Nach zwei eher enttäuschenden Folgen voller fragwürdiger Plotideen, wäre es mal wieder Zeit für eine solide Episode von Star Wars Rebels. Kann der titelgebende „Freiheitskämpfer“ Cham Syndulla die Serie aus ihrem Tief ziehen?
Die Rebellen haben mal wieder zu wenig Ausrüstung, insbesondere fehlt ihnen ein Raumschiffträger für ihre Jäger. Praktischerweise hat gerade eine andere Rebellenzelle einen solchen imperialen Träger über ihrem Planeten gesichtet, weshalb der Plan geschmiedet wird, dieses Schiff zu stehlen. Allerdings handelt es sich bei dem Planeten um Ryloth und beim Anführer der Rebellenzelle um keinen anderen als Cham Syndulla, Heras Vater, mit dem diese seit langer Zeit keinen Kontakt mehr gehabt hat. Aus diesem Grund heißt die Folge auf Englisch auch „Homecoming“ (Heimkehr).
Hera tut sich schwer damit, mit ihrem Vater wieder in Kontakt zu treten, da sie beide sehr unterschiedliche Ansichten vertreten. Cham ist auf eine ziemlich fanatische Art und Weise allein auf die Befreiung Ryloths fixiert, während Hera das große Ganze der Rebellion betrachtet. Als Vater und Tochter wieder aufeinandertreffen, kommt es auch direkt wieder zu Auseinandersetzungen: Hera möchte den imperialen Raumschiffträger für die Rebellion, doch Cham will das Schiff für alle Bewohner Ryloths sichtbar brennen sehen, um damit ein Zeichen zu setzen. Nur mühsam raufen sich beide Seiten zusammen und einigen sich auf Heras Plan. Doch hat Cham wirklich sein ursprüngliches Ziel aufgegeben oder verfolgt er noch immer seine eigene Agenda?
„Der Freiheitskämpfer“ erzählt eine extrem spannende Geschichte, die die politische Ebene mit der persönlichen verbindet. Hier geht es nicht nur darum, gegen das Imperium zu kämpfen, sondern auch die eigentlichen Verbündeten, Heras Vater und die anderen Mitglieder der Rebellenzelle auf Ryloth, müssen mit viel Mühe und Kraft überzeugt werden, mit der Ghost-Crew an einem Strang zu ziehen. Das Familiendrama zwischen Hera und Cham zeigt dabei im Kleinen die Uneinigkeit der Rebellen, die sich erst noch als Allianz zusammenfinden werden müssen.
Der Vater-Tochter-Konflikt ging mir beim Schauen der Episode wirklich nah. Man kann sich richtig vorstellen, wie ein Fanatiker wie Cham seine Tochter vernachlässigt und in ihr nichts anderes als eine Nachfolgerin für seine Sache sieht. Dass Hera ihre Mutter verloren hat und sich als Kind viel allein mit Chopper beschäftigt hat, da sie sonst niemanden hatte, wirft ein ganz neues Licht auf die sonst so taffe Pilotin. Und dass Cham nicht anders kann, als ihr Vorwürfe zu machen, ist wirklich tragisch und zeigt, was der Krieg aus Wesen machen kann.
Lustige Momente gibt es aber auch in der Folge. Für diese sorgt – ganz untypisch – hauptsächlich Kanan. Der Jedi ist ein großer Fan des berühmten Cham Syndulla und seinen Schlachtentaktiken und verhält sich daher in der Gegenwart seines Idols wie ein nervöser Teenager, was natürlich ziemlich lächerlich wirkt. Beim ersten Schauen dachte ich zunächst, dass Kanan vor dem Treffen mit Cham nervös ist, weil er seinem erhofften Schwiegervater in spe gegenübertreten wird und einen guten Eindruck hinterlassen will. Diese Deutung war wohl in dieser Episode nicht so intendiert, aber dennoch glaube ich immer noch daran, dass es zwischen Hera und Kanan knistert.
Des Weiteren merkt man auch noch an zwei Kleinigkeiten, mit wie viel Liebe zum Detail diese Episode inszeniert wurde. Zum einen taucht eine Twi’lek namens Numa als Kämpferin unter Chams Führung auf, welche wir schon als Kind in den Ryloth-Folgen von The Clone Wars kennengelernt haben, in denen auch Cham seinen ersten Auftritt hatte. So wird abermals der Bogen zwischen den beiden TV-Serien geschlagen. Zum anderen bemerkt man (in der englischen Fassung), wie Hera mit leicht verändertem Akzent spricht, wenn sie mit ihrem Vater redet. Sobald sie sich von ihm abwendet und distanziert, spricht sie wieder so wie sonst mit ihrer Crew. Ein kleines Detail, das die ganze Situation noch ein wenig realistischer wirken lässt und das Verhältnis der beiden zueinander verdeutlicht.
Insgesamt kann ich eigentlich nur Positives über die Episode sagen. Die Thematik des Familienkonflikts ist interessant, Heras Figur bekommt mehr Tiefe, die Handlung um den Diebstahl des Raumschiffträgers bleibt durch die Unberechenbarkeit Chams die ganze Zeit spannend und die Episode hat mich als Zuschauerin einfach emotional gepackt. Daher vergebe ich die volle Punktzahl: 5 von 5 Holocrons.
Hier nochmals die Rebels Recon zur Folge:
Wie hat euch „Der Freiheitskämpfer“ gefallen?
Wer mehr über Cham Syndullas Werdegang zwischen The Clone Wars und Star Wars Rebels wissen will, dem legen wir den Roman Die Sith-Lords von Paul S. Kemp nahe, der letzten Monat bei Blanvalet auf Deutsch erschienen ist.