Rezension: Der Aufstieg Skywalkers – Jugendroman zum Film von Michael Kogge

Ich werfe einen letzten Blick, Sir. Auf meine Freunde.

C-3PO

In unserem immerwährenden Bestreben, unsere Rezensionen möglichst interessant zu gestalten, denken wir uns immer wieder Neues für euch aus. Unsere neueste Idee verwirklichen wir mit der heutigen Rezension von Der Aufstieg Skywalkers, dem Jugendroman zum Film, welcher von Michael Kogge geschrieben wurde und in Andreas Kasprzaks Übersetzung im Mai bei Panini erschien. Was das Besondere ist? Ich habe bis heute den Film selber nicht gesehen und werde den Roman daher als eigenständigen Jugendroman bewerten anstatt als Filmroman. Wer eine Kritik lesen möchte, bei welcher der Rezensent den Film bereits kennt, dem sei Florians Rezension der englischen Ausgabe wärmstens empfohlen.

Direkt auf den ersten 20 bis 30 Seiten werden zwei Sachen klar: Die Storyline ist hektisch und Kogge versucht, auf der einen Seite möglichst viel von ihr auf den ihm zur Verfügung stehenden Seiten unterzubringen und sie gleichzeitig ein wenig zu entschleunigen, indem er Referenzen auf andere Werke des Kanons unterbringt. Ein Beispiel ist hier die frühe Auflistung von Sith und Sith-Planeten, bei denen unter anderen Naga Sadow aus den Legends genannt wird und auch Moraband unter seiner alten Bezeichnung Korriban fällt, was allerdings dank Myths & Fables bereits als ursprünglicher Name des Planeten im Kanon etabliert worden war. Auch in der illustrierten Enzyklopädie zum Film scheint das so erwähnt zu werden; im ersten Moment war ich allerdings trotzdem überrascht.

Von Kogge bin ich inzwischen einen sehr guten Stil gewohnt, den er auch dieses Mal beibehalten hat. Er versucht mit der Geschichte, die ihm gegeben wurde, nach bestem Wissen und Gewissen umzugehen, indem er Spannungen ausbaut und Emotionen tieferen Ausdruck verleiht. An vielen Stellen im Roman habe ich mir gedacht, dass er wirklich gute Arbeit geleistet hat, was das World-Building betrifft; man konnte sich auch ohne den Film gesehen zu haben alles wunderbar vorstellen. Auch seine Referenzen sind wie gesagt erste Sahne und ich kann nur sagen, dass ich mir eigentlich auch mal eine Geschichte wünsche, die Kogge selber schreibt.

Die Handlung hingegen ist einfach nur grauenvoll. Ich hatte mehrfach Flashbacks zu den schlechtesten Geschichten, die ich in den Star Wars Legends lesen musste. Dazu gehören unglaublich früh die Comicreihe Das dunkle Imperium und die Jedi Prince-Buchreihe. Die beiden wurden dann gemischt mit beliebten Kampfszenen aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Die Rache der Sith, mit ein bisschen „Deus ex machina“ und der generellen Ignoranz bestehender Kanon-Medien, was beispielsweise den Verbleib der Tantive IV angeht (From A Certain Point of View), oder die komplette Hintergrundgeschichte von Poe Dameron (Vor dem Erwachen, die Poe-Comics…). Ich bin mir vollkommen darüber im Klaren, dass Die letzten Jedi die ursprüngliche Geschichte, welche in Das Erwachen der Macht begonnen wurde, komplett ignoriert hat, aber warum fängt der dritte Film dieser Trilogie denn schon wieder eine neue an? Der Aufstieg Sykwalkers liest sich als hätte jemand versucht, den Inhalt einer kompletten Trilogie in ein Buch – oder einen Film – zu packen. Alles ist hektisch, überladen und fühlt sich einfach undurchdacht an.

Das fängt bei den Hauptcharakteren an. Rey läuft völlig unmotiviert durch die Handlung und wird da eingesetzt, wo der Plot sie gerade braucht, handelt ohne jegliches eigenes Interesse und ist trotzdem die Heldin der Geschichte, während Finn bis zum Finale komplett unsichtbar ist und Poe nach seinem großen Auftritt im letzten Teil wieder zu einem flachen Grobian herabgestuft wird.

Dass Leia umkommt ist klar. Sowohl vom Storytelling her – erst Han, dann Luke, dann Leia – als auch von der Tatsache her, dass Carrie Fisher ja leider bereits vor Beginn der Dreharbeiten verstorben war. Aber warum mehrfach Charaktere erst scheinbar umgebracht, um später wieder zurück geholt zu werden, entzieht sich jeglichem Verständnis. Das Problem dabei ist nicht nur die Abstumpfung des Lesers/Zuschauers, sondern auch, dass es unglaublich schlecht umgesetzt ist. In Chewbaccas Fall musste man darauf vertrauen, dass Dinge, die von Charakteren gesagt wurden, auch der Wahrheit entsprechen (macht man spätestens seit Die letzten Jedi nicht mehr), in 3POs Fall wusste man, dass es eine Auflösung gibt, weil es einen Comic im Kanon gibt, in dem er ebenfalls sein Gedächtnis verliert. Kylo Ren konnte ich noch nie leiden und war daher froh, als er das dritte Mal dann auch endlich tot blieb. Charaktere wie Lando, Wedge und diverse neue, vergessbare Charaktere tragen fast nichts zur Handlung bei und fördern nur die Überladung der geringen Seitenzahl.

Sheev Palpatines Rückkehr wirkt ebenfalls wie ein billiger Trick, um Kylo Ren am Ende rehabilitieren zu können, wobei sein Abgang wiederum aus Episode III geklaut wurde.

Meine Zusammenfassung: Der Aufstieg Skywalkers ist, obwohl Michael Kogge sein Bestes gegeben hat, keine gute Story geworden. Es ist ein Flickenwerk aus bestehenden Werken, die irgendwie zusammengepappt wurden, um eine halbwegs funktionierende Geschichte zu erschaffen, die aus meiner Sicht weder Hand noch Fuß hat.

Und bevor ich jetzt mein eines Holocron vergebe, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass Kogge nichts dafür kann. Die Story, die er zu adaptieren hatte, ist einfach eine, die man so schnell wie möglich wieder vergessen sollte.

Daher vergebe ich eines von fünf Holocrons.

Bewertung: 1 von 5 Holocrons
Bewertung: 1 von 5 Holocrons

Wir danken Panini natürlich trotzdem für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

3 Kommentare

  1. Wow. Ein Jedi-Bibliothek Mitarbeiter, der den Film noch nicht gesehe hat 🙂 Sachen gibts. Aber geile Idee.

    Mich würde mal interessieren, was du nun von dem Film hälst. Ich denke einige deiner Kritikpunkte relativieren sich im visuellem Medium.

    1. Naja, jeder Storykritikpunkt bleibt bestehen…. TROS hat zwar nette Bilder, aber die Dialoge sind im Film noch schlechter und verhältnismäßig konnte die Story im Buch noch durchatmen und im Buch wurden sogar Dinge erklärt. Ich denke, wenn das Buch nicht gut ankommt, wird der Film das erst recht nicht richten können…..

    2. An den Dialogen und der Schauspielkunst sehe ich in den neuen Filmen überhaupt kein Problem, wo ich an Ep9 aber leider wirklich Schwächen sehe, ist die Storyline…

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