Die Hälfte ist geschafft. Die letzten drei Wochen hat uns Maximilian durch die Romane der Prequels geführt. Wir haben miterlebt, wie der junge Anakin Sykwalker zum Jedi-Ritter und schlussendlich zum dunklen Sith-Lord Darth Vader geworden ist. In unserer Rezensionsreihe der Filmromane, die wir wöchentlich als Countdown zu Das Erwachen der Macht eingeplant haben, gehen wir nun in der internen Chronologie 19 Jahre weiter – in der Chronologie der realen Welt allerdings Jahrzehnte zurück. Und zwar zum ersten Roman der Star Wars-Saga überhaupt.
1976 wurde im Originalen der Roman Star Wars wenige Monate vor dem Kinostart des gleichnamigen Films herausgegeben, verfasst von Alan Dean Foster. Dieser schreib den Roman auf Grundlage des Drehbuches von und als Ghostwriter für George Lucas. 1978 folgte die Veröffentlichung des Romans in Deutschland unter dem Titel Krieg der Sterne, übersetzt von Tony Westermayr. Erst 1981 sollte der Film im Originalen den für uns geläufigen Episoden-Titel erhalten; Episode IV – A New Hope. Im deutschsprachigem Raum wurde diese Änderung erst 1995 übernommen. Der unter dem Titel Krieg der Sterne bekannte erste Teil der Trilogie wurde somit zu Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung.
Zur Handlung muss ich nicht viele Worte verlieren, die sollte jedem hier durch und durch bekannt sein 🙂
Ich selbst besitze die Taschenbuchausgabe von 1999. Ich musste beim erneuten Lesen des Romans immer wieder Schmunzeln. Die kaiserlichen Truppen, Lichtsäbel, Spurjäger. In meinen Augen, 37 Jahre nach der Erstauflage, erscheinen einem diese deutschen Übersetzungen einfach skurril. Viele der „Seltsamheiten“ sind seit der Sammelbandausgabe von 2011 behoben, deren Text auch in der aktuellen Neuauflage von Blanvalet enthalten ist. Somit sind es nicht mehr die kaiserlichen Truppen des Kaisers, sondern die imperialen Truppen des Imperators. Der Lichtsäbel wurde zum allgemein bekannten Licht- oder Laserschwert und die uns alle umgebende Kraft endgültig zur Macht. Und der Spurjäger ist auch endlich als TIE-Jäger unterwegs. Und Threepio und Artoo Detoo sind zu Dreipeo und Erzwo-Dezwo gewandelt worden. Und gerade das hat mich etwas gewundert, denn in allen Romanen der letzten Jahre werden sie immer als R2-D2 und C-3PO betitelt. Lautschrift wird schon seit Jahren nicht mehr gebraucht. Man überlässt die Aussprache dem Leser. Ich kann es mir nur so erklären, dass man den Stil des Autors beibehalten wollte. Aber so kommt mir die Anpassung eher halbherzig vor. Auch die Dialoge sind der deutschen Synchronisation entsprechend angespasst worden. Aber eben auch nicht alle. Gerade weil ich den Film mittlerweile nahezu in- und auswendig kenne, bringt einen der Roman damit beim Lesen immer wieder ins Stolpern.
Des Weiteren gibt es diverse Abweichungen von Roman zu Film. Zum Beispiel hat im Roman Lukes Sandgleiter auf Tatooine eine Kanzel, um geschlossen zu werden, wohingehen die Filmversion durchgehend offen ist. Womöglich ist aber auch einfach die Drehbuchversion, welche Alan Dean Foster als Vorlage diente, für die Abweichungen hier und da mitverantwortlich.
Ein weiteres Beispiel wäre die Bezeichnung von Lukes Geschwader beim Angriff auf den ersten Todesstern; im Film als Staffel Rot bekannt, fliegen sie im Buch unter der Bezeichnung Blau. Mein Kollege Maximilian hat mich darüber aufgeklärt, dass hierfür ebenfalls das Drehbuch verantwortlich ist. Man lernt nie aus! Dieses und auch auch die fertiggestellten X-Flügler-Modelle für den Film sahen ein Geschwader Blau vor. Allerdings gab es bei der Postproduction ein Problem: die Bluescreen-Software konnte nicht zwischen dem Blau des Bluescreens und dem der Farbmarkierungen von R2-D2 und den X-Flügler-Modellen unterscheiden. Daher hat man nachträglich die Markierungen auf den X-Flüglern digital rot eingefräbt, R2-D2 lies man Schwarz („The original screenplay had the X-wing squadron denoted as „Blue Squadron,“ but was changed to Red in the final film since blue markings wouldn’t be possible given the limitations of blue-screen technology at the time.“). Geschwader Blau wurde nun zum bekannten Geschwader Rot und die im Buch genannte Staffel Rot wurde im Film zum Geschwader Gold. Interessanterweise wurde die Übersetzung in The Art of Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung, welches das Drehbuch enthält, bereits 1996 entsprechend geändert. Hier ist nur noch von Staffel Rot und Gold die Rede. Auch die Star Wars Chroniken von 1997 liefern leider nur zu den X-Flüglern der Staffel Rot Informationen. Kleine Anmerkung am Rande: Nach fast 40 Jahren Entwicklung in der Filmtechnik werden wir in wenigen Wochen dann doch endlich X-Wings mit blauen Farbmarkierungen zu sehen bekommen 😉
Eines ist mir aber diesmal aufgefallen. Und zwar gibt es im Roman zu Eine neue Hoffnung im ersten Drittel eine Szene, kurz bevor Luke Skywalker zum ersten Mal das Hologramm von Prinzessin Leia sieht. In dieser werkelt er gerade an seinem Himmelshüpfer herum, ist in Gedanken aber bei seinem Onkel und seinem besten Freund Biggs Darklighter:
Plötzlich brodelte etwas in ihm auf. Mit untypischer Heftigkeit schleuderte er einen Motor-Schraubenschlüssel auf einen Arbeitstisch.
„Das ist einfach unfiar!“ rief er einer unbestimmten Adresse zu. Seine Stimme senkte sich bedrückt. „Biggs hat recht. Hier komme ich nie weg. Er plant den Aufstand gegen das Imperium, und ich sitze auf der vermaldeiten Farm fest.“
Diese Szene hat mich ungemein an eine Szene aus Episode II – Angriff er Klonkrieger erinnert, in der Anakin Skywalker nach dem Tod seiner Mutter Shmi mit Padmé Amidala spricht. Anakin wirft seinem Meister Obi-Wan Kenobi voller Wut vor, der Tod seiner Mutter wäre dessen Schuld, weil dieser ihn nicht weiter kommen lassen würde und wirft daraufhin ebenfalls zornentbrannt einen Gegenstand durch eben jene Garage. Und 22 Jahre später wird es ihm sein Sohn gleich tun.
Ich bezweifle stark, dass ich aufgrund dieses Romans ein Star Wars-Fan geworden wäre. Dafür beschreibt der Roman viel zu wenig die Figuren, Orte und Fahrzeuge. Mit keinem Wort wird zum Beispiel das Aussehen des Millennium Falken oder der TIE-Jäger beschrieben. Er lebt einzig davon, dass ich den Film kenne und bereits vor Augen habe, um es mir vorzustellen. Daher kann ich dem Roman nur 2 von 5 Holocrons geben.
Wir danken Blanvalet für die großzügige Bereitstellung des Rezensionsexemplars!