Comics sind für mich eigentlich ein unbekanntes Terrain. Ich bin über den Besitz von 10 Mosaik-Comics im Alter von 13 Jahren sowie der drei Star Wars: The Old Republic-Sammelbände nie hinausgekommen und kann dem Medium eigentlich auch nicht viel abgewinnen. Als jedoch im Team meine Vorliebe für das Videospiel Star Wars: The Old Republic und damit für die gesamte Ära der Alten Republik zur Sprache kam, wurde mir angetragen, mir den Comic Knights of the Old Republic I: Der Verrat doch einmal genauer anzusehen. Dieser von John Jackson Miller geschriebene und von
Brian Ching und Travel Foreman illustrierte Comic erschien nun als Band 66 von Paninis Comic-Kollektion.
Zum Inhalt: Die von Dark Horse veröffentlichte Comic-Reihe rund um Zayne Carrick wurde 2006 begonnen und dient als eine Art Prequel zu dem erfolgreichen Videospiel Knights of the Old Republic. Darin gerät der genannte Hauptcharakter ins Visier von ganz Taris, da er bezichtigt wird, seine Mitschüler ermordet zu haben. Welches Motiv er dafür gehabt haben soll, wird ebenso wenig dargelegt wie die Antwort auf die Frage, wie er es überhaupt hätte schaffen können als klassischer Tollpatsch der Gruppe. Doch das ist gar nicht relevant, da Carrick es nicht gewesen ist, sondern lediglich durch seine verbissen-tollpatschige Art zu spät zum Massaker eintraf. Er hat also seinen eigenen Tod verpasst. Nun versucht er, seine Unschuld zu beweisen, indem er die Ursache für das Verhalten seiner Meister ergründet…
Zunächst einmal muss ich auf den Beginn der Story eingehen. Sie setzt direkt bei der amüsanten Fehde zwischen Gryph (Marn Hierogryph) und Zayne Carrick an. Seine Versuche, ihn festzunehmen, sind zum einen amüsant, andererseits fürchtete ich aber auch, ich würde einen Comic lesen, der – wie es aktuell einschlägige TV-Serien tun – einen kompletten Tollpatsch als Hauptfigur etabliert. Doch entgegen meinen Befürchtungen wandelt sich das Verhalten Zayne Carricks sehr schnell, nachdem er mit der Tat seiner Meister konfrontiert wird. Das hat mich zum einen sehr erleichtert, zum anderen ging die Transformation hin zum „normalen“ Verhalten für mich etwas zu plötzlich von statten. Ich erkläre mir dies durch seine Kooperation mit Gryph, der Zayne geschickt, humorvoll und pragmatisch durch die Unterstadt von Taris bei seiner Flucht begleitet. Generell muss ich sagen, dass der Humor in diesem Comic sehr pointiert und absolut verträglich ist. Ich hatte trotz der eigentlich ernsten Situation nicht das Gefühl, etwas würde dadurch ins Lächerliche gezogen. Auch die Hinweise auf spätere Ereignisse des Videospiels sind gut eingebaut. Beispielsweise spricht Gryph an einer Stelle davon, dass die Jedi Zayne nur dann nicht mehr als schlechtesten Schüler ansehen würden, wenn der zweit-schlechteste den Planeten in die Luft jagen würde. Dies kann natürlich als Anspielung auf die Geschehnisse zu Beginn von Knights of the Old Republic angesehen werden.
„Es ist so, wie wir gesagt haben. Der einzige Grund für die Jedi, dich nicht mehr als ihren schlechtesten Schüler zu führen, wäre, wenn der Nächste auf der Liste den Planeten sprengen und damit alle Aufzeichnungen vernichten würde.“
– Gryph zu Zayne Carrick
Auch die Einbindung von aus dem Videospiel bekannten Figuren wie Vandar Tokare, der sowohl in KOTOR als auch in SWTOR auftritt, waren für mich interessante Gastauftritte. Auch Zayne Carrick war mir vor dem Comic zwar bereits bekannt, während der Lektüre fiel mir aber erst auf, dass nach ihm die Carrick-Station im MMORPG benannt ist. Das sind gute Beispiele dafür, wie der Comic Einflüsse aus anderen Quellen aufgreift (KOTOR) und Ansätze für andere Werke bereitgestellt hat (SWTOR).
Die Rolle des Jedi-Bundes ist darüber hinaus auch eine spannende Idee, einen Gegenspieler zu etablieren. Man geht hier nicht den üblichen Weg und schickt den Protagonisten an die Front gegen die Mandalorianer oder konfrontiert ihn mit den Sith, sondern nutzt die eher unverbrauchte Option der Feinde in den eigenen Reihen. Auch hier habe ich stets erfahren wollen, wieso die Meister so gehandelt haben. Ich habe nicht automatisch an generell böse Absichten oder gar eine Mitgliedschaft bei den Sith gedacht. Die Vision – da möchte ich dem Kapitel über die Zeichnungen vorgreifen – ist nicht nur super dargestellt, sondern kündigt auch (nach meinem jetzigen Kenntnisstand) Darth Malak an und ist trotzdem nicht so eindeutig, dass man direkt an ihn hätte denken müssen (noch weiß ich auch nicht, ob ich mit meiner Vermutung Recht behalten werde). Gerade aufgrund des Endes sei die Frage erlaubt, ob sich die Prophezeiung nicht eigentlich schon erfüllt hat?
„Ist er gefährlich?“ – „Nur für sich selbst!“
Jarael fragt Gryph über Zayne aus.
Jarael und den Camper empfand ich in dieser Ausgabe noch als sehr oberflächlich dargestellt, während mir Zayne und Gryph sofort ans Herz gewachsen sind. Gryphs Rolle als unberechenbare Variable für die Jedi-Meister gibt der Dynamik auch noch einen wirklichen Nutzen und bestätigt sich spätestens durch die Rettungsaktion am Ende. Die Andeutungen vonseiten Jareals über ihre Vergangenheit mit dem Camper lassen jedoch trotzdem auf ein besserer Verständnis dieser Figuren in den kommenden Ausgaben hoffen.
Die Zeichnungen: Ich als Comic-Neuling habe zwar keine großes Repertoire an Referenzen, aber ich finde sowohl die Zeichnungen als auch die Kolorierung sehr gut gelungen. Wichtigen Szenen werden zum Teil ganze Doppelseiten gewidmet und diese wären für mich durchaus Anwärter, um sie als Bilder an die Wand zu hängen. Ich kann den beiden Illustratoren hier nur mein Lob aussprechen und hoffe, dass kommende Bände dieses Niveau halten können. Auch die Wahl von komplett weißen Hintergründen erfüllt einen Zweck und wirkt deshalb wohl durchdacht: „Wie ich sehe, habt ihr den Raum wieder gesäubert“.
Fazit: Meine bisher einzigen Comics, welche ich komplett gelesen habe, waren die drei Sammelbände zu Star Wars: The Old Republic. Nun endlich auch den Auftakt einer weiteren Story in dieser Zeitspanne gelesen zu haben, hat mich sehr gefreut. Die Story erhält mit diesem Sammelband eine sehr gute Exposition und deutet gleichzeitig durch den Kleidungswechsel von Zayne am Ende des Comics ein verändertes Verhalten und eine spannende Fortsetzung an. Der Versuch, seinen Namen reinzuwaschen, ist glaubwürdig geschrieben und wunderbar inszeniert. Ab jetzt werde ich die Reihe sicher nicht mehr ignorieren und freue mich bereits auf den zweiten Sammelband im April!
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Mitunter das Beste, was es im Bereich Star Wars Comics gibt. Freut mich, dass es so gut bei dir ankam! Diese Comics sind zeitlos gut.
„drei Star Wars: The Old Republic-Sammelbände“ – welche meinst du damit?
Naja, die drei zum Videospiel SWTOR, nehme ich mal an…
Genau: Bedrohung des Friedens, Blut des Imperiums und Verlorene Sonnen.
okai – also die sonderbände – hatte echt überlegt was das für „sammelbände“ sein sollen 😉
nu is alles chlor
Hab den Comic heute Morgen beendet und wollte jetzt ein paar Rezensionen lesen um mich weiter mit dem Buch zu befassen. Freue mich zu lesen, dass viele die Begeisterung dafür mit mir teilen! Ich stimme der Review in jedem Punkt zu, Zayne und Gryph sind von Anfang an sympathisch und tatsächlich war ich schon nach nur ein paar Seiten ernsthaft in den weiteren Verlauf der Handlung interessiert und konnte mit Zayne mitfühlen. Die 5 Jedi sind unglaublich spannende Gegenspieler und der Humor ist genial (,,Der Gesuchte ist bewaffnet und…“ ,,Gefährlich?“ ,,…geistesgestört. Klingt genau nach dir.“)!