Dieses Mal haben wir einen „fetten“ Comic in unserem Rezensionsprogramm – wo Fett draufsteht, da ist üblicherweise auch fett Fett drin. Bevor die schlechten Kalauer noch Überhand nehmen: Vor wenigen Tagen erschien nunmehr Band 24 der Star Wars Comic-Kollektion von Panini, in dem sich alles um die legendärste Kopfgeldjägerfamilie der Galaxis dreht. Mit Blutsbande: Jango und Boba Fett liefert uns Panini den ersten Teil von Tom Taylors und Chris Scalfs beiden Blutsbande-Comics – der zweite Teil, Boba Fett ist tot, steht uns Mitte Oktober ins Haus.
Im Einleitungstext versucht Marco Ricompensa zunächst, den Lesern den Charakter Boba Fett schmackhaft zu machen – bei einem der beliebtesten Star-Wars-Charaktere überhaupt ist das natürlich ein Leichtes. Vorab muss ich gestehen, dass ich selbst mit dem allgemeinen Boba-Fett-Hype bisher wenig bis gar nichts anfangen konnte. Als dezidierter „Prequels-Versteher“ war ich allerdings von jeher ein großer Fan seines Genspenders Jango Fett, was besonders von seiner Präsenz in dem PS2-Spiel Bounty Hunter herrührt. Damit handelt es sich bei diesem Comic doch zumindest um einen schönen Kompromiss. Apropos Kompromiss: Zwei Jahre vor der Schlacht von Yavin angesiedelt bildet Blutsbande: Jango und Boba Fett auch eine wunderbare Überleitung zwischen den Prequels und der klassischen Trilogie. Es gelingt Autor und Zeichner wunderbar, die Stimmung beider Trilogien einzufangen und gleichermaßen zu würdigen.
Aber worum geht es denn nun in dem Comic? Autor Tom Taylor und Zeichner Chris Scalf entführen uns hier zunächst in die Wirren der Separatistenkrise und geben uns einen kleinen Einblick in Jango Fetts pädagogische Methoden. Dass es in der Familie Fett gerne etwas rauer zugehen darf, sollte jedem bewusst sein, und so erzählt uns Boba hier in einer langen Rückblende tatsächlich auch ein etwas „krasseres“ Erlebnis aus seiner Jugend. Anschließend geht es auf eine gemeinschaftliche Kopfgeldjagd für Dooku, infolge derer jedem eifrigen Comic-Leser klar werden sollte, woher Boba Fetts eiskalte, zynische Art stammt, die er in später angesiedelten Geschichten an den Tag legt. Hier muss ich gestehen, dass ich mir nach dem Ende des ersten Teils bereits den Großteil des Rests zusammenreimen konnte.
In der Folge begleiten wir Boba Fett kurz vor der Schlacht von Yavin auf eine eher ungewöhnliche Kopfgeldjagd, nämlich auf sein eigenes Ebenbild. Connor Freeman, der auch im zweiten Teil der Blutsbande-Reihe eine gewichtige Rolle spielen wird, ist der Sohn eines desertierten Klonkriegers und ist ein typischer Fall von „mit dem falschen angelegt“. Dass er selbst, ein Trunkenbold, der sich stets in derselben Bar aus dem Leben schießt, natürlich kein wirklicher Gegner für einen Boba Fett sein kann, dürfte jedem klar sein. An dieser Stelle kommt das Comedy-Element des Comics ins Spiel, nämlich die selbsternannte „Liga der Kopfgeldjäger“, die mich ums andere Mal zum Schmunzeln brachte. Ein kurzer Cameo-Auftritt eines anderen Fanlieblings darf natürlich auch nicht fehlen.
Was den Comic neben seiner stringent erzählten Handlung herausragend macht, ist Chris Scalfs einzigartiger Zeichenstil, der mich bereits in dem Purge-Comic Waffe im Verborgenen entzückt hat. Sehr amüsant fand ich auch die allgemeine Gestaltung: Zwei Drittel des gesamten Comics sind eine riesige Rückblende infolge eines „Ihr fragt euch sicher, wie ich in diese Situation reingeraten bin“. Sehr überzeugend fand ich auch Jangos und Bobas etwas andere Vater-Sohn-Beziehung und insbesondere Jango Fetts unfassbare Coolness – der Hypetrain fährt hier wirklich zur falschen Seite der Familie. Weniger gut, um nicht gar enttäuschend zu sagen, fand ich allerdings, wie blass Connor Freeman als neu eingeführter und wiederkehrender Charakter hier bleibt. Die Logik hinter seiner Motivation ist mindestens fragwürdig und zeichnet ein etwas verqueres Bild von dem eigentlich durchaus schlagfertigen und sympathischen jungen Trinker. Ich hoffe inständig, dass er im nachfolgenden Band etwas vielschichtiger wird.
Passend zu Boba Fett befasst sich der Zusatztext am Ende dieses Bandes mit Hoth und der Entstehung von Episode V – Das Imperium schlägt zurück. Eine besondere Augenweide stellt hier die Covergalerie am Ende des Buches dar. Chris Scalfs Zeichenstil ist und bleibt einfach unerreicht – gerne mehr davon.
Bei der Bewertung dieses Bandes schwanke ich zwischen vier und fünf Holocrons. Letztendlich überzeugen mich Jango Fetts Coolness und seine WESTAR-34-Blaster in meinem Rücken dann doch vorbehaltslos zu fünf Holocrons. Wirklich lesenswerte Geschichte.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!