Rezension: Die Verschollenen von Timothy Zahn

Die Verschollenen von Timothy Zahn ist ein eigenständiger Roman, der im Juni 2007 bei Blanvalet in Deutschland erschienen ist. Das amerikanische Original erschien im Februar 2004 unter dem Titel Survivor’s Quest bei Del Rey. Die Übersetzung übernahm Regina Winter. In der deutschen Version ist neben dem eigentlichen Roman auch die Kurzgeschichte Ein gefährlicher Handel enthalten, welche ebenfalls von Zahn geschrieben und von Winter übersetzt wurde. Zusätzlich sind auf einigen der ersten Seiten Zeichnungen des im Roman vorkommenden extragalaktischen Flugprojektes zu sehen.

Die Handlung spielt im Jahr 22 NSY und bildet eine Art Gegenstück zu Troy Dennings Der Geist von Tatooine. Während Denning in seinem Werk das Ehepaar Solo behandelt, nimmt sich Zahn das Ehepaar Skywalker vor. Die beiden Romane bilden also eine Art Einheit, die sich schön vergleichen lässt, obwohl 14 Jahre Story zwischen den beiden liegen.

Die Verschollenen
Die Verschollenen

Wie Zahn in der Jubiläumsausgabe zu Erben des Imperiums kommentiert hat, sind die ersten Szenen der klassischen Star Wars-Filme alle ähnlich: Ein Sternzerstörer schwebt majestätisch durch die Tiefen des Alls. Mal schießt er dabei auf die Tantive IV, mal sendet er Suchdroiden aus, mal befindet er sich im Anflug auf den zweiten Todestern, in Erben des Imperiums befindet er sich kurz vor einer Schlacht. Ich habe es übrigens noch einmal bei den mir vorliegenden Zahn-Werken nachgeprüft: tatsächlich beginnen alle mit einer Sternzerstörer-Szene. Auch Die Verschollenen macht da keine Ausnahme. Der Sternzerstörer gleitet majestätisch-rot durch die Dunkelheit des Raums… Rot? Ja, rot, denn der Sternzerstörer ist kein anderer als die Fliegender Händler, im Besitz von Booster Terrik. Übrigens wird der Name des Schiffes hier nicht übersetzt, sondern bleibt als Errant Venture dem Originaltext treu. Auf der Brücke des Zerstörers befinden sich Talon Karrde und Booster Terrik selbst und versenden eine Nachricht an die Skywalkers.

Diese befinden sich momentan jedoch in aggressiven Verhandlungen, können diese jedoch bald für sich entscheiden und erhalten die Nachricht. So beginnt ihre lange Reise ins Reich der Chiss. Neben unzähligen Erinnerungen, die Luke und vor allem Mara mit dem Chiss-Reich verbinden, kommen auch ungefähr genauso viele bekannte Gesichter aus älteren Werken vor und neue werden eingeführt. So sehen wir Voss Parck wieder, dessen Hangar Mara in einem früheren Werk völlig zerstört hatte. Das erste Mal treffen wir in Die Verschollenen auf Aristocra Chaf’orm’bintrano, kurz Formbi, einen der ranghöchsten Chiss überhaupt, den wir auch in der Dunkles Nest-Reihe wiedertreffen werden. Man sieht also, dass sich Zahn an einer breiten Palette von Charakteren bedient hat.

Die Verschollenen mutet ein wenig als Kriminalroman an, auch wenn es an sich keiner ist. So wirkt vor allem Mara wie eine Ermittlerin, doch werden diese Szenen oft schnell wieder „entschärft“. Beispielsweise durch die ungestümen Sturmtruppler der 501. Legion des Imperiums der Hand, welches ebenfalls das erste Mal namentlich erwähnt wird und später noch einige bedeutende Auftritte haben wird, unter anderem in Wächter der Macht und Das Verhängnis der Jedi-Ritter.

Interessant fand ich übrigens auch Lukes Zweifel an sich und seiner Fähigkeit, den Jedi-Orden neu aufzubauen, die ja zu dieser Zeit öfters in Romanen erwähnt werden. Zahn schafft es also erneut uns zu fesseln und bis zum Ende des Romans festzuhalten, indem er das hält, was er verspricht. Was genau will ich an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten, demm wir rezensieren schließlich spoilerfrei. (Spoiler sind in den Kommentaren allerdings wie immer erlaubt.)

Ein gefährlicher Handel ist gewissermaßen eine Vorgeschichte zum Roman selbst, behandelt aber nur die bereits von mir erwähnte Einheit der 501. und wie es dazu kam, dass die Figur Eickarie Teil der Einheit ist. Auch hier schafft Zahn es, eine unglaubliche Spannung aufzubauen und bis zum Ende hin zu halten, ohne, dass er sich verhaspelt. Alles passt sozusagen.

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!

Trotzdem erhält Die Verschollenen von Timothy Zahn nur vier von fünf Holocrons von mir. Das liegt daran, dass er als Einzelroman verkauft wurde, jedoch für den EU-Einsteiger leider absolut nicht geeignet ist. Neben Vorwissen aus Die Kundschafter, welches zwar nach Die Verschollenen erschien, aber als eine Art Prequel dient, werden auch Informationen aus der Hand von Thrawn-Reihe benötigt, für die wiederum die Thrawn-Trilogie gelesen werden sollte. Für einen Einzelroman mit eigenständiger Story ist das leider zu viel Voraussetzung. Vielleicht würde ich das ja anders sehen, wenn ich die genannten Romane alle gelesen hätte, aber die meisten sind leider momentan nicht zu bekommen. Einen gewissen Pluspunkt bringen aber trotzdem die Anspielungen auf die Klonkriege, die durch die Verwandtschaft zu Die Kundschafter gegeben ist.

18 Kommentare

  1. Das Buch eignet sich in der Tat nicht als Stand-alone, aber ich hätte gesagt, „Die Kundschafter“ und gewisse Grundkenntnisse über den New Republic+-Teil des EU reichen zum Vorverständnis der Geschichte völlig aus, auch wenn es natürlich nicht schadet, die weiteren genannten Bücher ebenfalls gelesen zu haben. Übrigens gibt es alle genannten Zahn-Bücher zumindest als eBook.

    1. Dass es die Bücher auch als e-book gibt ist mir durchaus bewusst, aber auch, wenn ich Informatik studiere, bin ich ein Mensch, der lieber ein Buch als ein Tablet in der Hand hat. Ich muss das Papier fühlen und umblättern, usw. 😀
      Würde also gerne drauf verzichten…

    2. Meine 65 laufende Meter Bücherregal geben dir durchaus Recht, aber wenn man – zusammen mit anderen – jahrelang Verlage genervt/angebettelt hat, dass sie doch bitte bitte ihre nicht mehr im Druck befindlichen Star-Wars Schätze zumindest als eBook wieder zugänglich machen, schmerzt es doch etwas, dass dieses Entgegenkommen der Verlage dann selbst an passender Stelle quasi totgeschwiegen wird. Einige von diesen SW eBook-Büchern werden sich vielleicht ein paar Dutzendmal verkaufen, damit ist es fast nicht rentabel sie selbst als eBook noch mal auf den Markt zu bringen. Die ganze Maßnahme lebt von einer gewissen Quersubvention durch besser laufender SW-eBooks-Titel und der Entscheidung des Verlages etwas für die treue und brave SW Buch-Community zu machen. Da sollte man gerade auf einer SW-Literaturplattform wie hier diese Titel zu mindestens nicht unter den Tisch fallen lassen.

      Und bei aller Liebe zu gedruckten Büchern habe ich im Zweifel lieber ein sauber gemachtes eBook in der Hand als so manch durchgekautes Exemplar, welches man für viel Geld auf dem Second Hand Markt bekommt.

    3. Öh, wir schweigen E-Books keineswegs tot. Wir erfassen E-Books in unserer Datenbank, wir berichten über neue E-Books und haben auch Heyne geholfen, ihren Star-Wars-E-Book-Launch im Februar entsprechend zu promoten.

      Was Rezensionen angeht: Von uns hat nun mal (soweit ich weiß) keiner einen E-Book-Reader. Ich habe mal ein elektronischen Vorab-Exemplar von Darth Vader and the Cry of Shadows am PC gelesen und rezensiert, aber das war ein Comic. Meine Versuche, E-Books am PC zu lesen, endeten in sehr schleppenden Lesevorgängen (auch wenn ich derzeit Mary Shelleys Frankenstein auf diese Weise lese). Die Rezensenten suchen sich nun mal selbst aus, was sie rezensieren, und wenn der Rezensent eben keine E-Books liest, weil er kein entsprechendes Gerät hat oder lieber gedruckt liest (oder was auch immer), dann ist das okay. Natürlich haben wir vor, auch einige ältere Werke zu rezensieren, die nicht mehr im Druck sind (was wir auch schon getan haben), aber sofern eben keiner meiner Kollegen einen eReader kauft, müssen wir warten, bis jemand ein gedrucktes Exemplar findet oder bis Leute wie Jürgen, Joshua oder ich, die auch einige der älteren Werke haben, weil wir schon länger sammeln, sich die Zeit nehmen, die nochmal hervorzukramen und zu rezensieren.

    4. Um Gottes Willen, ich möchte die e-books auf keinen Fall totschweigen. Wenn das so rüber gekommen sein sollte, dann entschuldige ich mich hierfür. Du hast natürlich Recht, dass es eine überaus entgegenkommende Geste der Verlage ist die e-books zur Verfügung zu stellen und auch, dass e-books schöner sind, als die meisten second-hand-Bücher (was übrigens auch der Grund ist, warum ich die genannten noch nicht besitze). Aber das zwingt mich als Privatperson ja nicht automatisch dazu das e-book zu kaufen. Denn im Falle der Thrawn Trilogie beispielsweise kommen ja noch dieses bzw. nächstes Jahr auch der zweite und dritte Band als Neuauflage in Druck. Ich bin da grade sehr optimistisch, dass die nicht die einzigen bleiben (Vorsicht, reine private Spekulation :D). Denn gerade durch die Disney-Übernahme und die Einführung des Legends-Covers im englischsprachigen Raum, wie biespielsweise bei der Han und der Lando-Trilogie, sehe ich gute Chancen, dass diese Romane bei uns irgendwann nochmal neu in Druck gehen. Und dann werde ich da sein 😉

    5. @FLo:

      Ich hab keine AHnung was du meinst. Ich finde alle Bücher auf Amazon. Zwar nur gebraucht aber irgendeinen Kompromiss muss man ja machen. Meiner Erfahrung nach is die Qualität meist völlig in Ordnung. Ich kauf mir sowas eig nur gebraucht.

      Es sei denn die Neuversion is billiger. Sowas gibs komischerweise manchmal =D

  2. Ich habe nun auch endlich Die Verschollenen fertig gelesen. Ich lese chronologisch (abwechselnd von Beginn der Timeline an und dann ab Episode VI), sodass ich jetzt kein Verständnisproblem aufgrund fehlendem Vorwissen habe. Die Kundschafter habe ich aber bewusst erst einmal ausgelassen, da so die Spannung erhalten bleiben sollte.

    Leider muss ich sagen, dass ich dem Buch nur 2-3 Holocrons vergeben würde. Das mag jetzt vlt. Blasphemie sein, aber ich werde mit den Büchern von Timothy Zahn nicht warm.

    Die erste Hälfte des Buches fand ich noch spannend geschrieben. Viele Rätsel, interessante Gruppierungen und wohl dossierte Action. Doch als dann der Plot nach und nach Form annahm und schliesslich aufgelöst wurde, war ich doch bitter enttäuscht. Die Beweggründe der Chiss, der Imperialen und der Vagaari finde ich aboslut hanebüchen und wenig nachvollziehbar. Auch die Dialoge zwischen Mara und Luke finde ich stellenweise sehr aufgesetzt und nicht realistisch.

    Sorry, aber das war nicht meins. Leider hab ich jetzt nur noch wenig Bock auf Die Kundschafter. Als Komplettleser werde ich es mir dennoch antun. Vlt. werde ich ja positiv überrascht und vlt. ergibt dadurch einiges in Die Verschollenen dann mehr Sinn.

    1. Blasphemie!!!
      Nein, jedem natürlich seine eigene Meinung. Mein erster und zweiter Kontakt mit den Chiss liegt ziemlich weit in der Zukunft von diesem Werk aus gesehen und daher wusste ich bereits, dass die nicht so ganz nach menschlichen Maßstäben denken…
      Zu den Vagaari gab es glaube ich noch eine Kurzgeschichte entweder in Treueschwur, oder Einsame Entscheidung, die diese Geschichte ein wenig aufklären soll.
      Die Kundschafter habe ich leider ebenfaslls auch noch nicht gelesen, aber sie stehen bereits weit oben auf meiner Liste und auch schon als Buch im Regal, um mal Bezug auf die oberen Kommentare zu nehmen 😉

    2. Ja ich glaube man sollte sich bewusst machen, dass Außerirdische nun mal nicht unbedingt wie Menschen handeln 🙂 Trotzdem fand ich es weit hergeholt. Den Vagaari eine kleine Falle zu stellen wäre doch bestimmt einfacher gewesen.

      Guter Hinweis mit der Vagaari Kurzgeschichte. Werde ich mal raussuchen.

      Na dann sieh mal zu, dass du Die Kundschafter vor mir fertig gelesen hast, damit ich deiner Rezession meine blasphemischen Kommentare hinzufügen kann. 😉 Du hast noch ein Buch „Das Lied von Eis und Feuer“ Vorsprung. Danach mach ich mich an die Kundschafter 🙂

    3. >>Die Kundschafter habe ich aber bewusst erst einmal ausgelassen, da so die Spannung erhalten bleiben sollte.<<

      D.h. du hast den zweiten Teil der Geschichte vor dem ersten gelesen und dir damit die Pointe des ersten Teils verdorben und dürftest mangels des erforderlichen Hintergrundwissens aus dem ersten Teil vom zweiten Teil vielleicht 50 % richtig verstanden haben. Ich würde dies mal vorsichtig als literarisches Eigentor bezeichnen. Schade, ist nämlich eigentlich eine richtig schöne Geschichte.

    4. Um genau zu sein wurde Die Kundschafter nach Die Verschollenen veröffentlicht, da Del Rey auf Romansuche war und Zahn dem Verlag sein Prequel zu dem gut verkauften Werk angeboten hat 😉

    5. Das mag alles sein, aber es ist halt als ob man E 6 vor E 4 guckt…
      Ich kann es schon verstehen, wenn man dann wenig Spaß an dem Buch hat.

      Wenn man es einrichten kann, sollte man mMn immer in der inhaltlich richtigen Reihenfolge lesen, denn Verlage treffen manchmal merkwürdige Entscheidungen, welches Buch wann veröffentlicht wird.

    6. Also ich habe die Bücher auch in der von Maximilian genannten Veröffentlichungsreihenfolge gelesen und ich finde, es wäre eher ein Eigentor, wenn man sie nach In-Universe-Chronologie liest… Da hat man mehr Aha-Effekte. Andererseits ist es auch irgendwie egal… beide Lesereihenfolgen nehmen Teile des anderen Buches vorweg, aber beide Bücher bieten auch neue Aspekte, insofern…

    7. Also ich habe mich vorher in Foren informiert und die Mehrheit hat dann doch die Veröffentlichungsreihenfolge (gibt´s das Wort?)empfohlen. Viele sagen aber auch, dass es im Prinzip egal ist. Als alter Timeline Leser war das für mich aber trotzdem befremdlich. Na ich werde es wissen, wenn ich die Kundschafter gelesen hab.

      Und im Prinzip waren Episode 4-6 ja auch vor 1-3 da. 🙂

Schreibe einen Kommentar