Nachdem mit dem Neustart der Hauptreihe bereits der Grundstein für die Geschehnisse nach Episode V gelegt wurde, zieht an diesem Mittwoch Darth Vader mit einer neuen, eigenen Comic-Reihe nach. In der Geschichte Dark Heart of the Sith wandelt er auf den Pfaden jenseits der Konfrontation mit seinem Sohn auf Bespin und versucht in dieser ersten Ausgabe zugleich mehr über sein Leben zu erfahren. Wie immer im Marvel-Mittwoch werden wir eine Ausnahme vom Spoilerverbot, sowohl in der Rezension als auch in den Kommentaren, machen.
Der Comic beginnt, wie Episode V endete – mit der Konfrontation zwischen Luke und Vader aus der Ego-Perspektive von Darth Vader. Das wird meiner Meinung nach sehr gut mit der roten Farbgebung der Panels, als auch den dazwischengelagerten Gedanken von Vader verdeutlicht. Unmittelbar nachdem der Millennium Falke in den Hyperraum verschwunden ist, begibt sich Vader auf die Suche nach Hinweisen und Antworten rund um seinen Sohn. Dabei steht ihm auch ein Droide zur Seite, der erneut die etwas schrulligere Art der Kommunikation bevorzugt und eher direkt spricht. Zed-Six-Seven (Z-67) ist zwar einerseits eine lustige Idee, aber trotzdem hätte ich mal nichts gegen einen professionellen Droiden. Langsam glaube ich C-3PO ist der einzige „Butler-Droide“ des Universums, obwohl dieser nicht am Fließband, sondern von Anakin gebaut wurde.
Die Reise führt Vader zunächst natürlich nach Tatooine. Im Anwesen der Familie Lars war dieser anscheinend seit seiner Zeit mit Padmé in Episode II nicht mehr, was mich zumindest etwas verwundert hat. Aber zu sehr daran aufhängen will ich mich jetzt auch nicht. Wesentlich problematischer finde ich es da, dass der Droide plötzlich den Namen von Luke in offiziellen Dokumenten der Verwaltung auf Tatooine findet und niemand in über 19 Jahren auf die Idee kam Datenbanken nach dem Namen Skywalker zu durchforsten, zumal Vader ja wusste, dass Padmé vor ihrem Tod schwanger war.
Die dann folgende Verarbeitung seiner Vergangenheit hat mir wiederum sehr gut gefallen, da er Aussagen von Personen und verschiedene Momente neu sortiert und damit seinen Weg zur dunklen Seite anders als bisher nacherlebt. Zunächst spricht Yoda von den Gefahren von Angst und Hass (Episode I), dann sieht er Padmé, die ihn anfleht mit ihm zu fliehen (Episode III), woraufhin er Luke damit konfrontiert, mit ihm zu kommen, da es der einzige Weg sei (Episode V). Darauf erwidert aber Padmé, dass sie nicht glauben könne was sie da höre (erneut Episode III). Daraufhin ist es die schwangere Padmé, die den Reaktorschacht hinunterstürzt und nicht Luke, was ich als extrem starken Moment des Comics empfand, da man selbst in der ausdruckslosen Mine von Vaders Maske fast so etwas wie Emotionen sehen konnte.
Als vorletzte Station auf seiner Reise zur Vergangenheit finden Vader und Z-67 dann noch die Gräber von Shmi Skywalker und Cliegg Lars, woraufhin der Droide anmerkt, dass Owen und Beru wohl nicht begraben wurden. Wie wir wissen lagen diese ja zu Beginn von Episode IV als verbrannte Leichen vor ihrem Hauseingang und wurden tatsächlich – zumindest nicht „on-screen“ – begraben. Vader legt daraufhin mit der Macht die Stelle der Gräber frei und erinnert sich daran, wie er seiner Mutter versprach nie wieder zu scheitern.
Zuletzt kommt es dann auf Tatooine noch zur Konfrontation mit Piraten oder einer anderen Art Gesetzlosen, die das Shuttle von Vader verfolgt haben und darin leichte Beute vermuteten. Dieser Teil erfüllt keinen weiteren Sinn im Verlauf des Comics und dient bei der eher ruhigeren Ausgabe ganz einfach als „Action-Moment“. Ob man diesen jetzt gebaucht hätte, kann ernsthaft bezweifelt werden.
Nach Tatooine verschlägt es Vader dann noch in das alte Apartment von Padmé auf Coruscant. Dieses ist seit ihrem Tod versiegelt – und zwar mit einer gigantischen Kopfskulptur von ihr. Ich weiß nicht ob das eine besondere Art der Totenehrung auf Naboo ist, die Immobilien mit riesigen Köpfen zu versiegeln, aber auf mich wirkte dieses Bild im Ganzen extrem seltsam und fast schon unpassend. Dort findet er auf jeden Fall, nach einer kurzen Erinnerung an ihre romantische Beziehung und der Info des Droiden, dass ein Jedi namens Skywalker mit ihr zusammen kam, einen Chip, der Informationen an bestimmte Personen lieferte, die Vader dann am Ende des Comics vermeintlich auch findet. Zum einen wäre das Jar Jar Binks (oder ein ihm sehr ähnlicher Gungan) und zum anderen – wie ich annehme – Sabé, die Vader mit dem Wort „Padmé?“ konfrontiert, ein Moment, der auch das Ende dieser Ausgabe bildet.
Kurz anmerken möchte ich noch, dass die Todestruppler zwar optisch gut ins Ensemble rund um Vader passen, ansonsten aber rein gar nichts zu der Ausgabe beigetragen haben, als unlesbare Sprechblasen zu füllen. Hier hatte ich mir irgendwie mehr erhofft und vermutet, dass Vader vielleicht im Kampf etwas zurückstehen wird, um die Soldaten die Drecksarbeit erledigen zu lassen (wie er es ja auch zu Beginn von Episode IV getan hat). Doch auf Basis der bisherigen Comicreihen rund um den Dunklen Lord hätte ich es wohl besser wissen müssen.
Fazit: Im Großen und Ganzen weiß die Ausgabe durchaus zu unterhalten. Natürlich fühlte ich mich durch einige Actionszenen etwas aus der eher bedachten und ruhigeren Exposition herausgerissen und konnte deshalb diese Actionszenen auch nicht wirklich genießen. Was Greg Pak jedoch gut schafft, ist es die Erinnerungen von Vader zu vermischen und damit eine Sichtweise zu schaffen, die aufgrund der neuesten Enthüllungen doch etwas anders ist als in den bisherigen Comicabenteuern, die alle vor Episode V angesiedelt waren. Ich bin gespannt wie die Reihe nun weitergeht und hoffe auf interessante Erlebnisse und am Ende auch Erkenntnisse wie Vader – vielleicht durch seine Nachforschungen – schrittweise wieder näher zum Licht findet, um seinen Wandel in Episode VI herzuleiten.
Ich kann mich deiner Bewertung nur anschließen! Besonders hervorheben möchte ich darüber hinaus auch das Design für die Panels, die Vaders Gedanken anhand schwarzer Panels und roter Caption-Boxen mit schwarzer Schrift darstellen. Ganze Leistung seitens der Macher – vom Autor bis hin zu den Letterern – um dieses vielschichtige, aber doch so schlichte Stilmittel zu realisieren. Man merkt, dass dieser Comic von Leuten gemacht wurde, die das visuelle Potenzial des Mediums kennen – nicht zuletzt auch dank dieser Padmé-Sturz-Szene, die du erwähnt hast, die mehr sagt als zwei Seiten Text in einem Roman es könnten.