Nach den gestrigen Häppchen liefert Autor Charles Soule auf CBR weitere Einblicke in die neu angekündigte Comic-Miniserie Obi-Wan & Anakin, die im Januar starten wird. Dabei werden diesmal mehr Details zum Ton der Serie und Soules Einstellung zu den Prequels ersichtlich.
Charles, mit deiner während der klassischen Filmtrilogie angesiedelten Lando-Miniserie hast du dich bereits in die Star Wars-Welt begeben, aber Obi-Wan & Anakin gestattet dir, die Welt der Star Wars-Prequels zu erkunden. Weshalb wolltest du eine in diesem Zeitraum angesiedelte Geschichte erzählen und weshalb mit diesen Figuren?
Ich habe Obi-Wan Kenobi immer geliebt. Er ist eine meiner absoluten Lieblingsfiguren in der gesamten Star Wars-Saga. Und Anakin auch – wenn man mal einen Schritt zurück macht und sich das Leben dieser Person anschaut – so viel Potenzial für Gutes, das ins Monströse verkehrt wurde von jemandem, der versteht, dass Anakins Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Ordnung seine größte Schwäche sein kann. Das ist eine höllisch gute Geschichte und es gibt immer noch so viele unerforschte Ecken – wir haben noch nicht die komplette Geschichte gesehen, bei weitem nicht.Ich bin auch ein großer Fan des Jedi-Ordens und wir sehen ihn tatsächlich nur in den Prequels wirklich auf seinem Höhepunkt – wenn man haarspalterisch sein möchte, dann sehen wir sogar nur in Die dunkle Bedrohung, wozu die Jedi fähig sind, wenn sie nicht vom subtilen, bösartigen Einfluss der Sith direkt untergraben werden.Man schaue sich Obi-Wan an, ein begabter, hingebungsvoller Mann, der seinem sterbenden Meister versprochen hat, dieses unglaublich mächtige Kind auszubilden – ich bezweifle, dass er da schon wusste, auf was genau er sich da einlässt. Ich finde die gesamte Meister/Schüler-Dynamik einfach sehr faszinierend und wir haben noch nicht so viel davon gesehen. Als Angriff der Klonkrieger beginnt, ist Anakins Ausbildung schon so gut wie vollendet.
Die Antwort fällt gerade etwas länger aus als die kurze Frage, aber der Hauptgrund ist, dass ich fand, dass ich eine Geschichte über Charaktere zu erzählen habe, die mich faszinieren, in einer Welt, in der ich liebend gerne spiele – und hey, es ist mehr Star Wars. Schon überredet.
Wann in etwa spielt denn die Serie innerhalb der Prequel-Chronologie? Sind die Klonkriege bereits ausgebrochen? Was ist die Dynamik zwischen deinen Hauptfiguren und auf welcher Art von Mission befinden sie sich am Anfang von Obi-Wan & Anakin?
Sie spielt ungefähr drei Jahre nach Episode I. Anakin ist so zwölf oder dreizehn Jahre alt und er ist bereits ein beachtlicher Jedi-Anwärter – niemand bezweifelt seine Fertigkeiten im Umgang mit der Macht. Also nein, keine Klonkriege – tatsächlich nicht mal ein Schatten dessen, was bevorsteht. Die Jedi sind immer noch als Diplomaten-Zauberer-Krieger-Weltraumpolizisten unterwegs und das ist der Kontext, in dem wir Obi-Wan und Anakin in dieser Serie sehen.Meine leitende Vision für den Ton der Geschichte ist ein Samuraifilm gekreuzt mit einem Ermittlerkrimi, betrachtet durch eine Star Wars-Linse. Obi-Wan und Anakin sind noch keine Kumpel, wie wir sie in Episode II erleben. Es ist absolut eine Lehrer-Schüler-Beziehung. Anakin bewundert seinen Meister, auch wenn er definitiv den Jedi-Orden hinterfragt und warum er so funktioniert, wie er funktioniert, was jeder junge Jugendliche tun würde. Obi-Wan mag Anakin definitiv, aber er ist sich auch der gewaltigen Verantwortung bewusst, derer er sich angenommen hat.
In der Geschichte befindet sich ihre Beziehung sozusagen in einer Krise, die ich aber den Comic selbst beschreiben lasse. Während sie diese durchleben, fliegen sie durchs All, um sich mit einer diplomatischen Flotte zu treffen, als sie einen Notruf von einem Planeten erhalten, der eigentlich tot und weg sein sollte (und nein, das ist nicht die Handlung von Der Zorn des Khan…). Sie gehen der Sache nach und – Dinge passieren!
Kanst du irgendwelche vertraute und neue Gesichter verraten oder andeuten, denen Meister und Padawan in dieser Serie als Freunde oder Feinde begegnen werden?
Die Geschichte ist so aufgebaut, dass sie das Abenteuer auf dem verlassenen Planeten (der eine Art Steampunk- bzw. postapokalyptische Ästhetik hat und fantastisch aussieht) und Rückblenden vereint, die Anakins frühe Jahre im Jedi-Tempel erkunden werden. Während die Leute auf dem Planeten neu sein werden und von den Lesern hoffentlich als cool und unterhaltsam aufgenommen werden, werden die Jedi-Tempel-Szenen mir eine Chance geben, ein paar tolle Gastauftritte einzubauen, besonders welche, mit denen die Leser vermutlich nicht rechnen werden. Das Star Wars-Universum ist reichhaltig und groß, aber je häufiger man vertraute Gesichter verwendet, desto kleiner mag es erscheinen, finde ich. Es ist meiner Meinung nach wichtig, eine Mischung aus neuen und alten Figuren zu liefern.Du arbeitest bei diesem Projekt mit dem Zeichner Marco Checchetto zusammen, der unlängst erst mit der von Greg Rucka geschriebenen Miniserie Imperium in Trümmern eine Stippvisite in die Star Wars-Welt gemacht hat. Dieser Comic und seine Arbeit an Serien wie Avengers World und The Punisher haben gezeigt, wie großartig Marco darin ist, das verschiedenste Material in Angriff zu nehmen. Welche Aspekte seines Stils sprechen dich für diese Geschichte am meisten an?
Ich liebe seine Bleistiftarbeit – sie erinnert mich an Fantasy-Künstler wie Alan Lee (der große Tolkien-Illustrator). Da Star Wars gewissermaßen ein Fantasy-Universum im Sci-Fi-Gewand ist, ist er wie ich finde die perfekte Wahl. Jordan D. White, der Star Wars-Redakteur, ließ mich wissen, dass Marco die Serie zeichnen würde, und das war ein großer Faktor darin, wie ich den Planeten, auf dem der Großteil der Handlung stattfindet, und das Aussehen von Anakin und Obi-Wan konzipiert habe. Wie oben erwähnt strebe ich ein Samurai-Filmgefühl an und Marco trifft den Nagel da auf den Kopf.Wir versuchen hier etwas Anderes mit dem Obi-Wan-und-Anakin-Mythos. Das ist nicht die Beziehung, die wir in The Clone Wars und den späteren Prequels gesehen habe. Sie sind noch nicht zu diesen Kerlen geworden. Obi-Wan ist stoisch und hart und Anakin ist ein wirbelnder Derwisch mit einem Lichtschwert, der sich kaum unter Kontrolle hat. Es ist eine nette Kombination von Leuten, die sich nicht wirklich ähnlich sind, die versuchen, als Meister und Schüler Bestand zu haben, ohne zu erkennen, dass das Schicksal der Galaxis sie drohend hinter dem Horizont erwartet. Das Projekt hat wirklich Spaß gemacht.
Und das war auch erst mal das letzte Interview zu dieser Serie, das wir euch übersetzen wollen. 😀