Marvel-Mittwoch: Darth Vader #4

Gerade mal zwei Wochen nach der letzten Ausgabe und nach Star Wars #5 in der letzten Woche beglückt uns Marvel heute direkt mit der Fortsetzung der neuen Darth Vader-Reihe mit Teil 4 des Handlungsbogens Dark Heart of the Sith. Am Ende der letzten Ausgabe drohte ein Sando-Aqua-Monster auf die Verteidiger Amidalas und Vader herabzustürzen und genau dort setzt auch die heutige Ausgabe an!

Zuvor natürlich wie immer der Hinweis, dass wir im Rahmen des Marvel-Mittwochs Spoiler nicht unterlassen werden, um die kurzen Ausgaben möglichst detailreich zu bewerten und außerdem eine Diskussion in den Kommentaren ermöglichen zu können.

Zum Inhalt

Darth Vader #4 (12.08.2020)
Darth Vader #4 (12.08.2020)

Wie bereits gesagt bricht die Hölle über die Gruppe in Form eines gigantischen Seemonsters herein. Wie zu erwarten sehen wir eine Menge Action, viel Lichtschwertkampf und zumindest kurzzeitig eine – wie von mir in der Bewertung der letzten Ausgabe vermutet – Szene, in welcher Vader ganz wie Jona im Wal verschwindet. Nur, dass Vader den Wal am Ende aufschneidet und umbringt, was trotz all der Brutalität in der Bibel nicht die Lösungsstrategie Jonas war.

Wie Sabé und ihre königintreue Entourage der Situation entkommen, wird uns zwar nicht gezeigt, jedoch nutzen sie den Sender, mit dem das Biest gerufen wurde, um es von ihrem Platz fortzulocken. Das merken auch die Todestruppler und – jetzt haltet euch fest und holt die Inhalatoren raus – greifen das Biest an. Ja, sie benutzen tatsächlich ihre Waffen und retten, zumindest so halb, Vader aus seiner Situation. Der arbeitet nämlich von innen nachdrücklich am Filetieren des Monsters und trägt dazu bei, dass die Chance des Aussterbens dieser Art innerhalb des nächsten Jahrhunderts auf 83 Prozent steigt.

Wie man an diesem Fakt erkennen kann, ist auch weiterhin der klugscheißende Archäologiedroide dabei, der auch in dieser Ausgabe nicht viel mehr zu tun halt, als Vaders wortkrage Interaktionen für den Leser des Werkes in Kontext zu setzen. Etwas mehr Sinnhaftigkeit als den Erklärbär zu geben, hätte ich mir von diesem Charakter schon gewünscht.

Nach all dem Töten geht es nach Theed, um zu töten. Wie daran zu sehen ist, beinhaltet diese Ausgabe sehr viel Action bei sowieso sehr wenigen Seiten. Auf nur 21 Seiten nehmen viele Gefechte und unnützes Wissen seitens ZED-6-7 raren Platz ein und lassen wenig Raum für wirklich spannende Wendungen oder einen allgemeinen Fortschritt in der Story.

Doch trotzdem spart man in dieser Reihe bekanntlich nicht damit, auf Geschehnisse aus Episode I oder Schatten bzw. Bürde der Königin anzuspielen, und so trifft Vader erneut auf Schatten seiner Vergangenheit. Diese kämpfen immer noch in dem Glauben, sich für den Tod Padmés und Anakins zu rächen, und Vader wirkt – erneut unterstützt durch die wundervollen Zeichnungen und Lichtstimmung – einmal mehr den Zweifeln erlegen.

So trifft er neben einem sichtlich gealterten Ric Olié, der ihm einst die Funktionsweise des königlichen Schiffes erklärt hat, auch auf die anderen ehemaligen Zofen von Königin Amidala. Als ersterer in seinem scheinbar letzten Atemzug den Kampf für Padmé und Anakin bekräftigt, sehen wir den angesprochenen Konflikt in Vader, der jedoch deutlich von Trotz gekennzeichnet ist. Er will diese Emotionen nicht an sich heranlassen und versucht sich den Gedanken zu verschließen, was ihm aber – zumindest bei Gruppe Nummer zwei – nicht vollends gelingt.

Am Grab von Padmé warten dann nämlich die angesprochenen ehemaligen Körperdoubles und Freundinnen Padmés auf ihn und wollen ihn daran hindern, das Grab zu betreten. Untermalt wird ihre ursprüngliche Rolle mit einem rot hinterlegten Bild, das sie in ihren ehemaligen Roben vor Padmé zeigt und wohl im Gedächtnis von Vader projiziert wird. ZED-6-7 lässt dann zu allen vier (neben Sabé) noch etwas Wissen verlauten, so etwa Sachés Folter (siehe Bürde der Königin) oder Dormés Rolle als Vertraute auf Coruscant, kurz vor der Abreise nach Naboo in Episode II. Auch hier erinnert sich Vader an Szenen, die ihn neben Padmé an Bord des Transporters stehend zeigen.

Daraufhin gibt Vader ihnen die Möglichkeit zu fliehen und hier sind das Cover und der Comic unmittelbar miteinander verknüpft. Er leidet (siehe die nach unten gerichteten Augen Vaders auf dem Cover, die von Trauer zeugen) unter dem Verlust von Padmé und bringt es nicht übers Herz, ihre Freundinnen zu töten, die ihr noch dazu so unglaublich ähnlich sehen! Sie greifen trotzdem an und nach einem kurzen Kampf bestätigt Vader die von mir vorgebrachte Vermutung noch, als er ZED-6-7, der ihm vorschlägt sie jetzt zu töten, zusammen mit den Zofen wegschleudert und er diesen eben nicht den finalen Schlag versetzt.

Die letzten Seiten sind dann definitiv die stärkste visuelle Arbeit des Comics, denn Vader findet im Grab das Amulett, welches er als kleiner Junge einst für Padmé geschnitzt hat und das nun wie ein Heiliger Gral in seinem und ihrem Gedenken auf ein Kissen hinter Glas gebettet ist. Die Worte „I made this for you“ werden dann in einen neuen Kontext verpackt und man sieht, was Vader anstelle des Amuletts für sie gemacht hat: Das Monster getötet, Ric Olié und sein Gefolge aus treuen Soldaten niedergemetzelt und die Zofen zur Verzweiflung und Tatenlosigkeit verdammt. Als Sabé dann fragt, ob er nun fertig ist, antwortet Vader beim Betreten des Grabes mit einem einfachen „Nein“.

Die Zeichnungen und Aufmachung des Comics

Zu Raffaele Iencos Zeichnungen habe ich schon viele lobende Worte verloren und auch die Kolorationen behalten ihre Qualität bei! Besonders hervorheben möchte ich gerade in dieser actiongeladenen Ausgabe das Lettering von Joe Caramagna, der es schafft, die Handlung trotz vieler Geschehnisse nachvollziehbar zu machen und selbst in eigentlich unübersichtlichen Kampfszenen nicht den roten Faden oder die nächste zu lesende Sprechblase zu verpassen.

Ebenfalls gilt es in meinen Augen heute den Coverzeichner In-Huyk Lee besonders zu loben, da seine Arbeit so viel der Handlung aus Ausgabe 4 in einem Bild zusammenfasst. Die durch den Lichteinfall suggerierten Augen Vaders, die betrübt und fast weinend nach unten blicken und die Illusion, seine Frau noch einmal in Händen halten zu können, die nun aber beginnt sich aufzulösen, sind zwei extrem starke Vorboten und für sich allein schon eine tolle Arbeit, die die Tragik dieser Reihe und das vermeintlich zu findende Herz Vaders gekonnt zur Geltung bringt!

Fazit

Action steht bei Vader immer im Vordergrund und das habe ich ja schon oft als zu aufgezwungen empfunden. Zu dieser Kategorie gehört freilich auch der eher aufschiebende Kampf mit dem Sando-Aqua-Monster, welcher narrativ wenig Mehrwert besitzt. Demgegenüber ist die Konfrontation mit dem Piloten des Schiffes aus Episode I, Ric Olié, und den Zofen Padmés zielführende und sinnvolle Action. Vaders Zerrissenheit ist und bleibt spürbar, was der ganzen Reihe gerade in Bezug auf Padmé etwas Besonderes verleiht. Es macht schlichtweg Spaß, Vader auf dem Weg der Erinnerung an eine Zeit zu begleiten, in welcher er noch ein Kind und für all die Bewohner Naboos ein Held war, und schlussendlich zu sehen, wie er mit diesen Projektionen umgeht oder an ihnen zerbricht…

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Schreibe einen Kommentar