Nachdem Marvel letzte Woche keine neuen Star Wars-Comics veröffentlicht hatte, erwarten uns diese Woche dafür zwei neue Hefte. Zum einen findet mit Ahsoka #8 diese Comic-Adaptions-Reihe ihr Ende, während Marvel mit The High Republic: Fear of the Jedi #1 auch zur dritten Phase der Hohen Republik noch einmal einen fünfteilige Handlungsbogen startet.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
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The High Republic: Fear of the Jedi #1
Der Inhalt
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Sskeer und Keeve, kürzlich zum Marschall der Grenzschutz-Flotte befördert, kommen – in bester Manier der US-Kavallerie in alten Hollywood-Filmen – einem kleinen Frachter in letzter Minute gegen die Nihil zur Hilfe. Keeve hatte zwar eigentlich niemanden töten wollen, aber eines der Nihil-Schiffe erwischt es dann doch. Und trotz Keeves neuem Rang, bleibt ihr ehemaliger Meister Sskeer als Mentor und Ratgeber weiterhin treu zur Seite.
Auf Naboo suchen derweil Lourna Dee, Quin und Tey nach Lord Boolans Kindern des Sturms, genauer nach Schwester H’Tar. Natürlich bleiben die drei nicht lange unbemerkt und so kommt es zu einer kleineren Auseinandersetzung mit einer Gruppe Nihil, die allerdings den Kürzeren ziehen. Auch weil Jedi-Meister Kelnacca und Yarizon Vell ganz zufällig ebenfalls vor Ort sind, um nach Jedi zu suchen, die auf Naboo gefangen gehalten werden. Kurzerhand verbünden sich die beiden Gruppen.
Im fliegenden, republikanischen Flottenstützpunkt über Sullust trifft derweil Keeve an Bord der Gios auf die Kommandantin, die nicht so ganz glücklich damit ist, dass die Oberkommandierende ständig selbst in den Einsatz fliegt, während die eigentlich zuständigen Piloten auf ihren Einsatz warten. Und die Stimmung der beiden steigert sich noch, da nun auch die Kriegsberichterstatterin Rhil Dairo erscheint, die auf Einladung der Kanzlerin an Bord ist, damit die besorgte oder zumindest interessierte Öffentlichkeit sehen kann, wie gut die Grenze zur Occlusion Zone nun gesichert wird. Das Ganze läuft unter dem griffigen Polit-Slogan „Augen und Klauen“. Noch mehr Kopfschmerzen bereitet ihr aber der Umstand, dass Avar ihr neben einigen anderen Jedi auch Master Cibaba mitgeschickt hat´, den sie noch nicht wieder für einsatzbereit erachtet.
Und auch auf Naboo tun sich erste Probleme auf. Die Fünf haben sich zwar mittlerweile weiter in die Festung der Nihil vorgearbeitet, aber alle fünf verspüren dabei ein sehr ungutes Gefühl und da dies auch Nicht-Machtnutzer betrifft kann es diesmal ausnahmsweise mal nicht von den Nameless herrühren. Und tatsächlich lauern im Schatten zwei besondere Gegner auf sie.
Die Umsetzung
Wie nicht anders zu erwarten hat Cavan Scott für den letzten Handlungsbogen noch mal alle Register gezogen und eine Vielzahl von Figuren und mit ihnen neue und alte Konflikte auf seinem Spielbrett platziert. Und auch wie immer ist alles eng miteinander verknüpft. Noch scheint alles eher ruhig und geordnet zu verlaufen. Man erzielt kleinere Erfolge gegen die Nihil und ärgert sich ein wenig mit den typischen Ideen von Politikern und den damit verbundenen Pressevertretern herum, aber noch deutet nichts auf das große Finale hin. Aber das dürfte sich im Laufe der noch folgenden vier Hefte schnell ändern. Dieser langsame Einstieg sagt mir durchaus zu, auch um die Situation und all die Figuren erstmal sauber einsortieren zu können. Ich denke, uns steht hier eine sehr interessante Geschichte bevor.
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Die Zeichnungen von Marika Cresta gefallen mir ebenfalls sehr gut. Auch wenn (oder gerade weil?) Kevee manchmal eher wie eine japanische Krieger-Prinzessin denn wie eine Jedi rüberkommt. Sehr positiv ist mir auch die Liebe zum Detail aufgefallen, nicht nur in den Hintergründen, sondern auch bei der Darstellung der Bekleidung. Der Faltenwurf ist ja immer eine besondere Schwierigkeit, an der man erkennen kann, wie sorgfältig jemand die Panels ausgearbeitet hat. Und man sieht es auch an den Raumschiffen und Gebäuden, selbst daran, dass überall das Nihil-Logo prangt, wie man es erwarten würde, die Figuren ihre Schatten haben und der Regen auf Naboo tatsächlich Regenpfützen hinterlässt. Da mag auch Jim Campbell nicht hinter zurückstehen, der bei der Kolorierung sehr gute Arbeit geleistet hat. Allenfalls könnte man über teilweise zu dunklen Lippen von Keeve etwas rummosern. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Und auch im Lettering von Ariana Maher kann man sehen, dass sich das Team qualitativ gegenseitig hochgezogen hat. Die optische Umsetzung der frostigen Antwort von Commander Jahen mit ihren Eiszapfen an der Unterseite der Sprechblase fand ich besonders gelungen.
Fazit
Mir hat das Heft sehr gut gefallen. Die Story macht neugierig, wirkt recht realistisch und ist auch sehr gut gezeichnet und koloriert. Ich bin sehr auf die folgenden Hefte sehr gespannt.
Ahsoka #8
Der Inhalt
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Nachdem die Beladung der Schimäre abgeschlossen wurde, kümmert sich Thrawn darum, dass die Jedi von seinem Raumschiff ferngehalten werden. Gleich darauf nehmen die Großen Mütter Elsbeth als eine der ihren an und übergeben ihr das Schwert von Schwester Talzin.
Und auch die anderen rüsten sich zum Kampf, so baut sich Ezra an Bord von Ahsokas Raumschiffes ein neues Lichtschwert. Sabine und Ahsoka diskutieren derweil draußen ihre Ansichten über eine Meister/innen-Schüler/innen-Beziehung aus. Das Eintreffen zweier Tie-Fighter beendet dies aber und nach einem kurzen Kampf stehen die drei Jedi ohne ihr Raumschiff, aber auch ohne TIE-Jäger im Nacken da. Ahsoka lässt sich davon nicht beeindrucken und findet neue Wege ihr Ziel, Thrawn, zu erreichen. Der bereitet sich sicherheitshalber darauf vor, dass die drei doch noch rechtzeitig an seinem Schiff auftauchen könnten. Was dann auch geschieht und Dank der dunklen Magie der Großen Mütter einen unerwartet zähen Verteidigungskampf nach sich zieht. Am Ende muss Elsbeth die Sache dann selber in die Hand nehmen. Und so tritt Ahsoka alleine gegen Elsbeth an.
Während Thrawn den Befehl zum Abflug in die uns wohlvertraute, weit, weit entfernte Galaxie gibt, entledigen sich Sabine und Ezra ihrer Gegner und können Ezra gerade noch an Bord des Raumschiffes bringen. Sabine bleibt zurück um Ahsoka, ihrer Meisterin, gegen Elsbeth und die am Boden verbliebenen Sturmtruppler beizustehen. Und so finden die Imperialen schön choreografiert und am Ende von Thrawns Hand ihr Ende. Ein letzter Versuch von Ahsoka und Sabine Thrawns Schiff mit ihrem eigenen Raumschiff noch einzuholen, scheitert aber und so müssen sie sich nach ein paar Abschiedsworten von Thrawn erstmal auf Peridea einrichten. Mit ihren neuen Freunden und alten Feinden wird es ihnen dort aber bestimmt nicht langweilig. Und auch Thrawn und Ezra erreichen dann noch ihre Zieleorte.
Die Umsetzung
Natürlich hat sich auch bei diesem Heft nichts an den strikten 1:1 Umsetzungsanweisungen geändert und so liefert Autor Rodney Barnes genau das, was zu erwarten war. Seine gestalterischen Einflussmöglichkeiten beschränken sich also auf die Auswahl der Szenen und dem Platz, den er ihnen einräumt. Immerhin konnte er so einige der Längen aus der Streaming-Serie rauskürzen. Auch wenn es zum Schluss ein bisschen zu schnell geht und ich bezweifle, dass jemand, der die Serie nicht geguckt hat, wirklich versteht, was da plötzlich auf den letzten Metern noch alles passiert und die Vorahnungen auf das, was noch kommt, nachempfinden kann. Aber gut, Platzmangel ist seit jeher ein Problem bei Comic-Adaptionen.
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Georges Jeanty (Zeichnungen), Karl Story (Tusche-Anteile) und Rachelle Rosenberg (Farben) liefern auch in diesem Heft wieder die gewohnte Qualität ab. Ob man Jeantys Art und Weise die Köpfe zu gestalten nun mag oder nicht ist Geschmackssache, ich finde sie trotz einiger Probleme hier und da zumindest besser gelungen als bei vielen anderen Künstlern. Der doch ehr flächig gehaltene Hintergrund ist zwar schade für die einzelnen Panels, aber da die Anzahl höher bzw. die Komposition der Panels auf den Seiten sehr viel dichter als sonst üblich ist, ist dies aber auch notwendig, weil die Seiten sonst völlig überladen wirken würden. Die Umsetzung der Schlussszene, in der Anakin als Machtgeist Ahsoka Blick in den Nachthimmel erwidert ist mir etwas zu prominent geraten, aber die Szene fand ich schon in der Serie etwas missraten, so dass ich da vielleicht etwas zu empfindlich reagiere.
Als jemand, der die Disney+-Serie gesehen hat, hätte ich diese Adaption natürlich nicht gebraucht, aber Marvel sieht ja doch einen lohnenden Markt in solchen Comic-Adaptionen, wohl auch weil es vielen Lesern leichter fällt schnell mal etwas in Comics nachzuschlagen, als die entsprechende Stelle in einer Serie oder Film wiederzufinden. Zudem abonnieren mittlerweile immer mehr Menschen die Streaming-Anbieter nur für 1-2 Monaten und wechseln dann zum nächsten, was dazu führt, dass sie die Serien entsprechend auch nicht immer im Zugriff haben. Wie immer mag es also jeder so halten, wie er ihm am besten passt und solche Reihen kaufen oder eben nicht.
Fazit
Wer solche Comic-Adaptionen mag ist mit dieser Reihe handwerklich gut bedient worden. Einen Mehrwert konnte sie aber gemäß den strikten Vorgaben von Disney nicht entfalten. Wer die Streaming-Serie bislang nicht gucken konnte, bekommt zumindest die zentralen Handlungen geliefert und ist damit für zukünftige Geschichten gewappnet.
The High Republic: Fear of the Jedi #2 wird in fünf Wochen, am 26. März erscheinen. In der nächsten Woche geht es dann mit der nächsten Comic-Adaption weiter. The Rise of Skywalker #1 von Jody Houser ist das erste von fünf Heften, welches nach all den Jahren den gleichnamigen Film (Episode IX) nacherzählen wird.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.