Rezension: Comic-Kollektion, Band 111: Darth Maul

Es verstand eine Menge von den Künsten der Jedi.

Qui-Gon Jinn, Episode I – Die dunkle Bedrohung

Herzlich willkommen zu meiner ersten Rezension in der Jedi-Bibliothek! In dieser geht es um den 111. Band der sich allmählich ihrem Ende neigenden ersten Star Wars Comic-Kollektion von Panini, einfach betitelt mit Darth Maul und am 12. Januar 2021 erschienen. Der Band ist 120 Seiten schlank und nach Band 11: Darth Maul – Todesurteil und Band 18: Darth Maul: Sohn Dathomirs der bereits dritte Band in der Kollektion, der sich um den beliebten Zabrak-Sith dreht. Chronologisch betrachtet handelt es sich aber bei der Hauptgeschichte um die im Legends-Bereich älteste Geschichte im Comic-Format rund um Maul, nämlich die gleichnamige vierteilige Miniserie von 2000. Dazu enthält der Band noch eine Bonusgeschichte aus Star Wars Tales. Da die Geschichten nicht zusammengehören, werde ich auf beide einzeln eingehen.

Darth Maul

Die Hauptgeschichte des Bandes wurde geschrieben von Ron Marz (Star Wars: Empire, Green Lantern) und gezeichnet von Jan Duursema (Star Wars: Dawn of the Jedi, Star Wars: Legacy). Erstmals in englischer Sprache veröffentlicht wurde der Comic im Verlag Dark Horse Comics von September bis Dezember 2000 in vier einzelnen Heften. Der Sammelband erschien schließlich am 02. Mai 2001. Auch die deutschen Leser mussten nicht lange auf eine Übersetzung warten, denn diese erschien zweigeteilt bereits im Februar und April 2001 in den Nummern 22 und 23 der langlebigen Star Wars-Heftreihe von Panini, damals noch unter dem Label Dino. Der Comic wurde also im direkten Umfeld der Prequel-Trilogie veröffentlicht und war Teil der literarischen Erkundung dieser neuen Ära über die Kinofilme hinaus. Ein halbes Jahr später wurde die Geschichte nochmals auf Deutsch in Sonderband #8 aufgelegt, und es dauerte mehr als 10 Jahre, bis deutsche Leser im Rahmen der Masters-Serie erneut in den Genuss der lange vergriffenen Story kamen. Diese war auch bis zur aktuellen Auflage im Rahmen der Comic-Kollektion die letzte deutsche Veröffentlichung. Abgesehen von der gleichnamigen kanonischen Miniserie von Marvel Comics und seinem One-Shot aus Age of Republic, enthält die Kollektion damit alle Comic-Geschichten, in denen Darth Maul als zentrale Figur auftritt.

Die Geschichte ist innerhalb der Legends-Kontinuität im Jahr 33 VSY und somit ein halbes Jahr vor seinem großem Auftritt in Episode I – Die dunkle Bedrohung angesiedelt. Zu Beginn wird Maul von seinem Meister Darth Sidious in einer geheimen Trainingsanlage auf Coruscant ausgebildet. Mit dieser Szene liefert der Comic auch gleich einen spektakulären Einstieg, denn passend zu unserem wortkargen Hauptcharakter finden die ersten acht Seiten gänzlich ohne Dialog statt. Kein einziges Wort unterbricht Mauls Kampf gegen seine Widersacher, eine Gruppe Trainingsdroiden, die überaus dynamisch und actionreich ausgelöscht werden. Seinen Bewegungen und dem Kampfgeschehen können wir dabei immer gut folgen, ohne dass die Szenerie an Übersichtlichkeit verliert, womit auch gleich die größte Stärke des Comics deutlich wird, nämlich die Zeichnungen. Jan Duursema gelingt es ausgesprochen gut, die aus dem Film bekannten Bewegungen und den von Ray Park geprägten Kampfstil des Titelcharakters in die actionlastigen Panels zu bringen. Auch bei späteren, in diesem Comic häufig auftretenden Kampfszenen beweist die Co-Schöpferin von Aayla Secura und Quinlan Vos ihr Können als Zeichnerin eindrucksvoll.

Sidious schickt Maul nach gelungener Trainingseinheit schließlich auf eine gefährliche Mission, soll er doch im Alleingang das aus Schatten des Imperiums oder später The Clone Wars bekannte Verbrechenssyndikat Schwarze Sonne unschädlich machen. Zur technischen Unterstützung gibt er seinem Schüler dabei zum ersten Mal die aus Die dunkle Bedrohung bekannte Ausrüstung, die ferngesteuerten Suchdrohnen sowie sein Tarnschiff, die Scimitar, mit auf den Weg. Aus dem anschließenden Spießrutenlauf durch diverse Einrichtungen und Anführer der Schwarzen Sonne ergibt sich dann auch die übrige Handlung des sehr kurzen, aber auch sehr kurzweiligen Comics. Es hat vor allem als Maul-Fan durchaus seinen Reiz, ihm bei diesem Auftrag und seinem Vorgehen zuzusehen, jedoch bleibt die Skizzierung sämtlicher Charaktere dabei etwas auf der Strecke. Insbesondere die Vigos, neun Anführer einzelner Gruppierungen innerhalb der Schwarzen Sonne, dienen lediglich als blasses Kanonenfutter für die Erfüllung des Auftrags. Auch eine interessante Enthüllung im finalen Teil aus der Vergangenheit einer der Figuren wird leider weder vertieft, noch im Vorfeld der Szene angedeutet, obwohl es eine durchaus spannende Idee ist, die mehr Beachtung verdient gehabt hätte. Hier wurde etwas Potenzial für erzählerischen Tiefgang verschenkt.

Leider lässt sich das auch über die Darstellung unseres beliebten Protagonisten sagen. Wer gehofft hatte, hier etwas neues über Maul zu erfahren und hinter die Fassade des im Kino nur cool aussehenden, geheimnisvollen Bösewichts blicken zu können, wird leider enttäuscht. Maul spricht insgesamt selten, es findet kein häufig in Comics als Erzählmittel verwendeter innerer Monolog statt, außerdem wirkt unser „Held“ unantastbar und übermächtig. Keine Schwäche und kein Straucheln, das er überwindet, werden ihm in den Weg gelegt. Ausnahmsweise ist die Mission auch kein typischer arrangierter Test von Sidious für seinen Sith-Schüler, sondern lediglich die Auslöschung einer möglichen Bedrohung seiner Pläne. Wer mehr Charakterarbeit um die Figur Darth Maul sucht, sollte sich eher nach seinen Auftritten in The Clone Wars (in denen er auch mehr Dialog haben darf) oder der sehr gelungenen Marvel-Miniserie aus dem Kanon umsehen. Selbst seine am ehesten ebenbürtige Gegenspielerin, die mysteriöse Maghella, bleibt eindimensional und trotz ähnlicher Origin ohne Hintergrund. Der Comic wirkt eher, als hätte er noch mehr von genau dem über Maul bekannten, das wir im Film gesehen und erfahren haben, zeigen wollen und lässt sich so eher als Fan-Service einordnen, für jene, die nach seinem schnellem Ableben in Episode I noch nicht genug von ihm hatten.

Nichtsdestotrotz machte mir der Comic Spaß, und allein die erwähnten schönen Zeichnungen sind die schnelle Lesezeit wert. Bereits bekannte Figuren wie Maul, Sidious, und ein schöner Gastauftritt weiterer Filmfiguren sind genau wie bekannte Alienspezies gut getroffen und immer erkennbar. Der sehr gut zu Star Wars und den Prequels passende Look wertet die Geschichte extrem auf und trägt sie damit. Außerdem ist die Tatsache, dass es sich bei der Geschichte um die erste handelt, in der Darth Maul mit der Schwarzen Sonne zu tun bekommt, insofern interessant, da sie von ihm in The Clone Wars ein Jahrzehnt später in sein Schattenkollektiv integriert wird. Innerhalb der Legends finden die Ereignisse des Comics auch noch in anderen Werken Erwähnung, so zum Beispiel in den Romanen Darth Maul: Der Schattenjäger oder Darth Plagueis, wodurch er in einen größeren Kontext gesetzt wird.

Ich verleihe der kurzweiligen Unterhaltung damit 3 von 5 Holocrons.

Soldat

Bei der Bonusgeschichte handelt es sich um die 20-seitige Geschichte Soldat, geschrieben von Garth Ennis (The Punisher, The Boys) und gezeichnet von John McCrea (The Punisher, The Boys). Sie wurde als Trooper erstmals in Star Wars Tales #10 am 12. Dezember 2001 veröffentlicht und hat weder beim Kreativteam noch thematisch oder auch nur mit der Ära, in der die Geschichte spielt, Anknüpfungspunkte mit der Hauptgeschichte des Bandes. Auch handelt es sich nicht um eine deutsche Erstveröffentlichung, da die Geschichte schon einmal, wenn auch viel später, in Nummer 102 der Comicserie von Panini aus dem Januar 2013 enthalten war. Es erschließt sich für mich also nicht wirklich, wieso ausgerechnet diese Geschichte gewählt wurde, um den Band an Inhalt zu erweitern, aber das sind wir ja schon von anderen Bänden der Kollektion gewohnt.

Star Wars Tales #10 (12.12.2001)
Star Wars Tales #10 (12.12.2001)

Es geht hierbei um den Werdegang eines ursprünglich vom wilden Planeten Greater Marianas stammenden imperialen Sturmtruppler, der am Anfang von Episode IV auf Darth Vaders Sternenzerstörer Devastator stationiert ist und sich, während er hofft, nicht als erster durch die Tür auf die Tantive IV zu müssen, wenn sie aufgesprengt wurde, an sein Leben erinnert und über seine Zukunft nachdenkt.

Zu der kurzen Geschichte lässt sich nur sagen, dass wir es hier mit einem waschechten Machwerk von Garth Ennis zu tun haben, von dem ich persönlich sehr angetan bin. Wer Comicserien wie Preacher oder The Boys kennt, welche auch sehr erfolgreich als TV-Serien adaptiert wurden, weiß, dass schwarzer Humor, zynische Hauptfiguren und gleichgültig geschehene Tode bei Geschichten von diesem Autoren an der Tagesordnung sind. Hier konnte sich Garth Ennis mit seinem Stil im Star Wars-Universum versuchen, und ich denke, dass nicht jede Prämisse aus der Galaxis unter dieser Feder harmonieren würde. Die Geschichte eines Sturmtrupplers innerhalb der Kriegsmaschine des Imperiums eignet sich jedoch hervorragend dafür. Darüber hinaus hilft, dass er hier wieder mit John McCrea als Zeichner zusammenarbeitet, der bereits viele seiner Geschichten gezeichnet und somit den für Ennis-Geschichten typischen Look entscheidend mitgeprägt hat. Der kurze Comic erscheint dadurch sehr rund. Auch erzählerisch schöpft die Geschichte aus dem Vollen; die Gefühlswelt unseres Trupplers wird (diesmal durch inneren Monolog, wer hätte es gedacht) gut dargestellt, wir erleben mehrere Überraschungen über seinen Charakter, wir bekommen einen Einblick in den harten und tödlichen Alltag der Sturmtruppenausbildung, eine kurze Idee davon, wie Darth Vader als Befehlshaber auf die „normalen“ Fußsoldaten wirkt, und wir erleben möglicherweise den Beginn von Episode IV nach der Lektüre mit einem etwas mulmigen Gefühl, wenn wir feststellen, dass uns unser Truppler bereits bekannt war.

Schade, dass Garth Ennis bisher abgesehen von dieser nur eine weitere, ebenfalls sehr kurze Geschichte in der weit weit entfernten Galaxis geschrieben hat.

Die 20 Seiten erhalten verdiente 5 von 5 Holocrons.

Fazit

Als Bonusseiten haben wir auf den ersten Seiten nach der Inhaltsangabe noch die obligatorischen Infoseiten Die Geschichte, auf der uns kurz etwas über Maul und die vorliegenden Comics und ihre Schöpfer erzählt wird, und Die Personen, auf der über die Hauptgeschichte mit einer Timeline und kurzen Infoblöcken zu den drei wichtigsten Figuren informiert wird. Außerdem liegt am Ende des Bandes eine vollständige (!) Cover-Galerie mit den Covern der fünf US-Hefte, in denen die Erstveröffentlichungen stattfand, vor.

Insgesamt bietet der Band kurzweiligen Spaß, wenn auch erzählerisch die Kurzgeschichte deutlich mehr rausholt, als die Hauptgeschichte, nichtsdestotrotz ist diese wunderbar zu lesen. Wir haben hier zwei sehr schöne, mit unterschiedlichen Stilen gezeichnete Storys, deren einzige Gemeinsamkeit darin besteht, dass jeweils in der Geschichte sehr brutal vorgegangen wird. Ich würde Darth Maul aufgrund seiner Länge und Relevanz im Band etwas höher in der Gesamtbewertung berücksichtigen, sodass ich auf 3,5 Holocrons für Band 111 der Comic-Kollektion komme, was ich aber abrunde, da wir schon bessere Geschichten über Maul hatten.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir bedanken uns bei Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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