„Ich will, dass sie diesen Kampf gewinnen.“ „Nein, Sie erwarten von uns, dass wir dabei sterben, die Rebellen daran zu hindern, die Evakuierung zu vereiteln und diese Welt zu Plündern. Die Geretteten werden beeindruckt sein und Sie aus Dankbarkeit für ihre Rettung unterstützen.“
Ysanne Isard, Baron Soontir Fel
Nachdem ich in der Rezension zu Requiem für einen Renegaten schon erwähnt hatte, dass der eine Band von X-Wing Rogue Squadron, welcher schon übersetzt vorliegt, es nicht in die Comic-Kollektion geschafft hat, war für mich sofort klar, dass ich die Geschichte anhand des Sonderband #44 rezensieren muss, der glücklicher Weise bereits in meinem Regal stand.
Die gesamte Reihe wurde von Michael A. Stackpole gezeichnet. Sonderband 44, der im Juni 2008 erschien, wurde von Michael Nagula übersetzt und damit nur neun Jahre nachdem sie bei Dark Horse veröffentlicht wurde. Die Zeichnungen stammen von John Nadeau.
Wir befinden uns im Jahr 4 NSY und die Neue Republik versucht sich zu etablieren. Die Rogue-Squadron/Renegatenstaffel/Sonderstaffel – wie auch immer wir sie nun nennen wollen – ist nach dem Tod von Dllr und Herian auf Malrev 4 unterbesetzt und bekommt nun Verstärkung. Einer der vier beantragt allerdings direkt seine Versetzung, da kein Heldentod gewünscht ist. Bis der Papierkram durch ist, muss Xarcce Huwla allerdings bei der Sonderstaffel bleiben. Auch das Tech Team bekommt Unterstützung in Form von Koyi Komad, die wir früher in der Reihe schon kennen gelernt haben und die ich neulich erst in Kommando Han Solo wieder getroffen habe (Rezension natürlich unterwegs).
Wesentlich interessanter als die eigentliche Einnahme von Brentaal IV durch die Neue Republik ist in diesem Band die Implikation für die Zukunft. Ysanne Isard beginnt damit Sate Pestage, der aktuell Imperator des Imperiums ist, zu unterminieren und gleichzeitig ihre eigene Position zu stärken. Dazu nutzt sie unter anderem Baron Soontir Fel und dessen 181. Geschwader aus. Natürlich ist der Baron, der unter anderem Wes Janson und Biggs Darklighter ausgebildet hat und Vater des späteren Imperators Jagged Fel sein wird, viel zu schlau, um das nicht zu bemerken und beginnt seine eigenen Pläne zu schmieden. Dabei hilft ihm, dass der Admiral, dem er unterstellt wird, ein gewürzsüchtiger Idiot und komplett unfähig ist. Wird wohl mit Vitamin B in diese Position gekommen sein. Ziemlich süß gemacht war die Beziehung zwischen Fel und seiner Frau. Generell sammelt der Baron in diesem Comic unglaublich an Sympathiepunkten, obwohl er hier auf der Seite des Imperiums auftritt. Auf Seiten der Rebellen wird außerdem Colonel Salm vorgestellt, den wir in den X-Wing-Romanen wiedersehen werden.
Tatsächlich geht es hier mehr um Politik als ums Fliegen, was in einem Mittelband aber durchaus verkraftet werden kann. Mir hat Im Dienste des Imperiums quasi als Prequel gedient und daher wusste ich, warum was gemacht wurde. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass chronologische Leser den Band eher schwächer finden, da es der Handlung an Action mangelt. Obwohl es mehrere Kampfhandlungen gibt, steht diese nicht im Vordergrund. Ebenso wird die Beziehung zwischen Nrin und Ibitsam wieder angesprochen, aber ebenfalls nicht vertieft.
Schwach fand ich im Besonderen eine Stelle, auf der ein Timer auf 200 eingestellt wird, kurz darauf aber gesagt wird, dass es sich um einen binären Timer handelt, 200 also nicht für 200 Sekunden steht, sondern für 8. Ganz nett, wenn man das mit 1000 gemacht hätte, denn in einer binären Anzeige ist eine 2 überhaupt nicht einstellbar, sondern nur 0en und 1en, sonst wäre es nicht binär.
Wenn man sich in den Legends auskennt war der große Plottwist am Ende leider auch keiner, aber ich bin unglaublich gespannt, wie es an dieser Stelle weiter geht.
Die Zeichnungen sind größtenteils gelungen, auch wenn viele Charaktere weiterhin an Detailmangel leiden. Besonders schlimm war, das Janson zu Beginn typische Han Solo-Kleidung trug und ich ihn immer für Han gehalten habe, obwohl dieser überhaupt nicht mitspielt. Ansonsten hat man sich mit dem Stil angefreundet.
Ich hatte erst überlegt nur drei Holocrons zu vergeben, doch die Politik führt hier tatsächlich zu etwas großem, auch wenn man es vielleicht noch nicht sieht, also ist es eine großartige Schreibleistung. Auch Fel drückt die Holocronanzahl nach oben und die Spannungskurve ist toll. Unter anderem das nicht-Verschweigen von entweder Sklaverei oder Prostitution durch hochrangige Imperiale zeigt, dass es sich um eine durchaus durchdachte und gut geschriebene Comic-Geschichte für Erwachsene handelt und daher bin ich gewillt fünf Holocrons zu vergeben!