Noch nie jemanden begegnet ich bin, der so viel in sich trug und doch so leer war. Oder so leer war und doch so viel in sich trug.
Meister Yoda
Nachdem Steven Barnes bereits 2006 mit seinem Roman Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden einen großen Jedi der weit, weit entfernten Galaxis in den Fokus rückte, ist nun knapp 20 Jahre später mit Der Glasplanet Mace Windu an der Reihe, der von ihm zum entlegenen Planeten Metagos geschickt wird. Dort tobt ein Konflikt zwischen den Einwohner*innen und Clans des Planeten, in dessen Mittelpunkt sich jetzt der Jedi mit dem violettfarbenen Lichtschwert wiederfindet. Warum der knapp 550 Seiten lange Roman von Barnes beim Worldbuilding überzeugen kann, aber mich schlussendlich doch insgesamt eher enttäuscht zurückließ, lest ihr in der folgenden Rezension.

Der packende Roman über den kampfstärksten Jedi der Galaxis: Mace Windu.
Um den letzten Wunsch des ermordeten Qui-Gon Jinn zu erfüllen, reist Mace Windu nach Metagos, ein Planet, dessen Oberfläche durch eine Sonneneruption in verstrahltes Glas verwandelt wurde. Dort soll er dem
Clan Sa’ad gegen die Verbrecherbarone beistehen, die nach der Katastrophe die Macht übernommen haben. Mace infiltriert die Feinde der Sa’ad. Doch das Geflecht aus Intrigen, Feinden und Verbündeten ist so komplex, dass der Jedi-Kodex an seine Grenzen stößt. Mace Windu stellt nicht nur seine Überzeugungen infrage, sondern sogar seinen Glauben an die helle Seite der Macht.
Verliebt ins Worldbuilding
Etwas, was ich in einigen anderen Star Wars-Romanen wie z.B. Die Jedi-Meister vermisst habe, war lebendiges Worldbuilding. Planeten und Handlungsorte wirkten oft austauschbar und unterentwickelt. Dies passiert jedoch in Der Glasplanet keineswegs, denn es werden teils seitenlang Orte, Strukturen, Bewohner*innen oder auch Lebewesen äußerst detailliert beschrieben. Dies klingt erst einmal nach etwas Positivem – und das ist es zumindest im ersten Teil des Romans auch – läuft in Barnes‘ zweitem Star Wars-Roman irgendwann aber leider ziemlich aus dem Ruder. So sehr ich seine Detailliebe und die Ausarbeitung des Planeten Metagos, dem primären Handlungsort des Buches, auch anerkennen und schätzen kann, ordnet sich dieses „Verliebtsein“ in die von im erschaffene Welt unglücklicherweise nicht irgendwann der Haupthandlung unter, wodurch besonders der Mittelteil in Teilen wahnsinnig zäh und dröge wirkt. Zu oft verliert sich der Autor in Details wie Ritualen und Umgebungen, die dafür bedauerlicherweise zu wenig zum Plot beitragen, der zumindest gegen Ende des Romans etwas ins Rollen kommen darf. Doch löst dann diese ausführliche und detailreiche Ausgestaltung dieser Welt auch ein gewisses „Star Wars-Gefühl“ aus?
Ist das denn Star Wars?
Aus dem Fandom sowie aus dem Titel der Rezension der englischen Ausgabe von Ines vernahm ich nach der Veröffentlichung von Der Glasplanet, dass sich dieser Roman nicht wie Star Wars anfühlt. Dies ist ja erst einmal sehr subjektiv, und sicher hat jede Person eine ganz individuelle Vorstellung davon, wie Star Wars sich anfühlt oder klingt, doch nach der Lektüre war diese Kritik für mich zunächst durchaus nachvollziehbar, auch wenn sich dieser Eindruck für mich nur in Teilen bestätigten konnte. Zweifellos, Namen wie KinShan Nachtvogel oder Vin Vin Sonnenfall, die der Autor den Bewohnern von Metagos verpasst hat, sorgten auch bei mir für Stirnrunzeln und offen gesagt habe ich mich mit diesen auch bis zum Ende von Der Glasplanet noch nicht so recht angefreundet. Aber so etwas ruiniert mir jetzt noch nicht einen gesamten Roman. Der Planet, der ja, wie eingangs erwähnt, sehr ausführlich beschrieben wird, mutet im ersten Augenblick in meiner Vorstellung jedoch etwas Star Wars-untypisch an. Dies liegt jedoch nicht allem voran daran, dass hier keine etablierten Elemente aus dem restlichen Kanon zu finden sind (was ich übrigens sehr begrüße), sondern dass ich hier einfach instinktiv an andere Sci-Fi-Vertreter wie Star Trek, Dune oder andere denken musste. Aber auch die Sing- und Tanzrituale sowie die für die Geschichte wirklich unnötige Romanze haben mir die Lektüre nicht gerade erleichtert. Ob es all dies unbedingt gebraucht hätte, würde ich hier mal stark anzweifeln. Der einen oder anderen Person dürfte es hier und da sicher ab einem gewissen Punkt auch zu spirituell werden, ich möchte Barnes hier aber zumindest attestieren, dass er zumindest versucht hat, ungewöhnliche Elemente in die weit, weit entfernte Galaxis zu bringen.
Auf die Frage, ob der Autor Mace Windu – der ja nun wirklich kein Unbekannter in der Saga und darüber hinaus ist – getroffen hat, bin ich mir bis zuletzt wirklich unschlüssig gewesen. An ein wenig Charakterarbeit versucht sich der Autor durchaus, blickt auch einmal in die Kindheit von Mace, aber wirklich Neues und Relevantes für den Kanon liefert er hier meiner Meinung nach nicht. Zudem war ich etwas irritiert darüber, dass Qui-Gon und Mace eine so enge Freundschaft gehabt haben sollen. Aber im Großen und Ganzen wirkte der Jedi mit dem lila Lichtschwert durchaus vertraut und die Thematik der freiwillig/unfreiwilligen Entscheidung, ein Jedi zu sein/werden, finde ich nicht uninteressant. Das alles bleibt mir aber besonders gegen Ende dann doch zu blass.
Im Ansatz gut?
Etwas, das sich ebenfalls sehr vertraut anfühlte, waren die kurzen, teils durch spirituelle Rituale herbeigeführten Rückblenden, in denen wir uns auch einmal mit Anakin, Yoda und Mace kurz nach den Ereignissen von Episode I wiederfinden. Diese Momente sind, genau wie auch ein kurzes Kapitel zu Beginn, in dem wir Einblicke in Maces Gefühlswelt während Qui-Gons Beerdigung bekommen, eine willkommene Abwechslung zur in weiten Teilen leider sehr uninteressanten Handlung auf Metagos, sodass ich mir hier mehr von diesen Momenten gewünscht hätte.
An sich empfinde ich einen solch charakerfokussierteren Roman als durchaus begrüßenswert, doch scheitert Barnes hier für meinen Geschmack daran, wirklich interessante Figuren zu schreiben oder mir als Leser irgendeinen Grund zu geben, warum mich dieser Konflikt der Clans/Fraktionen/Ebenen von Metagos über so viele Kapitel hinweg interessieren sollte. Hier konnte ich mich leider fast mit keinem Charakter identifizieren, auch wenn Mace Windu im Roman staunend durch die Ebenen von Metagos läuft und ich ihm nur zurufen wollte „Wirklich, das findest du so faszinierend?“ Am ehesten bleibt mir da noch die Duo-Persönlichkeit Chulok in Erinnerung, die sich am Ende des Romans noch ein wirklich künstlich in die Länge gezogenes Duell mit Mace liefert.
Fazit
Chaotisch Ihr wart. Disziplin Ihr brauchtet. Auch heute noch frustrierend Ihr sein könnt.
Meister Yoda
Der Glasplanet ist – trotz ein paar ambitionierten Ansätzen – zweifellos ein ziemlich dröger und zäher Star Wars-Roman, der mich dementsprechend einige Monate begleitet hat. Dies liegt jedoch keineswegs an einem mangelhaften Schreibtalent des Autors, sondern hat viel mehr damit zu tun, dass sich Barnes zu sehr in Details rund um Metagos verliert und somit die Gesamtstory am Ende zu uninteressant und belanglos wirkt. Für mich ist dieser Roman definitiv noch kein Totalausfall, aber bleibt nicht zuletzt auch durch die mäßig interessanten Figuren schlussendlich deutlich hinter meinen Erwartungen – die vor dem Lesen definitiv nicht allzu hoch waren – zurück.
Doch nun seid ihr dran! Was sagt ihr zu Mace Windu: Der Glasplanet? Konnte euch das Setting mehr in den Bann ziehen? Schreibt es doch gern einmal in die Kommentare.
Wir danken Blanvalet für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares!










