Rezension: Reign of the Empire: The Mask of Fear gibt einen Einblick in die Nachkriegszeit

The Mask of Fear ist der erste Roman in der neuen Reign of the Empire-Trilogie. Diese Trilogie wird diesmal nicht durchgehend von einem Autor geschrieben, sondern jeder Band hat eine*n andere*n Autor*in. Den hier vorliegenden Auftakt darf Alexander Freed machen.

Zeitlich angesiedelt ist dieser Roman in den ersten Wochen und Monaten nach Episode III. Die Klonkriege sind etwas abrupt zu Ende gegangen und die Welten auf beiden Seiten, ihre Regierungen und die sonstigen Akteure müssen erstmal realisieren, was passiert ist, und schauen, wo und wie sie sich in der so unerwarteten, neuen Realität des Imperiums wiederfinden.

Alexander Freed gelingt es mit diesem Roman wieder einmal, inmitten einer Phase, über die eigentlich schon so viel geschrieben wurde, doch noch neue Perspektiven zu finden und aus der eher oberflächlichen Betrachtungsweise bestimmter Geschehnisse in eine tiefergehende Sicht zu wechseln, die unerwartete, aber teils auch belanglose Details scharf stellt und so einen eigenen Erzählraum findet, in der sich seine Geschichten entfalten kann.

Sehr geschickt hat er sich dazu eine Reihe von sehr gegensätzlichen Figuren gewählt, die alle gleichermaßen mit der neuen Situation auf ihre Weise klarkommen müssen. Altbekannte Figuren werden dabei mit neuen kombiniert und so eine Vielzahl von Perspektiven auf die gleiche Situation ermöglicht.

Mon Mothma, die nominelle Hauptfigur der Trilogie, versucht ihre Position auf dem politischen Parkett wiederzuerlangen und die Regierungsmacht vom Imperator wieder zurück ins Parlament zu bringen. Dafür ist sie auch auf die Stimmen der ehemaligen Separatistenwelten angewiesen, die erstmal mit ihrer Niederlage und der verordneten Wiederannäherung an die zum Imperium gewordenen Republik zu kämpfen haben und dabei von ganz eigenen Befürchtungen umgetrieben werden, die erstmal nur wenig mit Mons Wiederherstellungsplänen für den Senat zu tun haben.

Bail Organa, besessen von der Idee, das Unrecht, welches an den Jedi begangen wurde, öffentlich zu machen und aufzuklären, schließt sich unwissentlich mit einer hochrangigen Geheimdienstchefin zusammen, die Bails Recherche-Reisen, als sein Bodyguard getarnt, dafür nutzt, das Schicksal ihrer ehemaligen Zuträger und Operatoren im Außenbereich zu ergründen. Dabei stoßen die beiden auf Saw Gerrera, der zusammen mit einem Cyborg namens Soujen versucht, jenen Krieg, der ihm so jäh abhandengekommen ist, nun nach eigenen Regeln und mit eigenen Zielen fortzusetzen.

Freed entführt uns also mal wieder in eine Welt, die wir zu kennen meinten, aber über die wir so noch nie nachgedacht hatten. Wie reagiert der Senat auf seine Entmachtung? Was wird/wurde aus all den Kämpfern und Geheimdienstleuten, die eigenständig hinter feindlichen Linien im Einsatz waren? Wer kümmert sich um all die verstreuten geheimen Waffenlager? Was geschieht auf all den Welten, die nicht so begeistert sind, nun (wieder) zum Imperium zu gehören? Wir erhalten so einen Einblick in eine Welt jenseits von Palpatine, Darth Vader und der Jagd auf überlebende Jedi. Eine Welt, die sich nach dem Wegfall des Drucks des Krieges neu entfalten und neu gestalten will und muss, aber auch noch die Antworten auf so viele unbeantwortete Fragen der letzten Jahre finden muss.

Jede der drei Hauptfiguren hat ihren eigenen Handlungsstrang und Grüppchen an Begleitfiguren. Wie nicht anders zu erwarten, fangen diese Handlungsstränge an, sich irgendwann mehr oder minder zufällig zu kreuzen und dann immer enger umeinander zu schlingen, bis sich aus den drei Personen, die sich anfangs gar nicht grün waren, eine Zweckgemeinschaft bildet, die nach Siegen und Niederlagen neue, weitergehende Pläne schmiedet und damit in die Rolle hineinwächst, in der wir sie aus den folgenden Filmen, Büchern und Comics so gut kennen.

Dabei geht Freed nicht gerade zimperlich mit den Figuren und dem Bild, das wir von ihnen haben, um. So ging ich beispielsweise anfangs beim Lesen davon aus, dass Figuren wie Bail Organa nur genutzt werden, um uns den Einstieg in die Geschichte etwas zu erleichtern, aber nach etwa der Hälfte des Buches war dann zu erkennen, dass Freed mit dieser Figur wirklich etwas vorhat. Die Konfrontation zwischen Bail und der Geheimdienstlerin Hati, in der diese Bail vorwirft, mit seinem verbohrten, wahnhaften Bestreben, die Jedi zu rehabilitieren, nichts, außer neues Leid zu schaffen, weil der öffentlich gesäte Zweifel an der aktuellen Regierung nur dazu führe, dass Terroristen wie Saw Gerrera sich ermächtigt sehen, aus ihrem verletzten Gerechtigkeitsgefühl heraus immer schlimmere Taten zu begehen, fand ich sehr beeindruckend. Und auch Mon Mothma bekommt einige Grautöne verpasst, auch wenn sie sonst in der Darstellung zu blass und zu sehr in ihrer Rolle auf dem politischen Parkett verhaftet rüberkommt. Bei ihr findet trotz einiger gravierenden Rückschläge und Konfrontationen keine Weiterentwicklung statt. Es bleibt abzuwarten, ob sich dies in den nächsten beiden Bänden bessert. Die Darstellung von Saw Gerrera hingegen passt recht gut zu der Figur, die wir in der Vergangenheit kennengelernt haben.

Ohne hier zu viel zu spoilern, darf aber auch kritisiert werden, dass es einige beachtliche Sprünge in der Handlung gibt, deren Überleitungen schon ein wenig an den Haaren herbeigezogen wirken, insbesondere eine bestimmte Entscheidung von Bail. Für einen Roman, der sich ansonst so gut und planvoll durch die politische und geheimdienstliche Welt schlängelt, sind solch einfachen und wackeligen Abkürzungen doch schon ein Bruch, über den man sich erstmal ein paar Seiten hinweg erholen muss. Aber sie wiegen dann doch nicht schwer genug, um den positiven Gesamteindruck nachhaltig stören zu können.

Fazit

Ein guter Roman mit einer interessanten Geschichte, die sich sehr gut in das bisherige Star Wars-Universum einfügt, aber auch einige Figuren etwas hinterfragt. Der Fokus liegt trotz einiger Actionsequenzen klar auf dem politischen und geheimdienstlichen Geschehen nach Episode III. Wer Lichtschwertkämpfe und große Weltraumschlachten braucht, dürfte mit diesem Werk allerdings etwas weniger glücklich sein.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Neben der Ausgabe als gedrucktes Hardcover gibt es natürlich auch die zugehörigen eBook- und ungekürzte, fast siebzehnstündige Hörbuch-Ausgaben. Letztere wird von January LaVoy gesprochen, die es einem mit ihrer angenehmen Stimme ermöglicht, das Buch auch in größeren Schüben ermüdungsfrei am Stück zu hören. Wie immer ist das Hörbuch zusätzlich atmosphärisch untermalt. Die Soundberieselung fällt diesmal recht dezent aus, nur der Gongschlag für die Kapitelmarken hat mich immer sehr unsanft aus dem Flow gerissen.

Und natürlich gibt es im Bücherbereich auch wieder einige exklusive Sonderausgaben.

Der zweite Band der Trilogie wird von Rebecca Roanhorse geschrieben, die schon von Resistance Reborn bekannt ist. Den dritten Band übernimmt dann Fran Wilde.

Wer nun mal selber in den Roman reinlesen möchte und ihn noch nicht vorliegen hat, der sei an die verfügbare Leseprobe erinnert.

Wir danken Random House Worlds für die kostenlose Bereitstellung der Rezensionsexemplare als eBook und Audio.

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