Hinweis: Die Rezension kann Spoiler zu den einzelnen Geschichten des Sammelbandes enthalten!
Vor nun schon über 40 Jahren erblickte der dritte Star Wars-Streifen, welcher von Fans liebevoll und kurz gern Jedi genannt wird, das Licht der Welt. Wieder einmal zogen Massen von Fans weltweit in die Kinos, sodass Die Rückkehr der Jedi-Ritter mit einem globalen Einspielergebnis von rund 475 Millionen US-Dollar zu Buche schlägt. Um jenes Jubiläum zu feiern, haben Auror*innen wie Alyssa Wong, Marc Guggenheim, Jody Houser oder auch Daniel José Older und bekannte Kreativschaffende aus dem Star Wars-Universum im vergangenen Jahr eine Reihe von One-Shot-Comics kreiert, die jeweils bekannte Personen oder Gruppierungen aus dem 1983 erschienenen Film in den Fokus rücken. Von Gruselgeschichten der Ewoks über einen ungewöhnlichen Imperialen bis hin zu Fanliebling Max Rebo bietet jener Sammelband eine Vielfalt von Kurzgeschichten. Doch ob mich all diese wirklich überzeugen konnten und welchen Mehrwert die Geschichten bieten, lest ihr in der folgenden Rezension.
Jabbas Palast – Die Gefallen, die Jabba missfallen
Den Anfang des deutschen Sammelbands macht die Geschichte Jabbas Palast, die uns die Geschichte von Jabbas vorherigem Übersetzer-Droiden liefert, der in Return of the Jedi nur noch auseinandergerissen wird. Somit soll hier, ähnlich wie in den Kurzgeschichten der FACPOV-Reihe eine kurze Hintergrundgeschichte für den Charakter erzählt werden. Marc Guggenheim skizziert uns hier zunächst den Alltag des Droiden in seiner Übersetzungstätigkeit im Thronsaal von Jabbas Palast, bevor dann Silvan Kaan jenen Saal betritt und dem Diener der obersten Schleimigkeit ein verlockendes Angebot macht. Der Droide solle ihm drei Gefallen erweisen, dann wäre er so gnädig, ihm die Freiheit zu schenken. Eine Chance, dem mächtigen Jabba zu entkommen? Das lässt er sich natürlich nicht zweimal sagen und manipuliert so z.B. durch falsche Übersetzungen jenen Hutten zu Kaans Gunsten. So unterhielt mich diese Geschichte fast durchgehend sehr gut, da sie durchaus auch an der einen oder anderen Stelle auch mal komisch werden darf. Trotzdem ist das Ende recht erwartbar, denn so ziemlich jede*r hat Jedi wohl schon geschaut.
Die Zeichungen von Alessandro Miracolo sind, besonders was nicht-menschliche Charaktere angeht, stets gelungen und detailliert, während die Hintergründe sehr schlicht gehalten sind und Charaktere dort auch mal stilisierter dargestellt werden. An den Kolorierungen gibt es wenig auszusetzen, denn diese fangen die dreckig-düstere Atmosphäre meist recht gut ein, in manchen Panels waren diese mir aber dann doch zu hell gehalten.
Ewoks – Wunderschön wortlos
Doctor Aphra-Autor*in Alyssa Wong schlägt mit der Kurzgeschichte Ewoks einen anderen Weg als in xierem preisgekrönten Aphra-Run ein. So kommt jene Geschichte, die noch einmal in kurze Erzählungen unterteilt wird, komplett ohne Worte aus, ließ mich aber direkt auf den ersten Seiten über die traumhaften Illustrationen von Lee Garbet staunen. Zunächst befinden wir uns nämlich an einem Lagerfeuer auf Endor, wo sich der Ewok-Stamm nachts am Lagerfeuer gegenseitig Geschichten erzählt. So erleben wir zunächst das Aufblühen einer Freundschaft in der Geschichte des Woklings, die ich zugegeben zweimal durchblättern musste, um sie verfolgen zu können. Hier wird zwar durch Sprechblasen mit Zeichnungen versucht, Emotionen und Gefühle deutlich zu machen, ein wenig orientierungslos war ich zunächst aber schon. Die quietschbunten Zeichnungen von Paulina Ganucheau konnten mich dennoch in den Bann ziehen und lassen die jungen Ewoks wirklich niedlich aussehen.
Ganz im Kontrast dazu setzt der Ewok Paploo am Lagerfeuer zu einer Horror-Geschichte an, in der er (oder ein anderer Ewok?) auf ein Waldmonster trifft, das ihn auffressen will. Dabei versetzt er direkt einmal am Lagerfeuer die Ewok-Kinder in Angst und Schrecken. Auch diese Geschichte wird wieder liebevoll gezeichnet, ist diesmal jedoch ausschließlich in Schwarz, Weiß und Rot (quasi Ewoks: Black, White & Red) gehalten und rief damit bei mir Horror-Gefühle hervor. Die letzte Lagerfeuergeschichte – es wird ja auch schon spät für die Kleinen – wird von Peekpa erzählt, und zeigt uns Leser*innen, wie einer der Ewoks einem Scout-Truppler, der gerade mit seinem Speeder durch den Wald brettert, eine Falle stellt und sich anschließend seine Sachen klaut. Kurz danach sehen wir, dass jener Ewok mit dem eingesammelten Schrott ein kleines Raumschiff zusammenbaut, mit dem er schlussendlich in die erträumten Weiten des Weltraums abhebt. Eine wirklich schöne Idee, welche durch eine ganz eigene pastellartige Farbpalette in Erinnerung bleibt und auch einen Bogen zu Return of the Jedi spannt.
Klar, sind hier jetzt keine tiefgründigen Geschichten zu erwarten, doch für die Länge der Geschichten und die Beschränkung auf Bilder und Laute, können sich diese – allein schon wegen ihrer einzigartigen künstlerischen Gestaltung allemal sehen lassen und bieten kurzweilige Unterhaltung, bei der aber kleine Ewoks auch schnell mal Albträume bekommen können.
Lando – Mit Vitamin B zum Ziel
Die dritte Geschichte rückt einen bekannten Helden der Rebellion in den Fokus und damit hat es sich kein Geringerer als Lando Calrissian zur Aufgabe gemacht, an die Pläne für Jabbas Palast zu kommen. Doch der Händler verlangt einen viel zu hohen Preis, da hilft auch keine Extraportion Lando-Charme. Wie gut, dass unser stilvoller Cape-Träger bestens vernetzt ist und so seine Freundin Elocin kontaktiert, die aber nicht viel von der Idee hält, ihm die nötigen Credits zu leihen. Doch einer Runde Sabacc ist sie nicht abgeneigt. Da sollte ein Lando Calrissian doch leichtes Spiel haben, wäre da nicht eine plötzliche Spielunterbrechung..
Auch diese Geschichte, welche Landos Charakter vor dem Beginn von Return of the Jedi zeigt, ist wieder recht kurzweilig, hält aber keine bahnbrechenden Enthüllungen bereit. Dafür bietet diese jede Menge Action, typische Lando-Sprüche und tolle Zeichnungen, bei denen wir besonders das Casino und die Wettarena ziemlich gut gefielen. Zudem bringt diese Story einen ganz eigenen Kolorierungsstil von Antonio Fabela mit, der mit den knalligen Farben an ältere Comics erinnert und obendrein noch ziemlich gut zu Landos Charakter passt. Im Kontrast dazu kommt das Lettering in den Action-Panels fast schon ungewöhnlich dezent daher.
Imperium – Rebell wider Willen
Was wäre solch eine Geschichtensammlung ohne das Imperium? Doch hier geht es einmal nicht um Palpatine oder den Dunklen Lord der Sith Darth Vader, sondern um die einfachen Handlanger jener faschistischen Maschinerie, genauer gesagt um den jungen Techniker Rilo der sich nun auf den Weg zum Waldplaneten Endor befindet, nachdem das Imperium Grenth Technologies, das Unternehmen seines Vaters, nun komplett kontrolliert. Schnell fällt dort auf, dass der übermäßig freundliche Rilo so gar nicht in die imperiale Maschinerie passt. Er versucht beim Essen Konversationen zu starten, redet nett mit einem Ewok und hat zu allem Überfluss noch eine Idee, um das System der Basis noch effizienter zu machen. Natürlich passt dies den obersten Offizieren so gar nicht, sodass es für Rilo so schnell nicht wieder nach Hause geht…
Eine wirklich spannende Idee, anhand eines privilegierten Sohnes, der nun vom Imperium aus dem Stadtleben und der Firma seines Vaters herausgerissen wird, aufzuzeigen, welche Eigenschaften sich die Führungsriege des Imperiums wünscht. Eigene Ideen, die etwas verändern oder sogar verbessern können, werden nicht toleriert und wecken den Verdacht, man könnte es mit einem Rebellenspion zu tun haben. Lieber solle man tun, was einem gesagt wird, widerspruchslos Befehle ausführen und diese auf keinen Fall hinterfragen. Gelungen ist hier auch, dass zwischen dem Geschehen immer wieder Textzeilen und Gedanken von Rilo zu lesen sind, die er in einem Brief an seine Familie schreibt.
Die Zeichnungen sind auch hier auf einem hohen Niveau, auch wenn ich mir z.B. innerhalb der Basis und im Verhörraum etwas mehr Details im Hintergrund gewünscht hätte. Auch visuell, besonders zu Beginn der Geschichte, wird deutlich gemacht, dass sich Rilo in seiner Persönlichkeit von den meist unter den Helmen verborgenen Kollegen unterscheidet. Farblich fängt man sowohl den Außenbereich auf Endor als auch die Basis, die wir auch aus Episode VI kennen, gut ein, während die Haarfarbe von Rilo dann doch in manchen Panels für meinen Geschmack etwas zu stark variiert.
Rebellion – Kein erfolgreiches Attentat!
Wenn es eine Geschichte des Imperiums gibt, dürfen natürlich auch die Rebellen nicht fehlen. Somit bekommen wir mit „Der Todesschuss“ den höchst unvorhersehbaren Attentat-Versuch auf Mon Mothma präsentiert. So wird zunächst Admiral Ackbar darüber unterrichtet, dass jenes Attentat auf die Schlüsselfigur der Rebellion geplant ist, woraufhin Mothma und Ackbar über das weitere Vorgehen in dieser schwierigen Situation beraten. Zudem sollen Kes und Shara in der Zwischenzeit die Hintergründe des Angriffs aufdecken. Den Cliffhanger-Satz mit „Wird dem Attentäter dieser feige Anschlag auf Mothmas Leben gelingen?“ kann man sich an dieser Stelle sparen. 😉
Dennoch ist die Geschichte von Alex Segura recht gut gelungen und zeigt noch einmal kurz vor dem Angriff des zweiten Todessterns, wie fragil und verwundbar die Rebellion doch ist. Auch wenn wir Leser*innen wissen, dass Mothma nicht sterben wird, bekommen wir interessante Einblicke in die Gefühlswelt von Mon Mothma und Admiral Ackbar. Besonders jene Seite mit Mothmas Monolog auf der Home One bleibt definitiv in Erinnerung. Die wenig hochgehaltene Spannung gerät jedoch durch die großartigen, figurengetreuen Zeichnungen vom Künstlerteam aus Matt Horak, Brent Peeples und Rafael Pimentel in den Hintergrund. Das Design des Attentäters, der eine Mischung aus Droide und Alien ist, empfand ich als wirklich gelungen und auch die liebevoll gestalteten, detaillierten Hintergründe auf den verschiedenen Planeten lassen diese lebendig wirken. Neben den Ewok-Zeichnungen ist diese Story, was das Visuelle angeht, ein klarer Favorit dieses Sammelbandes, denn hier gehen Farbgestaltung, abwechslungsreiche Panelanordnung und stärke Lettering-Akzente im actiongelandenen Showdown Hand in Hand.
Max Rebo – I’m blue..
Den Abschluss macht in diesem Sammelband ein eher nebensächlicher Charakter, der aber seit langer Zeit ein absoluter Fan-Favorit ist: Max Rebo. Dieser befindet sich nämlich samt Band in Jabbas Palast, wo das Leben, nun ja, nicht gerade friedvolle Melodien spielt. Zwischen all den Schlägereien, Intrigen und dem plötzlichen Auftauchen eines Jedi-Ritters wartet der blaue Musiker auf den Tag, an dem auf ihn, genau wie auf seinen Mentor, der Tod wartet. Doch an jenem Tag sollte ein anderer mächtiger Verbrecherboss sein Ende finden und dadurch ein neues Kapitel im Leben von Max Rebo einläuten…
Auf diese Erzählung war ich nach der Ankündigung und dem Bekanntwerden des großartigen Autors Daniel José Older wohl am meisten gespannt. Leider hat mich die Story, in der Rebo oft in den Hintergrund rückt, nicht komplett überzeugen können, auch wenn diese fast durchgehend aus seiner Perspektive erzählt wird. Es fehlt hier deutlich an Spannung, denn die Geschichte fügt sich zwar gut zwischen den Ereignissen in Jabbas Palast aus dem Film ein, doch sind so gewisse Geschehnisse schon gesetzt. Die Enthüllung auf der letzten Seite, dass sich Max bei seiner Erzählung in der Bar, in der wir ihn schon in der Serie The Book of Boba Fett sehen konnten, befindet, empfand ich hingegen als recht gelungen und gibt unserem blauen Freund zumindest für den Moment eine Art Happy End. Die Zeichnungen und Farben empfand ich hier als sehr gelungen, besonders die düstere, melancholische Stimmung rund um die Band im Palast von Jabba wurde von Kolorist Carlos Lopez sehr gut eingefangen. Bekannte Charaktere wie Han, Leia und Luke sind schnell wiederzuerkennen, wobei Letzterer von Zeichner Paul Fry einen ganz eigenen Look bekommt, der mir richtig gut gefiel.
Fazit
Die Rückkehr der Jedi-Ritter: Schurken, Rebellen und das Imperium bietet auf über 200 Seiten kurzweilige Geschichten rund um die Ereignisse und die ikonischen Charaktere aus Episode VI und wartet obendrein mit meist gelungenen vielfältigen Zeichenstilen auf. Zwar konnten mich nicht alle Geschichten begeistern, doch keineswegs zeigt sich hier ein wirkliches qualitatives Lowlight. Ein Highlight war jedoch klar die Ewok-Geschichte von Alyssa Wong, die auf visueller Ebene nachhaltig beeindrucken konnte und sich deutlich von den anderen Storys abhebt. Die nicht zu knappe Variantcover-Galerie am Ende des Sammelbandes rundet diesen besonderen Jubiläumsband großartig ab, sodass ich insbesondere für Return of the Jedi-Fans eine Leseempfehlung aussprechen kann!
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Gewinnspiel [BEENDET]
Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 1x Die Rückkehr der Jedi-Ritter: Schurken, Rebellen und das Imperium.
Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:
Wie viele US-Hefte enthält der Sammelband?
Das Gewinnspiel ist beendet!
- Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.
- Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
- Einsendeschluss ist Sonntag, 21.07.2024, um 23:59
- Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
- Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
- Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!
Update 22.07.2024 10:00: Die Auslosung
Der Sammelband enthält natürlich sechs US-Hefte! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgendes Gewinny aus dem Lostopf gezogen:
- Falko B. aus Isernhagen
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!
Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises!
Ich fand den Band echt großartig.
Wenn man Episode 6 mag wird man diesen Comic lieben!
Manche Geschichten sind sehr gut, andere eher Durchschnitt, aber die Mischung machts und die ist sehr gut.
Besonders gefallen haben mir die Geschichten Imperium und Ewoks welche beide wirklich Comic-Highlights sind.
Zeichnerisch und storymäßig eine tolle Sammlung, würde ich echt jedem empfehlen