Nachdem im vorigen Heft Qort seinen heldenhaften Auftritt hatte und die Nihil auf Takodana im Alleingang bekämpfte, ist es heute in The High Republic Adventures #11 mal wieder Zeit für eine Rückkehr nach Starlight Beacon und eine Rückkehr zum ursprünglichen Zeichner der Reihe, Harvey Tolibao, welcher Toni Bruno wieder ablöst. Die Geschichte stammt jedoch nach wie vor von Daniel José Older und die Farben von Rebecca Nalty.
Zum Inhalt
Für die Padawane von Starlight Beacon steht in der heutigen Ausgabe ein spaßiges Highlight an: Torban Buck und Kantam Sy haben ein großes Wettrennen namens The Great Jedi Rumble Race organisiert, an dem alle teilnehmen können. Die Regeln des Rennens sind klar: Es gibt keine Regeln! Während alle sich fröhlich ins Chaos stürzen, macht sich Lula Gedanken über ihre emotionale Verfassung: Sie macht sich Sorgen, ob sie zu enge Bindungen zu ihren Freunden aufgebaut hat, und glaubt, ihre Wut und Trauer nicht unter Kontrolle zu haben – vor allem in den Fall, dass einem ihrer Freunde etwas zustoßen sollte.
Derweil findet auf Corellia ein Treffen zwischen Krix Kamarat, Sabata Krill und einem Nihil namens Respriler statt, der Verbindungen in die Politik zu haben scheint. Doch Sabata verfolgt einen eigenen Plan: Sie will Krix tot sehen. Dafür plant sie, ihn erneut auf seine ehemalige Freundin Zeen treffen zu lassen. Zeen, so Sabatas Vermutung, werde wie eine Jedi handeln und Krix verschonen wollen, während Krix sie einfach töten werde. Daraufhin werden die Jedi, denen mehr an Zeen liegt, als sie zugeben wollen, in ihrer Wut ihrerseits Krix töten…
Zur Umsetzung
Leider muss ich konstatieren, dass mir zur Zeit in den High Republic Adventures etwas der rote Faden fehlt. Nachdem wir zwei Hefte lang mit Farzala auf Nal Hutta waren, ging es für drei Hefte nach Takodana, um Qorts Hintergrundgeschichte zu erkunden, was alles schon nur recht lose mit der eigentlichen Haupthandlung zu tun hatte. Und statt nun endlich mal wieder einen etwas klareren übergreifenden Handlungsbogen zu etablieren, der auf das Finale hinarbeitet, findet nun auf Starlight Beacon auf einmal Kinderquatsch mit Buckets of Blood statt.
Das ganze Wettrennen baut keinerlei Spannung auf. Weder ist es zu Beginn klar, wo das Ziel ist, noch was für einen Preis der Gewinner erhält. Die Illustrationen zeigen dabei noch nicht einmal klar, wer vorne liegt oder wo sich die Figuren im Verhältnis zu anderen Figuren oder der Ziellinie befinden. So sehen wir einfach nur seitenlang Bilder von sinnlos rennenden Padawanen. Sorry, aber das ist mir auch für einen Comic, der sich an ein jüngeres Publikum richtet, zu flach. Der Gag, dass es keine Regeln bei dem Rennen gibt, hat auch nicht genügend Humorpotential, um über die gesamte Ausgabe zu unterhalten. Dass Buckets of Blood am Ende trickreich gewinnt, ist zwar lustig, macht aber die gesamte Geschichte nicht relevanter. Für etwas Unterhaltung sorgen lediglich die zahlreichen Cameos von Figuren aus anderen Werken, die als Zuschauer des Wettrennens zu sehen sind. Hier gibt es einiges zu entdecken.
Auch die Gedanken von Lula, die sich um ihren emotionalen Zustand sorgt, sind durchaus interessant und werden in den kommenden zwei Heften sicher noch relevant, vor allem wenn man sie mit den Plänen von Sabata verknüpft. In diesem Szenario wäre dann Lula diejenige, die Krix voller Wut niederstreckt, nachdem dieser Zeen getötet hat. (Natürlich wird es bestimmt nicht so kommen!) Ich hätte mir allerdings einen anderen Rahmen für Lulas ernste Gedanken gewünscht als ein kindisches Wettrennen.
Interessanter und relevanter als das Wettrennen auf Starlight Beacon ist die Handlung zwischen den Antagonisten auf Corellia. Ich vermute, dass man hier versucht, die Läuterung von Krix Kamarat vorzubereiten. Indem man mit Sabata eine Figur in Stellung bringt, die den Bösewicht Krix verraten und töten will, sorgt man dafür, dass Krix im Vergleich zu ihr nicht ganz so böse wirkt und man vielleicht wieder eher mit ihm mitfühlt. An sich eine gute Idee. Allerdings ist die Figur der Sabata für meinen Geschmack nicht genug ausgebaut. Vor zwei Heften war sie noch kaum mehr als eine Statistin, im vorigen Heft wurde sie als Krix‘ Helferin etabliert und jetzt soll sie bereits Krix übertölpeln und quasi seine Stelle einnehmen? Diese Entwicklung geht mir viel zu schnell. Ich möchte Krix, den wir seit elf Heften kennen und der sich vor unseren Augen bei den Nihil hochgearbeitet hat, nicht von einer hastig und lieblos eingeführten Figur abgesägt sehen, die kaum Profil hat. Das fühlt sich unverdient an.
Warum die Nihil auf einmal auf Corellia sind und was genau die Rolle der neuen Figur Respriler ist, bleibt leider auch unklar. Ich nehme zwar an, dass wir das in den nächsten Heften erfahren werden. Aber wenn schon die Jedi-Handlung kaum Substanz hat, dann hätte ich wenigstens auf Seiten der Nihil etwas mehr Fleisch auf den Knochen der mageren Geschichte.
Zu allem Übel sehen wir dann auf der letzten Seite des Comics auch noch die Halcyon, den Galactic Starcruiser, den Fans ab 2022 auch im Walt Disney Land Resort besuchen werden können. Nach den negativen Erfahrungen, die wir mit Büchern und Comics machen durften, in denen der Galaxy’s Edge-Planet Batuu, teils auf Kosten einer sinnvollen Handlung, gepusht wurde, ist das Letzte, was ich in meiner Lieblingsära, The High Republic, sehen will, eine neuerliche Themenpark-Marketingkampagne. Insofern stimmt mich das letzte Panel eher skeptisch.
Was die Illustrationen angeht, ist es schön, Harvey Tolibao zurück zu haben. Er verleiht vor allem der Figur Sabata visuell mehr Character. In den Zeichnungen von Toni Bruno sah sie immer eher wie ein generisches Alien aus, ohne viele individuelle Gesichtszüge. Harvey Tolibao gibt ihr dagegen ein individuelles und markantes Aussehen. Die Szenen des Rennens sind leider, wie auch schon die Schlachtenszenen in vorigen Heften, etwas zu chaotisch und unübersichtlich geraten. Allerdings sind hier meist die Hintergründe einfarbig oder sehr einfach gestaltet, sodass diese wenigstens nicht vom Geschehen im Vordergrund ablenken und es weiter verkomplizieren.
Fazit
Für mich fällt die heutige Ausgabe leider ziemlich enttäuschend aus. Sie bietet zu wenig relevante Handlung und Orientierung an einem roten Faden. Die Entwicklung von Sabata zur Konkurrentin von Krix wirkt überstürzt und unverdient. Ich hoffe, dass sich The High Republic Adventures nach viel ziellosem Mäandern in den kommenden beiden letzten Heften nochmals am Riemen reißt und die Hauptgeschichte um Lula, Zeen und Krix stringent zu Ende erzählt. Für das heutige Heft, meiner Meinung nach klar das schwächste der Reihe, habe ich leider nur zwei Holocrons übrig.
Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.
Ich sehe das ähnlich wie Ines. Ich rede mir das Rennen etwas schön, indem ich es in Kontrast zu den Äußerungen von Sabata setze, die ja darüber doziert, dass die Jedi ihre Gefühle immer unterdrücken und sich deswegen in ihnen verheddern. Das würde dann anzeigen, dass sie – und damit auch ihr Plan – von falschen Voraussetzungen bzgl. der Jedi ausgeht. Die schnöde Wahrheit ist wohl aber, dass Daniel Jose Older seine Figuren einfach gerne in solchen Rennen sieht, hat er mit den Nihil ja im SWA #6 auch so gemacht. Vielleicht ist er ja in real life ein Fan von Hindernisläufen. 🙂
Mir hat die „Filler-Folge“ trotz der etwas sinnlosen Handlung in Teilen Spaß gemacht. Für mich muss nicht jede Ausgabe höchste Relevanz haben und ein bisschen Unfug zwischendrin ist ab und zu okay. Allerdings stimme ich dir zu, dass das Rennen absolut ziellos und zu unnachvollziehbar war. Die Nebenhandlung mit und über Krix hat mich dann ständig aus dem spaßigen Teil gerissen (zumal ich mich recht wenig um Krix schere) und mich deswegen leider eher genervt. Das Heft hinterlässt also auch bei mir gemischte Gefühle. Ich bin aber gespannt, wie sich Lula in den nächsten Ausgaben entwickelt, sie darf nun gerne auch mal wieder ins Rampenlicht zurück!