu Starlight Beacon und damit direkt in die Handlung von The Fallen Star. Rasante Entwicklungen und emotionale Wendungen sind garantiert!

Zum Inhalt

The High Republic #14 startet direkt mit einer ziemlich spannenden Szene, und das nicht nur auf Handlungsebene. Wir sehen, wie die Jedi aus Avars Konvoi einige der Nihil an Bord der Great Hall retten, darunter auch Quin, die von Rettungsaktion der Jedi ganz schön verwirrt ist – schließlich hätten die Nihil die Jedi im Vakuum des Weltalls erfrieren lassen. Dies ist an und für sich schon eine großartige Szene. Der noch viel spannendere Kontrast entsteht jedoch, als mit den Worten „We serve life, never death“ zu Avar Kriss geschwenkt wird, die den entscheidenden Schlag gegen Lourna ausführt. Den moralischen high ground hat in dieser Ausgabe definitiv Keeve Trennis, die es schafft, Avar rechtzeitig zu stoppen und sie an die Werte der Jedi zu erinnern – verletzte, unbewaffnete Gegner sind bereits besiegt. Meiner Meinung nach etwas zu schnell besinnt sich Avar nach ihrem Kontrollverlust wieder. Die Handlung schreitet hier erneut mit einer extremen Geschwindigkeit voran, sodass es für Avars Rückkehr von ihrem kurzen Ausflug in die Dunkelheit und vor allem für ihre Emotionen und Gedanken bezüglich dessen leider nicht viel Raum gibt. Vielleicht dürfen wir die Nachwehen davon ja irgendwann noch in Romanform erleben.

Lourna lässt sich zumindest weniger schnell beirren und nimmt mit ihrer verbliebenen Hand Keeve in Gewahrsam. Aber auch damit hat sie nicht lange Erfolg und wird prompt von Avar gegen die Wand geschmettert. Zu deren Verteidigung: zu diesem Zeitpunkt war Lourna auch wieder bewaffnet. Und zu Avars Glück (und meiner Erleichterung, ich mag Lourna als Antagonistin nämlich nach wie vor) hat der Aufprall Dee auch nur bewusstlos werden lassen.
Eine besonders schöne Szene entsteht, als Keeve Trennis uns und Avar eine wichtige Lektion lehrt und damit kurz vor Ende der Phase das zusammenfasst, was sie selbst in den letzten 14 Ausgaben und die Jedi innerhalb der Phase generell alle lernen mussten: „Not everyone can be perfect all of the time.“ Ich bin ganz schön erleichtert, dass die Freundschaft zwischen Keeve und Avar diesen Zwischenfall überlebt hat. Diese Freundschaft ist für mich eines der größten Highlights der Serie, und es erwärmt mir das Herz, dass nicht nur Keeve von Avar und Sskeer gelernt hat, sondern nun auch Avar Ratschläge von Keeve annimmt. Riesen Respekt an Keeve an dieser Stelle – so ruhig und verständnisvoll wäre in solch einer Situation vermutlich kaum jemand geblieben.

Die Stimmung wird kurz aufgelockert, indem sich Gooral über die schrecklichen Path Engines der Nihil aufregt, was innerhalb der dichten Handlung wirklich guttut. Die Nihil wurden inzwischen auf der Ataraxia gefangen genommen, immer noch in dem Irrglauben der Jedi, dass sie mit Lourna das Eye unter sich haben. Einen der bewegendsten Momente dieser Ausgabe, vielleicht sogar einen der emotionalsten Momente der ganzen Reihe, liefern uns Keeve und Sskeer. Sskeer ist entschlossen, keine weiteren Missionen mehr zu unternehmen. Der Augenblick fühlt sich bereits wie ein Abschied zwischen den beiden Charakteren an, und Sskeer gibt Keeve mit, dass sie nicht sein Erbe weiterführen, sondern ihren eigenen Weg finden und diesem folgen soll. Auch dies ist eine Botschaft, die besonders die dritte Welle der Hohen Republik definiert, sodass langsam aber sicher etwas Aufbruchsstimmung entsteht. Dass Lourna diesen Dialog wortwörtlich zum Kotzen findet, setzt der Szene noch die wohlverdiente Krone auf. Übrigens: was meint Sskeer wohl mit dem „Dawn of the Luminous“? Ob es hier eine Verbindung dazu gibt, dass The High Republic einst Project Luminous hieß? Cavan Scott baut diese Anekdoten zumindest nicht ohne Grund ein, und wir sollten uns Sskeers Anmerkung sicherlich gut merken.

Ein weiterer großer Pluspunkt dieser Ausgabe ist die Verknüpfung mit The Fallen Star. Ich stand dieser Zweispurigkeit eher skeptisch gegenüber, aber tatsächlich funktioniert die Geschichte im Comic ziemlich gut und um Längen besser als im Roman – was natürlich daran liegen könnte, dass der Roman nun mal zuerst kam und mit den Lücken leben muss, während der Comic diese auf eigene Art und Weise schließen kann und von dem Romanwissen profitiert.
Stellan Gios und Avar Kriss Unterhaltung aus dem Roman nun auch aus ihrer Perspektive zu sehen, ist einer der interessantesten Aspekte der Handlung. Während wir im Roman Stellans Sichtweise kennen, und Avar dadurch kritisch gegenüberstehen, wandelt sich das Ganze, wenn wir ihren Standpunkt miterleben. So kommt Star Wars eben auch immer wieder zu der Botschaft zurück, dass die Perspektive alles verändern kann – und dieses Perspektivspiel ist Cavan Scott hier richtig gut gelungen. Dass dies das letzte Mal sein könnte, dass wir Stellen und Avar sehen, macht die Situation natürlich nur noch umso emotionaler für uns Leser.

Auch die Explosion aus dem Roman sehen wir geschehen, und es wertet die Geschichte wirklich auf, Starlight visuell vor sich zu haben. Für mich erschafft das beim Lesen allein auf diesen wenigen Seiten direkt eine so viel lebendigere, dringendere Atmosphäre als der Roman sie aufbauen konnte. OrbaLin, ganz der Analytiker, überlegt direkt, was der Grund für die Explosion sein könnte. Diese eingeworfenen Hypothesen des Archivars machen ihn einfach super sympathisch, auch wenn er hier eher eine kleine Rolle einnimmt. Spannend ist auch, dass Avar ihn zum Überwachen der Gefangenen schickt … dorthin, wo Lourna gerade ihre Chance zum Entwischen gewittert hat. Vielleicht erleben wir ja noch ein Rendezvous der beiden.

Endlich sehen wir auch etwas mehr von den Gestrandeten an Bord von Starlight, die Avar und ihre Crew nahezu überrennen, um an Rettungskapseln zu kommen. Zwar möchte ich nicht ständig auf den Vergleich zwischen Buch und Comic zurückkommen, aber die beiden gehen nun mal Hand in Hand, und der Comic schafft es meiner Meinung nach einfach etwas besser, die Gefahr und Panik an Bord der Station einzufangen. Für die Flüchtenden gibt es also Zuflucht auf der Ataraxia, während die Jedi tiefer in die Dunkelheit von Starlight eindringen. Schön ist auch, wie Avar ihr Lichtschwert als Lichtquelle benutzt. Im ersten Handlungsbogen der Reihe tat Keeve einst das gleiche und erhellte mit ihrem Schwert eine Höhle, und so finden sich innerhalb dieser Serie immer wieder ein paar kleine Verbindungen zu vorherigen Ausgaben.

Die wichtigsten Infos zum Zustand der Station bekommen wir nun auch hier – der Teil zwischen den beiden Hälften der Station ist mit radioaktiver Strahlung gefüllt (die Anzeige zeigt übrigens den Status „Radiation levels critical“ an) und die Kommunikation ist durchbrochen. Maru wird dann hoffentlich in der nächsten Ausgabe ausfindig gemacht… auch wenn Avars Plan, die Teile der Station wieder zu verbinden, wie wir wissen ja ein ziemliches Ding der Unmöglichkeit ist.

Der spannendste Twist kommt wie so oft aber auf den letzten Seiten der Ausgabe. Wir haben wohl alle gehofft, dass die Jedi auf der oberen Starlight-Hälfte vor dem Leveler (oder der Mehrzahl dessen, der Einfachheit wegen bleibe ich mal beim Singular) sicher sind, doch das absolute Gegenteil ist leider der Fall. Nachdem wir den Effekt des Levelers schon aus Keeves und zuletzt auch aus Emerick Caphtors Sicht gesehen haben, erleben wir nun auch, wie Avars Wahrnehmung verzerrt wird. Sie nimmt Keeve und vor allem Sskeer als Monster wahr und zückt ihr Schwert gegen Letzteren.
Besonders aufregend ist dabei, dass Keeve nun zum zweiten Mal unter dem Leveler-Einfluss steht, was sie das Wesen wiedererkennen lässt. Eventuell bedeutet das für sie am Ende einen entscheidenden Vorteil. Und auch Sskeer, der von der Macht abgeschottet ist, ähnlich wie Elzar auf der anderen Hälfte (wenn auch aus anderen Gründen), sollte somit erstmal vor dem Leveler sicher sein. Dass Avar es irgendwie schafft, dem Chaos zu entkommen wissen wir Gott sei Dank ja schon, doch wie es um Keeve und Sskeer steht, wie eventuell Emerick und Sian noch ins Spiel kommen könnten, wo Maru ist und wo eigentlich Vernestra und Imri sich aufhalten… das erfahren wir dann hoffentlich in ziemlich genau einem Monat, wenn The High Republic mit Ausgabe #15 abgeschlossen wird! Zumindest entsteht durch den Leveler hier ein weiterer spannender Konflikt zwischen den Hauptcharakteren des Comics, dessen gefährliche Auswirkungen wir bereits im Roman zu spüren bekommen haben und den unsere Lieblinge hoffentlich unbeschadet überstehen.

Zu den Zeichnungen

Es überrascht wahrscheinlich niemanden mehr, dass ich auch in dieser Ausgabe nur lobend über Ario Aninditos Zeichnungen und Carlos Lopez farbliche Gestaltung sprechen kann. Wieder einmal fällt besonders auf, dass jeder Handlungsort eine eigene Farbgebung bekommt. In der Great Hall ist das weiterhin überwiegend grün, auf der Ataraxia gold-blau (bevor die Notversorgung das Schiff in ein bedrohliches rot taucht), Starlight schwebt im nahezu schwarzen Himmel und die Flure der Station befinden sich in der Dunkelheit. Das Spiel mit den Farben und die düstere Atmosphäre gefällt mir vor allem bei Letzterem extrem gut. Ein Lichtschwert als einzige Quelle der Helligkeit funktioniert einfach nach wie vor. Die letzten Seiten des Hefts lassen sich nahezu schon dem Genre des Horrors zuordnen, deren Highlight die finale Seite aus erster Perspektive von Avar bildet. Wer noch keine Albträume von Arios Variantcover für The High Republic #15 hat, kann diese jetzt spätestens nach dieser Ausgabe bekommen!

Ebenfalls hervorheben möchte ich die Darstellung von Starlight Beacon, die Anindito mit viel Detailtreue richtig gut gelungen ist. Dies ist ein würdiger Abschluss für die letzten Momente der Station, noch ein letztes Mal darf sie gezaubert aus der Hand eines überaus talentierten Zeichners erstrahlen, bis wir nächsten Monat die letzten Augenblicke des Beacons erleben werden.
Die Charaktere sind wie immer konsistent und mit dem genau richtigen Maß an Emotionen in Gesicht und Körpersprache dargestellt. Besonders hingewiesen sei hier auf Stellan Gios, der mir in Arios Darstellung richtig gut gefällt. Mit den Schatten unter seinen Augen und dem strengen Blick erschafft Anindito hier genau die Version von Stellan, wie ich sie mir beim Lesen von The Fallen Star in diesem Dialog vorgestellt habe. Visuell erinnert die Szene außerdem an ein einstiges Streitgespräch zwischen Avar und Stellan in Heft #9, das ebenfalls von Ario Anindito gezeichnet wurde.

Die Hintergründe sind dieses Mal eher simpel gestaltet, wodurch die Handlung und die Gespräche der Charaktere im Vordergrund stehen. Etwas verwirrt haben mich teilweise lediglich die farbigen Boxen mit Dialog, die abgesehen von Keeve nicht ganz so leicht zuzuordnen zu waren. Vor allem, da diese sonst immer für Gedanken der Charaktere standen, musste man sich hier kurz neu orientieren. Avars Kasten hätte ich lieber in einer Farbe gegeben, die man eher mit ihr in Zusammenhang bringt, anstatt gleich mehreren Protagonisten braune Boxen zu geben.

Fazit

The High Republic #14 liefert erneut auf ganzer Strecke ab. Zwar hat sich Avar meiner Meinung nach etwas zu schnell wieder besinnen können und das Erzähltempo ist nach wie vor enorm hoch, doch Cavan Scott schafft es, den Comic in eine weitgehend nahtlose Synergie mit The Fallen Star zu bringen und dabei sogar Momente aus dem Roman aus neuen Blickwinkeln aufzugreifen. In einem spannenden Mix aus Drama, etwas Humor, Action und sogar Horror erinnert uns „The Edge of Destruction“ an einige der wichtigsten Lektionen aus Star Wars – niemand ist perfekt und jeder muss seinen eigenen Weg finden. Hochwertige Zeichnungen und emotionale Momente runden die Ausgabe wunderbar ab, sodass ich nun gespannt dem letzten Heft der Reihe entgegenblicke.


Halcyon Legacy #1 – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Galactic Starcruiser: Halcyon Legacy #1 (19.01.2022)
Galactic Starcruiser: Halcyon Legacy #1 (19.01.2022)

An Bord einer kleinen Transportfähre befinden sich vier Personen auf dem Weg zu ihrem Ferienziel, dem Sternenkreuzer Halcyon. Shorr Komrrin von Tholoth mit seiner Enkelin Cimina, sowie ein nicht näher eingeführtes Ehepaar. An Bord werden sie von dem Droiden D3-O9 begrüßt und durch das Schiff geführt. Der Droide verfügt nicht nur über ein recht sympathisches Problem mit dem Verständnis der menschlichen Ausdrucksweise, sondern auch über eine sehr gutes Erinnerungsvermögen, denn er erkennt Shorr Komrrin sogleich von zumindest einem früheren Aufenthalt auf der Halcyon wieder. Und damit wird nahtlos auf eine kurze Erinnerungssequenz übergeleitet, in der Anakin und Padme an Bord gegen Asajj Ventress gekämpft haben. Ein Kampf, der bis heute gewisse Spuren im Raumschiff hinterlassen hat und dessen Erinnerungen so lebhaft zu sein scheint, dass Cimina gleich auch noch mit eingebaut wird. Aber noch ehe wir erfahren, welche Rolle Shorr Komrrin in dieser Episode spielt, hallt ein dröhnender Alarm durch das Schiff und reißt die drei in die Realität zurück.  

Auf der Brücke sieht sich Kapitän Keevan mit den Forderungen eines Piraten namens Crimson Jack konfrontiert, der mit seinem überdimensioniertem Piratenschiff unversehens vor der Halcyon aufgetaucht ist. Er fordert die sofortige Übergabe eines Spions der Resistance, der sich angeblich an Bord des Schiffes befinden soll. Um Cimina etwas ihre Sorgen zu nehmen, berichtet D3-O9 ihr nun von einem viel gefährlicheren Angriff, den die Halcyon auf einer ihrer frühen Reisen, zur Zeit der Hohen Republik, überstehen musste. An Bord waren damals Jedi-Padawan Burryaga und seine Meisterin Nib Assek, da die Jedi befürchteten, dass das luxuriöse Schiff mit seinen Gästen ein verlockendes Ziel für die Nihil sein könnte. Und die Nihil sahen dies ganz genauso und lauerten dem Schiff daher gleich hinter dem nächsten Mond auf. Nib und Burryaga schreiten daher sofort zur Tat und alarmieren über die Macht die Jedi auf Starlight. Bis aber Verstärkung eintreffen kann, müssen die beiden das Schiff gegen das Enterkommando der Nihil verteidigen. Diese ziehen ihre üblichen Register. Neben der allgemeinen Plünderung des Schiffes scheint dabei ein Edelstein aus dem etwas fragwürdigen Hyperraum-Kompass des Schiffs das Ziel ihrer Begierde zu sein. Angeführt von Zeetar versuchen die Nihil auf die Brücke vorzudringen, aber Nib weiß sich und die Brücke zu verteidigen. Die Brückenoffiziere sind dabei zunächst nicht besonders hilfreich, aber nach einem Befehl vom Schiffseigner werden sie etwas aktiver und stehen Nib bei. Burryaga hält derweil die anderen Nihil-Raumschiffe vom Sternenkreuzer fern, wobei auch er nach einer Weile tatkräftige Unterstützung von einer herbeieilenden Vector-Eskorte der Jedi unter Stellan Gios erhält.

Die Nihil haben aber durch einen Trick ihr wahres Ziel erreicht und aus dem Bordcomputer die Codes für die Chandrilla Charter Company Shipyards erbeutet. Grund genug für Zeetar den sofortigen Rückzug anzutreten, wobei er sich weder durch den kaltblütigen Verlust eines Teammitgliedes noch durch eine Außenwand des Raumschiffes zurückhalten lässt. Diese Geschichte ist aber wenig geeignet, um Cimina zu beruhigen, insbesondere da nun die Piraten in der Gegenwart zum Angriff übergehen.

Die Umsetzung

Ethan Sacks steht hier vor einer nicht ganz einfachen Herausforderung. Die ganze Reihe ist ja mehr eine Marketing-Maßnahme, um eine neue Sehenswürdigkeit mit einem zweitägigen Erlebnisprogramm im Disney Ressort als solche historisch einzukleiden. Und wie wir es damals schon mit Batuu und all den dortigen Sehenswürdigkeiten gesehen haben, ist auch hier wieder eine Maximalverwertung vorgesehen, d.h. der Handlungsbogen muss von der Hohen Republik bis zur Zeit der Ersten Ordnung alles abdecken. Und natürlich müssen bestimmte Orte und Exponate dabei besonders hervorgehoben werden. Wir alle kennen es noch aus der eigenen Schulzeit, als wir Aufsätze schreiben sollten, in denen 5 oder 10 vorgegebene Worte vorkommen müssen: So etwas endet selten gut! Und der Anfang dieser Mini-Serie lässt erahnen, dass es auch hier so laufen wird. Mit der Idee eines 275 Jahre alten Raumschiffs kann ich mich gerade noch anfreunden, schließlich stehen die Leute ja auf alten Glanz und Gloria und so mancher auf Erden würde gerne mal an Bord eines alten Übersee-Dampfers, bevorzugt der HMS Titanic (aber ohne Eisberg), fahren. Also warum nicht auch hier. Was mich aber echt stört ist, dass man hier wortwörtlich jeden Kratzer an der Wand mit Bedeutung aufladen will bzw. muss. Die Geschichte, die er in diesem Korsett aus Vorgaben entwickeln kann ist zwar so ganz nett, aber bleibt auch sehr dürftig und muss zwangsläufig episodenhaft bleiben. Immerhin erfahren wir aber mehr über Burryaga, seine Machtfähigkeiten und seine Meisterin Nib. Und die Verbindung zu gewissen Ereignissen im Kampf der Nihil gegen die Republik gibt dieser Episode zumindest eine gewisse Relevanz.

An den teils sehr detaillierten Zeichnungen von Will Sliney und den Kolorierungen von Rachelle Rosenberg hingegen gibt es wenig auszusetzen. Schlimmstenfalls kann man sagen, das die gewünschte 3D-Wirkung der neuen Gesichtskolorierungstechnik noch nicht überall so eintritt, wie von Rosenberg geplant. Und, ja, das Piratenschiff ist deutlich zu groß geraten, aber das kann ich leise seufzend als den üblichen Star Wars-Gigantismus einfach hinnehmen. Der Schnitt und die Komposition der Panels orientiert sich zwar noch relativ eng an den konservativen Formaten, aber durchbricht diese immer mal wieder recht gelungen. Auch die Hintergründe finde ich gut genutzt. Besonders die Panelreihe, in der Burryaga versucht die ihn umgebende Blase der Ablenkungen aus seinen Gedanken zurückzudrängen, um einen klaren Kopf zu kriegen und sich auf sein Ziel konzentrieren zu können, finde ich sehr gut und anschaulich umgesetzt. Und auch Joe Sabino hat sich redlich bemüht mit dem Lettering eine visuelle Geräuschkulisse für die Ereignisse zu schaffen.

Natürlich wird die Reihe durch eine Reihe von oben zu sehenden Varianten-Covern begleitet.

Fazit

Das Heft war nicht richtig gut, aber auch nicht richtig schlecht. Alle Beteiligten bemühen sich nach Kräften aus diesem Marketing-Vehicle noch das Beste herauszuholen und den Lesern ein paar nette Momente zu bieten. Mal sehen, ob die arg bemühte Geschichte im nächsten Heft doch noch etwas runder wird und etwas Fahrt aufnimmt.


Crimson Reign #2 – rezensiert von Lukas

Wachen, lasst uns allein.

Imperator Palpatine, Star Wars Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter

Inhalt

Crimson Reign #2
Crimson Reign #2 (02.02.2022)

Nach einem Monat Pause geht Charles Soules vielversprechende Miniserie um Qi’ra, Crimson Dawn und den Krieg der Syndikate in die zweite Runde. Dabei konzentriert sich der Autor nach dem ruhigen, aber durchaus unterhaltsamen Auftakt in Überformat nun in regulären 20 Seiten auf zwei Nebenfiguren aus den aktuellen Comicserien und bringt die Handlung selbst dabei nur in kleinen Schritten voran. Schon zu Beginn der eigentlich von mir mit Spannung erwarteten Ausgabe bekomme ich das Gefühl, dass sie hier einen kleinen, ausbremsenden Exkurs unternimmt. Wir werden nur kurz wieder in das spannende Setting der Rahmenhandlung des abgespielten Hologramms der Archivarin aus Ausgabe 1 geworfen, bevor wir fortan die beiden Attentäter Ochi von Bestoon und Deathstick bei ihren separaten Missionen für Qi’ra begleiten. Ersterer soll dabei, wie erst am Ende offenbart wird, mittels zeitlich minutiös getaktetem Giftanschlag die komplette Imperiale Ehrengarde um Imperator Palpatine ausschalten, während Deathstick die Syndikatserbin Cadeliah, die uns seit den frühen Tagen der Serie Bounty Hunters/Kopfgeldjäger begleitet, entführen und zu Qi’ra bringen soll. Beide Pläne gelingen unter Zuhilfenahme diverser Tricks – Ochi verwendet einen alten, für Sith sehr typischen Droiden, während Deathstick, der versucht wird, etwas emotionalen Background zu geben (den wir so in Schülerin der dunklen Seite oder Jedi: Fallen Order bereits besser präsentiert bekommen haben), den Cadeliah versteckenden Rebellenstützpunkt meldet und so eine Schlacht als Ablenkung benutzen kann.

Um es vorweg zu nehmen, mir dämmert unter Hinzuziehen der Cover und Marvels Programmvorschau der nächsten Monate und nach der Lektüre dieses Heftes – welches erst das zweite von fünf darstellt und eine endgültige Wertung erst am Ende möglich sein wird – dass wir es hier mit unglaublich langsamen, weil gleichzeitigen Handlungseinheiten zu tun haben und wir abwechselnd zu sehen bekommen, wie es Qi’ras Handlangern bei ihren unterschiedlichen und im ersten Heft angeteaserten Missionen ergeht. Zumindest für dieses Heft empfand ich diese Erzählweise als anstrengend und die Handlung unnötig in die Länge ziehend. Ich fühle mich gar an die vier One-Shots zu Krieg der Kopfgeldjäger erinnert, in denen Nebenhandlungen einzelner Figuren thematisiert wurden, ohne das Event selbst voran zu bringen. Natürlich kann man sicher sein, dass spätestens in #5 der große Gesamtplan aufgeht und in einem großen gemeinsamen Finale Früchte trägt, nur fürchte ich, dass Ausgabe #3 und #4 sich mit ähnlichem bei den anderen Figuren aus Qi’ras Kabinett präsentieren werden. Gerne werde ich dort aber noch eines besseren belehrt.

Lobend möchte ich aber erwähnen, inwieweit Soule mal wieder seiner Spezialität der Nutzung bekannter Konzepte frönt. Mit Ochi (Darth Vader) sowie Cadeliah und Deathstick (Kopfgeldjäger) nutzt er häufiger auftauchende Figuren der jüngeren Comicgeschichte, deren Charakterisierungen, denen er sogar etwas mehr Hintergrund verschafft, er gut trifft und ihre Geschichten weitererzählt. Den Imperialen Gardisten Major Deez, für dessen Tod Ochi etwas improvisieren muss, kennen wir schon aus dem frühen Kanon-Roman Die Sith-Lords und der zwielichtige Zlarb, bei dem er sich zuvor mit den nötigen Giften eindeckt, stammt aus dem alten Legends-Roman Han Solos Rache von 1979 (!) und ist hier in Aussehen und Kleidung mit seiner Darstellung einem Quellenbuch des Rollenspiels von West End Games nachempfunden.

Zeichnungen

Die Zeichnungen wurden wie in Heft 1 wieder von Steve Cummings übernommen und sorgen dafür, dass mir das Heft stellenweise noch Spaß machen konnte. Die Doppelseite der Rebellenbasis auf Panisia hat bei mir die vermutlich beabsichtigte Wirkung erzielt, mich ähnlich überwältigt wie Deathstick zu fühlen und Qi’ras kurzer philosophischer Exkurs über die Motivationen des Tötens (siehe Vorschauseite 2) ist ebenfalls sehr schön in Szene gesetzt. Panelkompositionen, Layout, die Farben von Guru-eFX sind allesamt auf hohem Niveau abgeliefert, insbesondere die Szenen auf dem viel zu selten gezeigten Coruscant bei unterschiedlichen Tageszeiten haben es mir angetan und prägen den Look der Ausgabe.

Fazit

Ich denke, meine aktuelle Enttäuschung über die für die Miniserie gewählte Erzählstruktur wird deutlich. Weder Deathstick, noch Ochi sind für mich sonderlich interessante Charaktere und ihnen ein ganzes Heft einer fünfteiligen Miniserie dabei zuzusehen, wie sie relativ kleine Puzzlestücke in Qi’ras großem Plan bilden, hat mich enttäuscht. Qi’ra selbst tritt nur am Rand auf und meine größte Sorge ist, dass Crimson Reign in Wahrheit ein konzipierter Dreiteiler ist, dessen erster und letzter Teil im Anfang und Finale wiederzufinden ist, während Ausgabe 2, 3 und 4 die Mitte bilden und auch schneller hätten abgehandelt werden können. Wäre das Heft ein relativ nebensächliches Special mit Crossover-Flair gewesen, sähe die Bewertung etwas anders aus, aber in der Form, in der wir es jetzt vorliegen haben und mit dem Anspruch, der daran gegeben ist, enttäuscht es mich. Statt die Spannung durch alle fünf Hefte oben zu halten und uns schrittweise die parallelen Entwicklungen zu präsentieren, bekommen wir nun in der ganzen Ausgabe zwei kleine Missionen abgeschlossen, anstatt diese in Ausgabe 4 gemeinsam enden zu lassen. Das Heft kommt allerdings mit guter Optik, Soule-typischen Verknüpfungen und ein paar tollen Momenten („Yes, Grand Vizier Amedda. I can see that.“) zwar auf etwas mehr als über zwei Holocrons, zum Aufrunden reicht es aber leider doch nicht.

Der Rezensent vergibt 2 von 5 Holocrons!
Bewertung: 2 von 5 Holocrons

Vorschau

Nächste Woche dürfen sich die The High Republic Fans auf The High Republic: Trail of Shadows #5 freuen, in dem wir erfahren werden, ob die Nachforschungen von Emerick and Sian doch noch zu einem Erfolg führen werden. Und auch Darth Vader setzt in Darth Vader #20 seine Nachforschungen nach Agenten von Crimson Dawn in den eigenen Reihen fort.

Die The High Republic Reihe wird am 2. März mit The High Republic #15: Jedi’s End, Part 5 fortgesetzt. Galactic Starcruiser: Halcyon Legacy #2 erscheint eine Woche drauf, am 9. März, zusammen mit Crimson Reign #3.

Wir bedanken uns bei Marvel für die digitale Vorab-Ausgaben und Vorschaubilder, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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