Rezension: Star Wars Adventures #12 von IDW

In der 12. Ausgabe von Star Wars Adventures liefert IDW Publishing heute passend zur #CloneWarsSaved-Ankündigung zwei Geschichten aus der Prequel-Ära. Im Fokus stehen einerseits Anakin und Padmé, andererseits Mace Windu. Da IDW so freundlich war, uns eine Vorabausgabe zur Verfügung zu stellen, kann ich euch jetzt bereits meine Eindrücke in einer Rezension schildern.

Die Hauptstory: Intermission, Part 1

Star Wars Adventures #12 (25.07.2018)
Star Wars Adventures #12 (Cover A by Elsa Charretier) (25.07.2018)

Das französische Autorenduo Elsa Charretier – die auch die Zeichnerin des Comics ist – und Pierrick Colinet entführt uns gemeinsam mit Koloristin Sarah Stern in die Wirren der Klonkriege. Kurz nach dem von Cad Bane angezettelten Geiseldrama im Senat nehmen Anakin und Padmé sich eine gemeinsame Auszeit und folgen der Einladung einer berühmten Schauspielerin, Risha Synata, die einige Senatoren auf ihr Schiff zu einer Party eingeladen hat. Die Ereignisse dort eskalieren aber bald, als die Gastgeberin auf einmal Padmé nach dem Leben trachtet…

Charretier und Colinet haben in diesem Comic viel Vorarbeit geleistet, um den Spannungsaufbau für Teil 2 zu gewährleisten. Wir sehen Anakin am Anfang vor dem Jedi-Rat stehen, dem er seine Erlebnisse – mit wohlplatzierten Auslassungen bezüglich seiner Beziehung zu Senatorin Amidala – schildert. Es wird angedeutet, dass Synata einen Groll auf Padmé hegt, aber wir wissen noch nicht warum. Und die letzte Seite des Comics macht eine schockierende Enthüllung über die Schauspielerin. Man fühlte sich direkt wie in einer wendungsreichen Episode von The Clone Wars und das ist in diesem Falle eine gute Sache.

Star Wars Adventures #12 (Nicoletta Baldari Variant Cover) (25.07.2018)
Star Wars Adventures #12 (Nicoletta Baldari Variant Cover) (25.07.2018)

Neben den beiden Erzählebenen (dem Bericht vor dem Jedi-Rat sowie dem eigentlichen Abenteuer) kommt dann auch noch eine „Parallelhandlung“ dazu, in der wir Risha Synata als Jedi-Ritterin in einem Jedi/Sith-Liebesdrama und in anderen Rollen – u.a. Padmé Amidala – sehen. Zwischen diesen Inszenierungen und Synatas Erlebnispark mit Landschaften aus der ganzen Galaxis, der bald zur Todesfalle wird, mangelte es den Machern dieses Comics keinesfalls an Kreativität. Auch wenn manche Dinge für das Medium Kinder-Comic überzogen wurden, gibt es dennoch Anspielungen auf recht komplexe zwischenmenschliche (und zwischennichtmenschliche) Beziehungen, wie es sich für die Prequel-Ära gehört.

Zudem entwickelt sich in diesem Comic ein wunderbar relevanter sozialkritischer Kommentar über die Bedeutsamkeit korrekter Zitate und die Gefahr von Fehldarstellungen historischer Ereignisse, der bisweilen auch stark an die Kontroversen über Donald Trumps unreflektierte „Beide Seiten haben Recht“-Äußerungen erinnert. Dieses Thema wird hier vereinfacht für das junge Publikum in die Handlung eingeflochten.

Trotz dieser „intellektuellen Phasen“ gibt es auch wieder reichhaltig Action, die von Charretier und Stern dynamisch und farbenfroh in Szene gesetzt wurde. Treue Leser von IDWs Star Wars-Comics sind Charretiers unverkennbaren Stil inzwischen ja gewöhnt und sie schafft es auch hier, bekannte Charaktere – wie der von mir verehrte Künstler Pit Hammann es stets formuliert – „zur Kenntlichkeit zu entstellen“. Die Figuren sind zwar stilisiert, aber wiedererkennbar.

Alles in allem ist dies ein durchweg überzeugender erster Teil für eine Geschichte, bei der ich gespannt bin, welche Wendungen sich aus den letzten Panels von Teil 1 noch für Teil 2 ergeben werden. Hoffen wir auf eine sinnvolle und unterhaltsame Auflösung, wenn Heft #13 Ende August erscheint!

Die Tale from Wild Space: „A Small Push“

Star Wars Adventures #12 (Cover B by Alain Mauricet) (25.07.2018)
Star Wars Adventures #12 (Cover B by Alain Mauricet) (25.07.2018)

„A Small Push“ von Autor Scott Peterson und Zeichner Alain Mauricet, welcher bereits Jaxxon für das Star Wars Adventures Annual 2018 zeichnen durfte, sowie Koloristin Valentina Pinto beginnt recht untypisch für eine der Tales from Wild Space. Wir haben kein Intro an Bord der Star Herald, sondern beginnen in medias res mit einem von seiner Familie und der Gesellschaft ausgestoßenen Twi’lek-Mädchen auf Ryloth, das vom Rest der Gesellschaft aufgrund seiner familiären Herkunft ausgegrenzt und verachtet wird. Auch wird die durchaus vorhandene „Moral von der Geschichte“ nicht explizit ausformuliert, sondern durch Handlungen und Dialoge verdeutlicht.

Anhand von Neesha Tor – so der Name des Mädchens – und Mace Windu, der ihr zur Hilfe eilt, werden Themen wie Mobbing, „Gewalt erzeugt Gegengewalt“ und generalisierte Hilflosigkeit thematisiert, sowie auch das, was jeder Einzelne tun kann, um solche Zyklen zu durchbrechen. Es handelt sich um eine recht ernste Geschichte, die auch von einer niedlichen Tooka-Katze nicht ins Lächerliche gezogen wird. Diese gesamte Ausgabe von Adventures liefert zwar viel Eskapismus, aber da Eskapismus auch dazu dienen kann, über die Welt, der wir dadurch entkommen, nachzudenken und ihr den Spiegel vorzuhalten, fand ich diese Geschichte sehr inspirierend und auch eindrucksvoll umgesetzt.

Zwei Kritikpunkte habe ich dennoch. Der erste wäre, wie der ansonsten grandiose Mauricet das Gesicht von Mace Windu zeichnet – ansonsten ist die Illustration auch hier gelungen, aber dieses eine Riesenauge passt einfach nicht. Außerdem muss man Neesha Tor wohl als unzuverlässige Erzählerin betrachten, denn als sie am Ende Emil Graf ihre Geschichte erzählt, sieht sie kaum älter aus als 20-30 Jahre, und ihre Tooka-Katze lebt ebenfalls noch, dabei muss zu jenem Zeitpunkt Mace Windu bereits über 50 Jahre lang tot sein. Ich finde es etwas fragwürdig, eine Geschichte mit genau dieser Thematik durch einen unzuverlässigen Erzähler zu verwässern, aber vermutlich war dies wohl einfach ein Versehen des Illustrators, der sie etwas jünger gezeichnet hat, als sie sein sollte.

Fazit

Beide Geschichten erachte ich als lesenswert und ich freue mich schon, sowohl von Charretier/Colinet/Stern als auch von Mauricet in kommenden Ausgaben der Reihe mehr zu lesen! IDW schafft es immer wieder, dafür zu sorgen, dass die „all-ages comics“, die sie vermarkten, inhaltlich auch tatsächlich für alle Altersstufen genießbar sind – und nicht nur für Kinder. Daher lege ich euch allen die Reihe ans Herz! Im nächsten Heft gibt es aber erst mal eine Tale from Wild Space mit Max Rebo als Hauptcharakter, die von Nick Brokenshire gezeichnet wurde. Auch hier darf man gespannt sein, was uns da erwartet…

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