Rezension: Das Erwachen der Macht von Alan Dean Foster

Star Wars: Das Erwachen der Macht (24.05.2016)
Star Wars: Das Erwachen der Macht (24.05.2016)

Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen, seitdem die neueste Episode der Star Wars-Saga über sämtliche Kinoleinwände der Welt flimmerte. Ich persönlich war begeistert! Der Film hatte schließlich alles, was ich mir von ihm erwünscht hatte. Vor etwa einem Monat erschien Alan Dean Fosters deutsche Version seiner Romanadaption des Filmes als großformatiges Taschenbuch im Hause Penhaligon. Zwar lese ich nur selten Filmadaptionen, doch da mir Das Erwachen der Macht so sehr gefallen hat, wollte ich mehr über die Geschichte und die Charaktere erfahren – und vielleicht einen kleinen Blick in der Form von Vorahnungen auf Episode VIII erhaschen.

Mir kommt es vor, als liege das Glück nie bei Autoren solcher Romanadaptionen, da diese nur selten besser als der adaptierte Film sind. Dabei liegt das Problem vor allem am Format selbst: Der Autor muss schließlich einen großen Spagat schaffen. Einerseits muss er die Leser dazu animieren, eine bereits bekannte Geschichte in Romanform zu lesen, indem er beispielsweise weitere Hintergrundinformationen zum Film gibt. Andererseits darf er nicht allzu sehr vom Film abweichen. Ich zumindest gehe davon aus, dass ein Großteil der Leser den besagten Film schon gesehen hat. In diesem Sinne ist es also wichtig, dem Leser weitere Hintergründe zu geben und die Geschichte in einer spannenden Art und Weise aus anderen Perspektiven zu erzählen. Dies schafft Foster leider auch in diesem Roman nicht vollständig. „Auch in diesem Roman nicht?“, werden sich nun vielleicht einige Leser fragen. Ja, auch in diesem Roman nicht. Foster schrieb bereits einige Filmadaptionen, darunter auch den Roman zu Episode IV: Eine neue Hoffnung. Schon dort fiel unsere Rezension eher negativ aus.

Nein! Der Oberste Führer ist weise. Er weiß, wer ich bin und zu wem ich werden kann. Er weiß, was du wirklich bist, Han Solo. Kein General, kein Held. Nur ein armseliger Dieb und Schmuggler. – Kylo Ren

Foster erzählt die Geschichte in der dritten Person aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers. Dabei fiel mir zunächst auf, dass viele Übergänge innerhalb einzelner Szenen ziemlich holprig geschrieben sind. Trotzdem störte mich dies nicht weiter. Ich habe versucht, den Roman zu genießen, um ein wenig mehr über die Charaktere zu erfahren, in die ich mich auf der großen Leinwand verliebt hatte.
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Nach der Lektüre von Alan Dean Fosters Das Erwachen der Macht würde ich sehr gerne erfahren, ob das Buch auf einem früheren Skript des Filmes basiert oder ob Foster eigene Dinge aus seiner Imagination einfügen durfte. Der Roman trifft definitiv den Kern des Filmes, es gibt aber viele kleinere Veränderungen und Ergänzungen.

Zunächst sei erwähnt, dass ich natürlich keine weltbewegenden Enthüllungen über Reys und Kylo Rens Vergangenheit erwartet habe. Es gibt trotzdem einige kurze Szenen im Roman, die nicht im Film zu sehen waren. So zum Beispiel eine kurze Interaktion zwischen ihnen. Für mich wurden an dieser Stelle nur noch mehr Rätsel aufgeworfen – spannend! Auch Poe Dameron hat etwas mehr Zeit im Roman, sodass einige kleinere Plot-Lücken um ihn gefüllt werden. Wir sehen beispielsweise, wie er von Jakku fliehen kann. Am spannendsten empfand ich jedoch die Änderungen an Reys Vision in Maz Kanatas Kantina. Auf der anderen Seite unterscheiden sich auch Orte des Roman. So beispielsweise Ahch-To, der Planet auf dem sich Luke befindet: Es handelt sich im Roman zwar um einen Planeten, der größtenteils aus Ozean besteht. Im Roman ist Lukes Insel jedoch von einem Dschungel bedeckt. Deshalb steht Luke im Roman auch am Rande eines Waldes und nicht an einer lebensbedrohlich hohen Klippe. Daneben zeigt der Roman klarer die Beziehung zwischen der Republik, der Ersten Ordnung und dem Widerstand.

Gerade die kleineren kombinatorischen Hintergrundinformationen sind spannend. Der Roman zeigt, dass Han seinen Sohn Ben zum ersten Mal in der Form einer erwachsenen Person auf der Starkiller Basis sieht. Das impliziert entweder, dass Han seinen Sohn nie im Training bei Luke besucht hat oder dass Kylo schon in einem relativ jungen Alter der dunklen Seite verfiel.

Auch, wenn dies eher kleinere Bröckchen neuer Informationen sind, haben sie mir dennoch Spaß gemacht. Ich bin sehr gespannt, ob diese Informationen auch von anderen Autoren und in den kommenden Filmen aufgegriffen werden, um die Konsistenz zu bewahren.

Dennoch hat der Roman einige große Schwächen. Streckenweise ist er sehr langweilig, da der Plot selbst etwas schief wirkt. So finden sich in der ersten Hälfte des Romans zwar einige weitere Details zu den Charakteren und zur Geschichte. Demgegenüber steht jedoch eine sehr schnelle zweite Hälfte des Romans. Das könnte damit zusammenhängen, dass Alan Dean Foster eine strikte Frist für die Fertigstellung des Romans im Nacken hing.

Zusammengefasst bietet der Roman auf der einen Seite streckenweise viele tolle Hintergrundinformationen, auf der anderen Seite eine schlechte Prosa, die sich vor allem durch viele unnötige Adjektive und Adverbien auszeichnet. Aus diesen Gründen vergebe ich drei von fünf Holocrons.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!

Alles in allem ist dieser Roman eine übliche Filmadaption – es ist definitiv kein literarisches Meisterwerk, das die Neugierde der Fans hinsichtlich Episode VIII wecken soll. Allgemein kämpft der neue Star Wars-Kanon immer noch damit, meinen Erwartungen gerecht zu werden. Es gab schon einige gute Romane – beispielsweise Lords of the Sith und Tarkin – aber gerade Nachspiel von Chuck Wendig und auch die neuen Marvel-Comics lassen mich kalt. Dieser Roman hat zum Gesamtbild leider nicht positiv beigetragen.

Wir danken Penhaligon für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

Ein Kommentar

  1. Für mich hat der Roman den Film „gerettet“. Ich war als überzeugter EU-Anhänger nach dem ersten Sehen des Films sehr enttäuscht.

    Nachdem ich den Roman (bei seinem Erscheinen in englisch) gelesen hatte, wurden zumindest einige Lücken gefüllt, einige Dinge die im Film zu oberflächlich angegangen wurden machten zumindest etwas mehr Sinn.

    Er ist, wie oben von Dir geschrieben, kein literarisches Meisterwerk, aber es gibt im neuen Kanon (und im alten EU) deutlich Schlechtere.

    Mit dem gelesenen Roman im Hinterkopf machte der Film beim zweiten Kinobesuch einen besseren Eindruck als zuvor, für mich hat er durchaus etwas zur „Versöhnung“ mit dem neuen Kanon beigetragen.

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