Uns steht diesmal wieder ein besonders actionlastiger, prequelbezogener Marvel-Mittwoch ins Haus, denn zum einen startet die neue Black, White & Red-Reihe zu Sith-Schüler Darth Maul und zum anderen wird die Jango Fett-Reihe fortgesetzt.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Es gibt keine Lesereihenfolge zu beachten.
Darth Maul: Black, White & Red #1 – rezensiert von Lukas
Kurz nach der deutschen Veröffentlichung der ersten rot-blau-weißen Miniserie im Star Wars-Universum mit dem berühmtesten aller Sith-Lords Darth Vader im Mittelpunkt, darf der beinahe genauso populäre Darth Maul bei Marvel die Nachfolge antreten. Warum die Reihe zumindest im heute veröffentlichten Auftakt augenscheinlich aus den Schwächen der Vader-Miniserie gelernt hat und warum die Besonderheiten des Formats zu Sidious‘ erstem Schüler beinahe noch besser passen, als zu seinem letzten, verrate ich euch in meinem Part vom Marvel-Mittwoch.
Die Geschichte ist simpel. Maul wird irgendwann im Vorfeld von Episode I von seinem Meister damit beauftragt, das Schiff eines dunklen Kults zu infiltrieren, auf dem scheinbar schreckliche Dinge vorgehen und dem Sith-Meister durch Gefangennahme die Kontrolle über diese fremde Macht zu ermöglichen. Was folgt ist ein brutaler, psychedelischer Spießrutenlauf durch mehrere abgedrehte Situationen, die Maul alle unter Einsatz verschiedener Fähigkeiten und Eigenschaften zu meistern weiß. Dabei besiegt er drei „Bosse“, die gegen Anfang des Hefts samt Erwartung an sie vorgestellt werden, um anschließend dabei zuzusehen, wie Maul sie einen nach dem anderen ausschaltet.
Dabei wird weitestgehend – abseits von Sidious‘ Briefing zu Beginn und einiger Interaktionen mit Personen auf dem Schiff – auf Dialog verzichtet und der schon in Episode I schweigsame Einzelgänger-Krieger kommt hauptsächlich in einem ab Beginn der Mission durchgängigen inneren Monolog zu Wort. Dabei kann Autor Benjamin Percy in seiner ersten Star Wars-Geschichte neben der einfachen, actionreichen Handlung auch einiges an Atmosphäre bauen und Mauls kurze, innere Reise während der Mission veranschaulicht zu Papier bringen. So kommen wir auch zur ersten Verbesserung gegenüber dem Vorgänger, nämlich auf erzählerischer Ebene; die Entscheidung, pro überformatigem Heft nicht mehr drei einzelne Geschichten, sondern eine lange, abgeschlossene zu erzählen, gibt Percy wie erwartet sehr viel mehr Möglichkeiten, seine Ideen auszuerzählen und dem Geschehen etwas mehr Relevanz zu verleihen, als „nur“ eine nette künstlerische Idee anzuteasern, wie noch bei Lord Vader. Dazu kommt, dass Maul vor allem in Kanon-Comics eine noch um einiges deutlich weniger ausgequetschte Figur ist, wodurch den Kreativteams mehr unverbrauchte Möglichkeiten offen stehen, uns den späteren Syndikatsleiter in der noch wenig erforschten Zeit als Sith-Schüler zu zeigen. Dass Black, White & Red dabei weiterhin sowohl vor ungeschönter graphischer Gewalt als auch albtraumartigen Sequenzen Gebrauch macht, passt zur Figur.
Die zweite große positive Erkenntnis bezieht sich auf die optische Eigenheit der Reihe, außer Rot keine anderen Farben des Regenbogens zu verwenden. Durch die schwarz/rote Farbgebung des Zabrak-Protagonisten selbst fällt es nämlich, anders als in mancher Vader-Geschichte, kaum noch auf und unterstützt besonders die typischen Akzente des Hauptcharakters sehr. Ich möchte sogar so weit gehen, dass Stefano Raffaele und Kolorist Raúl Angulo hier einen der am besten aussehenden Comics mit Darth Maul überhaupt geschaffen haben, in denen der Titelcharakter in ruhigen wie dynamischen Panels gleichermaßen perfekt zur Geltung kommt. Darth Maul und seiner Mission steht die Optik also noch um einiges besser, als Vader.
Insgesamt gefiel mir der Auftakt der zweiten, auf Erwachsene ausgerichtete und künstlerisch anspruchsvolleren Reihe von Marvels Black, White & Red-Ausflügen ins Star Wars-Universum sehr gut und lässt mich hoffen, dass auch die anderen Autoren- und Zeichnerteams das Niveau werden halten können. Gut möglich aber auch, dass Percy und Raffaele mit ihrer Wahl für ein düsteres Sith-Abenteuer auf einem Albtraum-Schiff einen Glückstreffer perfekt ins Schwarz-Weiß-Rote gelandet haben.
Jango Fett #2 – rezensiert von Matthias
Der Inhalt
Jango Fett ist bei seiner Jagd nach der Hope of Glee Anselm Relikt auf Coruscant angelangt, wo er auf 1313 – trotz anfänglicher lokaler Widerstände – schnell auf einen Laden stößt, in dem sich eine Gruppe von Anselmi aufhält, die ihm aber erst nichts mehr zu dem Objekt sagen wollen und anschließend, nachdem Jango mit ihnen fertig ist, nicht mehr können. Zu seinem Glück hat sich das ganze im Laden eines Informationshändlers angespielt, der im Austausch für sein Leben Jango dann doch noch ein paar Informationen zur Einordnung des Diebstahls und dem Raumschiff, das zur Flucht benutzt wurde, geben kann.
Als Jango zu seinem Raumschiff zurückkehrt, gerät er in Aurra Sings Fadenkreuz, aber sie darf ihn noch nicht erschießen, denn ihr Aufpasser, Gerichtsmitarbeiter Huijari, hat andere Pläne und so wird doch nur ein Peilsender auf Jangos Raumschiff gefeuert. Auf dem Flug zum nächsten Planeten stornieren die Nautolaner dann ihren Auftrag an Jango, weil sie nicht mehr glauben, dass das alles zum Erfolg führen wird. Jango erinnert sie dann daran, dass sein Auftrag von der Republik stammt und beendet das Gespräch. Sein nächster Gesprächspartner Kligson (die Droiden lassen grüßen) hat auch nur geringfügig bessere Nachrichten. Das gesuchte Schiff konnte den Schrottsammlern auf Hallitron-7 zugeordnet werden. Dort angekommen prügelt Jango erstmal ein paar Infos aus dem lokalen Schrotthändler raus, wird dann aber seinerseits von Vigor Struk niedergestreckt. Und während die beiden sich noch prügeln, ist auch Aurra mit ihrem Begleiter eingetroffen. Geheimoperationen sahen auch schon mal anders aus. Und auch die übrigen Beteiligten mögen sich gerade nicht zurückhalten und so kloppen sich binnen weniger Panels alle miteinander.
Am Ende kommt aber irgendwie doch jeder mit dem Leben davon und Aurra konnte sogar noch schnell die Biographie ihres Aufpassers abchecken. Und während Jango sich in seinem Raumschiff seine Wunden leckt und über die verlorene Spur frustriert ist, bekommt er eine mysteriöse Nachricht, die ihm genau die Info zuspielt, die Aurra beim Durchforsten der Computer des Schrotthändlers gefunden hat.
Die Umsetzung
Leider gelingt es Ethan Sacks meiner Meninung nach in diesem Heft nicht wirklich, das gute Setting aus dem letzten Heft interessant oder spannend weiterzuentwickeln. Jango fällt in die eher primitive Figur eines sich ständig nur prügelnden oder um-sich-schießenden Kopfgeldjägers zurück. Da hatten wir in der Vergangenheit schon facettenreichere Figuren mit mehr Tiefgang gesehen. Vermutlich soll dies seine Stärke und Überlegenheit demonstrieren, aber ich finde das eher unsinnig. Die übrige Geschichte ist banal und ihr Fortschritt sehr abhängig davon, dass Jango von anderen mit den entscheidenden Hinweisen gefüttert wird.
Der einzige Trost bei diesem Heft sind einige der Panels. Besonders die mit Aurra Sing sind sehr gut gelungen und werden uns bestimmt noch öfter im Zusammenhang mit dieser Figur begegnen. Aber auch sonst hat Luke Ross überwiegend wirklich gute Arbeit geleistet und stimmige, sehr detaillierte Panels geschaffen. Ob Nolan Woodard mit seiner Farbauswahl immer die richtige Grundstimmung gesetzt hat, kann man diskutieren, da gibt es bestimmt unterschiedliche Geschmäcker und Interpretationen der Situationen. Im Ganzen kann die Leistung des Künstlerteams inklusive Joe Caramagnas Lettering hier überzeugen.
Fazit
Dieses Heft hinterlässt, trotz einiger optischer Pluspunkte, einen etwas enttäuschenden Eindruck. Das Heft ist nicht wirklich schlecht, aber Jango metzelt und prügelt sich halt nur durch eine eher etwas dünn geratene Geschichte hindurch. Für so etwas haben wir doch sonst eher die Darth Vader-Reihe…
Am 29. Mai geht es wieder mit dem Duo Maul und Jango Fett weiter, denn dann sollen sowohl Darth Maul: Black, White & Red #2 als auch Jango Fett #3 erscheinen. Am nächsten Marvel-Mittwoch dürft ihr euch über den One-Shot The Phantom Menace 25th Anniversary Special #1 freuen, von dem wir euch ja hier schon ein paar Vorschaubilder zeigen durften.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.