Rezension: The High Republic: Seeds of Starlight von George Mann

Nach Padawan’s Pride erschien im November ein weiteres Audible-exklusives Jugend-Hörbuch, ebenfalls wieder sehr überraschend und mit nur wenig Vorankündigung: The High Republic: Seeds of Starlight von George Mann. Im Unterschied zu Padawan’s Pride handelt es sich dieses Mal also um ein in das Großprojekt der Hohen Republik eingebettetes Werk. In diesem Jahr soll auch noch eine Fortsetzung erscheinen. Ein genaues Datum steht allerdings noch nicht fest. Was die Länge des von Todd Haberkorn gesprochenen Hörbuchs angeht, bewegt sich Seeds of Starlight, dessen Laufzeit 4 Stunden und 29 Minuten beträgt, in einem ähnlichen Rahmen wie schon Padawan’s Pride mit knapp unter 4 Stunden.

Zum Inhalt

Seeds of Starlight spielt nach Tears of the Nameless, das ebenfalls von George Mann geschrieben wurde, und enthält mit Jedi-Meisterin Eve Byre auch eine Figur, die wir bereits aus dem Young-Adult-Roman kennen. Im Mittelpunkt stehen aber natürlich die jugendlichen Figuren: Cam Lindon, Eves neuer Padawan, sowie die schon aus Escape from Valo und weiteren Werken bekannten Jünglinge Kildo und Tep Tep. Diese vier Jedi sind eigentlich auf einer wissenschaftlichen Mission, um zur Erforschung der Fäulnis beizutragen, erhalten dann aber einen Notruf von zwei Jedi, die auf Eiram stationiert sind, und gehen dem nach. Doch als sie in der Stadt Barraza ankommen, sind die beiden Jedi nicht aufzufinden und es gibt weitere mysteriöse Vermisstenfälle. Unter den Bewohner*innen geht das Gerücht um, ein sagenumwobenes Seeungeheuer hätte die Vermissten verschlungen oder eine Gang von Jugendlichen, die Nihil-Masken tragenden Hurricanes, hätte etwas mit den Vorfällen zu tun. Im Allgemeinen ist die Bevölkerung gar nicht gut auf die Jedi zu sprechen, deren Raumstation Starlight Beacon ja schließlich mit katastrophalen Folgen in den Ozean von Eiram gestürzt ist. Als auch noch Meisterin Eve Byre verschwindet, müssen die Jugendlichen unter erschwerten Bedingungen allein ermitteln und dabei auch ungewöhnliche Allianzen eingehen…

Cam als ideale Hörbuch-Figur und Held der Geschichte

Wie schon bei Padawan’s Pride, muss ich auch hier loben, dass man sich Gedanken gemacht hat, wie man das Medium Hörbuch optimal nutzen kann. Mit Cam Lindon bekommen wir hier eine sympathische neue Jedi-Figur, die über eine Besonderheit verfügt: Bei einem Unfall wurden seine Sprechorgane so sehr verletzt, dass sie durch einen Vocoder ersetzt werden mussten. Cams Stimmt klingt daher blechern und mechanisch wie die eines Droiden und kann auch keine Emotionen mehr ausdrücken. Dies ist nicht nur eine spannende Idee, die das Hörerlebnis interessanter macht, sondern spielt auch inhaltlich eine Rolle. Cam tut sich tatsächlich schwer mit der Tatsache, dass es seiner neuen Stimme an emotionaler Ausdruckskraft mangelt, hat dann aber im Laufe der Handlung ein Erfolgserlebnis, bei dem er seine Stimme nutzt, um andere Wesen von sich und seinen Ideen zu überzeugen. Die ganze Szene ist sehr emotional aufgezogen und als Zuhörerin habe ich es Cam von Herzen gegönnt.

Darüber hinaus muss sich Cam am Ende der Geschichte als wahrer Jedi beweisen, um eine andere Figur zu retten. Das tut er auch in heldenhafter Luke-Skywalker-Manier, was zu einigen Szenen führt, die mich emotional sehr berührt haben. Das große Finale ist daher auch gleichzeitig der erzählerische Höhepunkt dieses ersten Teils und macht Lust auf den zweiten Teil, welcher am Schluss mit einer Art Post-Credit-Szene angeteasert wird.

Langsamer Einstieg, rasantes Finale

Bis es zum Finale kommt, dauert es allerdings eine ganze Weile. Die Ermittlungen der Jedi zu den Vermisstenfällen ziehen sich ziemlich lange hin. Sie sind für uns als Zuhörende zwar insofern spannend, als dass die jungen Jedi mit diversen Widrigkeiten wie abweisenden Bewohner*innen Eirams zu kämpfen haben. Was bei den Ermittlungen herauskommen wird, ist uns als Zuhörenden allerdings von vorn herein klar, wenn wir nur das Cover betrachten oder bei den Hinweisen eins und eins zusammenzählen. Daher entsteht teilweise das Gefühl, dass sich die Spurensuche etwas zu lang hinzieht.

Umso mehr knallt es dann im Finale, wo wir einen epischen Kampf an mehreren Fronten bekommen und George Mann mal wieder erfolgreich in seine Gruselkiste greift, um die Jedi mit einer neuen Art des Horrors zu konfrontieren, der auch durch die gelungene auditive Umsetzung bei mir durchaus für Schaudern gesorgt hat. Besonders gefallen haben mir dabei die furchteinflößenden Stimmen der Antagonist*innen sowie die passende stimmungsvolle musikalische Untermalung beim Einsatz der Macht.

Figuren mit Entwicklungspotential

Dennoch hätte ich mir bei einigen Figuren noch mehr Tiefgang gewünscht. Die Jugendlichen aus der Gang der Hurricanes bleiben noch etwas blass. Hier erhoffe ich mir für den zweiten Teil noch stärkere Figurenarbeit. Auch Cams Probleme mit seiner Vocoder-Stimme bleiben theoretischer Natur und es wird uns leider keine Szene gezeigt, in der er durch seine Droidenstimme wirklich Nachteile erfährt. Auch die doch recht traumatisch wirkende Hintergrundgeschichte zu seinem Vocoder wird meiner Ansicht nach zu schnell abgearbeitet. Hier hätte ich mir einen längeren Rückblick in die Zeit nach Cams Unfall gewünscht, der uns auch noch emotional stärker an die Figur hätte binden können.

Am meisten hat mich jedoch die Darstellung von Meisterin Eve Byre verwundert. Wenn man weiß, was sie in Tears of the Nameless erlebt hat, würde man erwarten, dass diese Ereignisse so kurze Zeit später noch große Nachwirkungen haben. Davon ist aber in Seeds of Starlight nichts zu merken. Zwar wird kurz auf Eves Vorgeschichte Bezug genommen, einen Einfluss auf ihr Verhalten oder ihre Stimmung scheinen die Ereignisse aber nicht zu haben. Dies hat wohl mit zweierlei Faktoren zu tun: Erstens steht Eve Byre als erwachsene Figur in einem Jugend-Hörspiel nicht als Protagonistin im Fokus und macht daher auch keine Charakterentwicklung durch. Zweitens war Eve, wie George Mann uns im Interview auf der Comic Con Stuttgart erzählt hat, ursprünglich gar nicht für Tears of the Nameless vorgesehen, sondern sollte zusammen mit ihrem Padawan Cam ihren ersten Auftritt in Seeds of Starlight haben. Die Idee, Eve in Tears of the Nameless auftreten zu lassen, kam erst später im Überarbeitungsprozess auf. Wahrscheinlich wollte man das Jugend-Hörspiel, das sich ja an eine andere Zielgruppe richtet als der YA-Roman, nicht mit der Aufarbeitung von Eves Erlebnissen aus Tears of the Nameless überfrachten. Für Fans, die beide Medien konsumieren, wirkt es dennoch etwas seltsam, dass Eve im Hörbuch so unbeeindruckt erscheint, und lässt sich nur damit rechtfertigen, dass sie wohl eine extrem fähige Jedi ist, die seinen sehr guten Umgang mit ihren Emotionen gefunden hat.

Hörerlebnis mit einem Minuspunkt

Wie weiter oben schon beschrieben, weiß die auditive Inszenierung des Hörbuchs durchaus zu überzeugen. Auch Sprecher Todd Haberkorn macht einen guten Job dabei, die unterschiedlichen Charaktere zum Leben zu erwecken. Mit einer Ausnahme: Jüngling Tep Tep spricht er mit einer sehr hohen, piepsigen und auch etwas quengeligen Stimme. Diese klingt nicht nur nervig, sondern passt auch nicht zu der Figur. Sie soll eigentlich 12 oder 13 Jahre alt sein, klingt aber wie ein unselbstständiges Kindergartenkind, das auf den Arm der Betreuerin will. Mit so einer Stimme ist es schwer, die Figur ernst zu nehmen. Besonders in Szenen, in denen Tep Tep beispielsweise über das Werfen von Granaten spricht, wirkt diese Art der Stimme auch unfreiwillig komisch bis absurd.

Fazit

Insgesamt liefert Seeds of Starlight eine weitere spannende Geschichte aus der Hohen Republik und stellt uns mit Cam Lindon eine neue, auf mehreren Ebenen interessante Figur vor. Es gäbe bei der Figurenarbeit aber durchaus auch noch Luft nach oben. Bis auf Tep Teps Stimme ist auch das Hörerlebnis durchweg gelungen. Daher vergebe ich 4 von 5 Holcrons.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons
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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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