Während Sana in Sana Starros #5: Family Matters, Part 5 ihre Familienprobleme auf die Reihe bekommt, steht Darth Vader gerade erst am Anfang seiner aktuellen Probleme damit, die Macht wieder unter Kontrolle zu bringen, und bedient sich dafür Sanas alter Verbündeten Doctor Aphra.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Sana Starros #5 – rezensiert von Carola
Heute halten wir bereits die fünfte und damit letzte Ausgabe von Sana Starros: Family Matters in Händen. Sie trägt den gehaltvollen Titel Facts of Life und das Cover ziert die vielversprechende Überschrift The future of the Starros Family revealed! Weshalb das Heft für mein Empfinden dieses Versprechen nicht ganz einhalten kann und ich mir ein tiefgründigeres Ende für die Starroses gewünscht hätte – Justina Ireland aber nichtsdestotrotz einen stimmigen Abschluss konzipiert hat –, davon möchte ich euch in meiner finalen Sana-Rezension berichten.
Pros…
Remember, child, breath and timing.
universeller Ratschlag von Großmutter Thea
Facts of Life beinhaltet eine Rettungsmission von Deva, Sana und Lanitra, die ich – inklusive Arysshas Vorarbeit dazu – als schlüssig und pfiffig empfinde. Ich bin froh, dass die übrigen Ausgaben nicht schon vor Rettungsaktionen gestrotzt haben, sodass ich diese hier in vollen Zügen genießen kann (das langatmige Luftgefecht mal ausgenommen). Ebenso den Geburtsvorgang mit der Unterstützung durch die Allrounder-Powerfrauen Mevera und Thea sowie demgegenüber Sanas absolute Kenntnislosigkeit zu diesem Lebensbereich. Mein Highlight ist ein gleichgeschalteter Countdown, mit dem sich parallel zu den finalen Zügen der Geburt auch die Handlung zuspitzt und entscheidet. Das finde ich inhaltlich schon eine ansprechende Idee, die dann auch noch optisch klasse umgesetzt ist und bestens auf Theas oben zitierte Aussage folgen kann. Apropos Thea: Ich habe mich kurz davon beseelen lassen, dass ich ihre Aussage nach der erfolgreichen Zwillingsgeburt als Anspielung darauf gelesen habe, Arysshas Kinder könnten trans* sein. Aber vermutlich bezieht sich ihre Aussage einfach auf ihren realistischen Blickwinkel darauf, dass in ihrer Familie erfahrungsgemäß nicht lange alles im Lot bleibt und Zeiten der Erholung nur von kurzer Dauer sind.
Devas Zugehörigkeitsgefühl zu der Familie wird in dieser Ausgabe erneut auf schöne Art und Weise betont. Auch dass das Verscherbeln der imperialen Schiffe nicht aus Habgier, sondern zur Finanzierung des Nachwuchses dienen soll, hat das viele – mir vorher doch eher unnötig erscheinende – Gerede darüber fast schon wieder gutgemacht. Sie ist und bleibt eine verlässliche Konstante für Sana und ihre Familie, die diese Comicreihe in meinen Augen rundum bereichert hat. Dass sich Sana am Ende der Ausgabe auf ein Techtelmechtel mit Lanitra einlässt, können Lesende sicherlich so oder so beurteilen. Aus Sanas Vorhaben, in Ruhe im sicheren Hafen ihrer Familie die Trennung von Aphra zu betrauern und zu verarbeiten, ist wohl nichts geworden. Dennoch hat sie sich im Verlauf der kleinen Sonderreihe schon auf sich und ihre Verwandtschaft besonnen und mit so manchem ihren Frieden geschlossen. Daher finde ich es schwer zu sagen, ob Lanitra nun als Ablenkung bzw. Rebound herhalten muss oder daraus etwas Langfristiges entwächst, das uns vielleicht auch in zukünftigen Werken wieder begegnen könnte?
Avons Nachlass zu zerstören, ist eine nachvollziehbare Entscheidung Sanas, da sie Avons Wissen als zu gefährlich einstuft und sich sicher ist, dass es immer wieder in die falschen Hände gelangen wird. Wenngleich Sanas drastische Entscheidung mich etwas bedröppelt zurücklässt, weil der Phase-I-Fan in mir doch gerne noch dem kleinen Avon-Hologramm gelauscht hätte, hat Devas liebenswürdiger Vergleich von Sana und ihrer Vorfahrin es doch am Ende wieder ausgleichen können.
… and Cons
You’re wallowing again? I left. I did something for myself. Get over it.
Sana zu Phel
Ireland hätte in dem Heft die Möglichkeit gehabt, der Figur Jand einen tiefgreifenderen Zweck zu geben, und hat diese sausen lassen, um uns stattdessen ersatzweise einen bereits inflationär verwendeten Charakter vorzusetzen: Hondo Ohnaka. Er hat aus meiner Sicht wahrlich keinerlei Mehrwert für diese Geschichte, ganz im Gegenteil. Seine Einführung für die Dauer eines banalen Luftgefechts nehme ich als Verschwendung von Panels und Dialogen wahr. Denn die TIE-Jäger hätten Deva und Sana auch ohne die Differenzen mit Hondo auf den Wunsch der Shani hin schonend außer Gefecht setzen können. Und mit Lanitra (und deren Handlanger*innen) haben wir, wie unschwer zu erkennen ist, alle kompetente und bereits hinreichend etablierte Verstärkung, welche die Starroses in dieser Lage benötigen. Ich war ursprünglich davon ausgegangen, dass Jand das Aushängeschild für Wahlfamilie wird, aber das ist Deva ja inzwischen schon zu genüge.
Die nächste Figur, die leider über den Verlauf dieser Reihe in meinen Augen nicht das Maß an Bedeutsamkeit für Sana oder die Story erlangt hat, um zu rechtfertigen, ihr so viel Raum zu geben, ist Phel. Er ist zwar ein geeigneter Antagonist für die Starroses, bleibt aber für mein Empfinden zu flach. Welche Strafe die Starroses für ihn als angemessen erachten, fand ich wiederum eine ganz plausible Entscheidung und vielleicht erfahren wir ja in einem anderen Format noch, wie es für ihn weitergeht. Selbst wenn mich persönlich das nicht zu interessieren vermag. Die finale Konfrontation von Phel und Sana ist für mich etwas unterwältigend, aber alles in allem in Ordnung gelöst. Mir gefallen hier die gestalterischen Entscheidungen nicht besonders, weil ich nicht das Gefühl habe, dass die Wahl der Körpersprache und Perspektiven das Gesagte untermalen, geschweige denn verstärken. Aber auch der Dialog hätte hier inhaltlich noch weiter gehen können. Immerhin lernen wir ein bisschen mehr über die Hintergründe der klaren Kante, die Sana im Verlauf der Reihe ihrem Bruder gegenüber zeigt. Das Beste an der Sequenz ist für mich die obige Ansage, die Sana Phel macht und damit einen sauberen, empowernden Schlussstrich unter das Hin und Her mit ihm zieht. Ich bin erleichtert, dass Sana diesen gesunden Abschluss findet und auch die übrigen Starroses d’accord mit ihrem Vorgehen sind.
Fazit
Ich kann mit dem Ausgang von Sana Starros und auch der Reihe im Gesamten gut leben. Sie wird mir nur nicht als sonderlich bedeutungsvoll in Erinnerung bleiben – und das Potential dafür habe ich zu oft gesehen, um das nicht zu bedauern. Es beruhigt mich aber, dass die letzte Ausgabe doch einige Abschlüsse für uns bereithält und wir die sechs liebgewonnenen Starroses zumindest fürs Erste bei Deva in Sicherheit wissen. Ireland hat eine ganz gute Balance zwischen äußerer und innerer Handlung gehalten – wenngleich ich von der ersten bis zur letzten Ausgabe auf so manche Actionsequenz und so manchen für mich überflüssigen Charakter hätte verzichten können. Das finde ich aber eben auch eine der größten Herausforderungen bei einer Mini-Serie: Die Reduktion auf das und Priorisierung des Wesentlichen. Mit dieser Reihe das Thema der familiären Verbundenheit, aber auch häufig damit einhergehender Verpflichtungsgefühle, zu behandeln, fand ich gut gewählt und umgesetzt. Gerade im Falle einer Gruppe so tougher, eigensinniger Frauen wie den Starroses und Deva; Einer so wehrhaften, resoluten und resilienten Familie, die dennoch (mal mehr, mal weniger) subtil aufeinander angewiesen sind und sich fortwährend aufeinander beziehen.
Darth Vader #35: Target Aphra – rezensiert von Tobias
Darth Vader trifft heute eine alte Bekannte, erhält sein Schild und zieht dann in den Kreuzzug gegen eine Droidenrevolution? Klingt nach Drogenrausch, ist aber Greg Pak. Die Frage, wohin die Reihe will und was das alles soll, stellt sich heute nicht zum ersten Mal und ist trotzdem angebracht!
Zum Inhalt
Nachdem der Dunkle Lord sich Sabés entledigt hat, erfahren wir endlich, wieso die Macht so durcheinander geraten ist. Der Grund dafür ist der Fermata Cage, welcher auf der Amaxinen-Station gefunden und als Gefängnis von etwas Mächtigem verwendet wurde. Deshalb erfahren gerade alle Machtanwender – außer natürlich Sidious, es sei denn er versteckt es sehr gut – seltsame Folgen und nichts funktioniert, wie es soll. Das trägt bei mir wieder zur Entmystifizierung der Macht bei, wovon ich kein wirklicher Fan bin. Die Implikation, dass es quasi eine Art Störung gibt, die durch einen Gegenstand aus dem Nichts bewirkt werden kann und dann auch noch Vader so stark einschränkt, wirkt für mich eher wie klassische Comic-Kosten und weniger wie Star Wars.
Der Rest des Heftes widmet sich dann der Suche nach einem Gegenstand, um diese negativen Externalitäten des geöffneten Machtkäfigs einzudämmen. Dazu braucht es natürlich Hilfe von Fachpersonal, weshalb Aphra das Ensemble rund um Vader und Ochi bereichert. Ja, das Wiedersehen mit dieser Figur lockert die Stimmung etwas auf, aber trägt eben nur zusätzlich dazu bei, dass Vader in meinen Augen unglaubwürdiger wird. Er lässt sie wieder davonkommen und das wird primär mit ihrer Nützlichkeit aber auch mit Fail Saves erklärt, die sie dann auch in dieses Kyberite-Schild eingebaut haben will. Damit kann Vader nun nämlich – neben seinem überdimensionierten Gandalf-Stock – seine Macht wieder fokussieren und damit das Chaos des Fermata Cages zumindest teilweise umgehen. Und das ist auch nötig, denn wütende Droiden stürmen herbei und kündigen die „Revenge of the Droids“ an. Halleluja! Einziger Trost ist, dass Ochi endlich mal wieder zum Spielball und inkompetenten Handlanger degradiert wird, was mich als – nennen wir es Kritiker – der Figur sehr freut, aber auch hier eben nicht dazu beiträgt, dass er ein glaubwürdiger Jedi-Killer sein und noch der gefürchteter Assassine von Reys Eltern werden soll.
Wozu all diese „Handlungen“ am Ende führen sollen, warum wir nun eine Machtverwirrung gebraucht haben und was am Ende diese Droidenrache bedeutet, die wohl oder übel in dem überflüssigen Dark Droid-Arc münden wird, darüber kann man nur spekulieren. Zuträglich hinsichtlich der Kontinuität sowie der Wandlung von Vader zwischen Episode V und VI ist all das schon lange nicht mehr und ich frage mich, was man noch alles in dieses eine Jahr packen kann und will, ohne langsam zu merken, dass diese Ära ein Ende finden und man Vader ziehen lassen muss.
Die Zeichnungen
Visuell leistet das Team aus Zeichner Raffaele Ienco und Kolorist Federico Blee weiterhin gute Arbeit. Aphra ist direkt erkennbar und auch Vaders neue Accessoires sehen visuell passend aus, wenn sie auch inhaltlich wenig Sinn ergeben. Die eher strand- und wassernahe Lokalität wirkt erfreulich hell und liefert ein paar sonst selten gesehene Farben, wohingegen die Beige-Töne im Labor klassische Adventures/Indiana Jones-Gefühle auslösen.
Fazit
Darth Vader wandert in Richtung Dark Droids-Arc und tut das wie ein Kreuzritter auf dem Weg ins Gelobte Land. Mit Schild und Breitschwert. Ich weiß, dass das Medium Comics ein anderes ist und da auch eher übertriebenere Handlungen üblich sind, aber so langsam wird Vader zu einem reinen Abziehbild, dem man irgendwelche Handlungen hinklatscht, solange er nur nicht endlich Episode VI und damit die verdiente Ruhe erhält. Wenn diese Reihe noch ewig so weitergeht, dann kann ich sein Opfer in Rückkehr der Jedi-Ritter gleich doppelt verstehen. Er wollte nicht nur seinen Sohn retten, sondern endlich auch aus dem ewigen Comic-Limbo entfliehen. Wer kann es ihm verübeln?
Mit Darth Vader #36 geht es dann am 12. Juli weiter. Nächste Woche haben dann die Bounty Hunters #35 die Bühne ganz allein für sich.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.