Rezension: Star Wars #117: Ahsoka, Teil 1 & Darth Vader: Die Zerstörung von Exegol, Teil 2

Wir sind keine Jedi.

Baylan Skoll

Nach dem Ende der gelungenen Miniserie um Kopfgeldjäger Jango Fett übernimmt seit dem 22. April und Star Wars #117 für acht Monate wieder die Adaption einer erfolgreichen Disney+-Serie den prominenten ersten Veröffentlichungsslot in der Heftreihe. Es handelt sich um die erste Staffel der Live-Action-Serie um Titel- und Coverheldin Ahsoka Tano aus dem Jahr 2023, deren Verlängerung aktuell in Produktion ist. Ein guter Zeitpunkt für Panini, um den Serienauftakt in Comicform Revue passieren zu lassen, während als Zweitstory die letzten Kapitel der Reihe ihres ehemaligen Meisters Darth Vader auf ihr Ende zusteuern. Das Kiosk-Cover zeigt die Serienfiguren in einer Collage von David Nakayama, während es Vader dank Leinil Francis Yu auf dem Comicshop-Cover mit dem Summa-Verminoth zu tun bekommt. Cover-Sammler*innen sollten außerdem das Journal of the Whills abonniert haben, denn als Beilage zur nächsten Ausgabe am 20. Juni erscheint mit etwas Verspätung noch ein Variantcover von Aka, das Ahsoka auf Arcana zeigt.

Nach dem Fall des Imperiums macht sich Ahsoka auf die Suche nach Großadmiral Thrawn: In der Ausgabe 117 des Star Wars-Comicmagazins startet das große Comic-Event zur Disney+-Erfolgsserie um Ahsoka Tano, die einstige Schülerin Anakin Skywalkers! Und: Mit dem zweiten Teil der Zerstörung von Exegol wird die aktuelle Darth Vader-Comicreihe fortgesetzt!

Auch als exklusive Comicshop-Ausgabe erhältlich!

In den letzten Jahren feierte Ahsoka Tano, Padawan-Schülerin Anakin Skywalkers während der Klonkriege, als Charakter ein umfassendes Comeback auf der Bühne der Galaxis. Dieser Umstand fand sich zuletzt auch in Paninis Comic-Programm inklusive Neuauflagen von The Clone Wars-Comics mit „Snips“ im Mittelpunkt wieder. Nun macht sie die Heftserie für acht Ausgaben unsicher und erinnert uns an die zentralen Ereignisse um die Suche nach Großadmiral Thrawn und Ezra Bridger, einen drohenden neuen Krieg, den mysteriösen Baylan Skoll sowie Äonen alte Geheimnisse der Nachtschwestern von Dathomir.

Mit der anhaltenden Beliebtheit der Figur im Rücken präsentiert uns Rodney Barnes (Inquisitoren) ohne große Umschweife direkt seine Nacherzählung der ersten Folge „Meister und Schüler“, von der Befreiung Morgan Elsbeths bis zum Duell auf Lothal zwischen Sabine Wren und Shin Hati. Dabei gelingt es ihm, auch ohne den Erzählfluss im Bewegtbild den inhaltlichen Status Quo selbst für Nichteingeweihte wiederzugeben. Sogar für die wenigen Informationen über das seit dem Finale von Star Wars Rebels hinter den Hauptfiguren liegende Jahrzehnt ist Zeit, um alle Leser*innen abzuholen, gleich ob sie nun alles, nur die Animationsserie, Ahsoka oder gar nichts davon gesehen haben.

Man kann den Dialogen und Actionszenen also folgen, hingegen bleibt der bereits erwähnte Erzählfluss auf der Strecke. Ein Comicskript entspricht einfach keinem Serienskript, was man in der Vergangenheit bei unterschiedlichen Jedi-Bibliothekaren bei der Kritik zu unterschiedlichen Adaptionen unschwer erkennen konnte. Ja, der Inhalt ist verständlich, aber das mitreißende Gefühl, das beim Zuschauen im besten Fall entstehen sollte, stellt sich nicht ein. Man schaut nüchtern und distanziert wie aus der Vogelperspektive auf eine trocken wiedergegebene Handlung, die man nicht für das Medium erdacht hat, in dem man sie nun eigentlich als Unterhaltung genießen möchte. Marvels Star Wars-Serienadaptionen haben hingegen in der Regel den Unterhaltungswert eines Wikipedia-Artikels, und da bildet auch eine neue Reihe mit neuem Kreativteam keine Ausnahme.

Das besteht aus zeichnerischer Sicht, in diesem Fall aus Steven Cummings (Crimson Reign) für die ungeraden Kapitel und Georges Jeanty (Mace Windu) für die geraden im Wechsel. Cummings beginnt und überzeugt mit detaillierten Schiffen, Droiden und Spezies – gut für einen Star Wars-Comic – enttäuscht aber bei menschlichen Gesichtern und den emotionalen Ausdrücken der Persönlichkeiten. Das verstärkt den Effekt der distanzierten Kühlheit aus der knappen Erzählung, obwohl sich Rachelle Rosenbergs Kolorierung Mühe gibt, der Atmosphäre der visuell starken Serie gerecht zu werden, ohne zu vergessen, dass man es mit einem Comic zu tun hat. Optisch ist die Mischung aus Cummings und Rosenberg jedenfalls um Längen angenehmer, als es der unsägliche Versuch in den Ausgaben #105-110 war, Obi-Wan Kenobi aufs Papier zu bringen. Wenn Lichtschwerter aufeinanderprallen, gelingt dem Zeichen- und Farbteam die Wucht und Dynamik des altbekannten Effekts äußerst überzeugend, was als Erwartungshaltung für den weiteren, zäh werdenden Fortgang der Serienadaption zumindest für die zahlreichen und wichtigen Duelle Hoffnung aufkommen lässt.

Hoffnung ist etwas, das man für Darth Vader als Comicserie schon so lange aufgegeben hat, dass selbst die kleinsten Ausbrüche auf weniger tiefen Ebenen innerhalb der Reihe und jeder halbwegs gelungene Moment glänzen konnte, dass mich das neue Kapitel – im Rahmen seines üblichen Niveaus – ehrlich überrascht hat. Mit dem zweiten Teil des vorletzten Handlungsbogens Die Zerstörung von Exegol meint man gar zu glauben, dass Greg Pak kurz vor Schluss bemerkte, dass er ja eigentlich etwas Wichtiges zwischen Episode V und VI zu erzählen hat und das jetzt noch ganz schnell erledigt werden muss. Tatsächlich kommt jetzt vor allem am Schluss des Hefts so etwas wie Substanz auf und es schleicht sich das Gefühl ein, dass das hier Gezeigte wirklich wichtig ist – eine Wirkung, die die Pseudo-epischen Momente mit unzähligen Opfern über die bisher 47 Einträge zur Reihe nie entfalten konnten. Viel zu spät besinnt sich die Serie jetzt noch auf ihr Dasein, bringt Entwicklungen für Episode VI in Stellung und scheut nicht davor zurück, Luke Skywalker dafür einzubinden. Ich hoffe, dass in den Nachwehen des absolut langweiligen Angriffs auf Exegol ein halbwegs versöhnliches Finale hervorgebracht wird, damit die chronologisch letzten Comic-Abenteuer Darth Vaders nicht vollends als „Nette Ideen, aber dumme Dialoge“ in die Star Wars-Literaturgeschichte eingehen werden. Besser späte Schadensbegrenzung als gar keine.

Ach so, bevor ich es vergesse: Raffaele Ienco hat es gezeichnet, Federico Blee koloriert und auf welchem Niveau die beiden arbeiten, kann man in einer von zahllosen Rezensionen immer gleicher Comic-Qualität, die stets beste Unterhaltung für das ganze Fandom bot, nachlesen.

Fazit

Eine unterhaltsame Serie mit kleineren und größeren Schwächen nun als nüchterner und distanzierter Comic, die sich in die Liste verzichtbarer Comic-Adaptionen ohne Mehrwert einreiht. Eine, die ebenso lang ist, wie die Liste schlechter Darth Vader-Comics mit immer denselben Kritikpunkten. Doch Rezensionen abwechslungsreicher zu gestalten soll gefragt sein und so bleibt dieses Fazit nur exakt so lang, wie mir die Inhalte von Star Wars #117 im Gedäch[ZEICHENLIMIT ERREICHT]

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Die nächste Ausgabe erscheint am 20. Mai und eröffnet den letzten Dreiteiler von Greg Paks Vader-Marathon. Der zugehörige Sammelband ist für November angekündigt und kann als Softcover bei Amazon¹ und Thalia¹ vorbestellt werden. Zu Ahsoka ist noch kein Sammelband angekündigt, wir rechnen aber für 2026 damit.

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