Marvel-Mittwoch: Ahsoka #1

Die kleine Dürreperiode bei Marvel setzt sich fort, auch diese Woche gibt es nur ein einziges neues Heft und dies ist Ahsoka #1, der Auftakt zur Comic-Adaption der gleichnamigen Disney+-Streamingserie.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Willkommen zur mit Spannung erwarteten Besprechung des ersten Hefts einer neuen, acht(!)teiligen Miniserie aus dem Haus der Ideen. Lange haben wir auf diesen Moment gewartet, indem wir in Comicform endlich nach all den Jahren erfahren werden, welche Abenteuer nach ihrem Auftritt in der zweiten Staffel The Mandalorian auf Anakin Skywalkers ehemalige Padawan-Schülerin Ahsoka Tano warten.

Gut, soweit die Ironie. Es ist natürlich kein Geheimnis, dass seit geraumer Zeit die Veröffentlichung von Adaptionen der Streamingserien, die auch eine entsprechend hohe Zuschauerschaft aufweisen konnten, für Disney und Marvel eine sichere Bank darstellen. Man spricht ein größeres Gelegenheitspublikum an, als es die manchmal eher Nischengeschichten der Galaxis erkundenden anderen Comicreihen tun und die Reihen sind mit kreativem Minimalaufwand schnell und sicher produziert. Natürlich ist es für die Fans schade, dass bei dem aktuell sowieso sinkendem Output an Star Wars-Comicreihen ein Veröffentlichungsslot für ganze acht Monate an eine Reihe ohne neue Geschichten geht, andererseits handelt es sich bei Ahsoka aber durch Figuren und Storyline um die Live-Action-Serie, die ich einst mit Abstand am meisten erwartet habe und an die ich trotz einiger Schwächen gern zurückdenke. Was hat nun also die neue Comicadaption von Marvel zu bieten und hat man sich möglicherweise im Vergleich zu den eher langweiligen Beiträgen zu The Mandalorian und Obi-Wan Kenobi – die Panini gerade auf Deutsch in der Heftserie bringt – gesteigert?

Inhalt

Ahsoka #1 (10.07.2024)
Ahsoka #1 (10.07.2024)

Der Inhalt der ersten Folge „Meister und Schüler“, beziehungsweise „Master and Apprentice“, dürfte seit letztem Jahr wohlbekannt sein und wird sehr straff gekürzt, aber weitgehend 1 zu 1 im Comic wiedergegeben. Adaptions-Dauergast Rodney Barnes erzählt also auf etwa 30 Seiten nach, wie zunächst Baylan Skoll und seine Schülerin Shin Hati – in einer der überzeugendsten Eröffnungen einer Star Wars-Geschichte bis dato – die von der Neuen Republik inhaftierte Morgan Elsbeth befreien. Währenddessen findet Ahsoka Tano in einer alten Tempelanlage eine Karte, die sie zu den lange verschollenen Großadmiral Thrawn und Ezra Bridger führen könnte. Über einen Besuch bei ihrer alten Freundin Hera, derzeit Generalin der Neuen Republik, trifft sie schließlich auf Lothal mit ihrer ehemaligen Schülerin Sabine Wren zusammen, in der Hoffnung, sie könne die Karte entschlüsseln. Davon erfahren auch die dunklen Gestalten um Morgan Elsbeth, weshalb sich Shin ebenfalls nach Lothal begibt, wo sie kurz nach dem erfolgreichen Öffnen der Karte diese entwenden und Sabine schwer verletzen kann – wo auch die Folge einst endete, bevor man aber nahtlos mit der gleichzeitig veröffentlichte zweiten Episode fortfahren konnte.

Obwohl das Heft mit seiner Überlänge etwas mehr Platz bietet, als ein reguläres Comic-Kapitel, reicht es doch nicht aus, um annähernd das Erzähltempo der Folge rekonstruieren zu können. Barnes beweist zwar durchaus ein Gespür dafür, wie was eingekürzt werden kann und welche Situationen und Informationen wichtiger sind, aber erreichen die Momente, die auf dem Fernsehschirm eine starke Wirkung entfalten, nicht annähernd das selbe Niveau auf ein Comicheft übersetzt. Auch wäre der Comic die perfekte Gelegenheit gewesen – und sei es nur in einigen Panels – um einige der großen Lücken zwischen dem Ende von Rebels und dem Beginn von Ahsoka zumindest bildlich zu füllen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel eine Art Kurzflashback in Sabines abgebrochene Ausbildung unter Ahsoka gewesen, auch ohne Dialog. Mit solchen minimalen Kleinigkeiten hätte eine derartige Adaption schon eine ganz andere Daseinsberechtigung und ungleich viel Mehrwert, als es die aktuellen Gegebenheiten hergeben. Selbst Marvels Adaptionen der Sequels oder Spin-Off-Filme des letzten Jahrzehnts boten das noch, wenn auch in überschaubarem Maße. Die Serienadaptionen aber bleiben stumpfe Nacherzählungen von minderer Qualität und davon ist auch Ahsoka keine Ausnahme.

Zeichnungen

Wo Rodney Barnes noch den undankbaren Job hat, lediglich bereits vorhandene Dialoge und Skripte einzukürzen, darf sich Zeichner Steven Cummings immerhin visuell ein wenig austoben. Lobenswert ist dabei, dass er im direkten Vergleich mit der Serie nicht einfach Shot für Shot abpaust, sondern eigene Perspektiven und „Einstellungen“ wählt, die immerhin bei der ein oder anderen Szene den Betrachtungswinkel verändern. Besonders gelungen ist ihm alles Technische, von Schiffen und Schiffsinnerem bis zum Droiden Professor Huyang hat er sich wirklich Mühe gegeben und abgeliefert. Starke Minuspunkte gibt es aber bei Gesichtern vor allem menschlicher Charaktere. Die vorab veröffentlichte Vorschau unten ist die noch relativ ansehnliche Suche von Ahsoka im Tempel, die ersten Seiten des Comics mit der Befreiungsszene durch die beiden dunklen Jedi ist aber durch die zahlreichen Menschen und ihre misslungenen Gesichter derart abschreckend, dass mich die Wahl für die spätere Szene nicht verwundert. Die Actionszenen sind zwar recht solide, durch die gestauchte Handlung, die schließlich nie auf ein einzelnes Comicheft ausgelegt war, macht es aber unmöglich, Abläufe und Kampfhandlungen kohärent und nachvollziehbar darzustellen. Durch die Knappheit sind sie eher vorbei, kaum dass sie angefangen haben, denn es muss schnell zum nächsten gekürzten Dialog gehen, um im Heft mit der Folge durchzukommen.

Die Farben von Rachelle Rosenberg sorgen für schöne Verläufe und fangen die Atmosphäre der Serie besser ein, als die Zeichnungen. Ihr gelingt der Spagat, einerseits das Color-Grading der Serie einzufangen und andererseits den Farben eine eigenen Stempel für das Medium Comic aufzudrücken.

Fazit

Das Fazit fällt nicht anders aus, als es sich bei den rezensierenden Kollegen der bisherigen Adaptionen gelesen hatte. Alles, was durch das Lesen passiert, ist, dass ich mir Ablauf und einzelne Szenen der von mir seit ihrer Erstausstrahlung nicht mehr angeschaute Serie im Schnelldurchlauf wieder ins Gedächtnis rufen kann und man eine Antwort auf die Frage erhält, wie eine visuelle Interpretation der Serienereignisse von Steven Cummings und Rachelle Rosenberg ausschaut. Ich bin gespannt, was sich in den kommenden sieben Monaten zu den weiteren Heften schreiben lässt, nur befürchte ich, dass es nicht viel sein wird. Wohlan denn.


Mit Ahsoka #2 geht es erst am 28. August weiter. Am nächsten Marvel-Mittwoch erwartet uns dann Star Wars #48.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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