Neben Marvels Doctor Aphra #18 erscheint heute auch ein neues Star Wars-Comicheft von IDW Publishing, nämlich Star Wars Adventures #8. Darin wird der Zweiteiler Endangered zu Ende geführt und Otis Frampton darf in den Tales from Wild Space endlich ein offizielles Jawa-Abenteuer erzählen. Mit freundlicher Unterstützung von IDW konnte ich das Heft bereits lesen und habe es für euch rezensiert. Diese Rezension wird aufgrund des Zweiteilers einige Bezüge auf meine Rezension zu Star Wars Adventures #7, sodass ich empfehle, diese vorher zu lesen.
Die Hauptstory: Endangered, Part 2
Autor Sholly Fisch setzt seinen Star Wars Rebels-Comic genau dort fort, wo Teil 1 endete: Die Crew der Ghost ist an Bord eines imperialen Schiffes, um einen seltenen Vogel zu retten, der in der Kultur eines potenziellen zukünftigen Verbündeten eine große Rolle spielt, und stößt dabei auf Hondo Ohnaka, der das seltene Federvieh ebenfalls dem Imperium entreißen und profitabel auf dem Schwarzmarkt verkaufen möchte. Leider enthält das Schiff auch einige weitere Kreaturen und Monster aus allen Ecken der Galaxis, die in Palpatines Privatsammlung überführt werden sollen – und im Eifer des Gefechts wird dieser Albtraumzoo befreit…
Die Geschichte an sich bleibt solide erzählte, aber dennoch recht generische Kost – die Idee, dass Palpatine aber einen eigenen Monsterzoo hat, gefällt mir. Einerseits passt das gut zu Palpatines Verhalten aus den Zillo-Biest-Folgen von The Clone Wars, andererseits sind dank König Prana und die Rathtare aus Das Erwachen der Macht solche Kreaturensammlungen despotischer Herrscher bereits im Kanon etabliert. Von Jabbas Rancor-Haustier mal ganz zu schweigen… Wenn irgendein König eines unbedeutenden Planeten sowas haben kann, dann doch sicher auch der Imperator der Galaxis! Erzählerisch hätte diese Story im Gesamtbild wunderbar in Paninis Rebels-Magazin gepasst.
Bei den Zeichnungen hat sich allerdings etwas getan. Teil 1 kritisierte ich noch aufgrund inkonsistenter und seltsam verzerrter Charakterdarstellungen, bei denen die roten „Saufnasen“ nur die Spitze des Eisbergs waren. Glücklicherweise wurde Sean Galloway von Jamal Peppers als Zeichner abgelöst und der Kolorist Luis Antonio Delgado hat sein Faible für rote Nasen urplötzlich verloren. So bleiben die Illustrationen zwar sehr minimalistisch und mit Teil 1 kompatibel, stellen zugleich aber auch eine merkliche Verbesserung dar. Einzig von Tuschezeichner Gary Martin hätte ich mir etwas kräftigere Schatten gewünscht, aber für einen Kinder-Comic wäre dies wohl zu „düster“ geworden. Die Kreaturen finde ich vom Design her teils ebenfalls etwas zu seltsam, auch wenn es schön war, Kreaturen aus allen Teilen der Saga nebeneinander zu sehen. An die deutschen Star Wars Rebels-Comics kommt die Story zeichnerisch also leider nicht heran.
Die Timeline des Comics bleibt nach wie vor etwas schwammig, da in Teil 1 die ursprüngliche Phantom zu sehen war, aber da Hondo Ohnaka auf freiem Fuß ist, gehen wir davon aus, dass dies ein Fehler des Zeichners war und der Comic kurz nach dem Auftakt der dritten Star Wars Rebels-Staffel spielt.
Alles in allem ist Endangered typische Star Wars Rebels-Comic-Kost, die Fans der Serie mit treffenden Charakterisierungen und typischer Rebels-Action gut unterhalten wird, zeichnerisch aber trotz merklicher Fortschritte seit Teil 1 etwas unter dem Durchschnitt zurückbleibt.
Die Tale from Wild Space: „Gonk“
Die Tale from Wild Space setzt diesmal einen Präzedenzfall, denn Autor und Zeichner Otis Frampton, der bisher u.a. für Image Comics tätig war, hat bereits seit mehreren Jahren eine Onlinekampagne am Laufen, um Lucasfilm, Marvel und IDW dazu zu bringen, ihn eine Comicserie namens Jawa Adventures für junge Leser schreiben und zeichnen zu lassen. Während dieser Pitch an sich wohl nie in dieser Form fruchten wird, hat Frampton es nun zumindest geschafft, bei IDW eine Zusatzgeschichte über eine Jawa-Mechanikerin namens Jitt erzählen zu dürfen, die eine tiefe emotionale Bindung mit einem Gonk-Droiden namens EG-30 entwickelt.
Diese Geschichte ist vor allem eines: unglaublich niedlich! Emil Graf möchte damit Crater verständlich machen, dass organische Wesen oftmals irrationale Bindungen zu Maschinen und Gegenständen entwickeln können, und diese Erzählung passt dafür einfach wunderbar. Jitts „Liebe auf den ersten ‚Gonk'“ klingt so erstmal recht absurd, funktioniert in der Tale from Wild Space aber genauso wunderbar wie die Porg-Zoologiestunde aus Star Wars Adventures #5. Ein bisschen fühlte ich mich an die etwas absurden Jawa-Geschichten aus From a Certain Point of View erinnert, die aber auch dort gut funktioniert haben.
Der Zeichenstil passt gut zur Story und ihrer niedlich-lustigen Erzählstimmung. Die großen, kantigen Augen der Jawas sind sehr ausdrucksstark und verleihen den kleinen Kapuzenzwergen ordentlich Emotion. Auch die Körperhaltung der Jawas hat Frampton sehr expressiv gestaltet, sodass deren Aussagen auch ohne Basic-Dialoge für den Leser verständlich sind. (Wobei Emil Grafs begleitender Erzähltext natürlich den nötigen Kontext liefert.) Einziger Kritikpunkt ist für mich die sehr zackig-kantige Darstellung von Noni in der Rahmenhandlung. Im ersten Panel sieht sie eher aus wie eine Kreuzung mit dem Gesicht des Legends-Devaronianers Vilmarh Grahrk als wie ein reiner kowakianischer Echsenaffe. Crater und Emil sind wiederum aber gut getroffen, sodass dieser Ausrutscher verzeihlich bleibt.
„Gonk“ ist leichte Kost, die sich nicht allzu ernst nimmt, aber wer ein Herz für niedliche Star Wars-Geschichten hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen!
Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Habt ihr die Holocrons also jetzt endgültig abgeschafft?
Es ist seit jeher dem Rezensenten selbst überlassen, ob er oder sie Holocrons vergibt, und wir haben auch schon einige Rezensionen ohne. Ich wage jetzt mal das Langzeitexperiment, bei meinen Artikeln über längere Dauer keine Punktewertungen einzubauen. Ich denke, die anderen Rezensenten werden weiterhin Holocrons vergeben.