Rezension: Star Wars #115: Jango Fett, Teil 3 & Darth Vader: Schisma, Teil 4

Dass du glaubst, eine Chance gegen mich zu haben, heißt wohl, dass du ganz sicher kein kriminelles Superhirn bist.

Jango Fett

Am 18. Februar erschien in Star Wars #115 der vorletzte Teil der Jango Fett-Miniserie gemeinsam mit der Fortsetzung der langjährigen Darth Vader-Saga. Darin begegnen sich endlich die zwei prominentesten Kopfgeldjäger der Prequel-Trilogie, während das imperiale Schisma rund um Vader und Sly Moore seinen großen Plan vorantreibt. Die beiden Cover von Leinil Francis Yu entsprechen wieder denen der jeweiligen US-Ausgaben, die enthalten sind. Panini wählte bei der Aufteilung für das Kiosk-Cover den mandalorianischen Kopfgeldjäger und für die Comicshop-Ausgabe den dunklen Lord der Sith.

Der berühmteste Bösewicht der gesamten Galaxis, Darth Vader, hat das imperiale Schisma benutzt, um sich schreckliche neue Kräfte zu sichern … Aber welcher Schatz (oder welches Grauen) liegt im sogenannten „Martyrium der gefrorenen Tränen“? Und welchen Preis werden Vader und seine Verbündeten zahlen, um ihn sich zu sichern? PLUS: Jango Fett vs. Aurra Sing – der schwergewichtige Kopfgeldjäger-Fight geht in die nächste Runde …

In Star Wars #115 gibt es viele größere und kleinere Wiedersehen mit diversen (Neben-)Figuren, aber auch mit bekannten Planeten, kanonischen Schauplätzen der letzten Jahre sowie mit alten und neueren Spezies aus der ganzen Filmsaga. Das Highlight bildet dabei in Pfad der verlorenen Hoffnung, Teil 3 das in den letzten Heften aufgebaute Aufeinandertreffen zwischen Jango Fett und Aurra Sing. Beide Figuren zählten zur Zeit der Prequels und The Clone Wars zu den beliebtesten Kopfgeldjägern, was sich in zahlreichen Comic-Auftritten und weiteren EU-Geschichten zu Legends-Zeiten widerspiegelte. Wen nach der Lektüre weitere Hintergründe und Beispiele diesbezüglich interessieren, dem sei der wie immer äußerst informative „Hinter den Panels“-Abschnitt auf den Redaktionsseiten am Ende des Hefts empfohlen.

Mit dem Auftauchen einer ganz bestimmten Figur aus Ethan Sacks Vorgängerserie Kopfgeldjäger – die mit der Wahl des Ausgangssettings des Vierteilers eigentlich nicht zu sehr überraschen sollte – verknüpft der Autor seine beiden Star Wars-Comicreihen fast nebenbei auf verblüffende Art. Handlungsstränge und Figuren auch mit Jahrzehnten Abstand innerhalb der Timeline wieder zu nutzen, lassen sich Star Wars-Autor*innen vor allem bei eigenen Schöpfungen natürlich nicht allzu oft nehmen, da es hilft, auch älteren Geschichten wieder mehr Aktualität zu verleihen und den Kanon immer weiter zu festigen, auch wenn sich das altbekannte Syndrom der sehr kleinen Galaxis dadurch wieder einmal meldet. Die Weise, wie es hier geschieht, ist aber vor allem durch den aus Kopfgeldjäger bekannten Hintergrund äußerst organisch und sollte langjährigen Leser*innen gefallen.

Während Sacks und Zeichner Luke Ross weiter auf ihrem gewohnten Niveau abliefern und die Geschichte in diesmal etwas kleineren und fokussierteren Schritten voranbringen – natürlich dürfen auch die typischen Actionszenen mit dem Waffenarsenal von Fetts Rüstung nicht fehlen – gibt es in einer typisch zwielichtigen Cantina jede Menge Vertreter diverser Spezies aus Werken aller Ären zu entdecken. Zudem taucht auf der letzten Seite ein weiteres Mal in der Reihe ein bestimmter Planet aus Obi-Wan Kenobi wieder auf. Man sieht, es gibt zahlreiche Easter Eggs zu entdecken, die zwar nicht immer für die Handlung direkt relevant sind, aber durch Ross‘ tiefe und detaillierte Zeichnungen darauf warten, entdeckt zu werden, während der Plot sich entfaltet. Sehr schade, dass die Reihe mit dem nächsten Heft schon ihren Abschluss erhält. Sie könnte nur zu gern länger sein.

Eine Reihe, die wiederum schon eine ziemliche Weile läuft, wird im Heft mit der Zweitstory fortgesetzt. Wie in Jango Fett gibt es nämlich auch im neuen Darth Vader-Kapitel Das Martyrium der verlorenen Tränen einige Rückbezüge auf die Vergangenheit. Allen voran mit dem gewählten Schauplatz, an dem der Plan des Schisma vorwärts gebracht werden soll: die meridionale Eiskappe des Planeten Tython, an dessen titelgebenden Beichtstätte der Jedi sich bereits am Ende der ersten Doktor Aphra-Serie die Archäologin und Lord Vader ein weiteres Mal begegneten. Außerdem erinnern sich kurz alle Figuren aus dem aktuellen Handlungsbogen an ihre Erfahrungen mit Vader und die Ereignisse in der Reihe, an denen sie beteiligt waren.

Man mag es zwar kaum glauben, aber abgesehen von einem Shuttle-Absturz zu Beginn, sehr kurzer Handlungs-Flashbacks in vergangene Ausgaben und dem ein oder anderen Lichtschwertschwung Vaders, handelt es sich vermutlich um den ersten – vielleicht einzigen – ganz und gar actionfreien Beitrag Greg Paks in seiner Mammut-Reihe. Man kann darüber staunen, wie ruhig das Heft gestaltet ist und wie sehr es sich Zeit nimmt, sein Setting zu erkunden und den finalen Cliffhanger aufzubauen, der diesmal sogar seine beabsichtigte Wirkung bei aller Kritik, die ich sonst für Paks Cliffhanger übrig habe, voll entfaltet. Auch ein blindes Huhn findet nach 45 Versuchen vielleicht mal ein Korn.

Fazit

Mit Star Wars #115 macht eine Ausgabe von Paninis Comicreihe völlig uneingeschränkt mal wieder richtig Spaß. Jango Fett hält sein gewohnt hohes Niveau und hat dabei jede Menge für Fans und die Kopfgeldjäger-Leserschaft zu bieten. Leider geht es ziemlich schnell schon auf das Ende der Reihe zu, während sich Darth Vader mit seinem zwar noch etwas mehr Zeit lässt, aber einen der überzeugendsten Einträge der Reihe liefert. Ohne Action und mit dem Aufgreifen bereits etablierter Elemente – allen voran aus Doktor Aphra: Das Ende einer Schurkin von Simon Spurrier – liefert Greg Pak eine ganz andere Qualität ab, als man es sonst von der Reihe gewohnt ist. Mit dem finalen Handlungsbogen und der Rückkehr nach Exegol am Horizont geschieht das aber besser spät als nie.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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