Mit Die Schlacht von Jedha von George Mann erschien am 19. Juni 2024 nach Orkanläuferin bereits das zweite Skriptbuch zu einem Star Wars-Hörspiel auf Deutsch. Erneut in der Hohen Republik verankert, entführt uns dieses Hörspiel zu einem wesentlich wichtigeren Punkt für die dieses Mal zweite Phase des Projekts. Die namensgebende Schlacht ist ein zentraler Handlungspunkt, doch schafft es das Hörspiel(-Skript), daraus Kapital zu schlagen oder droht das gleiche Schicksal wie bei Lourna Dees Erinnerungsspektakel?
Ein bisschen Frieden…
Beginnen wir direkt die Eingangsfrage zu beantworten: Ja, Die Schlacht von Jedha ist relevanter als Orkanläuferin, aber der Weg zu dieser Erkenntnis ist etwas komplizierter. Während Lournas Story primär eine Brücke bilden sollte, die sich aus den Comics ergab und die Jedi ablenken musste, bis Marchion Ro seinen Plan in Der gefallene Stern durchführen konnte, geht die Brückenfunktion hier nun deutlich weiter. Es handelt sich nämlich ebenfalls um eine Brücke, die jedoch zwischen den beiden Erwachsenenromanen der zweiten Phase gebaut werden soll. Denn dieses Mal muss das Hörspiel erklären, wieso der Kampf nach dem eigentlichen Frieden am Ende von Die Verschwörung wieder aufzuflammen droht.
Genau diese Antwort liefert das Hörspiel auch und setzt dabei tatsächlich auf gute Ideen. Natürlich sind nicht alle Leute vom plötzlichen Frieden überzeugt! Manche trauen dem neuerlichen Bündnis schlicht nicht und dann werden dem Frieden auch noch von allen Seiten Hürden in den Weg geworfen. So spielt das Skript von Seite eins an direkt mit dem Wissen, dass der Titel sowieso schon verrät, welche Katastrophe folgen wird. Denn wir starten nicht chronologisch, sondern zum drohenden Scheitern der offiziellen Friedensverhandlungen von E’ronoh und Eiram, bevor uns ein Sprecher in den dann folgenden Szenen immer an die noch verbleibenden Stunden bis zu ebenjener Schlacht erinnert.
So ist die erste Hälfte des Skripts auch sehr angenehm zu verfolgen. Man ist immer etwas angespannt und wartet, was nun wohl alles schiefgehen muss und wo die Zweifel gesät werden. Und auch die erste Hälfte verläuft keinesfalls konfliktarm, nur ist die große Schlacht eben auf den Ablauf des Sprecher-Timers angesetzt. Wir lernen bekannte Figuren kennen, die in anderen Werken ankündigten, nach Jedha zu gehen – darunter Silandra Sho als Pilgerin und Creighton Sun als Unterhändler –, aber auch neue Gesichter, wie die Botschafter der beiden Planeten – Cerox und Tintak – oder der sympathische Keth Cerapath mit seinem philosophischen Droiden. Das verwebt sich alles recht organisch und trägt zum Worldbuilding bei.
Dadurch, dass dieses Hörspielskript auch örtlich begrenzter ist als noch Lournas Galaxisreise im Gefangenentransporter, baut sich auch die Spannung ganz anders auf. Wir sind immer am gleichen Ort und wenn in einer Szene eine Fraktion ihre Schachfiguren versetzt, hat das immer auch Auswirkungen auf alle anderen. Wo wir auch direkt beim Pfad der Offenen Hand wären. Die sind ja nach Jedha aufgebrochen, um vorsätzlich Teil der neuen Synode der Macht zu werden, sind aber insgeheim immer noch auf Rachekurs an Eiram und E’ronoh. Zumindest Teile von ihnen. Marda hingegen scharwenzelt immer noch ergeben durch die Reihen, baut aber langsam mehr Selbstbewusstsein auf, auch wenn dieses Skript definitiv nicht ihr Ort für Charakterentwicklung ist, denn da sind die beiden YA-Romane Der Pfad der Täuschung und Der Pfad der Rache die besseren Quellen.
So werden im ersten Teil Bomben gesprengt, Verdächtige gesucht und Figuren in Stellung gebracht, was meistens spannend wirkt, aber eigentlich recht simpel gestrickt ist. So handeln auch einige Figuren zu passiv und langsam und wollen die Gefahr einfach nicht sehen. Erst am Ende – als Überleitung zu Die Vernichtung – wird dann mal etwas logisch kombiniert. Zudem finden sich im ersten Teil – wenn auch wenige – Momente, in denen George Mann Umwege einbaut, die man nun nicht gebraucht hätte, und vor allem damals im Hörspiel – ganz ohne Skript – auch für Verwirrungen sorgten. Allen voran sei der Teil mit dem Ausbruch der Wargarane genannt.
Ein bisschen Sonne Krieg…
Kommen wir zum zweiten Teil des Skripts, welcher vollgefüllt ist mit kriegerischen Episoden. Das funktioniert im Skript zugegeben etwas besser als im Hörspiel, büßt aber die auditive Komponente des Schlachtgetümmels ein. Doch beginnen wir am Anfang. Die namensgebende Schlacht entfaltet sich in meinen Augen eher ungünstig, da wir – der Parallelität des Geschehens geschuldet – sehr oft zwischen Figuren, Schauplätzen und damit Handlungssträngen wechseln. Das sorgte vor allem beim Hören für Verwirrung und ist hier auch nicht ganz beseitigt. Wenn man nur für eine halbe Seite bei einer Figur bleibt und diese zwei Sätze sagen darf, muss man aufpassen, diese nicht ganz zu überspringen.
Hier kommt auch die auditive Komponente ins Spiel, denn die Regieanweisungen helfen einem zwar, sich das Geschehen vorzustellen, lassen aber die realweltliche Anknüpfung vermissen, die wir in Orkanläuferin teilweise noch hatten. Also hier wird nur auf Star Wars-Begrifflichkeiten selbst Bezug genommen und zudem werden häufig noch die gleichen Regieanweisungen über mehrere Szenen hinweg verwendet: „Wir hören weiterhin…“. Das ist zwar schlicht dem gleichen Schlachtgetümmel geschuldet, aber ich hatte im Lesen dann eher das Gefühl, ein Dungeon Master ließe die gleichen Schlacht-Sounds im Loop laufen, wodurch diese im Hintergrund verrauschen. Immersion geht da teilweise anders.
Generell ist die Schlacht auch nicht greifbar, weil diese vielen Handlungsorte den Konflikt gleichzeitig erweitern, aber auch superwinzig wirken lassen. Immerzu haben wir nur die Konfrontation mit einer Auswahl an Kontrahenten und spüren fast nie die geballten Kräfte, die da über Jedhas Straßen herziehen. Generell wird immer vom Untergang Jedhas und der Zerstörung geredet, aber bis auf eine sehr zentrale Statue liest sich in den Regieanweisungen meist nur kleiner Schaden an umstehenden Gebäuden. Von zu vielen zivilen Opfern ganz zu schweigen.
Doch hier soll auch noch ein Lob ausgesprochen werden: Das Skript hat auch ein paar Tode sehr wichtiger Figuren im Gepäck, was mir dabei geholfen hat, die ganze Szenerie auch ohne die entsprechenden Regieanweisungen ernster zu nehmen. Generell ist das Hörspiel kein Gag-Feuerwerk oder zu leichtes Weglächeln von Problemen. Im Gegenteil: Ein zynischer Jedi-Meister glaubt nicht an Frieden, ein Kind wird im Gesicht grässlich entstellt und mehrere wichtige Figuren finden meist überraschende, wenn auch nicht immer unerwartete, Enden. Von daher ein sehr erwachsener Ansatz, der nur etwas weniger Loop-Gefühl bei der eigentlichen Schlachtenschilderung gebraucht hätte.
Da diese Rezension größtenteils spoilerfrei bleiben soll, will ich gar nicht zu viel zum Ende verlieren, aber die Auflösung der hier stattfindenden Schlacht, die Strippenzieher und vor allem die Motivation sind recht dünn. Für die Strippenzieher und deren Motivation liefert die restliche Phase in Comics, Erwachsenenromane und YA-Romanen zum Glück noch mehr Substanz. Auch die ins Spiel gebrachten Mittelsmänner, damit der Pfad aus der Schusslinie bleibt, wirken stark nach Bedürfnis statt Logik gewählt. Die Auflösung der Schlacht sehe ich zudem weiterhin als großen Kritikpunkt an. So stark die Darstellung dieser Urfehde zwischen E’ronoh und Eiram eingangs ist, so schwach ist dann das Beiseite wischen jener durch eine wohlformulierte Rede. Da hätte es eine etwas weniger diplomatische Lösung erfordert – da hilft auch das Versprechen einiger Vertreter der Planeten nichts, dass das noch nicht alles gewesen sei.
Der Nivellierer
Ein kurzer Exkurs sei mir an dieser Stelle noch gestattet. Bereits als erste in unserem Team das Skript in der Post oder beim lokalen Buchhandel gekauft hatten, kursierte die Diskussion im Chat, ob „Nivellierer“ nun ernsthaft die Übersetzung für die „Leveler“ sei. Ich persönlich finde die Wahl tatsächlich gar nicht so schlecht. Der Gleichmacher klang immer etwas zu unspektakulär für diese Monster und nivellieren ist der passende bildungssprachliche Begriff für das, was die Leveler tun. Sie gleichen etwas aus und heben dadurch die Macht auf, was zum Tod des betroffenen Machtnutzers führt. Leider haben wir damit aber wieder die Inkonsistenz der deutschen Übersetzungen, denn die Leveler werden erst jetzt Nivellierer genannt. Hätte man in Im Zeichen des Sturms nicht die Gleichmacher etabliert, würde es wohl leichter fallen, nun diese Übersetzung zu akzeptieren. Wir können ja mal schauen, vielleicht ist Nivellierer als Fachbegriff in den 150 Jahren bis Phase I respektive III wieder verloren gegangen und in den kommenden Werken heißen die Leveler wieder nur Namenlose oder Gleichmacher.
Fazit
Die Schlacht von Jedha suggeriert Relevanz und hat sie im Prinzip auch. Das Skript bildet eine Brücke zwischen Die Verschwörung und Die Vernichtung, welche man nicht – wie noch bei Orkanläuferin – einfach umgehen sollte. Es etabliert den Konflikt weiter, zeigt, dass eine einfache Heirat nicht für alle Bewohner des Planeten das Ende eines jahrelangen Krieges bedeutet, und lenkt die Augen zunehmend auf den Pfad als Strippenzieher, was im folgenden Roman die Augen auf Dalna lenken wird. Ob es das anlässlich Azlin Rells Nachforschungen im Epilog zu Der Pfad der Täuschung gebraucht hätte und ob die Schlacht nicht etwas greifbarer und umfassender hätte sein sollen, sind berechtigte Einwände. Man kann definitiv Spaß mit dem Skript haben und es steht zurecht mit mehr Selbstbewusstsein zwischen den Erwachsenenromanen der zweiten Phase als noch Orkanläuferin zwischen Im Zeichen des Sturms und Der gefallene Stern.
Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.