Heute startet bei Dark Horse eine neue vierteilige Mini-Reihe namens Tides of Terror, geschrieben von George Mann, gezeichnet von Luis Morocho, mit Tuschezeichnungen von Le Beau Underwood, und koloriert von Michael Atiyeh. Nach Tears of the Nameless und Seeds of Starlight / Haunted Starlight begibt sich George Mann damit bereits zum wiederholten Male in seine wohl bevorzugten Gefilde: unter Wasser, wo die Monster leben!
Zum Inhalt

Wir treffen unsere Protagonisten, Mace Windu sowie Kit Fisto und seinen Padawan Nahdar Vebb mitten im Kampf gegen ein Monster an, bei dem der impulsive Nahdar lernen muss, dass auch im Umgang mit vermeintlichen Monstern Diplomatie statt Gewalt gefragt ist. Nach diesem kurzen Intro erhalten die drei Jedi von Yoda den Auftrag, sich nach Tordus zu begeben, wo sich bereits Shaak Ti befindet. Dort gibt es eine Unterwasser-Station namens „Axil Station“, die für Spannungen sorgt. Die Regierung des Planeten (repräsentiert von Grand Meister Samrit Gnell) und Forschende wollen mit Hilfe dieser mehr über die untergegangene Zivilisation der Axiloth herausfinden, deren Ruinen sich am Meeresboden befinden. Umweltaktivist:innen (vertreten durch Lady Hellan Valk) dagegen befürchten, dass die dort lebenden und sich fortpflanzenden Xorfin, riesige und aggressive Unterwasser-Wesen, gestört werden. Nachdem Stationsleiterin Patarina Scooth den Jedi eine ausführliche Tour durch die Station gegeben hat, greift ein Xorfin Padawan Nahdar bedrohlich an, als dieser durch das Fenster nach draußen schaut. Als später im Rahmen einer Konferenz die verschiedenen Interessensgruppen ihre Meinungen austauschen, kommt es plötzlich zu einer Explosion. Ein U-Boot ist mit einem der vier Beine, auf denen die Station steht, kollidiert und hat diese destabilisiert. Außerdem treiben nun Wesen hilflos im Wasser, während sich die Xorfin schon bedrohlich nähern. Die Jedi müssen eingreifen…
Zur Umsetzung
Beim ersten Blick auf das Cover und den Titel Tides of Terror mag man vermuten, dass uns hier vier Hefte lang stupide Monster-Action erwartet. Aber ich freue mich, dass ich weniger auf Cover und Titel, sondern mehr auf den Autorennamen geachtet habe, als ich mich dafür meldete, diese Reihe zu rezensieren. Denn George Mann enttäuscht meine Erwartungen nicht. In diesem ersten Heft ist schon wahnsinnig viel Interessantes angelegt. So viel, dass ich gerade echt nochmals nachgeschaut habe, ob das Heft denn Überlänge hat. Hat es nicht. Und trotzdem schaffen es Mann und Morocho, jede Menge spannende Exposition auf diese wenigen Seiten zu packen, bei der man bereits fühlt, wie sich die die Verwicklungen und Lösungen der kommenden Hefte anbahnen.
Allem voran wird natürlich wunderbar ausführliches Worldbuilding mit der Axil Station betrieben, durch welche unsere Protagonist:innen erst mal geführt werden. Da wir ausführlich die Rettungskapseln präsentiert bekommen und die Stationsleiterin auch in bester Titanic-Manier proklamiert, die Station sei unsinkbar, können wir uns nach der Regel von „Chekhov’s Gun“ schon ausmalen in welche Richtung sich die Story wohl entwickeln wird. Genauso faszinierend ist natürlich die buchstäblich untergegangene Zivilisation, zu der angedeutet wird, dass es über den Grund ihres Untergangs durchaus etwas zu lernen gibt, was mich durchaus an Tears of the Nameless erinnert hat. Ebenso scheint hinter den Xorfin und ihrem aggressiven Verhalten wahrscheinlich noch mehr zu stecken. Wir bekommen also jede Menge zukünftiger Handlung angeteasert, was zumindest mir Lust auf mehr gemacht hat.









Aber nicht nur das Worldbuilding stimmt, sondern auch die Figuren und ihre Beziehung werden in kürzester Zeit etabliert. Das Verhältnis zwischen Kit Fisto und seinem Padawan Nahdar Vebb passt zu dem, was wir aus ihrem chronologisch späteren Auftritt in The Clone Wars über sie wissen: Es wird deutlich, dass Nahdar oft unüberlegt und auch gegen die Anweisungen seines Meisters handelt und dazu tendiert, sich selbst zu überschätzen. Richtig gut gefallen hat mir auch die humorvolle Art von Kit Fisto und Mace Windu, die sich gerne auf liebenswürdige Weise ein wenig über den unerfahrenen Padawan lustig machen. Hier kann Zeichner Luis Morocho wunderbar das legendäre Kit-Fisto-Grinsen ausspielen. Wäre ja auch schade, wenn das nicht zum Einsatz käme!
Auch zeichnerisch gefällt mir der Comic gut. Die gesamte Unterwasserwelt, vor allem die zerfallenen Ruinen, wirkt auf eine düstere Art und Weise faszinierend. Wie dunkel und unheimlich es so tief unter der Wasseroberfläche sein kann, fängt Kolorist Michael Atiyeh vor allem in den vier fast gleich aussehenden Panels ein, in denen sich zuerst schemenhaft, dann immer deutlicher die Umrisse eines Xorfin in den dunklen Wassermassen abzeichnen. Diese Monster, ebenso wie das Monster aus der Eingangsszene, wirken ebenfalls angemessen furchterregend mit ihren spitzen Zähnen und langen Zungen. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass man sie in kommenden Heften auch netter inszenieren kann, sollten die Jedi es schaffen, sie weniger aggressiv zu machen.
Ein besonderes Lob an den Zeichner geht noch raus für die Mimik von Nahdar Vebb. Es ist ja nicht immer leicht, einen Alien erstens als jung darzustellen und zweitens seine Emotionen auf einem so andersartigen Gesicht darzustellen. Beides gelingt Luis Morocho im Falle des jungen Mon Calamari aber perfekt. Man erkennt sofort an den Gesichtszügen, dass man es hier mit einer jugendlichen Figur zu tun hat. Und auch seine Gefühle – übertriebenes Selbstbewusstsein im Kampf, Verlegenheit, als sein Meister ihn zurechtweist, Neugier auf der Axil-Station, Angst vor dem Xorfin – sind stets klar zu sehen, was diese Figur auch direkt sympathisch macht
Fazit
Tides of Terror #1 ist für mich ein rundum gelungener Auftakt einer Comic-Mini-Reihe, der mit Worldbuilding, Figurenbeziehungen und Story jede Menge bietet, um die Neugier auf die weiteren Hefte zu wecken. Auch die tollen Monster- und Unterwasserzeichnungen sowie die visuelle Darstellung von Nahdar Vebb halten hier mit. Ich freue mich auf den Rest der Geschichte!
Wir danken Dark Horse für die Bereitstellung des digitalen Rezensionsexemplars und der Vorschauseiten.











