Wieso denn? Ist das nicht das, was Soldaten tun?
Omega
Die zwölfte Folge „Hilferuf“, deren Titel im Original „Rescue on Ryloth“ lautet, setzt die letzte Episode direkt fort und bildet mit dieser einen Zweiteiler, ähnlich wie die Folgen 7-9 eine Art Dreiteiler bildeten. An dieser Stelle möchte ich einmal bedauern, dass sich die Serie insgesamt mehr in der Tradition von Rebels sieht und uns weiterhin häppchenweise die Haupthandlung fortsetzt, während die Folgen aber größtenteils für sich stehen. Solche inhaltlichen Mehrteiler wie der, der nun beendet wurde, bilden die Ausnahme. The Clone Wars hingegen hat sich unter anderem auch dadurch ausgezeichnet, dass sich das Team um Dave Filoni für jede Geschichte so viele Folgen nahm, wie diese brauchte, um erzählt zu werden. Meistens waren es zwei oder drei, ab Staffel 4 größtenteils vier und einmal sogar fünf Folgen, die einen Mehrteiler bildeten. Jedoch wechselte The Clone Wars auch mit seinen Mehrteilern zwischen den Schauplätzen und auftretenden Charakteren, es gab eine Galaxis voller Hauptfiguren, während der Blick in The Bad Batch wie bei Rebels auf jeweils diese eine Schiffscrew fokussiert bleibt.
Diese Crew, unsere Schaden-Charge aus besonderen Klonen, wird nun von Hera kontaktiert, der sie letzte Folge bei ihrem Auftritt (der nicht viel mehr als ein Cameo war, der die Zugehörigkeit der Folge zur Serie sicherstellen wollte) kurz begegnet sind, um ihre Eltern aus der Gefangenschaft des Imperiums zu befreien. Wem das bekannt vorkommt; schon in Folge 10 ging es darum, einen hochrangigen Anführer aus dem Gefängnis in der Hauptstadt eines Planeten, der während des Krieges eine wichtige Rolle gespielt hat, zu befreien und sicher zu eskortieren. Unser Serienantagonist Admiral Rampart ordnet derweil an, mit allen Syndulla-Sympathisanten auf dem Planeten ähnlich zu verfahren und sie zu verhaften. Captain Howzer hat jedoch Bedenken aufgrund dieser Maßnahme und äußert dem Admiral gegenüber auch, dass er als Zeuge nicht glaube, dass das Attentat auf Orn Free Taa auf Geheiß von Cham durchgeführt wurde. Rampart weist in darauf hin, dass er lediglich seine Befehle zu befolgen habe und dass Crosshairs Truppe damit beauftragt wurde, nach Chams flüchtiger Tochter Hera zu suchen.
Nachdem Omega Hunter überzeugen kann, Heras Hilferuf, der der Folge ihren deutschen Namen gab und an das legendäre Hologramm einer gewissen Prinzessin erinnert, Folge zu leisten, kehrt die Havoc Marauder mitsamt ihrer Besatzung nach Ryloth zurück. Dort angekommen treffen sie Hera und Chopper in einer ehemaligen Basis von Cham und beginnen gemeinsam, die Optionen abzuwägen. Hier ist es auch wieder Omega, die die Gruppe dazu bewegt, dem anderen Mädchen zu helfen. An der Hauptstadt Lessu angekommen (die im direkten Vergleich zu The Clone Wars Staffel 1 ein Paradebeispiel für den Animationsfortschritt darstellt), betreiben sie zunächst Aufklärung und stellen während einer weiteren öffentlichen Ansprache Ramparts fest, dass sich zufällig auch ihr alter Teamkollege Crosshair auf dem Planeten befindet. Der wiederum erfährt durch einen Suchdroiden, den Hunter dank seiner geschärften Sinne und Fertigkeiten noch ausschalten darf, von der Anwesenheit seiner alten Einheit. Positiv hervorheben möchte ich die Tatsache, dass Rampart in seiner Rede davon spricht, dass Senator Orn Free Taa überlebt habe und sich auf dem Weg der Besserung befinde. Damit wäre der Kanonbruch mit dem Roman Die Sith-Lords, der 5 Jahre nach den Ereignissen der Serie ebenfalls auf Ryloth spielt und Cham Syndulla und Orn Free Taa auftauchen lässt, abgewendet.
Nach der Aufklärung kommen unsere Helden zu dem Schluss, dass sie hoffnungslos unterlegen seien und nur Hera sicher von dem Planeten runterbringen können. Crosshair berichtet währenddessen Rampart über die Anwesenheit der Deserteure und warnt ihn, dass er sie nicht unterschätzen dürfe. Die Blicke, die sich Crosshair und Howzer sowie anschließend Howzer und Rampart zuwerfen, machen klar, was die Figuren voneinander halten, auch wenn sie auf der selben Seite stehen.
Schließlich findet Hera mithilfe ihrer neuen Freundin eine strategische Lösung und arbeitet einen Plan aus, wie sich die Truppe aufteilen und ihre Eltern befreien kann; ein Teil des Teams greift die imperiale Raffinerie an, damit Truppen aus der Hauptstadt dorthin versetzt werden, während die andere Gruppe in die Hauptstadt eindringen und die Syndullas befreien kann. Dieser Plan, der Erinnerungen an die Schlacht von Naboo weckt, ist der erste Plan einer jungen Hera Syndulla, die einmal die Rebellenzelle auf Lothal führen und zum General der Allianz heranwachsen soll. Wie in der ersten Folge bei Kanan geschehen, wird The Bad Batch also wieder als das Medium benutzt, das die beiden ersten Animationsserien von Lucasfilm Animation und deren Charaktere tiefer verknüpft und den Grundstein für später und uns bereits bekannte Charakterentwicklungen legt.
Heras zweites großes Talent von später, das Fliegen, darf auch noch behandelt werden, als sie und Omega beim Infiltrieren der Raffinerie kurzerhand improvisieren müssen, um Chopper aus der Patsche zu helfen. Dies tun sie, indem sie ein imperiales Schiff kapern und die Turbolaser der Anlage außer Gefecht setzen. Der Plan geht auf und so gelangen Hunter und Echo ohne große Komplikationen zu den gefangenen Twi’lek. Mit Heras Eltern im Schlepptau gelangen sie schließlich zum Ausgang des Komplexes, auf deren anderer Seite jedoch Crosshair, seine Einheit und einige Klontruppen bereits warten. In diesem Moment taucht Captain Howzer auf, den sein Gewissen endgültig überzeugt hat. Er warnt vor der Falle und schlägt vor, dass sie auch mit Senator Taas privatem Schiff fliehen können. Im Anschluss kommt es zu einer der bisher denkwürdigsten Szenen der Serie; Howzer tritt vor die wartenden und auf ihn zielenden Truppen und appelliert an seine Brüder, was das neue Imperium mit Ryloth und seinen Bewohnern anstellt, zu hinterfragen. Ein starker und glaubwürdiger Moment, als einige Klone es ihm gleichtun und ihre Blaster ablegen, andere wiederum nicht. Schließlich werden alle, die sich zu Howzer bekennen, verhaftet und abgeführt, auch wenn ich damit gerechnet hätte, dass Crosshair ihn gleich an Ort und Stelle erschießt.
Zum Abschluss haben wir auf Ord Mantell die typische Verabschiedungsszene zwischen der Schaden-Charge und den Geretteten, wo wir kurz hören, wie Tech Hera beigebracht hat, eine Schiffssignatur zu verschlüsseln. Eine Technik, die später das Markenzeichen von Heras Raumschiff Ghost sein wird… Vor dem Abspann kommt noch eine kurze Epilog-Szene auf imperialer Seite, in der Crosshair bei Admiral Rampart um Erlaubnis bittet, Kloneinheit 99 jagen zu dürfen. Diese Jagd dürfte die kommenden letzten vier Folgen der Staffel bestimmen.
Trotz einiger Vorhersehbarkeiten ist es eine gute und stimmige Folge. Nach der von Hera dominierten und etwas die Serie verlassende letzte Folge, bringt diese sie nun gut in die bisherige Handlung rund um die fünf Klone ein. Die Flugaction mit der Marauder beim Angriff auf die Raffinerie haben wir so bisher noch nicht gesehen, von Chopper kann ich persönlich nie genug bekommen und das Ende der Folge bietet einen wirklichen Gänsehautmoment. Auch hat mich das in den Szenen mit Howzer ab und zu eingestreute musikalische Thema der Klonarmee sehr gefreut. Dass die Serie mit Folgen wie diesen mehr als Bindeglied zwischen The Clone Wars und Rebels fungieren möchte, finde ich zwar einerseits schade, da ich nicht unbedingt mehr Hintergründe zu den Spectres vom Beginn des Imperiums gebraucht und mich über mehr Eigenständigkeit der Handlung gefreut hätte. Andererseits könnte dadurch der große erzählerische Filoni-Bogen am Ende der Serie, wenn man die Animationsserien chronologisch hintereinander schauen würde, runder und strukturierter wirken, als dies bisher der Fall war.
Anfangs war ich von der Serie nicht überzeugt, aber ab dem Auftritt von Rex schafft sie es doch mich richtig mitzunehmen. Ich bin fasziniert wie sie es schafft, sogar mehr noch als TCW oder Rebels die Motive der OT neu zu diskutieren.
Das fängt damit an, dass die filmischen Vorbilder der OT direkt zitiert werden: Cad Bane hätte vom Design und dem Auftreten (Musik!) ja schon immer in einem Sergio Leone Film mitspielen können. Dessen Filme waren ja für Lucas eine große Inspiration. Wo Filoni das in TCW (S03E09, Duell Cad Bane vs. Kenobi und Vos) nur marginal andeutet, wird Leone in Bad Batch Folge 8 direkt zitiert. Es passt einfach alles; Die geniale Musik die mit den Motiven Morricones (E-Gitarre) spielt, das Setting, der Schnitt und die Einstellung, man sieht förmlich Henry Fonda vor einem!
Und es endet damit, dass The Bad Batch das große Thema diskutiert, an dem sich Lucas in der OT abarbeitet : Haben wir Menschen die Wahl zwischen Gut und Böse oder sind unsere Handlung fremd-/vorbestimmt? Hatte Vader diese Wahl? Haben die Klone diese Wahl?
Und wir bekommen mit Howzer und Crosshair als Vertreter schon angedeutet wohin es geht… Das ist Star Wars in Reinform!
Ein Teil von mir sieht es zwar wie du und wünscht sich mehr Eigenständigkeit, aber irgendwie feiert ein anderer Teil von mir solche Verknüpfungen immer sehr begeistert. 🙂 Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie die wichtigsten Akteure mehrerer wichtiger SW Serien derart über den Weg laufen eigentlich sehr gering ist, aber hey, it is Star Wars. 🙂