Rezension: Star Wars: The Acolyte 1×05

Nachdem die vierte Folge, „Tag“, aus der vergangenen Woche mit einem üblen Cliffhanger endete, erwartet uns diese Woche mit Folge fünf namens „Nacht“ eine schockierende und actiongeladene Auflösung. Doch kann diese nach der durchwachsenen Episode der letzten Woche überzeugen? Meine Eindrücke lest ihr in der folgenden Rezension.

Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler! Lesen auf eigene Gefahr!


Großartige Kämpfe mit vielen Unterbrechungen

„Nacht“ beginnt aus der Vogelperspektive, aus der wir uns langsam der bewusstlosen Osha nähern, die schnell von dem bekannten Geräusch aufeinander treffender Lichtschwerter angezogen wird. Wie man sicher erwarten konnte, befindet sich die Gruppe Jedi nun im Kampf gegen den ominösen dunklen Krieger, der sich zunächst der Statist*innen-Jedi annimmt. Die Kampfchoreografie wurde hier gut umgesetzt und wirkt durch die etwas weiter entfernte Kamera weniger generisch. Schnell soll es aber auch etablierten Charakteren wie Yord an den Kragen gehen, doch Zivilistin Osha greift mit ihrer Betäubungswaffe ein, und der dunkle Krieger folgt ihr indessen. Doch die #YordHorde kann nicht lange aufatmen, denn später fällt auch er dem Sith zum Opfer.

Unterdessen ist es für Smilo Ren – wie ihn Teile des Fandoms liebevoll getauft haben – Zeit für einen epischen Lichtschwertwurf, dem Osha dann durch Sols Abwehr in letzter Sekunde entkommen kann. Man könnte nun meinen, es kommt zu einem epischen Kampf zwischen Sol und dem potenziellen Sith, und gewissermaßen kann man diesen wohl auch so bezeichnen, bis dann der erste Cut auf Mae geschieht, der sich so unorganisch anfühlt und uns Zuschauende aus der gesamten Situation reißt und damit den ganzen dramaturgischen Aufbau zerstört. Gut, einmal ist keinmal, könnte man meinen, doch dann geschieht dies wieder und wieder, sodass ich mich fragte, ob es hier einfach an Gespür für solch einen Moment fehlt. Schade ist so auch, dass wir hier, wie vergangene Woche, wieder nur eine knapp halbstündige Folge bekommen. „Nacht“ fühlte sich zwar weniger überhastet als „Tag“ an, jedoch fehlt mir hier die Zeit, um wirklich in die Welt, das Geschehen, einzutauchen. Ich lese oft viel Negatives über die dritte Folge, „Schicksal“, nur hatte ich da erstmals das Gefühl, dass die Kreativschaffenden uns die nötige Zeit geben, um in die Geschichte einzutauchen.

Ansonsten sind die zahlreichen Kampfszenen wirklich solide inszeniert – wenn auch in einigen Einstellungen etwas dunkel – und wir bekommen neben klassischen Lichtschwertkämpfen auch einen Faustkampf, welcher wieder in Richtung „Force-Fu“ geht, aber auch einen Kampf mit zwei Lichtschwertern, der mich kurz an meine zahlreichen Spielstunden in Jedi: Fallen Order erinnerte. Doch auch der Helm oder die Maske des Siths wird als Waffe verwendet, um Lichtschwerter zu zerstören, was ich zunächst als recht erfrischend empfand. Scheinbar besteht diese aus einem Metall namens Cortosis, welches uns im Kanon z.B. in der Doktor Aphra-Reihe von Alyssa Wong begegnet, denn die sogenannte Nullklinge bestand aus eben diesem Material.

Der Soundtrack ist mir hier aber – wie auch schon in den Folgen davor – leider viel zu zurückhaltend. Es fehlt der Serie hier wirklich an einer Art wiederkehrendem Thema und so plätschert dieser auch hier wieder vor sich hin. Jedoch holen die Schauspieler*innen hier – besonders physisch – alles raus. Besonders Dafne Keen sei hier positiv erwähnt. Diese darf noch einmal zeigen, was sie kann, bevor ihr Charakter getötet wird, dieser aber auch die Identität ihres dunklen Mörders enthüllt.

Bild: Lucasfilm

Licht und Dunkelheit – Die Frage der Machtverhältnisse

Während in der ersten Hälfte der Episode noch viel zwischen den einzelnen Protagonisten hin und her geschnitten wird, verdichten sich die Figurenkonstellation und es kommt zu einer großartig inszenierten Enthüllung des Maskenträgers, denn bevor Jeckie getötet wird, schlägt sie ihrem Angreifer die Maske vom Kopf. So entpuppt sich in genau jenem Moment, an dem Jeckies lebloser Körper auf den Boden des dichten Waldes fällt, das bekannte Gesicht des „Schmugglers“ Qimir. Zugegeben ist dies keine große Überraschung, so hat uns die Serie ja in den vergangenen Folgen schon einige Indizien dafür „vor die Füße geworfen“. So war ich im ersten Moment weder zu überrascht noch begeistert, bemerkte jedoch beim Schauen der Episode, dass mir Manny Jacintos Darstellung als Sith recht gut gefällt und er eine gewisse Präsenz mitbringt, die ich ganz gern mochte.

Weiter werden sich nach dieser Enthüllung auch nun viele Fans fragen: Ist er denn nun ein Sith? Glücklicher- oder unglücklicherweise – je nachdem wie man es jetzt findet – gibt Qimir eine Antwort auf eben diese Frage. Er sagt zu Sol, dass er in Freiheit leben möchte, sich einen Akolythen wünscht und – was wohl viele Fans am meisten aufhorchen ließ – dass die Jedi ihn wohl einen „Sith“ nennen würden. Das Philosophieren darüber, ob er denn jetzt wirklich ein Sith ist, würde ich persönlich mal bis zum Ende dieser Staffel aufschieben, es gibt ja durchaus genug Personen im Fandom, die da ihre Meinung durch das World Wide Web hallen lassen. Auch finde ich die Enthüllung gegenüber den Jedi, die ja glauben, die Sith seien ausgestorben, noch nicht allzu dramatisch, denn wir sind ja eben noch nicht am Ende der Handlung angekommen. Die weitaus spannendere Frage – die sich bereits durch die gesamte Serie zieht – ist: Wie kann Macht fair und gerecht verteilt werden und wie gut gelingt dies einer Instanz wie den Jedi zu dieser Zeit und in Zukunft? Dies ist für mich persönlich der wohl spannendste Aspekt von The Acolyte und wird hoffentlich in den drei verbleibenden Folgen noch tiefer thematisiert werden.

Bild: Lucasfilm

Immer zwei (Seiten) es sind

Zum Ende der Folge beginnt die Sonne auf Khofar wieder aufzugehen und die beiden Schwestern Mae und Osha haben nach viel Hin und Her nun endlich einen ruhigen Moment zu zweit. Hier möchte ich noch einmal anmerken, dass eine Amandla Stenberg weiterhin eine wirklich tolle Performance abliefert. Diese zwei Charaktere spielt sie wirklich passend nuanciert und auch vor einem Lee-Jung-jae möchte ich meinen „Hut ziehen“ und meinen tiefsten Respekt aussprechen, besonders wenn man bedenkt, dass das hier seine erste englischsprachige Rolle ist.

Maes rapide Charakterentwicklungen sind für mich leider noch immer zu wenig nachvollziehbar, auch hier würde der Serie mehr Lauflänge ganz guttun. Meine Hoffnung ist aber, dass wir in der nächsten oder übernächsten Folge noch einmal eine Rückblende auf die damaligen Ereignisse bekommen. Denn auch in dieser Folge können wir einem Gespräch zwischen Yord und Osha lauschen, in dem diese die Fähigkeit von Oshas und Maes Mutter thematisieren, in den Kopf anderer Personen einzudringen, was der dunkle Freiheits-Ritter scheinbar auch in der Gegenwart tat. Der Twist mit dem Rollentausch von Osha und Mae in den letzten Szenen der Folge dürfte auch die Spannung in der Gegenwart hochhalten. Doch hier bin ich mir nicht sicher, ob alles so ist, wie es scheint, und Meister Sol Mae wirklich nicht erkennt. Spurenleser Bazil ist da auf jeden Fall etwas ganz Heißem auf Spur und einmal mehr lässt uns die Serie mit offenen Fragen zurück.

Bild: Lucasfilm

Fazit

„Nacht“, und damit die fünfte Folge von The Acolyte, kommt leider noch immer, teils etwas oberflächlich daher, bietet aber eine Vielzahl an toll inszenieren Actionsequenzen und schafft es trotz vieler Tode sowie einer nicht ganz so unerwarteten Enthüllung, den weiteren Verlauf der Handlung offenzulassen. In einer der beiden kommenden Episoden wird uns ziemlich sicher eine weitere Reise in die Vergangenheit erwarten, die uns hoffentlich noch mehr Hintergründe und Tiefe für einige Charaktere liefert. Die Serie liefert allemal spannende Aspekte, die zur Diskussion über bestehende Machtverhältnisse in der Star Wars-Galaxis anregen, auch wenn sich zumindest ein Teil des Fandoms lieber über Neopronomen und Geburtsdaten bestehender Charaktere echauf­fie­rt.

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3 Kommentare

  1. Dein Fazit spricht mir aus der Seele!

    Zur Folge selbst: In Isolation betrachtet wirklich eine nahezu perfekte Star-Wars-Geschichte, visuell wie erzählerisch, mit denkwürdigen Dialogen und schockierenden Wendungen. Ich hätte vorher nur gerne noch mehr Zeit mit den nun getöteten Charakteren verbracht, wofür längere Folgen mit mehr Charakterszenen, Dialogen und ruhigen Momenten (insbesondere in Folge 4 „Tag“) nötig gewesen wären. Wenn die Serie nun aber aus den Opfern und Wendungen narratives Kapital schlägt, könnte die zweite Staffelhälfte nochmal besser werden als die bisherigen Folgen.

  2. Die seit der ersten Folge vielleicht am wenigsten blödsinnige Episode, was vor allem daran liegt, dass sie eigentlich nur aus einer Action-Szene nach der anderen besteht und somit kaum Handlungs- und Dialog-Bullshit passieren oder gesagt werden kann, was allerdings in den ruhigen Momenten dazwischen natürlich trotzdem wieder passiert.

    Die Lichtschwertkämpfe sind gelungen und machen Spaß. Alles andere wäre auch ne Enttäuschung gewesen, wobei das hatten wir ja bei Kenobi und Ahsoka, die sogar das oft nicht hinbekommen haben, muss man quasi schon dankbar sein, dass sie das hier nicht auch noch versaut haben.

    Die Enthüllung war so halb abzusehen und ist irgendwie lahm. Ich hätte lieber Mutter Koril unter der Grinsemaske gesehn. Den Typ kann ich irgendwie nich ernst nehmen (liegt vielleicht auch daran, dass ich den Schauspieler durch seine (dort gewollt) grenzdebile Rolle aus der Sitcom The Good Place kenne, aber auch hier finde ich ihn immer leicht lächerlich).

    Ich finde es gut, dass hier mal konsequent auch mit wichtigeren Figuren umgegangen wird, das hatte ich tatsächlich nicht erwartet. Allerdings sind mir halt diese Figuren weitgehend egal, weil es die Serie versäumt hat ihnen Tiefe zu geben und sie mir ans Herz wachsen zu lassen. Die ganzen anderen Redshirts sind natürlich nur genau deswegen dabei und ensprechend wurscht.

    Die Dialoge und das Handeln der Figuren abseits der eigentlichen Kämpfe ist gewohnt hirnverbrannt. Yord lässt sich nur von allen rumkommandieren und stellt sich wieder mal wie ein Trottel an. Statt gemeinsam zu agieren teilen sich alle Jedi auf. Mae, die sich letzte Folge noch stellen wollte, kämpft nun mit Jackie, die sie ja nur verhaften will. Am Ende benutzt sie ein Lichtschwert um sich die Haare abzurassieren, obwohl sie augenscheinlich nie mit der Jedi-Waffe trainiert hat, da hätte auch der Kopf weg sein können…

    Sol gibt mal wieder den Prof. Obvious „You are not a Jedi!“ Ach nee Blitzmerker. Wird lustig welche Verrenkung a la Star Trek Discovery sie jetzt am Ende machen werden, damit sich dann offiziell niemand an eine Begenung mit einem Sith erinnert. Reicht bestimmt, wenn man alle Aufzeichnungen löscht oder so und Vern alle zum schweigen verdonnert. Weil das verschweigt man mal lieber oder? Ehh…. Außer natürlich wenn eh noch alle sterben, aber dann wäre die Story auch echt für die Tonne. Andererseits scheint er ja kein „echter“ Sith, also kein Anhänger dieses Kults oder dieser Religion mit seinen Regeln, Ritualen und Lehren zu sein, sondern halt einfach ein dunkler Machtnutzer. Da wird er in tausend Jahren sicher nicht der erste und letzte gewesen sein, allein bei den Jedi dürfte ja immer mal wieder einer zu nem dunklen Jedi werden, das is ja irgendwie vorprogrammiert.

    Mae gibt sich jetzt also für Ohsa aus, alles klar. Sol, ein Meister der Macht, spürt offenbar keinen Unterschied. Schon mächtig die Jedi. Aber klar, die sollen ja eh in nem zweifelhaften Licht dargestellt werden.

    Zu retten ist die Serie eh nicht mehr, aber zumindest gabs diese Folge jetzt ein paar coole Schwertkämpfe und Überraschungstode. Besser wirds wohl nicht mehr werden, jetzt steht ja noch Maes Flashback aus und ein Finale, bei dem bestimmt nochmal die Hälfte der Figuren draufgeht und/oder die Seiten wechselt. Yay.

  3. Danke für die Review, ich stimme dir (fast) vollkommen zu!

    Obwohl Jecki nicht der ausgereifteste Charakter war, fand ich ihren Tod sehr mitreißend und traurig, weniger so den von #YordHorde wobei auch er ein überraschendes Ende gefunden hat.

    Tatsächlich habe ich in dieser Folge gar kein Problem mit der Belichtung und konnte, in den wenigen Minuten wo kein Lichtschwert oder Pip leuchteten, alles gut erkennen.

    Manny Jacintos (smilo ren) ist für mich aufjedenfall perfekt für die Rolle, obwohl ich ihn nur als cuten dummi von “The good place“ kenne, überzeugt er mich vollkommen mit seinen Schauspielfähigkeiten (und durchtrainierten armen) in dieser Episode als Sith.

    Ebenfalls genial sind beide Hauptdarsteller Amandla Stenberg (Mae & Osha) und Lee-Jung-Jae (Sol). Nachdem sich der cast jetzt verkleinert hat, können die in den nächsten folgen sicher noch mehr überzeugen.

    Das war eine solide Kampf Episode, ich bin schon gespannt auf die übrigen Folgen und hoffe sehr stark auf ein bisschen Wookie-Jedi-Action und shirtless smilo ren.

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