„156 Seiten Star Wars-Action“, wie es die Rückseite dieses Comicbands verspricht, lesen wir Jedi-Bibliothekare dieser Tage öfter. Auch am heutigen 3. Dezember sind wir wieder mit einem Türchen des großen Dark-Horse Adventskalenders mit dabei. Viel Spaß bei Türchen 3: Knights of the Old Republic I: Der Verrat
Knights of the Old Republic I: Der Verrat ist der erste Band der legendären Knights of the Old Republic-Comicreihe, die von Autor John Jackson Miller stammt. Dieser erste Band ist in Deutschland am 16.08.2006 im Sonderband 33 beim Panini-Verlag unter dem damaligen Verlagslabel Dino erschienen. 2010 erschien eine Neuauflage mit dem Panini-Verlagslogo. Der Zeichner dieses ersten Bandes ist Brian Ching, die Farben lieferte Michael Atiyeh. Michael Nagula übernahm die Übersetzung.
Die Handlung setzt 3964 Jahre vor der Schlacht um Yavin ein, also 8 Jahre vor dem gleichnamigen Videospiel, welches 3956 VSY beginnt. Bevor ich mit der richtigen Rezension beginne, möchte ich kurz anmerken, dass ich Bücher und Comics gerne auf Fakten und Hinweise untersuche, die ich beispielsweise in der jedipedia.net finde. Dort ist mir neulich folgender Satz aufgefallen:
In R2-D2s Datenbank im Comic Das Band der Ehre wurde von offizieller Seite behauptet, dass Zayne oder Alek zum Sith-Lord Darth Nihilus werden könnten. Da Alek später zu Darth Malak wurde, bleibt die Spekulation im Bezug auf Zayne bestehen.
Daher habe ich beim letzten Durchlesen besonders auf Hinweise diesbezüglich gesucht und bin tatsächlich auch fündig geworden, doch dazu später mehr.
Was passiert? Der Jedi-Padawan Zayne Carrick ist ein klassischer Tollpatsch. Alles, was er anpackt, geht in irgendeiner Form in die Hose. Von seiner geplanten Verhaftung des Kleinkriminellen Marn Hierogryph über seine eigene Abschlussfeier an der Jedi-Akademie auf Taris bis hin zur feierlichen Ernennungszeremonie. Dabei trifft er auch auf einen gewissen Squint, den die KOTOR-Spieler unter uns bereits unter anderem Namen kennen sollten. Letzten Endes führt seine Tollpatschigkeit jedoch dazu, dass er das Massaker überlebt, welches die Jedi-Meister an seinen Freunden und ihm geplant haben. Und so begibt er sich mit „dem Gryph“ auf die Flucht und trifft dabei auf neue und ehemalige Verbündete. Dieser erste Band erklärt zu großen Teilen, warum die Meister die Padawane hingerichtet haben, kratzt jedoch nur oberflächlich an der gesamten Storyline der Reihe und die Auswirkungen der Ereignisse auf die gesamte Galaxis.
Doch auch diese Art der Erklärung fesselt bereits. Die gesamten 156 Seiten sind nicht nur von der Geschichte her fesselnd, sondern auch von den Zeichnungen her. Zwar sind sie nicht sehr realistisch gehalten, doch gerade deswegen ist es möglich, einige kleinere künstlerische Überzeichnungen einzubauen: so wirkt „der Gryph“ auf einem Bild, in dem er der Story nach resigniert ist, wie ein Meerschweinchen, obwohl er eigentlich Snivvianer ist.
Was ich auch besonders toll fand, waren die ganzseitigen Grafiken, die besonders wichtige Szenen in Übergröße darstellen – praktisch eigenständige Kunstwerke. Diese unterstreichen nicht nur die Wichtigkeit der Szene, sondern auch die künstlerischen Fähigkeiten von Zeichner und Kolorist.
Womit wir wieder beim Team wären, denn auch John Jackson Miller hat großartige Arbeit geleistet. Mehrere Szenen sind trotz der ernsten Situation extrem lustig. Besonders denke ich hier an die Szene in der Unterstadt von Taris, als „der Gryph“ seinen Steckbrief übersetzt: „‚Handlanger‘? ‚Kleiner Ganove‘?! Ich bin kein Handlanger! Ich bin ein kriminelles Genie!“
Als prominente Gastauftritte habe ich bereits „Squint“ erwähnt, welcher im Videospiel noch eine große Rolle spielen wird und auch für den gesamten Legends-Bereich eine Größe darstellen wird. Doch auch ein Angehöriger von Yodas Spezies hat einen Auftritt: Meister Vandar Tokare, welcher in der Jedi-Akademie auf Dantooine unterrichtet.
Noch einmal zurück zu meiner Einleitung, denn wie gesagt, habe ich nach Hinweisen Ausschau gehalten und bin auch tatsächlich fündig geworden. So behauptet Zayne einmal, er hätte alles verloren und müsse nun für seine Sicherheit Sorgen, indem er ein Niemand wird. Besonders in Richtung Sith geht auch seine Rede am Ende des Bandes, in der er erwähnt, für seine Rache notfalls den Jedi-Orden zu zerstören. Auf der anderen Seite sagt er jedoch auch, dass er nicht fürchtet, was er werden könnte, denn Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite, die er nicht beschreiten will.
Für Erstleser im Comicbereich ist Knights of the Old Republic I: Der Verrat ein wunderbarer Einstieg. Es wird nichts vorausgesetzt, doch macht es mehr Spaß, diesen Band zu lesen, wenn man gewisse Dinge schon weiß.
Der Auftakt der Reihe Knights of the Old Republic bekommt von mir fünf von fünf Holocrons.