Noch zwei Tage bis zum offiziellen Start von Disney+ in Deutschland! Doch zum Zwecke des Marketings erschien bereits heute die erste Folge der Live-Action-Serie bei ProSieben! Grund genug, uns endlich auch der Serie im Rahmen einer Rezensionsreihe zu widmen, die jeweils parallel zu den Veröffentlichungen der Folgen erscheinen soll. Denn auch wenn die erste Staffel der Live-Action-Serie in den USA bereits lange erschienen ist, werden auch wir mit einer getakteten Veröffentlichung leben müssen.
In dieser Rezensionsreihe zur ersten Live-Action-Serie im Star Wars-Universum wollen wir versuchen, eine etwas andere Vorgehensweise bei den Rezensionen zu pflegen, die sich schon mehr an unseren Filmrezensionen orientiert als an unseren bisherigen Rezensionen anderer TV-Serien. Aus diesem Grund erscheinen unsere Bewertungen auch als eine Zusammenarbeit zweier Autoren, die jedoch nicht jeder für sich, sondern zusammen eine Rezension verfassen werden. Damit wollen wir schon im Prozess der Erstellung der Rezension einen breiteren Blick auf die Serie werfen und so viele Aspekte wie möglich beachten. Um dabei auch die nötige Expertise mit an Bord zu wissen, wird neben Tobias aus dem Team der Jedi-Bibliothek auch Janina von der Jedipedia.net an diesen Rezensionen mitwirken.
Zuletzt sei noch gesagt, dass diese Rezensionen Spoiler enthalten werden, die sich jedoch nur auf die aktuell rezensierte oder vorher rezensierte Folgen beschränken werden. Das bedeutet, dass, selbst wenn wir in Deutschland schon einige Details aus der kompletten Serie erfahren haben, diese Rezensionen für alle, die die aktuelle Folge gesehen haben, gefahrlos lesbar sein werden. Dieser Umstand sollte nach Möglichkeit auch in den Kommentaren beherzigt werden, da wir all jene, die es bisher geschafft haben, Spoilern zu entgehen, nicht kurz vorm „Ziel“ einen Strich durch die Rechnung machen wollen.
Veröffentlichung DE | Veröffentlichung USA | Regie | Autor |
22. März 2020 | 12. November 2019 | Dave Filoni | Jon Favreau |
Nachdem der Mandalorianer von einer Serie erfolgreicher Kopfgeldjagden zurückkehrt, erhält er ein vielversprechendes Angebot aus den Reihen ehemaliger Imperialer. Die in Aussicht gestellte Belohnung lässt ihn den kryptischen Auftrag akzeptieren, woraufhin er mit der Hilfe des Ugnauth Kuiil und dem Droiden IG-11 das wertvolle Kopfgeld-Ziel findet.
Zum Inhalt
Die Serie wirft uns direkt ins Geschehen und in das anscheinend alltägliche Handwerk des Mandalorianers (gespielt von Pedro Pascal). Was zunächst mit einem Piepen im Vorspann beginnt, entpuppt sich schnell als Peilgerät, um das vorerst letzte noch offene Kopfgeldziel zu finden. Die ersten zehn Minuten setzen dabei zum einen den Ton der Serie, die sich extrem nah an klassischen Western bewegt und dabei bekannte Motive mit dem nötigen Quäntchen Star Wars vermischt. So ist die Saloon-Tür in diesem Fall eben eine kreisrunde Metalltür, die in der unausweichlichen Schlägerei – wie sie auch in Western üblich ist – dann als Guillotine zweckentfremdet werden kann. Die ersten zehn Minuten setzen aber nicht nur den Ton, sondern liefern auch eine authentische Exposition, denn das Kopfgeld-Ziel ist ein sehr gesprächiger Zeitgenosse, weswegen er nicht nur die halbe Kultur der Mandalorianer vom Hörensagen nacherzählt, sondern auch lokale Gefahren und Schiffstypen perfekt einzuschätzen weiß, bis er dann durch den eher wortkargen Hauptcharakter zum Schweigen gebracht wird.
Der eigentliche Hauptplot beginnt nämlich erst auf Nevarro, wo sich der Mandalorianer einen besonderen Auftrag sichert, der ihn jedoch in die Arme der freikorpsähnlichen Reste der Imperialen treibt. Die Darstellung von Nevarro als verdreckter, kleiner Hafen im Stil von Nassau hat uns gut gefallen und an allen Ecken und Enden strotzt es nur so vor Easter Eggs, die wir weiter unten noch einmal genauer beleuchten werden. Auf Nevarro erfahren wir jedoch auch mehr über die eher kleine Auftragslage der Kopfgeldjägergilde und die geheime Enklave der Mandalorianer im Untergrund der Stadt. Doch beginnen wir zunächst bei den Imperialen. Unter der Leitung des „Auftraggebers“ – der bisher noch keinen Namen erhalten hat und wohl auch nie einen bekommen wird – gespielt von Werner Herzog, erhält der Mandalorianer auf Anraten seines Vorgesetzten Greef Karga (gespielt von Carl Weathers) den Auftrag, ein geheimnisvolles Ziel zu finden, zu dem es nur das Alter und den letzten Aufenthaltsort zu teilen gibt. Hier stellt sich uns die Frage, wie genau der ID-Code funktioniert und ob alle Wesen in der Galaxis einen solchen haben und wie man diesen sicherstellt oder herausfinden kann. Hätte jede Person in der Galaxis einen solchen – was wohl zuzutreffen scheint, da normale Kopfgeldziele alle so verfolgt werden – würde es doch nie Vermisste oder erfolgreiche Entführungen geben. Da der ID-Code hier aber vor allem dazu dient, dem Zuschauer nicht die Überraschung am Ende der Folge vorwegzunehmen, kann man diese Idee in diesem Fall mit etwas Wohlwollen einfach unter kreativer Freiheit verbuchen.
Nachdem er erfährt, dass das Ziel lebend präferiert wird, und als Anzahlung einen Block Beskar erhält, mit dem Versprechen viel mehr nach Erfüllung des Auftrages zu erhalten, begibt sich der Mandalorianer in die geheime Enklave seines Volkes, um aus dem gerade erlangten Beskar eine Schulterplatte fertigen zu lassen. Dabei erfahren wir von der „Großen Säuberung“, die irgendwann nach Star Wars Rebels und vor dieser Serie stattgefunden haben muss, und von der Herkunft des Mandalorianers, die bestätigt, dass er ein Findelkind ist. Welche Bedeutung das für ihn und für die Kultur der Mandalorianer hat, ist allerdings in dieser Folge noch nicht ersichtlich. Insgesamt schafft es The Mandalorian hier subtil, ein großes Stück Exposition zu liefern, ohne dabei den Zuschauer zu langweilen.
Die folgende Kopfgeldjagd auf Arvala-7 läuft relativ klassisch ab, da der Mandalorianer dabei seinen ersten Verbündeten trifft und sich am Ziel, ganz nach dem Vorbild eines Westerns, den Weg freischießen muss. Aber auch hier gelingt es Dave Filoni und Jon Favreau, der Folge ihren ganz eigenen Charakter zu verleihen. Das fängt schon bei dem Ugnaught Kuiil (gespielt von Nick Nolte) an, der eben kein menschenähnlicher Charakter ist. Mit seinem “Ich habe gesprochen” dürfte der Ugnaught übrigens auch schon für eines der ersten Memes der Serie gesorgt haben.
Am Zielort angekommen, haben wir es theoretisch nur mit einer Reihe von Statisten-Niktos zu tun, die – aus welchen Gründen auch immer – das Kopfgeldziel verteidigen. Aber da gibt es ja noch den Auftritt von IG-11, dem Attentäterdroiden, der ja schon im Trailer für die Serie auftauchte. IG-11s Auftreten ist auf der einen Seite für Fans natürlich ein Augenschmaus, die seinerzeit den berüchtigten IG-88 in diversen Comics und Romanen erlebt haben. Auf der anderen Seite kopiert man hier zum Glück nicht einfach den Charakter IG-88s, sondern gibt IG-11 ein ganz eigenes Flair. So ist IG-11 nämlich ein absoluter Pedant, wenn es um die Regeln der Kopfgeldjägergilde geht, und begrüßt die Niktos im Lager erstmal mit der Forderung, das Ziel nach “Unterabsatz 16 der Verzichtsklausel der Kopfgeldjägergilde” herauszugeben. Auch im folgenden Feuergefecht, in dem der Mandalorianer mit IG-11 zusammenarbeitet, zeigt sich dieser – für uns Zuschauer – doch amüsante Aspekt des Droiden: Immer wenn die Lage zu aussichtslos erscheint, will IG-11 seine Selbstzerstörung auslösen, was der Mandalorianer zusehends genervter ablehnt.
Das Finale der Folge übertrumpft sich schon selbst, da wir Zuschauer von Schock zu Schock stolpern. Ein Baby Yoda – ja, wir wissen, er heißt nicht Yoda und ist nach jetzigem Stand auch nicht verwandt oder verschwägert mit diesem – ist wohl eine der gewagtesten Entscheidungen der letzten Jahre gewesen. Nach Yoda und Yaddle ist er übrigens erst das dritte Wesen seiner Art im gesamten Star Wars-Universum. Als ob das nicht schon Überraschung genug gewesen wäre, verlieren wir hier auch sofort IG-11 als potenziellen Nebencharakter. Einerseits war das tatsächlich überraschend für uns, da man angesichts des Trailers irgendwie erwartete, dass der Droide doch wichtiger werden könnte. Andererseits ist es erfrischend, dass sich Favreau und Filoni nicht aus reinem Fanservice an einen Charakter geklammert haben. Insofern macht IG-11s “Tod” hier auch tatsächlich Sinn.
Anmerkungen
Insgesamt erhalten wir mit dieser knapp 35 Minuten langen Folge eine einzige, gute Exposition einer hoffentlich sehr guten Staffel! Fast alle für die weitere Handlung wichtigen Figuren wurden in der einen oder anderen Weise eingeführt und am Ende auch der zweite Hauptcharakter der Serie offenbart. Wir erfahren Grundlegendes über die Herkunft des Mandalorianers, was ihn vom „Cooler Typ in cooler Rüstung“-Image direkt etwas abhebt. Wir erhalten Einblicke in die Reste der Imperialen und der Mandalorianer. Wir erfahren etwas über die Kopfgeldjägergilde und nicht zuletzt auch über den aktuellen Status der Galaxis neun Jahre NSY. Denn auch wenn die Serie dieses genaue Datum nie erwähnt, so wird auch dieser Umstand sehr schön durch die Anmerkung der Wertlosigkeit imperialer Credits oder dem Aussehen der Sturmtruppen deutlich. Generell gelingt es Favreau und Filoni auch, klassische Motive und Ideen – wie in erster Linie den klassischen Western – aufzugreifen, diese aber neu aufzuarbeiten und nicht einfach zu kopieren.
Alles in allem zeichnet sich die Folge auch durch einen sehr fein pointierten Humor aus, der sich vonseiten des Mandalorianers durch seine wortkargen aber präzisen Anweisungen ausdrückt („Ich kann dich warm oder kalt ausliefern“) und durch die anderen Figuren vor allem im Wechselspiel mit dem Mandalorianer erfolgt. So muss er während einer ohnehin schon gefährlichen Schießerei noch ständig dafür sorgen, dass sich sein Verbündeter nicht selbst in die Luft jagt, oder auch entscheiden, ob er die Hilfe eines Ugnaughts in Anspruch nehmen will, der eine lange Liste an unterstützten Leichen vorweisen kann. Auch der unausgesprochene Humor, wie etwa die Türöffner-Lösung am Ende der Folge, hat uns sehr gut gefallen.
Was ebenfalls in der ersten Folge etabliert wird – und sich ob der häufigen Erwähnung wohl auch noch länger durchziehen wird – ist die Ablehnung von Droiden vonseiten des Mandalorianers. So verzichtet er auf die moderne Gleiterlösung, die durch einen Droiden gesteuert wird, oder reagiert genervt darauf, dass IG-11 fast seinen Plan durchkreuzt. Dies kann seinen Ursprung in den Klonkriegen haben, in die wir in der Rückblende bereits einen kurzen Blick werfen konnten.
Design und VFX
In der ersten Folge erhalten wir auch direkt einen detaillierten Blick auf das Raumschiff des Titelhelden, die Razor Crest. Dieses – an ein Kanonenboot aus den Klonkriegen erinnernde – Schiff, wirkt nicht nur gut durchdacht und passend zum Status des Mandalorianers, sondern auch in gewisser Weise authentisch. Wenn man sich ansieht, wie viele Konzeptzeichnungen es für gewöhnlich gibt, bis sich im Star Wars-Universum auf ein Design festgelegt wird (u.a. der U-Wing im Artbook zu Rogue One oder die Stinger Mantis im Artbook zu Jedi: Fallen Order), ist es immer wieder erstaunlich, dass all diese Schiffe am Ende eine gewisse Authentizität besitzen, die auch in diesem Fall gegeben ist. Gerade wegen der Anlehnung an die Kanonenboote der Galaktischen Republik und dem Hinweis, dass es sich um ein prä-imperiales Schiff handelt (danke auch hier an den gesprächigen Mythrol), wirkt es wie ein Produkt einer anderen Zeit und passt aufgrund seines auch äußerlichen Alters gut in die eher schmutzige und ruchlose Umgebung des Mandalorianers, die so gar nichts mehr mit den einst schillernden Farben der Prequels gemein hat. Darüber hinaus setzt es sich angenehm von bisherigen Designs rund um die berühmten Kopfgeldjäger ab und versucht beispielsweise nicht, eine weitere Adaption der Slave 1 darzustellen. Die bisher gezeigten Planeten wirken zunächst alle stimmig und abwechslungsreich, wobei wir auf die wichtigeren in den kommenden Folgen noch genauer eingehen werden.
Cameos und Easter Eggs
Direkt zu Beginn treten mit Brian Posehn (dem Piloten des Speeders) und Horatio Sanz (dem Kopfgeldziel zu Beginn) zwei berühmte Schauspieler und Komiker auf. Auch die aus Supernatural bekannte Emily Swallow spielt in dieser Folge die Rüstungsschmiedin der Mandalorianer. Doch neben Cameo-Auftritten strotzt die erste Folge auch nur so vor Anspielungen und Easter Eggs. So erzählt der Mythrol vom Lebensfest, einem weihnachtsähnlichen Event, das erstmals beim berühmt-berüchtigten Holiday Special Erwähnung fand und seither wohl nur noch positiv im Kontext von SWTOR gebraucht wird. Darüber hinaus gibt es brutale Grillszenen, in denen die Kowakianischen Echsenaffen am Spieß angeboten werden, nachdem sie alle nach Jabbas Tod arbeitslos wurden, und auch die Blurrgs von Ryloth sowie die berühmten GONK-Droiden dürfen nicht fehlen. Auch alte Legenden wie der Mythosaurier werden angesprochen und damit zumindest ins Sagenreich des Kanons integriert und einäugige Sicherheitssysteme erhalten eine neue Festanstellung. Im Hintergrund sieht man auf Nevarro dann auch noch einen Landwirtschaftsdroiden aus frühen Konzepten für Rogue One und Doktor Pershings Anzug trägt Insignien der Kaminoaner, was ihn als Wissenschaftler dieses Planeten oder möglicherweise sogar selbst als Klon ausweist.
Fazit
Die Serie startet mit dieser langen und gelungenen Exposition vielversprechend in ihre erste Staffel und legt einen soliden Grundstein für die kommenden sieben Folgen. Die Qualität der Produktion ist auf einem sehr hohen Niveau und dadurch wirken auch die Kulissen, Raumschiffe und Charaktere authentisch. Auch wenn einige Themenkomplexe vorerst nur angerissen werden, zeichnet diese Folge bereits ein stimmiges Bild einer post-imperialen Ära, in der Gesetzlose und Splittergruppen sich am Rande der Galaxis dem neuen System entziehen wollen und ihren Platz im Universum suchen und dabei manchmal sogar „Memegötter“ finden.
Tolle Rezension, aber zwei Korrekturen:
Die Insignien auf Persinghs Anzug sind nicht kaminoanisch, sonder sind die der Tarkin Initiative, was für uns Fans den Grund, warum sie Baby Yoda wollen, noch viel interessanter macht.
Und es gab in Star Wars KOTOR auch noch ein Mitglied der Yoda-Spezies.
Das ist zwar Legends, aber trotzdem.
Danke für dein Feedback.
Zu deiner ersten Korrektur: Das Symbol der Tarkin-Initiative ist das, welches u.a. Erso in Rogue One auf seinem Overall trägt, Pershing trägt aber definitiv das „il“, welches auch die Klone in Episode II oder TCW getragen haben. Siehe hier:
https://www.jedipedia.net/wiki/Klon-Kadetten und zum Vergleich die Tarkin-Initiative: https://starwars.fandom.com/wiki/Tarkin_Initiative.
Zu deinem zweiten Punkt: Natürlich kennen und mögen wir auch Tokare oder sogar Oteg aus SWTOR, aber wie du schon richtig angenommen hast, haben wir uns hier auf den Kanon bezogen, da sich die Serie ja auch dort bewegt.
Ich finde die Folge ganz okay.
Zum einen finde ich den Anfang ganz okay und einen guten Weg unseren Hauptcharakter erstmal einzuführen. Auch die anderen Figuren werden gut eingeführt. Auch generell die Kopfgeldjägergilde wird gut eingeführt genauso wie die anderen Mandalorianer. Die erwähnung der großen Säuberung und der Grund weshalb die Mandalorianer im Untergrund leben finde ich für die Geschichte passend gewählt allerding könnte sie nur zwischen 0VSY und 4 NSY stattgefunden haben. Da bin ich noch einbisschen zwiegespalten Timeline mäßig und hoffe das das noch erklärt wird. Generell muss ich sagen das die Serie vom aussehen zwar sehr gut aussieht mich aber dennoch an eine Fanserie erinnert und nicht an etwas offizielles von Disney. Dennoch fand ich es ganz Nett hier die Überreste des Imperiums zu sehen. Auch The Client und die anderen Antagonisten wurden gut eingeführt.
Letztendlich muss ich sagen das diese Folge ein solider Start für die Serie ist und die Charaktere gut einführt.Dennoch kann ich mich noch nicht so ganz mit dem Konzept der Serie anfreunden und mit den Figuren kann ich auch noch recht wenig anfangen.Da es aber die erste Folge der Serie ist und die Serie sich noch verbessern kann würde ich der Folge 3 von 5 Holocrons geben!