Die Weihnachtsfeiertage sind die besinnliche Zeit im Jahr, in der alles einmal zur Ruhe kommt und pausiert, im besten Fall. Marvel und die Schlacht von Jakku nehmen aber keine Rücksicht darauf und so erscheint am heutigen Ersten Weihnachtstag Last Stand #1. In bester Stirb Langsam– oder Die Schlacht um Midway-Tradition des deutschen Fernsehens lässt es auch die weit, weit entfernte Galaxis zum Fest nämlich ordentlich knallen.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Inhalt
Mit dem insgesamt neunten Heft der zwölfteiligen Maxiserie The Battle of Jakku beginnt das dritte und letzte Kapitel Last Stand. Durch die Verlagerung hin zur titelgebenden Staubkugel in den Westlichen Gebieten sollte man meinen, dass die in Nachspiel: Das Ende des Imperiums erzählte Schlacht zeitnah anbrechen dürfte, nachdem sie sich in den letzten Ausgaben immer mehr ankündigte. Aber: Fehlanzeige. Das große Hinhalten geht weiter, während sich in unveränderter Struktur die Handlungsstränge abwechseln und zwischen Lukes Suchen, Adelhards Wahnsinn und Landos Feldzügen hin und her bewegen.
Den Anfang macht aber eine immer mehr sichtlich schwangere Leia auf der Hauptwelt der Neuen Republik, Chandrila. Dort verüben die Akolythen des Jenseits einen explosiven Anschlag, der kurz nach dem ganz ähnlichen Vorfall aus Nachspiel: Lebensschuld stattfindet, der sogar referenziert wird. Leia darf zeigen, dass trotz Schwangerschaft immer noch die toughe Blasternutzerin in ihr steckt. Der Tod ihrer Begleiterin Timra, die wir gerade erst kennengelernt haben, soll derweil nach Behrens‘ Ende einmal mehr für Emotionalität sorgen, die aber höchstens durch die Überraschung entsteht, dass sich Autor Alex Segura auch mal so schnell von seinen Nebencharakteren wieder verabschieden kann.
Auf Rynn Zenat trifft das nicht zu, weswegen die Pilotin, wie in jedem bisherigen The Battle of Jakku-Heft, wieder mitspielen darf. Als Begleiterin von Luke Skywalker trifft sie mit dem letzten der Jedi auf Gallowyss ein, wo Adelhard im Finale von Republic Under Siege abgestürzt ist. Der imperiale Moff verfällt immer mehr dem Wahnsinn, was durch eine große und Flashback-betriebene innere Reise während seiner Szenen und seiner äußeren Verwahrlosung deutlich wird. Dabei wird er aber nach und nach immer unglaubwürdiger, lächerlicher und endgültig zum billigen Cartoon-Bösewicht der Woche. Das Kommando über seine Flotte hat derweil Reyna Oskure übernommen, die von Gallius Rax Anweisungen über die Jakku-Pläne erhält.
Egal, ob es diese Szene ist oder die bereits erwähnte kurze Bemerkung über den Angriff auf Chandrila in Nachspiel: Lebensschuld, über den es im Heft sonst nichts zu erfahren gibt, wird man das Gefühl nicht los, mit den The Battle of Jakku-Comics einfach nur eine Lückenfüller-Geschichte präsentiert zu bekommen, die wichtigen Ereignisse für die Makroperspektive auf das Jahr zwischen Endor und Jakku aber bereits in der Romantrilogie von Chuck Wendig verbraten worden sind – was insofern paradox ist, da man beim Lesen der Bücher durch No-Name-Figuren bei wichtigen Ereignissen ebenfalls das Gefühl bekam, nur hingehalten zu werden, weil dabei bloß nicht Filmhelden wie Luke zu nutzen waren, da man sich mit ihnen alle Möglichkeiten offen halten wollte. So entsteht in diesem Zeitraum aber ein inkohärentes Flickwerk aus Geschichten , die sich gegenseitig blockieren und es schwer machen, dem roten Faden für das letzte Jahr des Galaktischen Bürgerkrieges zu folgen.
Weiter geht es dann mit Spionin Alaytia, die dem trandoshanischen Kopfgeldjäger Kranor ins Gewissen redet, um Loyalitäten nach Belieben zu verschieben, wie es Segura in seiner Geschichte bis zum Gehtnichtmehr immer wieder ausreizt. Auf Gallowyss gibt es dann eine weitere seiner Spezialitäten in Form einer plötzlichen Actionszene, die ohne Aufbau und mitten in der Konfrontation beginnt. Luke und die erstaunlich grausame Rynn schnetzeln und schießen sich durch Adelhards Sturmtruppen, können aber nicht verhindern, dass der Moff den Planeten doch noch verlässt. Kurz darauf wird Luke von seiner Schwester nach Chandrila zurückgerufen, um sich zusammenzuschließen, bevor Adelhard besiegt werden kann.
Der letzte Akt des Hefts zeigt dann General Lando Calrissian und seine Einheiten in der drölfzigsten Version eines Raumgefechts im Anoat-Sektor sowie Adelhards wahnhafte Rückkehr zum Kommando über die Scepter. Auf der letzten Seite kehrt dann der auf diesem Platz in der Timeline immer als bärtig dargestellte Han Solo nach seinen Abenteuern in Lebensschuld und Battlefront II zurück und nimmt mit dem Falken Kurs auf die Comic-Handlung.
In dieser Rezension zwar nicht, aber nach dem Lesen längst vergessen, folgt wie in den ersten Ausgaben der anderen beiden Miniserien mit False Histories eine dritte Kurzgeschichte über Adelhards Hintergrund und Innenleben. Bis auf das feurige Finale und den letzten Schritt seiner unglaubwürdigen Charakterentwicklung hat sie aber nicht viel zu bieten, was insofern schade ist, da die bisherigen Kurzgeschichten schon fast das Highlight der ganzen Reihe ausmachten. Dieser Eindruck entstand aber bislang vor allem durch ihre…
…Zeichnungen.
Waren sie in der Haupthandlung relativ durchwachsen und durch die gewählten Zeichenstile die anderen Kurzgeschichten dann etwas hochwertiger, dreht sich das Ranking bei Last Stand #1. Jethro Morales kehrt nach Insurgency Rising #3 und #4 zurück und liefert in den opulenteren Szenen die besten Schauwerte der Reihe. Er gibt sich Mühe, trotz der undankbaren Story- und Panelaufteilung viel aus Explosionen und Raumschiffen rauszuholen, sodass aus zeichnerischer Sicht der ein oder andere Wow-Effekt tatsächlich vorhanden ist. Leonard Kirks Zeichnungen der Bonus-Story erreichen im direkten Vergleich nicht annähernd eine ähnliche Tiefe und Detailverliebtheit.
Wo Planeten, Handlungsorte und Schiffe aber gut aussehen und durch Jim Campbells Farben lebendig werden, wirken die Augen der von Morales gezeichneten Charaktere jedoch sehr leblos und beinahe schon surreal. Für Adelhards Wahnsinn mag das noch als gewollt durchgehen, wenn aber Leia und Luke denselben irren Blick drauf haben und passend zum Feiertag an Mark Hamills Kajal im Holiday Special erinnern, verliert das Heft an Wirkung in allen Szenen, in denen nicht die Helmträger der Galaxis entscheidende Akteure sind.
Fazit
The Battle of Jakku weiß auch am Fest der Geschenke nicht zu überraschen und geht mit denselben halbgaren Schwerpunkten in sein drittes Kapitel, die sich schon durch die ganze Reihe gezogen haben. Seguras platte, billige One-Liner sind vor allem in den Szenen mit Adelhard überdeutlich, der niemals in die starke Riege erinnerungswürdiger Star Wars-Schurken aufsteigt und nur noch lächerlich wirkt. Die wirklich wichtigen Ereignisse bleiben stets am Rand angekratzt, womit immer mehr dämmert, dass die durchwachsene Nachspiel-Trilogie für den Galaktischen Kontext die eigentliche Pflichtlektüre für das Jahr 5 NSY bleibt, was der ganzen Comicreihe aber ihre Daseinsberechtigung verwehrt. Segura versucht unerbittlich, eine spannende, epische Erzählung um das vorgegebene Kanon-Korsett herum zu erzählen und scheitert dabei krachend. Immerhin darf er das mit einem optischen Mix aus künstlerischen Schauwerten und aufgerissenen Augäpfeln.
Frohe und machtvolle Weihnachten euch allen!
The Battle of Jakku: Last Stand #2 erscheint nach einem für die Reihe freien Marvel-Mittwoch erst am 8. Januar. Nächste Woche kehren nämlich zum Jahresauftakt zunächst die Serienhelden in Ahsoka #7 zurück.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Autsch, das klingt ja leider vernichtend. Und wenn die Alternative Aftermath heißt, na dann gut Nacht…
Die Reihe ist wirklich nichts.
Macht dafür aber wieder Lust darauf die Aftermath-Reihe zu lesen. Wird hier zwar als durchwachsen bezeichnet, aber im Vergleich zum Rest des Kanons würd ich das als Lob sehen.
Im Vergleich zu den restlichen Kanon-Roman wohl eher nich. Ich glaube da gilt Aftermath für die Meisten so als das schlechteste. Neben den Padme-Romanen. Ich werde weiter drauf verzichten, gibt genug bessere Kanon- und Legends-Romane, die ich stattdessen noch lesen will.
Naja zumindest in den englischsprachigen Foren hat es in letzter Zeit ziemlich an Beliebtheit gewonnen.
Wer einen anspruchsvollen Schreibstil erwartet ist bei Star Wars meist eh fehl am Platz.
Aftermath bietet eine grosse und spannende Geschichte und vor allem ist es mal ein Werk das wirklich relevant ist.
Am Ende bleibt es natürlich alles Geschmacksache. Ich hab bisher alle Kanon-Romane gelesen und Kämpf mich grad durch die Legends und würde es im oberen Drittel einordnen.
Wenn du es wirklich noch nicht gelesen hast, gib ihm eine Chance. Angeblich soll der Sprachstil im Audio Buch besser funktionieren. Und bei Band 2 und 3 gibt es wenig auszusetzen und vieles zu genießen.
Ich konnte den Hate für die Aftermath Reihe ehrlich gesagt nie so richtig nachvollziehen. Ja, der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, vor allem im ersten Buch. Aber die Trilogie als solches fand ich unterhaltsam. Kein absolutes Star Wars Highlight aber bei weitem auch nicht so schlecht, wie sie von vielen gemacht wird.
Ich muss leider zustimmen. Die komplette Reihe ist für mich bisher eine einzige Enttäuschung und ich habe wenig Hoffnung, dass die letzten drei Hefte das noch rausreißen werden.
Adelhard ist so extrem überzeichnet und peinlich, dass der Charakter eigentlich eher in eine Star Wars Parodie, anstatt einer ernst gemeinten Geschichte gehört. Ist mit extrem viel Fremdschämen verbunden…