Ein weiteres Mal willkommen zu einer Rezension der klassischen Marvel Comics. Heute befassen wir uns mit den amerikanischen Einzelheften 48 bis 53, die im deutschen Sammelband Star Wars Classics 6 zusammengefasst sind, der im Mai 2011 bei Panini erschien. Als Autoren verantwortlich sind Larry Hama für Heft 48, Mike W. Baron für Heft 49, Archie Goodwin, der zu diesem Zeitpunkt leitende Autor der Reihe, für das „megafette Heft Nummer 50“, David Michelinie für die Hefte 51 und 52 und Chris Claremont, den wir auch schon einige Male als Autor gesehen haben, für die 53.
Wir befinden uns im Jahr 3 nach der Schlacht um Yavin. Die Schlacht von Hoth liegt bereits hinter uns, die Schlacht von Endor soll erst noch kommen. Mit anderen Worten: Wir befinden uns zwischen den Episoden V und VI.
Die erste Geschichte, Das dritte Gesetz, führt Leia auf einen Bankplaneten, auf dem Schmuggel mit sofortiger Exekution bestraft wird. Hier will sie ein Darlehen für ein neues Geschwader X-Wings beantragen und bringt daher den Finanzbeauftragten der Allianz mit. Auch Darth Vader ist mit von der Partie, will er doch ebenjenes Darlehen verhindern. Klar, dass es auch Mordversuche gibt, die jedoch größtenteils fehlschlagen. Leia ist dabei stark out-of-charakter beschrieben, da sie mehrfach Zynismus, Sarkasmus und Häme gegenüber Vader zeigt und sich ihm permanent überlegen fühlt. Hama bemerkt dies wohl auch selber, lässt er Vader doch genau dies auch ansprechen. Nichts desto trotz, der Punkt bleibt bestehen. Außerdem ist das Ende meiner Meinung nach völlig unzureichend gestaltet, da es quasi die gesamte Handlung ad absurdum führt.
Die zweite Geschichte, Der letzte Jedi, beginnt damit, dass Luke, Leia, R2-D2 und C-3PO in einem anscheinend sehr geräumigen Y-Wing ein Notsignal anfliegen. Bei diesem angekommen, gibt es ein wenig Smalltalk mit dem Sender, bis man zu sechst (!) in demselben Y-Wing wieder abdüst. Der Gerettete ist dabei der Thronfolger eines Planeten und kommt gerade noch rechtzeitig zu seiner eigenen Krönung. Das Imperium, welches durch den zwischenzeitlichen Regenten hinzugezogen wurde, findet das aber gar nicht gut und versucht das Ganze zu verhindern, indem die zuständige weibliche Offizierin versucht, den verkleideten Luke zu verführen.
Die dritte Geschichte, die direkt drei Titel trägt, nämlich Die purpurne Ewigkeit/Chewbaccas Geschichte: Raserei im Roten Nebel/Wider die scharlachrote Nacht! ist die „megafette 50. Ausgabe“, in der auch Han einen Auftritt hat, da er in einer von Chewie erzählten Geschichte vorkommt. Um es kurz zu machen: Es geht um eine Krankheit, die von zwei Steinen ausgelöst wird, die getrennt wurden. Dabei treffen wir auf einige bekannte Charaktere, so kommt General Rieekan erneut vor, aber auch Domina Tagge, die wir aus einigen der früheren Hefte bereits kennen. Besonders gefallen hat mir allerdings das Titelbild, welches als einziges nicht im klassischen Stil gezeichnet ist, sondern fast an den modernen Dark-Horse- und den neuen Marvel-Stil herankommt. Leider beschränkt sich das wirklich aufs Cover.
In der vierten Geschichte, die sich über zwei Hefte verteilt (Die Wiedergeburt des Bösen, Die Eroberung des Tarkin), geht es um eine neue mobile Kampfstation, das Tarkin (fragt mich nicht warum das und nicht der). Eine mobile Ionenkanone, die nahe an den Todesstern herankommt, jedoch nicht so groß ist. Legends-Veteranen erinnert das Ganze bestimmt an den Darksaber. Jedenfalls ist der erste Teil mehr Vorbereitung und kaum etwas passiert, am Ende des zweiten finden wir bereits die Zerstörung des Tarkin vor. Schade eigentlich. Eine derartige Superwaffe hätte es verdient, wenigstens ein bisschen Chaos anzurichten, bevor sie zerstört wird. So kann ich nur sagen: So gefährlich war sie ja anscheinend doch nicht.
In der letzten Geschichte, Das letzte Geschenk Alderaans / Ein Fremder unter uns, verschlägt es Leia auf einen Planeten von primitiven Menschen, die kein Basic sprechen und sich so nicht mit Leia verständigen können. Alle ziehen sich an wie Wonder Woman und werden von untoten Digimon angegriffen, die letztlich mit dem Imperium zusammenarbeiten und den König der Menschen sowie Leia entführen. Die Geschichte endet schließlich mit einem Cliffhanger.
Wer meine früheren Rezensionen zu den Classics gelesen hat, wird sich an meine Ausführungen zum klassischen Zeichenstil erinnern, den ich mit zunehmender Lesestärke immer schlechter finde. Vaders Atemmaske erinnert zunehmend an eine Ente und die Koloristen können sich einfach nicht über die Lichtschwertfarben und die Farben von Vaders Augenlinsen einig werden. Ich fände ja ein bisschen Konsistenz ganz gut, wo doch inzwischen über 50 Einzelhefte vorhanden sind. Besser hingegen werden R2 und 3PO, die inzwischen schon fast wieder wie die Droiden aus den Filmen aussehen. Warum die Männer in der letzten Geschichte allerdings alle wieder aussehen wie He-Man, verstehe ich nicht ganz.
Besonders schwerwiegend finde ich aber die Kontinuitätsfehler. Ein kleinerer ist die Darstellung der Gundarks als merkwürdige Vierbeiner mit langen Hälsen, Hammerköpfen und ziemlich langen Zungen, doch das ist verzeihbar, da Gundarks vorher lediglich erwähnt wurden. Nicht verzeihbar ist jedoch die räumliche Ausdehnung des Y-Wings. Ein Zweisitzer mit Platz für einen Astromech besitzt in dieser Geschichte nebeneinanderliegende Pilotensitze und sogar ein Gastabteil. Da hätte man bloß mal die Schlacht um Yavin anschauen müssen, um zu sehen, dass das nicht passt. Timelords gibt es im Star Wars-Universum schließlich nicht.
Auch die Stories fand ich jetzt nicht allzu packend. Einzig die Nummer 50 war spannend gestaltet und hat mich wirklich unterhalten. Daher gibt es insgesamt zwei von fünf Holocrons von meiner Seite.
Der Titel der zweiten Geschichte sagt mir was …
Nicht, dass du versehentlich den Plot des Filmes rausgekriegt hast^^
Na hoffentlich nicht 😀