Seit diesem Monat ist er draußen: der heiß erwartete zweite Teil in Alexander Freeds Piloten-Trilogie: Star Wars: Shadow Fall. Unsere Redaktion schwärmt bereits von Freeds neuem Machwerk, was ihr euch in Ines‘ Rezension genauer anschauen könnt. StarWars.com hingegen liefert uns ein aufschlussreiches Interview mit dem Autor höchstpersönlich, das wir für euch in seiner Gänze übersetzt haben:
StarWars.com: Wie viel Zeit ist zwischen dem Ende von Alphabet Squadron und dem Anfang von Shadow Fall vergangen?
Alexander Freed: Wir befinden uns zu Beginn etwa einen Monat oder zwei nach Alphabet Squadron, also ungefähr ein halbes Jahr nach der Schlacht von Endor. Genug Zeit für die Piloten, um sich in eine Routine eingefunden zu haben, aber nicht genug, um ernsthafte Konflikte eskalieren zu lassen.
StarWars.com: Viele Figuren in Shadow Fall machen sich Gedanken um die Vergangenheit (und diese Vergangenheit holt sie auch ein) – allen voran Yrica Quell und ihr ehemaliger Mentor Soran Keize. Warum hast du als Autor Gefallen an der Idee einer Figur gefunden, die in zwei verschiedene Richtungen gezogen wird?
Alexander Freed: Ich stelle mir das Jahr nach Endor als eine Periode des Übergangs vor – der Krieg geht immer noch weiter, aber Frieden ist in Reichweite und jeder versucht herauszufinden, was das für ihn oder sie bedeutet. In diesem zentralen Moment der Veränderung werden viele Figuren mit ihrer wahren und unveränderlichen Vergangenheit konfrontiert und damit, wie diese im Widerspruch zu ihren Hoffnungen für eine bald kommende Zukunft stehen könnte. Auf eine gewisse Art ist das das Herzstück der Trilogie.
Man kann natürlich eine überzeugende Geschichte schreiben, indem man sagt: „Das Publikum weiß, wer diese Figur ist. Die Frage ist: Wie übersteht sie unbeschadet eine Situation oder wie beeinflusst sie die Welt um sich herum?“ Aber in Shadow Fall geht es hauptsächlich um Figuren, die selbst noch nicht vollständig entschieden haben, wer sie sind – und hoffentlich fühlen die Leserinnen und Leser diese Spannung und möchten, dass die Figuren sie auf die eine oder andere Art auflösen. Wer wird Quell werden? Was von Devon bleibt in Soran bestehen?
StarWars.com: Ich mochte die Beziehung zwischen Hera Syndulla und Quell in Shadow Fall. Sie respektieren einander, sind aber nicht besten Freundinnen. Wie würdest du ihre Beziehung in diesem Buch beschreiben?
Alexander Freed: Hera will Quell eine Mentorin sein, ist aber nun mal General – sie hat keine Zeit, sich so viel an der praktischen Arbeit zu beteiligen wie in der Vergangenheit, und muss sich mit den Gelegenheiten begnügen, die sie bekommt. Quell sehnt sich unterdessen nach einer Mentorin, ist aber nicht dazu bereit, Hera ihre Geheimnisse anzuvertrauen – obwohl sie erkennt, dass Hera die Art von Person ist, die sie auch werden möchte.
StarWars.com: In einem Großteil von Alphabet Squadron ging es darum, wie die Piloten des Alphabet Squadrons als Team zusammenwachsen, während das Team in Shadow Fall einen Großteil der Zeit voneinander getrennt verbringt. Warum hast du dich dazu entschieden, so viel Zeit damit zu verbringen, dich auf die individuellen Reisen der Mitglieder des Alphabet Squadron zu konzentrieren?
Alexander Freed: Quell hat das Team zusammengebracht und Quell sorgt am Ende auch dafür, dass es wieder auseinander fällt. Sie war für Alphabet als Einheit wesentlich, aber die Verbindung des Teams baute auf einer Lüge auf und das ergab einen Nachhall durch das ganze Team. Außerdem ist es eine Star Wars-Tradition, die Gruppe im zweiten Teil einer Trilogie aufzuteilen.
StarWars.com: Warum hast du im Gegenzug Wyl und Nath so viel Zeit miteinander verbringen lassen?
Alexander Freed: Ich fand, Wyl und Nath waren eine der interessanteren Kombinationen von Charakteren zu schreiben, und ich wollte für Shadow Fall tiefer in ihre Beziehung eindringen. Ihr gemeinsamer Handlungsbogen ist ein wichtiger für die Geschichte – und es kommt noch viel mehr Wyl-Nath Inhalt in Buch drei.
StarWars.com: Ich liebe, wie Chass sich mit Jyn Erso vergleicht, als sie in Shadow Fall nach Bedeutung sucht. Denkst du, deine Erfahrung beim Schreiben der Romanfassung von Rogue One: A Star Wars Story hat deine Entscheidung, Jyn hier zu erwähnen, beeinflusst?
Alexander Freed: Mit Sicherheit! Die Rogue One-Romanfassung zu schreiben, bedeutete, eine ganze Weile mit diesem Film zu leben. Er nimmt auf eine Weise Platz in meinem Kopf ein, wie andere Filme es nicht tun, egal, wie oft ich sie gesehen habe. Also sehe ich schneller Möglichkeiten, eine Verbindung zu Rogue One herzustellen, als zu, sagen wir, Solo: A Star Wars Story oder Star Wars: Die Rache der Sith. Was nicht bedeutet, dass ich diese Möglichkeiten nicht ergreife, wenn sie sich ergeben …
StarWars.com: Es gibt eine Menge interessanter Momente mit Kairos in Shadow Fall. Ich frage mich, ob Kairos von einem früheren Star Wars-Charakter aus einer anderen Geschichte inspiriert wurde oder was dich dazu brachte, einen Charakter einzubauen, der anderen so ein Mysterium ist.
Alexander Freed: Kairos entstand zum Teil aus Notwendigkeit – I brauchte eine fünf-Personen Squadron, um die verschiedenen Schiffstypen zu füllen, aber ich wusste, es würde Mühen kosten, in Buch eins fünf verschiedenen Charakteren genügend Seiten zu widmen. Anstatt dies als strukturelle Schwäche zu akzeptieren entschied ich mich, es zu meinem Vorteil zu nutzen und einen Charakter zu erschaffen, der wegen – nicht trotz – mangelnder Perspektivszenen interessanter werden würde. Sie ist eine meiner Favoriten geworden!
StarWars.com: Für welche Charaktere dieser Trilogie schreibst du am liebsten Dialog?
Alexander Freed: Wenn es um Dialog geht, gewinnt wahrscheinlich Nath Tensent – er ist (für meinen Geschmack) der Lustigste des Teams und es ist amüsant, seine doppelzüngige Seite zum Vorschein zu bringen. Ito, der Folter/Therapie-Droide steht auch ziemlich hoch auf der Liste. Ito besitzt eine Mischung aus Gerissenheit und Aufrichtigkeit, die reizvoll zu schreiben ist, besonders wenn ich mir vorstelle, dass der Dialog aus einer schwarzen Kugel des Todes kommt.
StarWars.com: In Shadow Fall wird eine neue Gruppe eingeführt, die ein Charakter als Kult bezeichnet. Werden wir im nächsten Buch wieder von ihr hören?
Alexander Freed: Lasst uns einfach festhalten, dass der Kult einen großen Einfluss auf einen unserer Hauptcharaktere gehabt hat und dass dieser Einfluss auf eine bedeutende Weise weiterhin zu spüren sein wird. Alles andere wäre zu viel verraten!
StarWars.com: Wie gehst du an das Schreiben von Kampfsequenzen heran? Skizzierst du die wichtigsten Punkte bevor du anfängst zu schreiben oder zeichnest du irgendetwas, um zu visualisieren, was du beschreibst?
Alexander Freed: Es kommt darauf an, wie ausführlich die Sequenz sein muss. Für ein großes Action-Set wie die Pandem Nai-Sequenz aus Buch eins oder Shadow Wings Angriff auf Cerberon schlüssele ich alles detailreich auf, während ich das Buch entwerfe – ich möchte sicherstellen, dass jeder Schlag in den Charakteren widerhallt, das Tempo herausarbeiten und wissen, dass jeder dort ist, wo er sein muss. Bei kleineren Kämpfen kümmere ich mich um die Einzelheiten, wenn es soweit ist. Bei diesen geht es meist weniger darum, viele Teile in Harmonie auszurichten und mehr darum, tiefe Körperlichkeit hervorzurufen – den Schmerz und die Euphorie und Angst der beteiligten Charaktere zu spüren.
StarWars.com: Mit Shadow Wing hat das Alphabet Squadron noch mehr als eine Rechnung offen; dabei versuchen beide Gruppierungen sich gegenseitig zu vernichten, ohne aber anderen Welten schaden zu wollen. Glaubst du, die Figuren in Shadow Fall werden stärker durch ihre Zugehörigkeit zur Rebellion und dem Imperium angetrieben, ihrem individuellen Sinn für richtig und falsch oder doch eher von persönlichen Rachegelüsten?
Alexander Freed: Im Zeitraum von Shadow Fall liegt die neue Republik klar vorn was den Krieg angeht. Und das ist super! Sollte das Imperium auf kurz oder lang allerdings untergehen, wirft das vollkommen neues Licht auf die Frage, warum ein Pilot eigentlich kämpft. Was versuchen sie zu erreichen? Wie kämpfen sie – welche Strategien bevorzugen sie – wenn der Sieg zum Greifen nah scheint? Welche Rachemotive könnten aufkommen, die gefährden, was so hart erkämpft wurde?
StarWars.com: Ich frage mich, ob du vor dem Schreiben von Alphabet Squadron bereits wusstest, was in allen drei Büchern passieren soll und wie die Trilogie enden würde.
Alexander Freed: Ich habe die drei Bücher nicht im kleinsten Detail geplant, wusste allerdings recht genau, wie der größere Handlungsbogen aussehen sollte. Ich wusste beispilesweise schon, auf was für eine emotionale Reise sich Quell in Buch zwei begeben würde; dass sie an einem Punkt vom Team getrennt sein würde, aber nicht, wie genau das Ganze ausgehen würde: Die Beschaffenheit des Cerberon-Systems, die Kämpfe und so weiter. Mein erster Entwurf enthielt deutlich mehr Details über Buch drei, da ich ja wissen musste, wie die Geschichte schlussendlich ausgehen würde!
Shadow Fall ist seit dem 25. Juni im Handel erhältlich. Das Buch kann beispielsweise auf Amazon geordert werden. Für die Unschlüssigen gibt es auch eine Leseprobe. Vielleicht habt ihr das Buch aber schon eifrig verschlungen? Lasst und in den Kommentaren gern wissen, wie euch der Roman gefallen hat!
An dieser Meldung haben Ines und Patricia gearbeitet.