Ein Brief von James S. A. Corey an die Leser

Am Dienstag, den 4. März 2014, ist das nach derzeitigem Programmstand letzte Star Wars-Romanabenteuer von Del Rey, Empire and Rebellion: Honor Among Thieves von Daniel Abraham und Ty Franck erschienen, die unter dem gemeinsamen Pseudonym James S. A. Corey schreiben. Der Romann erschien als Hardcover und Hörbuch-CD.

Daniel Abraham und Ty Frank haben auf dem Del-Rey-Blog suvudu.com nun einen Brief veröffentlicht, in dem sie ihre Gefühle über das Schreiben ihrer Han Solo-Geschichte preisgeben. Diesen Brief wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten und haben ihn deshalb übersetzt:

Empire and Rebellion: Honor Among Thieves
Empire and Rebellion: Honor Among Thieves (Hardcover)
Liebe Leser,

wir waren in der zweiten oder dritten Klasse, als Star Wars in die Kinos kam. Luke Skywalker, Darth Vader, Leia, Han, Chewbacca. Obi Wan. „Nutze die Macht.“ Das war die Art von Baustein, die wir hatten, als wir unsere Fantasien aufbauten. Sie waren nicht allein. Asterix der Gallier und die Crew der Enterprise und alles, aus den Tōhō-Monster-Filmen [Anm. d. Übers.: Bekannt durch Monsterfilme wie Godzilla] waren auch da. Die Micronauts. Könnt ihr euch an sie erinnern? Wir können es.

Jede Generation schafft ihre eigenen Mythen, ihre eigenen Charaktere. Einige haben Jahrzehnt um Jahrzehnt um Jahrzehnt Bestand. Sherlock Holmes, zum Beispiel. Einige steigen für eine Zeit auf und fallen dann weg. Niemand erinnert sich wirklich an Raffles, den Gentleman-Einbrecher, der zur gleichen Zeit wie Holmes bekannt war. Niemand kann wirklich wissen, wann Star Wars ausläuft, aber wir können sagen, dass es sich bis jetzt noch nicht verlangsamt hat. Die Charaktere aus Star Wars sind nun seit vier Jahrzehnten teil unseres Mythos, und es gibt Kinder in der zweiten und dritten Klasse, die man auf der Straße laufen sieht und immer noch Darth Vader auf ihren T-Shirts und Brotdosen haben.

Als wir die Chance bekamen, einen Roman an diesem Schauplatz zu schreiben – diese seltsame, fast heilige Ecke unserer sammelnden Kindheit zwischen acht und zehn Jahren, als Han und Luke den Todesstern zerstörten und wir alle davon ausgingen, Leia wird mit Luke enden, und niemand wusste, was mit Darth Vader geschehen war – es war sowohl wunderbar als auch sehr, sehr komisch. Denn natürlich wollten wir eine Geschichte über Han Solo schreiben als er noch mehr als nur ein halber Schmuggler war. Wir haben beide uns selbst und den anderen Kindern auf den Spielplätzen hunderte Geschichten erzählt, und die coole Rolle war immer Han Solo. Wie könnte die jemand nicht wollen?

Und auf der anderen Seite sind wir nun mittlerweile in unseren Vierzigern. Verheiratet. Einer von uns hat ein Kind, das etwa so alt ist, wie wir es waren, als Star Wars erschien. Da ist ein Schwindelgefühl, wenn man in dieser Weise durch diese Zeit rückwärts fällt. Wie wenn man zum Beispiel zurück zu einem alten Haus geht in dem man gelebt hat als man jung war, oder wenn man zu seiner Grundschule geht, und sieht, wie klein alles im Vergleich zu den eigenen Erinnerungen aussieht. Nur war dies seltsamer, weil die Dinge, die in unserer Vorstellung leben, nicht greifbar sind. Anders als die Gebäude, in denen wir gelebt haben, wachsen die Figuren unserer Vorstellungskraft mit uns oder verblassen.

Also hier ist die Sache, die die Neurowissenschaft über unser Gedächtnis entdeckte: wir nehmen Ereignisse nicht auf und spielen sie wieder ab wie eine Videokassette. Wenn wir Erinnerungen abrufen, ändern wir sie. Wir erstellen sie neu. Über Star Wars zu schreiben ist sehr ähnlich. Man kann nicht wirklich nachvollziehen, was Han Solo einem bedeutete als man ein Kind war, weil man nicht mehr dieses Kind ist. Auch euer Gedächtnis ist eine Annäherung. Was für uns bedeutete, dass Han Solo und Chewbacca und der Millennium Falke, das Imperium und die Rebellion, all die Orte und Personen, die uns für eine lange Zeit begleiteten, ein wenig anders waren.

Als es um die Details des Universums ging hatten wir alle Arten von Hilfe. Welche Nichtmenschen wir nutzen durften, welche Farbe das Blasterfeuer haben sollte, wie die Hyperraumsprünge funktionieren. Es gab Leute, die wir fragen konnten und darüber Bescheid wussten. Jedoch, wenn es zum Geist der Geschichte kam – dies mussten wir lösen. Wir schrieben – nein, vielmehr bekamen wir die Chance, über Han Solo zu schreiben, der für uns heute bedeutet wie es war, mit sieben Jahren auf dem Spielplatz zu sein und das Imperium mit Blastern aus Stöcken und aus Klettergerüsten gebauten Raumschiffen zu besiegen.

Und wisst ihr was? Es war eine Menge Spaß.

Das Buch ist nun fertiggestellt und wir müssen Han den Menschen zurückgeben, von denen wir ihn uns ausgeliehen haben, aber nur für eine kleine Weile – ein paar Monate, ein Jahr – es war schön, wieder zurückzugehen und zu sehen, wie der alte Spielplatz aussah. Lustiger Nebeneffekt? Nichts war kleiner als wir es in unserer Erinnerung hatten.

Viel Spaß beim Lesen,

James S. A. Corey

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