Die Rote Herrschaft beginnt und so versorgen uns Charles Soule und Marvel am heutigen Marvel-Mittwoch mal wieder mit einem Doppelpack an Comics. „The Orphans“ lautet der Titel des ersten Teils der erneut fünfteiligen Fortsetzung von War of the Bounty Hunters, während das neue Heft der Hauptreihe auf den Namen „Dangerous Turn“ hört. Wir verraten euch heute, ob der Anbruch eines neuen Kapitels in der Zeit zwischen Episode V und VI für die beiden Reihen gelingt!
Wie üblich bei den Beiträgen zum Marvel-Mittwoch enthalten die Rezensionen und ggf. auch die Leser-Kommentare Spoiler.
Crimson Reign #1 – rezensiert von Lukas
Qi’ra, du und ich… wir werden viel enger zusammenarbeiten… ab sofort.
Maul, Solo: A Star Wars Story
Inhalt
Bevor die Handlung direkt an das Ende vom Krieg der Kopfgeldjäger anschließt, bekommen wir von Autor Charles Soule eine Rahmenhandlung präsentiert, die unheilverkündend „After the fall“ stattfindet und in der zwei nicht benannte Personen – eine davon in der Lage, ein Holocron zu öffnen – in einem solchen eine alte Aufzeichnung der mysteriösen „Archivarin“ finden, die ihnen von dem Untergang von Crimson Dawn, einer Tragödie, berichten will. Diese Tragödie beginnt an Bord der Vermillion mit Qi’ras Ansammlung illustrer Gestalten; den Rittern von Ren, Chanath Cha und den „Orphans“, Deathstick, Ochi von Bestoon, ihrem Gefolge und der Archivarin selbst, die ihren Namen noch nicht verraten will. Qi’ra erklärt, dass die Gemeinschaft das Wissen über das große Geheimnis der Machtverteilung in der Galaxis eine, die Tatsache, dass Imperator Palpatine ein Sith und die einzig freie Person der gesamten Galaxis sei. Ihr Plan sieht nun vor, die Sith zu zerstören, um die Galaxis von ihnen zu befreien. Wie zu erwarten war, kennt sie diese Hintergründe durch ihre am Ende von Solo: A Star Wars Story angedeutete Zeit bei Maul.
Jede Person auf der Vermillion habe fortan eine Rolle in ihrem Plan zu spielen, dessen Ausführung unmittelbar beginnt. Auf mehreren Seiten sehen wir, wie die Syndikate der Galaktischen Unterwelt gegeneinander ausgespielt werden, allen voran die Schwarze Sonne von Qi’ra persönlich. Nebenbei fällt dabei das erste Mal im Kanon der Name des aus Schatten des Imperiums bekannten Prinz Xizor, der damit seinen Einstand im Kanon feiert. Es bleibt abzuwarten, ob er in der Handlung zukünftiger Ausgaben noch auftauchen wird. Kurz darauf greift die Gruppe um Chanath Cha und ihre „Orphans“, also Waisen, eine Einrichtung der Schwarzen Sonne an und lässt keine Zeugen zurück. Dieser Angriff und die Reaktion des Syndikats darauf ist nur der erste von vielen, die gemeinsam mit Manipulation und Infiltratoren innerhalb der Syndikate einen Krieg unter ihnen auslösen, wie wir auf einer schönen Doppelseite präsentiert bekommen. Schließlich geschieht, was Qi’ra so sehr gehofft hatte, der Imperator höchstpersönlich nimmt Notiz vom Krieg der Syndikate und verlangt nach Lord Vader.
Unterdessen wird die erste Aufgabe der Ritter von Ren klar, die laut der erzählenden Archivarin für Qi’ra die einzigen seien, die es mit den Sith aufnehmen könnten. Sie werden nach Mustafar fliegen, in Vaders Festung einsteigen und dort etwas stehlen. Die beiden Attentäter Deathstick und Ochi, der in einem Panel den Dolch aus Episode IX schleift, bereiten sich währenddessen auf ihre Aufträge und Teile des Plans vor. Die Archivarin selbst macht sich auf die Suche nach überlebenden Jedi, die ebenfalls eine Rolle bei der Vernichtung der Sith spielen könnten und landet dabei überraschenderweise bei einer Spur zu Yoda. Die Ausgabe endet damit, dass Qi’ra darüber nachdenkt, dass der Plan wirklich funktionieren könnte….
… was er natürlich nicht wird, da wir den Ausgang durch Episode VI vorgegeben haben, auch wenn der Weg dorthin und die Frage, wie nah Qi’ra ihrem Ziel kommen dürfte, selbstverständlich spannend bleiben. Ich bin mir auch noch nicht sicher, ob ich die Entscheidung, eine Rahmenerzählerin in Form eines Hologrammes der Archivarin zu haben, da der Ausgang bereits benannt wird und irgendwie tragisch zu sein scheint. Mir persönlich nahm das ein wenig die Spannung für Crimson Reign und seine künftige Fortsetzung The Hidden Empire raus. Ansonsten ist es wie schon bei War of the Bounty Hunters schön zu sehen, wie Soule ganz im Geiste Qi’ras seinen erzählerischen Plan weiter in Gang und die Figuren in Position bringt. Dieses Heft verfolgt ein etwas langsameres Erzähltempo und nutzt sich als Exposition, um die vielen Mitstreiter des Plans mehr oder weniger vorzustellen und ihre Motivation glaubhaft zu machen, an diesem Vorhaben teilzunehmen – was Ochi dort zu suchen hat, fragen wir uns auch schon in der Darth Vader-Reihe, aber natürlich wird dies irgendwann in der Zukunft noch aufgelöst. Es freut mich auch sehr, zu sehen, wie viele eigene Kreationen und Anspielungen Soule benutzt, um seine Story in den Kanon und den größeren Kontext einzubetten. Ren, seine Ritter und Vaders Festung fanden bereits in früheren Soule-Comics Verwendung, da erscheint es nur logisch, dass er seine Elemente weiterverwendet und ausbaut. Auch in der heutigen Ausgabe Star Wars glänzt Soule mit dieser Eigenschaft, worüber euch Maximilian unten mehr verraten wird. Alles in allem ist das Heft noch recht unaufgeregt, überraschte aber auch mit Qi’ras Anliegen, das wir bereits aus der Vorschau kannten, und der Kanonisierung von Prinz Xizor.
Zeichnungen
Steven Cummings liefert mit den Zeichnungen seinen ersten Beitrag für Star Wars ab. Wo seine Zeichnungen noch etwas weicher und runder als bei Luke Ross‘ zu War of the Bounty Hunters wirken, sind die Farben vom Kolorierungsstudio Guru-eFX etwas satter und dynamischer gehalten. Da das Heft von seinen Actionszenen, Splashpages und Doppelseiten lebt, kommen diese auch am besten zur Geltung und vermitteln ein gutes Gefühl für Ortswechsel und die im Heft vergehende Zeit. Ich finde es etwas schade, dass hauptsächlich aus den Filmen bekannte Figuren wie Vader, Palpatine und Qi’ra durch Cummings weicheren Zeichenstil etwas cartooniger aussehen, als zum Beispiel die Ritter von Ren oder die Archivarin. Letzten Endes sind mir die Zeichnungen aber nicht negativ oder besonders positiv aufgefallen, abgesehen von den geschickten Panelkompositionen der Doppelseiten. Die Farbgestaltung sagt mir aber deutlich mehr zu, als es noch in der Vorgängerserie der Fall war.
Fazit
Charles Soule liefert mit Crimson Reign einen schönen Einstieg in das nächste Kapitel der Qi’ra-Trilogie ab, der das Potenzial der nächsten Ausgaben andeutet und seine (Konflikt-)Parteien wie Figuren in Position bringt. Der Fokus liegt dabei klar auf Qi’ra und ihren Mitstreitern, komplett vom Hocker gerissen hat mich die ruhige und langsame Ausgabe aber noch nicht.
Weiter geht es in Crimson Reign #2, das voraussichtlich am 2. Februar erscheint. Aber bis dahin erleben wir auch in den anderen Reihen, wie sich die Galaxis unter Crimson Dawns Machenschaften entwickelt.
Star Wars #19 – rezensiert von Maximilian
Whoa. What happened here?
Luke Skwalker
Nach dem Abschluss von War of the Bounty Hunters tritt auch die Star Wars-Hauptreihe ihren nächsten großen Handlungsbogen an. Zufällig handelt es sich hier um die Fortsetzung des Crossover-Events und die laufenden Reihen bleiben weiter eng miteinander verknüpft. So heißt wie selbstverständlich auch die Hauptreihe Crimson Reign. Anders als bei War of the Bounty Hunters fehlt auf dem Cover allerdings ein gemeinsames Logo, was ich erst einmal nicht negativ finde. So kann man wenigstens alles vom Coverart erkennen. Das erste Heft des vierten Handlungsbogens trägt die Nummer 19 und den Titel Dangerous Turn. Autor ist weiterhin Charles Soule, die Zeichnungen stammen von Marco Castiello und die Farben steuert weiterhin Rachelle Rosenberg bei.
Die Rebellenflotte hat es geschafft, drei ihrer Divisionen wiederzuvereinen und damit alle wichtigen Rebellenanführer*innen. Damit wissen wir als Leser: Alle anderen Divisionen sind nur noch Beiwerk und entweder vernichtet, oder früher oder später Storyelemente, die bei Bedarf wieder ausgekramt werden. Luke Skywalker sieht das bei der Versammlung ganz ähnlich und beschließt nach seinem unrühmlichen Abgang auf Jekara, dass er mehr über die Wege der Jedi lernen muss. Dank des guten R2-D2s, der mal wieder als Ex-Machina-Moment herhalten muss, da er das „unscheinbare Nebenelement“ in all den Geschichten ist, gibt es auch direkt eine ganze Liste an Planeten, die Luke abklappern will. Jedha und Tempes schließt er bei der Suche direkt aus, denn beide hat er schon besucht. Dabei stellt er fest, dass Jedha jetzt nur noch ein verrottendes Loch im All ist und Tempes der Ort, an dem Vader ihm eine Falle stellen konnte. Wenn ich es richtig übersetzt habe ist R2s Liste folgende: „Jedha, Tempes, Briuhthome, Al‘doleem, Arashar, Tython, Chesuea, Lothal, Devaron, Ilum“. Von einigen dieser Planten habe ich bisher nichts gehört, warum die betreffenden drei durchgestrichen sind, kann ich nicht sagen.
Station 1 ist jedenfalls Ilum und diese hält eine massive Überraschung für Luke und uns bereit. Das Imperium ist auf dem Planeten, welcher im Prinzip die Heimat der Kyber-Kristalle ist, überaus aktiv und führt massive Grabungen durch. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob sie hier schon absichtlich im Bau ist, oder ob man sie später einfach in den leeren und ausgehöhlten Planeten gebaut hat, ist doch bereits jetzt, wie schon in Jedi: Fallen Order, ganz klar die Struktur der Starkiller Base zu erkennen. Luke stellt aber schnell fest, dass der Ort durch diese Aktivitäten stirbt und verzieht sich schnell wieder. Arashar wird in einem Panel abgehandelt, auf Lothal kommen wir jedoch noch einmal zum Tempel, der von Ezra Bridger in Rebels versiegelt wurde. Logischerweise schafft Luke es nicht, ihn zu öffnen.
Al’doleem, den Luke als nächstes besucht, kennen wir sogar schon. Er kam in der Darth Vader-Reihe von 2017 bereits vor. Tatsächlich wird auf diese Handlung sogar Bezug genommen und Luke trifft einen jungen Mechaniker, der bei den Ereignissen als Kind anwesend war. Nach langem Hin und Her, einer Vision und einer langen Meditation schafft Luke es, sich ein Holocron anzueignen, dessen Ersteller ihm wohlbekannt ist.
1 2 3 4 5 Star Wars #19 (Erik M. Gist Variant Cover) (08.12.2021)
Wie ihr an meinen Ausführungen bereits erkannt habt, hat Soule mit in-Universe Referenzen und Verknüpfungen nicht gegeizt. Dafür wurde ziemlich an der Story gekürzt, die zum einen aus Besuchen auf Planeten besteht, die letztlich ergebnislos sind, und zum anderen aus einer Rückblende, die mehr oder weniger unnötig wäre, wenn man annimmt, dass die Vader-Reihe bekannt ist. Für das Ende, dass Luke ein einzelnes Holocron einsammelt, finde ich das recht… schwach, obwohl ich ein Riesenfan von Verknüpfungen bin. Auf der anderen Seite macht Luke für diesen kurzen Zeitraum einen ziemlichen Fortschritt, was seine Fähigkeiten angeht, was auch bitter nötig war, wenn er denn dann irgendwann auf sein Niveau von Episode VI kommen soll. Generell scheint Kanon-Luke eher ein Weichling zu sein, wenn man ihn mit Legends-Luke vergleicht. Hier kommen wir der Sache aber schon ein wenig näher.
Nur Positives zu vermelden gibt es über die Zeichnungen und Farben. Zwar gibt es keine ganz- oder sogar mehrseitigen Panels, wenn man von der letzten Seite mal absieht, doch wurde hier solide und ganz und gar keine schlechte Arbeit abgelegt. Die Linien sind klar gezogen, Luke wirkt etwas reifer als zuvor. Lediglich die Schattierung des jungen Jedi lässt ab und an an einen Bart erinnern, den er noch nicht hat.
Das nächste Heft erscheint laut Print im Dezember. Dies ist bereits nicht mehr richtig, Star Was #20 wird nach aktuellem Stand am 12.01.2022 erscheinen.
Wir bedanken uns bei Marvel für die digitalen Vorab-Ausgaben, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.