Mit The Rescue erschien am 04.05.2017 der finale Teil der Jugendromanreihe Adventures in Wild Space. Das Buch wurde wieder von Tom Huddleston geschrieben, von David Buisán illustriert und erschien bei Egmont UK. The Rescue führt die Geschichte der beiden Geschwister Lina und Milo Graf, die wir nun schon seit Februar 2016 begleiten dürfen, an ihr (vorläufiges?) Ende.
Das Buch beginnt dort, wo The Cold endet: mit den Graf-Geschwistern in Captain Kordas Raumfähre Star Herald. Nachdem es ihnen erfolgreich gelungen war, den imperialen Widersacher auszutricksen und seinen Fängen zu entkommen, setzen sie Kurs auf die Minenkoloniewelt Agaris, denn dort sollen ihre Eltern gefangengehalten werden. Doch müssen sie feststellen, dass das Galaktische Imperium den Planeten besetzt hält und TIE-Jäger den Orbit bestreifen. Es gelingt ihnen nicht, unbemerkt die Oberfläche zu erreichen, und als ihr Schiff einerseits von den Jägern verfolgt sowie andererseits einem unbekannten Objekt beschossen wird, stürzen sie ab. Während ihr Droide CR-8R, nach dessen Speicher das Imperium nach wie vor auf der Suche ist, von den Feinden gefunden und sein Kopf mitgenommen wird, gelingt den beiden Kindern die Flucht in den riesigen Dschungel, der aus nichts anderem als kleinen, großen und verschiedenförmigen Pilzen zu bestehen scheint. Im Laufe ihrer Suche nach Hilfe stoßen sie auf die pilzartigen Agarianer und deren Anführer Hffrr. Dieser hat ihre Eltern in positiver Erinnerung und verspricht den beiden, ihnen bei der Befreiung von Rhyssa und Auric zu helfen. Mit seiner Unterstützung gelangen die Kinder zwar in die imperiale Garnison – dort werden sie jedoch ihrerseits gefangengenommen und erfahren, dass ihre Eltern sich in der Gewalt von keinem Geringeren als Wilhuff Tarkin befinden. Für diejenigen, die das Buch noch nicht gelesen haben, soll der genaue Handlungsablauf der weiteren Geschehnisse an dieser Stelle verschwiegen werden…
Ich bin bei diesem Buch ein wenig zweigeteilt, was die Bewertung anbelangt. Auf der einen Seite finde ich nicht nur The Rescue ziemlich angenehm zu lesen, sondern die gesamte Romanreihe, das einmal vorweg. Auf der anderen Seite komme ich jedoch nicht umhin, vor allem einen Punkt festzustellen, der mir nicht nur beim Lesen von Abenteuer im Wilden Raum auffällt, sondern der sich durch den gesamten Kanon zieht und mich darinnen seit geraumer Zeit stört. Zuallererst möchte ich jedoch das Positive loswerden: Ein weiteres Mal nehme ich einen Teil dieser im Allgemeinen sehr schönen Reihe nicht als reines Kinder- und Jugendbuch, sondern durchaus als mögliche Lektüre für Erwachsene wahr. Natürlich ist die Sprache zielgruppenorientiert und – zumindest im englischen Original, die deutsche Übersetzung steht noch aus – einfach gehalten. Sie verliert sich nicht in langen Schachtelsätzen und legt einen besonderen Wert auf die Beschreibung von Umgebung und Personen, um den Lesern das Eintauchen in die Handlung zu ermöglichen. Aber auch für Erwachsene ist sie wie immer schön beschrieben und vor allen Dingen nicht unspannend – obgleich das grobe Ende eines Romans, der dezidiert für jüngere Leser verfasst wurde, für sie nicht schwer zu erraten sein dürfte.
Erneut führt Herr Huddleston viele neue Elemente in das Star Wars-Universum ein, auf die bei Weiterführung des Kanons sicherlich noch einmal eingegangen wird. Hierbei spreche ich vor allem von den Agarianern, den gestaltwandelnden Pilzkreaturen ohne Augen, die sich in kleine Sporen zusammenrollen und von der Planetenoberfläche in den Weltraum schießen können, wo sie auch im Vakuum überleben und neue Kolonien für ihre Spezies suchen – weder den Planeten noch die Kreaturen gibt es in den Legenden. Genau wie bei meinen letzten beiden Rezensionen zu den Bänden drei und vier dieser Reihe möchte ich auch an dieser Stelle die Bezugnahme auf andere Elemente des Star Wars-Universums positiv hervorheben: So wird in The Rescue auf die negative Beziehung zwischen Wilhuff Tarkin und Orson Callan Krennic eingegangen. Was mich angenehm überrascht hat, war zudem jenes halbe Buchkapitel, das aus der Sicht des Kowakianischen Echsenaffen Morq erzählt wird. Wurde er bisher hauptsächlich als Haustier und eher nerviges Anhängsel der Familie beschrieben, wird hier erstmals näher auf seine Denkweise eingegangen und damit indirekt bestätigt, wovon bereits im legendären The Essential Guide to Alien Species die Rede ist, nämlich der Intelligenz jener Spezies.
Doch Morq ist nicht der einzige, der hier eine Charakterisierung erhält; alle wichtigen Persönlichkeiten werden nicht nur ein-, sondern auch ausgeführt. In The Rescue gibt es nur wenige handelnde Personen; diese verschwinden jedoch nicht nach einigen Seiten unerklärt wieder, sondern dürfen sich allesamt einer nachvollziehbare Charakterisierung und Wesensbeschreibung erfreuen, die es dem Leser ermöglicht, ihre Handlungsweise zu verstehen. Dies gilt auch für Tarkins Droiden, dem trotz seiner maschinellen Persönlichkeit Angst vor der Reaktion seines Besitzers auf sein Versagen zugeschrieben wird. Und der Gouverneur selbst, der später bekanntlich als Vernichter Alderaans in die Annalen der Geschichtsschreibung eingehen soll, macht seinem Ruf alle Ehre. Selbst die beiden Eltern bleiben nicht mehr so blass wie früher. Der Mangel an Charakterisierung von Rhyssa und Auric war und ist zweifelsohne darauf zurückzuführen, dass die Reihe auf ihre Rettung zugeschnitten ist und sie damit auch im letzten Teil keineswegs als Hauptprotagonisten gelten können, aber zumindest im Zuge ihres Verhörs durch Gouverneur Tarkin erhält der Leser erstmals ein wenig Einblick in ihre Persönlichkeit.
Diesmal sehe ich mich allerdings dazu gezwungen, auch einige Kritikpunkte loszuwerden, die einem in The Rescue derart offensichtlich ins Gesicht springen, dass es gar nicht anders geht als sie zu bemerken. Einmal abgesehen von Kleinigkeiten wie der Tatsache, dass die Handlung an einer Stelle Spannung aufzubauen versucht, obwohl die Auflösung der vermeintlichen Unsicherheit bereits durch die Zeichnungen von David Buisán mitgeliefert wird (ich spreche hier von Linas Vermutung, Hffrr könnte in der imperialen Garnison zu ihrer Hilfe geeilt sein, während auf dem dazugehörigen Bild bereits zu erkennen ist, dass es sich tatsächlich um einen umgebauten CR-8R handelt), störe ich mich nämlich sehr an der Darstellung des Galaktischen Imperiums – und da ist Herr Huddleston nicht der einzige Übeltäter. Ich komme nicht umhin festzustellen, dass dem Imperium in The Rescue allem anderen voran eine Eigenschaften zugeschrieben wird: Grausamkeit; das halte ich nicht für angemessen.
Bitte versteht mich nicht falsch: Dass im Star Wars-Universum die Rebellen als Pro- und die Imperialen als Antagonisten fungieren, war schon immer so und ist handlungstechnisch auch richtig so. Und in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei The Rescue um ein Kinder- und Jugendbuch handelt, ist auch absolut nicht verwunderlich, dass das Böse von den Guten mal wieder so richtig eins auf den Deckel kriegt. Nichtsdestoweniger: Herr Huddleston beschreibt das Galaktische Imperium in seiner Gesamtheit als das monströse Böse, als Sammelbecken ruchloser Massenmörder, die Genozide an ganzen Spezies veranstalten. Selbstverständlich trifft diese Darstellung auf imperiale Führungspersönlichkeiten wie Wilhuff Tarkin zu. Er ist immerhin derjenige, der bereits im allerersten Film Eine neue Hoffnung als der Mann eingeführt wurde, der maßgeblich zu der Vernichtung eines ganzen Planeten beigetragen hat; darauf kam ich weiter oben bereits zu sprechen. Es ist nur logisch, dass diese Persönlichkeit in den Romanen nicht verloren geht. Das Problem ist nur: The Rescue beschreibt auch die imperialen Soldaten als Monster und das absolute Böse, das unter allen Umständen vernichtet werden müsste, als Männer, die sich einen Spaß daraus machen, Treibjagden auf kleine Mädchen abzuhalten, als Unmenschen, die ohne mit der Wimper zu zucken einen zehnjährigen Jungen erschießen würden. Aber ist diese Darstellung Angehöriger des Imperiums wirklich angemessen? Sind alle Soldaten Kindermörder? Sind sie keine Familienväter, die nicht für den Schutz der Zivilisten, für Ordnung, für die Ernährung ihrer Kinder in die Streitkräfte eingetreten sind, sondern weil sie blutrünstige Monster sind? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies der Fall sein soll, und ich halte es auch für nicht besonders realistisch. Ihr etwa? Was also soll uns diese Darstellung sagen, was sollen die jungen Leser dieses Romans mit auf den Weg nehmen? Vielleicht bin ich ja zu logisch und genau, um einfach davon auszugehen, dass es sich hierbei um nicht mehr als die Phantasie eines Autors, der jungen Lesern ein kurzweiliges Vergnügen bereiten möchte, handelt, ohne Hintergrundsbotschaft und ohne versteckte Aufforderungen; vielleicht stehe ich mit dieser Ansicht auch vollkommen allein und reime mir irgendetwas zusammen. Für mich allerdings besteht ein erheblicher Unterschied zwischen ruchlosen Führern, die nach Macht streben, und einfachen Soldaten, die für ihre Familien kämpfen. Es wäre nur fair, den gar nicht mal so schmalen Grad dazwischen einzuhalten. Ich möchte ganz ehrlich sein: Ich fürchte die Botschaft, die hinter der Darstellung in diesem Buch steckt. Zwei kleine Kinder, die tapfer und offenen Herzens gegen das Böse und für das Gute kämpfen, sind zweifellos wundervoll, ganz besonders für Leser im Kindesalter; aber dass sich der Kampf gegen das Böse nicht gegen ruchlose Führungspersönlichkeiten oder eigennützige Strippenzieher richtet, sondern auf die Abermilliarden (Kindern fällt dieser Umstand vielleicht nicht ohne Weiteres auf, aber wir dürfen die Dimensionen, in denen im Star Wars-Universum gedacht werden muss, nicht vergessen) imperialer Soldaten einschießt, halte ich für nicht richtig und unschön.
Davon einmal abgesehen ist das Buch aber wieder ansprechend geworden: Herr Huddleston nimmt sich erneut die Zeit, seine Charaktere zu charakterisieren, es gelingt ihm wieder, eine spannende Handlung zu erfinden, er schafft es nochmal, durch seine Kuriositäten das Herz eines jeden Star Wars-Fans höherschlagen zu lassen, und er vermag es, die Geschichte letztendlich zu einem guten Ende zu führen. An dieser Stelle komme ich jedoch zu meinem Dilemma, denn ich muss das Buch ja noch mit Holocrons bewerten. In meiner ersten Version waren es vier, danach waren es drei, dann habe ich hin- und herüberlegt und die Rezension mehrfach umgeschrieben; mittlerweile bin ich bereit, The Rescue vier von fünf Holocrons zu geben, weil ich es wirklich genossen habe. Jedoch nicht ohne den Hinweis darauf, dass die Darstellung imperialer Soldaten mein Lesevergnügen wirklich sehr eingeschränkt hat. Ich hoffe, in Zukunft noch mehr Abenteuer von Lina und Milo lesen zu dürfen – vielleicht sind ihre imperialen Gegner dann auch keine blutrünstigen Kindermörder mehr, sondern lediglich die Opfer eines finsteren Regimes. Ich wollte es mir nicht nehmen lassen, diesen grundlegenden Kritikpunkt in wenigstens einer Rezension zu äußern, und das geschieht eben an dieser Stelle, weil es mir beim Lesen von The Rescue am meisten aufgefallen ist.
The Rescue wurde am 4. Mai von Egmont in Großbritannien veröffentlicht. Die amerikanische Veröffentlichung bei Disney-Lucasfilm Press ist für den 10. April 2018 geplant. In Deutschland kann man dieses Buch ebenfalls 2018 bei Panini erwarten.
Ja die Darstellung des Imperiums, ist schon immer ein Kritikpunkt gewesen. Aber anders denke ich kann man die Massenerschießungen die von den Helden in den Filmen zelebriert werden auch gar nicht mehr rechtfertigen. Wenn sie nicht das absolut Böse sind, kann man solche Handlungen an den Imperialen kaum noch rechtfertigen. Alderan war ne Katastrophe aber wenn man zig Sternzerstörer sprengt, Anschlagsakte an Imperialen Kriegsherren mit vermeintlichen Artefakten des verstorbenen Bruders ausübt, besiegten Sturmtruppen aus nächster Nähe in den Kopf schießt, dann geht das nur wenn sie wirklich gesichtlos und absolut böse sind. Das ist trauig, aber Star Wars ist leider so aufgebaut worden.
Sehe ich auch so. Und ob traurig oder nicht, das war halt schon seit 1977 so. Klar gibt es ab und an auch mal eine nuanciertere Darstellung, aber das ist dann eher in Genre-Experimenten, von denen es auch gerne mehr geben darf. Die „Abenteuer im Wilden Raum“ sind zwar durchaus an einigen Stellen experimentell, aber die nuancierte Darstellung von Gut und Böse gehört nicht dazu. Letztendlich hat jede Partei in Star Wars sein „Kanonenfutter“ – Sturmtruppen, Rebellensoldaten, Droidenarmeen… und die werden halt den Göttern „Dramatik“ und „Action“ geopfert.
Letztendlich liegt es ja auch an einem selber wie man damit umgeht. Die Filme und Romane unterhalten ja trotzdem durch die Bank und nichts hält einen davon ab, eigene Geschichten zu schreiben oder für die zig Spiele die es gibt eigene Charaktere zu entwerfen, die andere Aspekte beleuchten und das Imperium ganz anders präsentieren. Sicherlich wären „offiziele“ Beiträge zu dem Thema auch mal schön, aber gerade in der letzten Zeit wird das Imperium ja weiter ausgebaut und man sieht die Sache mal aus ihrem Blickwinkel. Nach wie vor fühle ich mich in der Star Wars Galaxie sehr wohl und das obwohl ich weiß, das meine Lieblingsfraktion meist nur das Gesichtslose Böse ist. 🙂
Diese Analyse scheint mir ziemlich zutreffend und logisch zu sein. Die Grausamkeit, von der Sie sprechen und die ebenso auf die Rebellen zutrifft, ist für den Zuschauer/Leser auch zweifellos nachvollziehbar, wenn er zum Beispiel an Alderaan erinnert wird (oder auch jene Stelle in „Abenteuer im Wilden Raum“ liest, an der Gouverneur Tarkin einen Genozid an der agarianischen Spezies zur Sprache bringt), nur hat irgendeine zufällige Minenstreife auf irgendeinem abgelegenen Planeten nunmal wenig Einfluß darauf, was der Imperator Lichtjahre entfernt befiehlt. Was ich mir wünschen würde, wären mehr Romane aus Sicht eines imperialen Hauptprotagonisten, ein Werk, das beispielsweise dessen Gründe (viel lieber noch die Gründe einer Protagonistin!), den Streitkräften beizutreten, beleuchtet, oder uns auch nur durch das gewöhnliche Leben unter imperialer Herrschaft führt; eine Darstellung wie in „Abenteuer im Wilden Raum“ ließe sich damit sicherlich schnell als unrealistisch entlarven.
Da sind wir schon 2 die sich sowas wünschen. Ich muß allerdings auch sagen, dass es gerade eben in der letzten Zeit doch vermehrt, Material aus „Imperialer Sicht“ gibt. In der Comic Geschichte „Der letzte Flug der Harbringer“ wird zb. sehr genau darauf eingegangen warum Sgt. Krell so ein verfechter des Imperiums ist und ich glaube das auch Inferno Squad da in diese Richtung geht. Da warte ich zwar noch bis er auf Deutsch kommt, aber bisher hab ich nur gutes gehört. Der Roman Tarkin ist übrigens auch recht empfehlenswert.
„Tarkin“ habe ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muß, noch nicht gelesen, möchte das aber definitiv nachholen. Laut Klappentext soll er mit dem Leser schließlich auch in dessen Vergangenheit reisen, von genau dieser Art Erklärung von „Wie werde ich zu einem Imperialen?“ sprachen wir ja. Ich habe mich bisher nur noch nicht an den Roman herangewagt, weil ich vielen (nicht allen) Kanonteilen sehr skeptisch gegenüberstand. Viel länger komme ich damit aber wahrscheinlich nicht durch. 😉 Vielen Dank für Ihre Empfehlungen!
Die Darstellung des Imperiums, speziell die Darstellung der Sturmtruppen hat mich auch durchwegs durch fast alle Kanon-Publikationen gestört. Die Sturmtruppen werden zwar als böse Elite-Truppe bezeichnet, aber meist sind sie doch nur Kanonfutter, und ziemlich inkompetent, ich darf auf die Szene von Star Wars‘ Meisterautor Chuck Wenig verweisen, als ein verletzter Rebellensoldat mit gebrochener Hand drei Sturmtruppler tötet.
Auch Aktionen des Imperiums wie die Zerstörung Alderaans wurden nicht aus reiner Grausamkeit ausgeführt, man wollte ein Exempel statuieren und einen möglichen Krieg schon im Keim ersticken (was wohlbekannt nicht funktioniert hat), in der Theorie ähnlich der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, mit welchen man eine verlustreiche Invasion auf den japanischen Hauptinseln obsolet gemacht hatte.
Harsche Reaktionen des Imperiums auf Widerstand jeglicher Art kann man meiner Meinung nach besser verstehen, wenn man die Situation der Galaxis mit unserer Geschichte vergleicht. Die Republik war korrupt, von Lobbyisten unterwandert und ineffizient geworden, doch auch die als Reaktion auf diese Missstände gegründete Separatistenallianz war nichts anderes als der Spielball von Großkonzernen wie der Handelsföderation. Nach den verheerenden Klonkriegen erwuchs das Imperium aus einer Republik, die ohnehin nicht mehr wirklich demokratisch war, und versprach Ordnung. Und das Imperium konnte sein Versprechen wenigstens in den Kernwelten einhalten.
Nach der russischen Revolution oder auch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Opposition auch gejagt bzw. nicht geduldet, da man befürchtete, wieder in das Chaos vor der Revolution etc. zurück zu fallen. (Ich heiße weder die russische (Oktober-)Revolution noch den Nationalsozialismus gut)
Zumindest Bürger der Kernwelten und kooperierende Konzerne war das Imperium von Vorteil, auch wenn sie dafür freie Wirtschaft und Demokratie opfern mussten.
Naja, das mit dem Rebellen Soldaten ist halt typisches, amerikanisches Heldentum. Ganz normal und nicht Star Wars Exklusiv. Man kann natürlich Star Wars jetzt so analysieren, und sicher, das habe ich auch schon gemacht, allerdings meist bezogen auf Ausbildung und Ausrüstung der Fraktionen und da ist mal im direkten Vergleich kein Land für die Rebellion zu sehen. Ein Sternzerstörer alleine könnte es mit einem ganzen Geschwader an Rebellenschiffen aufnehmen und nebenher noch eine Landeoperation auf einem Planeten durchführen ohne ins Schwitzen zu kommen. Ausrüstung, Ausbildung und Loyalität der Sturmtruppen ist trotz massenproduktion auf hohem Standard so dass man sich, wenn man die Filme und Bücher liest, schon frägt, wie die Rebellen da so labidar zig Sturmtruppen mit nem Stock verhauen können. Allerdings steckt der Teufel eben im Detail. Würde man nach Hintergrund gehen wäre Endor sicher schlimm fürs Imperium gewesen, aber hätte das Imperium entsprechend reagiert, wäre da wohl kein einziger Rebell mehr lebend weg gekommen, bei den Schiffen die da rumstanden inklusive Interdictor. Demnach: Man darf Star Wars wohl nicht als militärische Abhandlung verstehen, die sich an historischen Vorbildern und Kriegen orientiert, sondern als das was es ist: Popcorn Kino in Wort und Bild auf hohem Level wo die Unterhaltung im Vordergrund steht und nicht die peniple Einhaltung gegebener Tatsachen.
Ihre politischen Assoziationen finde ich sehr interessant. Ich nahm die Sache mit dem bösen und inkompetenten Imperium bisher immer umgekehrt wahr, ungefähr so wie Tarkin das vor mir in seinem Kommentar bezüglich der Rebellen andeutete: Die Rebellen seien die amerikanischen Helden, das Galaktische Imperium der Feind der Freiheit. Ihr Realitätsbezug zielt allerdings, wenn ich ihn richtig verstanden habe, darauf ab, daß die Vernichtung Alderaans durch den Todesstern tatsächlich richtig gewesen sei, weil damit ein noch viel schlimmerer Krieg verhindert werden sollte. Ich persönlich denke ja nicht, daß dies die Interpretation ist, die George Lucas seinerzeit erzielen wollte, wenn man die damaligen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten bedenkt, und vor allem denke ich das nicht von der politischen Ausrichtung der heutigen Romane; jetzt mal ganz unabhängig davon, was ich persönlich davon halte, spreche ich hier nur von der theoretischen Unterscheidung zweier Übel. Nichtsdestoweniger finde ich Ihren Ansatz interessant, vielen Dank für das Philosophierpotential. Es mag durchaus sein, daß ich selbst da falsch liege.
Ich freue mich auch jedes Mal, wenn die Imperialen mal *nicht* als schlicht böse dargestellt werden. Dass das allgemein so ist, kann ich aber verstehen, weil es eben nunmal zumindest in der Original-Trilogie schon immer so war – oder zumindest so dargestellt wurde. (Exkurs: Dass es aber auch da nicht immer so gewesen sein muss, zeigt die kleine Unterhaltung der Sturmtruppler, während Obi-Wan den Traktorstrahl deaktiviert – letztlich sind das vermutlich auch nur Personen wie du und ich.)
Dass da bei Jugendromanen nicht von abgewichen wird, um keinen störenden Gewissenskonflikte heraufzubeschwören, kann ich auch nachvollziehen. Trotzdem störte es mich gerade bei diesen Romanen dann doch, aus einem einfachen Grund: sie spielen nur relativ kurz nach dem Ende der Republik. Und es will mir einfach nicht in den Kopf, dass so schnell nach Ausrufung des Imperiums plötzlich alle Militärangehörigen offen böse sein konnten und wollten. Das sind schließlich größtenteils Leute, die schon in der Republik gedient haben, und selbst wenn die korrupt war, so war sie doch nie so böse. Das muss meiner Ansicht nach viel mehr ein langsam schleichender Prozess gewesen sein, so wie es z.B. ja auch fast 20 Jahre gedauert hat, bis Palpatine den Senat auflösen konnte. Aber in dieser Buchreihe war das Imperium stets schon so dargestellt worden, wie es zu Zeiten der klassischen Trilogie agiert hat. Und das passt meiner Meinung nach einfach nicht.
Nicht zuletzt deswegen wäre ich auch froh darüber, wenn die Reihe wirklich nicht ein Jahr (Ezra als Baby), sondern drei Jahre oder so (Ezra als Kleinkind) nach Ende der Klonkriege spielt – das würde es zumindest halbwegs akzeptabel machen.
WOW – für mich persönlich einer der besten und interessantesten „Rezensions-Austausche“ überhaupt und das über einen Jugendroman! Ich persönlich denke, dass es durchaus eine große Anzahl von Imperium-Fans gibt und ich möchte mich da nicht ausschließen. Im Hinblick auf das Potenzial der Geschichten über imperiale Charaktere lässt der Disney-Kanon doch einigen Raum dafür und wahrscheinlich wird die Storygroup auch darauf Zugriff nehmen (müssen), denn anders wäre der angekündigte Zeitraum mit neuen Filmen jedes Jahr m.E. mit anderen Medien auch nicht abdeckbar. Insofern können wir uns bestimmt auf weiteres und hoffentlich spannendes Material freuen. Ich werde die sechs Bände meiner Kanon-Sammlung definitiv hinzufügen und nach den Rezensionen von Timon freue ich mich auch schon aufs Lesen der Geschichten.
Im Redaktionschat haben wir uns auch schon über die schönen Beiträge hier gefreut. Tolle Diskussionskultur mit ausführlichen Argumenten – so muss das sein!