Weiter geht unsere kleine Rezensionsreihe rund um das zehnjährige Jubiläum von Star Wars: The Old Republic heute mit einem Buch, welches damals neben einer Darth Malgus-Statue Teil der Collectors Edition des Videospiels war. Das Tagebuch von Meister Gnost Dural erschien damit also zeitgleich zum Videospiel am 20. Dezember 2011 sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch. Heute bekommt man dieses Werk am besten noch über einschlägige Internetauktionsplätze, wo ich auch mein Exemplar vor gut drei Jahren erworben habe. Ob sich eine solche nachträgliche Anschaffung lohnt, soll heute in meiner Rezension erörtert werden.
Besonders jetzt spannend
Meister Gnost-Dural ist kein unbeschriebenes Blatt rund um SWTOR. So ist auch er es, der die Videoreihe rund um die Vorgeschichte eingesprochen hat, die sich in großen Teilen mit den gleichen Themen beschäftigt wie das Tagebuch. Trotzdem ist er im Spiel – als Verantwortlicher für den Wiederaufbau der Jedi-Archive auf Coruscant, wie wir am Ende des Tagebuchs erfahren – nie in Erscheinung getreten. Überraschenderweise hat man diese Figur jedoch mit Spielupdate 6.0 (beziehungsweise als Nebenrolle bereits in 5.10) wiederentdeckt und als Missionsgeber auf republikanischer, und Antagonist auf imperialer Seite, ins Spiel gebracht. Er stand damit also erst knapp 8 Jahre nach den nach ihm benannten Beigaben zum Spiel in diesem tatsächlich im Rampenlicht. Gerade deshalb hat mich die erneute Lektüre in Vorbereitung auf die Rezension so begeistert, da man nun die Figur und ihre Ansichten auch tatsächlich so im Spiel trifft und es daher spannend ist ihre früheren „Aufzeichnungen“ nachzuvollziehen.
Keine reine Deskription
Als Archivar kann man von Gnost-Dural zunächst böses ahnen. Wenn so jemand ein Tagebuch schreibt, dann ist das doch sicherlich rein deskriptiv und kein wenig von eigener Meinung gezeichnet. Tatsächlich schildert Gnost-Dural sehr viele Ereignisse aber in den allermeisten Fällen kommt seine eigene Einschätzung zum Tragen. Er ordnet Ereignisse ein, hinterfragt Entscheidungen und äußert Wünsche, die er in späteren Abschnitten als erfüllt oder enttäuscht bewertet. Dabei deckt das Buch alles von seinen Anfängen als Padawan und ersten Missionen, sowie Forschungsinteressen bis hin zu seiner Zeit als Chef-Archivar des Jedi-Tempels auf Tython ab und gibt somit auch Einblicke in seine Entwicklung, die über die reine Kommentierung und Schilderung der Archiveinträge hinausgeht.
„Es stimmt, dass der Senat damals zu lange zögerte, doch wir müssen anerkennen, dass dies der Preis für die Freiheit sein kann, die wir so schätzen“.
Satele Shan S. 27
Zusätzlich kommt auch noch der Fakt hinzu, dass wir hier ein Tagebuch haben, welches nicht unverändert veröffentlicht wurde, sondern von Satele Shan kommentiert und „großzügig gekürzt“ wurde, da Gnost-Dural mithin zu Ausschweifungen neigt. Diese Perspektive, die quasi aus der Jetzt-Zeit zu Beginn der Handlung des Spiels stammt, ordnet die frühen Vermutungen noch besser ein. Das artet aber teilweise darin aus, dass die Leser gar nicht mehr selbst versuchen frühe Erwartungen Gnost-Durals mit dem Wissen aus dem Videospiel zu vergleichen, sondern direkt die notwendige Einordnung erfahren. Wenn man bedenkt, dass dieses Tagebuch jedoch als Einstiegslektüre gilt, kann man darüber hinwegsehen. Nur bei so manchem Aha-Moment danach direkt erklärt zu bekommen, dass es ein Aha-Moment war, hat mich teils gestört.
Das Buch als Artbook
Das Tagebuch enthält jedoch nicht nur Text, sondern auch fast auf jeder Seite Bilder, die das erzählte unterstreichen. Diese haben in meinen Augen einen sehr schönen, zeitlosen Stil und sind beispielsweise nicht 1:1 dem Spiel entnommen. Sie decken sich jedoch ziemlich genau mit den Bildern, die auch in der oben verlinkten Videoreihe zu sehen sind. Von daher muss man das Werk nicht nur deshalb kaufen, um diese Bilder bewundern zu können, zumal manche aufgrund des recht kleinen Formats des Buches nicht wirklich zur Geltung kommen, wie es in einem adäquaten Artbook der Fall wäre. Trotzdem werten die Bilder das Lesevergnügen deutlich auf und auch die Beilagen (Schlachtplan und Aufbau des Jedi-Tempels) sind nette Ideen, wenn auch nicht so spannend, wie sie auf den ersten Blick klingen, da sie recht rudimentär gestaltet sind.
Ein Hingucker
Das Aussehen des Buches an sich ist jedoch ein Gewinn für jede Star Wars-Sammlung. Als Hardcover mit Stoffeinband und imprägniertem Logo des Jedi-Ordens samt goldenem Schriftzug, macht das Werk einiges her. Auch die Qualität des Drucks und vor allem des Papiers sind sehr positiv hervorzuheben. Die Schrift und Bilder wirken klar und kräftig, während das Design der Seiten im Inneren auch den Stil des Spiels widerspiegelt. Das Lesebändchen ist – und das mag albern als positiver Punkt klingen, aber mir eben sehr positiv aufgefallen – auch jetzt noch intakt und nicht ausgefranst, da es eher breit gehalten ist. Einzig die Beilagen hätten wirklich besser (per Taschen in der Innenseite des Buchdeckels zum Beispiel) verstaut werden können, als sie nur zwischen die entsprechenden Seiten zulegen.
Fazit
Das Tagebuch von Meister Gnost-Dural ist als In-Universe Einführung in das Videospiel und dessen Vorgeschichte sicher für jeden Fan des Videospiels einen Blick wert, gerade da entsprechender Meister mit der jüngsten Erweiterungswelle auch im Spiel an sich mehr Relevanz erhalten hat. Seine Ansichten und die Anmerkungen von Satele Shan ergänzen sich meistens perfekt und lassen Vermutungen aus der Vergangenheit nicht unkommentiert stehen. Auch visuell macht das Buch einiges her, auch wenn durch das Format die teils tollen Illustrationen etwas unterzugehen drohen. Das wird jedoch durch das sehr gelungene äußere Erscheinungsbild wieder wettgemacht, wodurch das Tagebuch jede Star Wars-Sammlung aufwertet. Am Ende ist es also kein Must-Have für jeden Spieler oder Fan der Ära, da viel inhaltliches auch durch die Timeline-Videos in Erfahrung gebracht werden kann, wertet eine jede Sammlung aber definitiv auf und gibt spannende Einblicke in die Laufbahn des Jedi-Meisters Gnost-Dural.