Zwischen November 1999 und August 2000 verlegte Dark Horse in den USA eine vierteilige Comic-Miniserie, die die Hochzeit von Jedi-Meister Luke Skywalker und der ehemaligen Hand des Imperators Mara Jade thematisierte und somit eine Charakter-Ehe begann, die das nach Endor angesiedelte Erweiterte Universum dauerhaft prägte. Diese Comicserie war Star Wars: Union (nicht verwandt oder verschwägert mit gleichnamigen Fanprojekten). In Deutschland bekam man sie im Mai 2000 erstmals im 3. Star Wars-Sonderband des Dino-Verlags zu lesen. Nun hat Panini beschlossen, den vergriffenen Comic im Rahmen der Masters Series neu aufzulegen. Union ist hierbei der 7. Masters-Band und erscheint offiziell erst am Dienstag, dem 18. März 2014, ist aber bereits bei einigen Händlern vorrätig. Autor der Serie ist X-Wing-Veteran Michael Stackpole, die Zeichnungen stammen von Robert Teranishi. Die Handlung ist im Anschluss an die Hand von Thrawn-Reihe angesiedelt.
Wie man vom Untertitel Die Hochzeit von Luke und Mara und dem Cover (siehe rechts) bereits schließen kann, handelt es sich um eine Liebesgeschichte. Und anders als das recht kitschig anmutende Cover von Dave Wolvertons Roman Entführung nach Dathomir (engl.: The Courtship of Princess Leia), hinter dem ein actiongeladenes Abenteuer lauert, stimmt Union die Leser auf eine dem Cover getreue romantische Handlung ein.
Die erste Szene zeigt uns romantische Zweisamkeit zwischen den werdenden Eheleuten, deren Dialoge erstaunlich gut geschrieben sind. (Wer Angriff der Klonkrieger für die Liebesdialoge zwischen Anakin und Padmé rügt, der wird sich nach dieser Eröffnungsszene wohl wünschen, Michael Stackpole hätte diese Szenen schreiben dürfen.) Daraufhin folgen die Hochzeitsvorbereitungen, bei denen Leia (unterstützt von unserem gewohnt paranoiden C-3PO) eine führende Rolle übernimmt, während Han sich einen Spaß daraus macht, den werdenden Bräutigam vor dem Ende seiner Freiheit zu warnen. Mara Jade ist indes launisch wie immer und Leia verzweifelt mit ihr bei der Kleiderauswahl. Hier gleich ein großes Lob an Stackpole: er versteht es wirklich, für die Filmfiguren zu schreiben. Luke, Han, Leia, C-3PO, sie alle kommen authentisch herüber. Bei Mara Jade war ich mir nicht immer sicher, ob der Dialog hundertprozentig ihrer Figur entspricht, aber auch hier ist Herr Stackpole Timothy Zahns Paradefigur so gut er es vermochte gerecht geworden.
Der etwas schwächere Handlungsstrang ist die Verschwörung eines (bis dato noch nie aufgetauchten oder erwähnten) imperialen Moffs namens Derran Takkar, der sich für seine Pläne die Unterstützung seiner intriganten Frau und einiger ehemaliger imperialen Soldaten sicherte. Sobald man die Charaktere ein paar Seiten lang mitverfolgt und für die wichtigsten Akteure ein Gespür bekommen hat, konnte man sich den weiteren Verlauf der Verschwörung mehr oder weniger denken. Lediglich das Schicksal des Moffs, der den kompletten Comic über dem Imperium nachtrauerte, fand ich zunächst etwas unglaubwürdig, auch wenn es vermutlich der Atmosphäre des Comics angemessen ist. Ganz warm werde ich damit dennoch nicht. Die ganze Verschwörung ist in meinen Augen nicht nur eine Störung für den schönsten Moment in Lukes und Maras Leben, sondern zugleich auch eine Störung der „eigentlichen“ Handlung des Comics. Mir scheint, man wollte nicht einfach „nur“ über eine Hochzeit schreiben, sondern auch die für den Krieg der Sterne aufgrund des Namens und der Zielgruppe typische Action und Schießereien – und eine bloße Schlägerei beim Junggesellenabschied reichte da wohl nicht aus.
Für EU-Freunde bietet der Comic eine ganze Galerie bekannter Figuren: Talon Karrde, Gavin Darklighter, Tycho Celchu, Kam Solusar, Tionne, Mirax Terrik, die Antilles-Kinder und einige andere sind ebenso mit dabei wie beliebte Film-Nebenfiguren wie Mon Mothma oder Wedge Antilles. Stackpole schafft es (als X-Wing-Autor natürlich wenig überraschend) die Piloten der Renegatenstaffel als großartigen „comic relief“ einzubauen und die Szenen mit ihnen sind mitunter die stärksten (nicht, dass dieser Comic viel Bedarf an „comic relief“ hätte, aber es lockert den Kitsch etwas auf). Etwas ungewohnt, aber keinesfalls schlecht fand ich allerdings Szenen, in denen die starken Frauenfiguren der Filme und des Erweiterten Universums mit Mara als „Mädelsklicke“ rumhängen. Was viele an diesem Comic wohl verwirren wird ist die Tatsache, dass sie ihre liebgewonnenen Filmhelden in gewöhnlichen Situationen des menschlichen Lebens wiederfinden: Ausgehen mit Freunden, freundschaftliche Lebensberatung, Mädelsabende, Hochzeiten… Dabei muss betont werden, dass diese Szenen ungewohnt stark sind (auch wenn der eine oder andere peinliche Liebesdialog bei all meines Lobes für Stackpoles Schreibkunst nicht ausbleibt) und zumindest für mich in diesem Fall interessanter waren als der Verschwörungs-Handlungsstrang. Union hat keine hohe Spannungskurve, sondern beleuchtet einfach nur die Hochzeit unseres Haupthelden aus der klassischen Trilogie, und genau diese Szenen sind auch die starken Momente des Comics.
Einen weiteren Kritikpunkt hätte ich dennoch anzuführen, abgesehen von der in den Plot hineingezwungenen Verschwörung. Robert Teranishi zeichnet die Figuren recht gut und besonders sein Han Solo hat einen hohen Wiedererkennungswert (ebenso wie sein Talon Karrde), aber bei Luke Skywalker habe ich mich oft gewundert, ob der Künstler nicht Bilder eines älteren und beleibteren Mark Hamill zur Vorlage hatte, die nicht mehr ganz so aussehen wie die Figur Luke Skywalker aus den Filmen (trotz Alterung um 19 Jahre). Auch Mara Jade war in manchen Szenen für mich nur an ihrem flammend roten Haar erkennbar. Interessant ist wiederum das Jedi-Gespräch über Heirat und Bindungen unter Jedi. Der Comic erschien ja nach Episode I, sodass der Autor bereits George Lucas‘ Vorstellung des alten Jedi-Ordens kannte und seine Figuren diesen ideologischen Kontrast zwischen altem und neuem Jedi-Orden thematisieren lässt. Offenbar wollte man mit Union nicht nur eine Verbindung zwischen Luke und Mara, sodern auch eine Verbindung der Jedi-Philosophie aus dem EU mit der aus den Prequels herstellen.
Ist Union lesenswert? Für Kenner des erweiterten Universums auf jeden Fall, sieht man doch eine Menge geliebter Figuren in Aktion und wird gleichzeitig Zeuge eines wichtigen Moments für alles, was danach im EU geschah. Neueinsteigern ins EU würde ich Union allerdings nicht empfehlen, da man sich sonst mit sehr vielen unbekannten Figuren konfrontiert sind. Grundlegende EU-Kenntnisse sind da schon vonnöten, insbesondere der X-Wing-Reihe des Autorenduos Stackpole/Allston, der Thrawn-Trilogie von Timothy Zahn und auch der Jedi-Akademie-Trilogie von Kevin J. Anderson. Ich fand die etwas ruhigere Handlung eine angenehme Abwechslung der „Effekthascherei“, die in jüngerer Zeit oft mit Star Wars-Werken betrieben wird und den Leseausflug in die klassische Ära durchaus erfrischend, auch wenn dieser Comic keineswegs ohne seine Schwächen ist. Alles in allem erachte ich eine Bewertung mit drei von fünf Holocrons für angemessen.
Verlosung
Ich stelle ein Exemplar von Masters Series 7: Union zur Verlosung bereit. Für die Teilnahme müsst ihr folgende (sehr einfache) Frage beantworten:
Wie heißt das Kind, das aus der Ehe von Luke und Mara hervorging?
Verlosung beendet. Wir gratulieren Axel R. aus Osnabrück zu seinem Gewinn! Die gesuchte Antwort war natürlich „Ben Skywalker“, wie alle Teilnehmer richtig erkannten.
Dass Jedi nicht heiraten dürfen wurde glaube ich erst im Laufe der Promotion zu Episode II etabliert. Wir wissen natürlich nicht ob der Autor bereits zuvor Informationen von George Lucas bekommen hat, aber Erfahrungsgemäß war Lucas das EU ja ziemlich egal.