Während in Star Wars #44 an diesem Marvel-Mittwoch ein neuer Handlungsbogen rund um den Prozess gegen Lando Calrissian beginnt, findet der „Children of the Storm“-Handlungsbogen aus der Zeit der Hohen Republik mit The High Republic #4 sein Ende.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Eine Lesereihenfolge ist nicht zu beachten.
Star Wars #44 – rezensiert von Flo
Mit dem 44. Heft in der Star Wars-Hauptreihe von Marvel beginnt nun nicht nur ein neuer Handlungsbogen, sondern auch der Prozess von Lando Calrissian; passenderweise trägt dieses erste Heft den Titel Opening Arguments. Doch vor der Eröffnung des Prozesses finden wir uns im Konferenzraum der Home One mit Leia, Admiral Ackbar und Mon Mothma wieder, die darüber diskutieren, was mit Lando passieren soll. Nicht alle sind sich einig und ebenso wenig begeistert darüber, dass dieser jetzt nach seinem Geständnis noch einen Gerichtsprozess bekommen soll, doch Leia überzeugt den Rest der Führung schlussendlich. Währenddessen sitzt der bald Angeklagte Lando Calrissian mit Lobot in einem Raum, die nach all dem Trubel erst einmal viel zu diskutieren haben und sich schon einmal auf den anstehenden Prozess vorbereiten. So beschließt Lando, noch einen Anruf zu tätigen und bei einer Bekannten namens Salli Georgio einen Gefallen einzufordern. Die Worte „I’m just became available“ am anderen Ende der Leitung, haben Leser*innen des Revelations-One-Shots aus dem vergangenen Dezember schon einmal gehört, nämlich in der Kurzgeschichte „A Trick of the Mind“, die als kleine Vorgeschichte zu diesem nun gestarteten Handlungsbogen um Landos Prozess fungiert. Wer diese nicht gelesen hat, hat aber meiner Meinung nach (Stand jetzt) nichts Essenzielles in der Hauptgeschichte verpasst und sollte dem Geschehen im aktuellen Comic problemlos folgen können. Nicht lang danach trifft Salli auf der Home One ein und der Prozess beginnt mit den Eröffnungsplädoyers. Doch dann erlischt plötzlich das Hologramm von Mon Mothma, die von einem Angriffsteam an ihrem aktuellen Aufenthaltsort überrascht wird..
Endlich darf Charles Soule aus seiner früheren Berufung als Anwalt schöpfen und ein Gerichtsdrama im Star Wars-Universium inszenieren. Dies gelingt ihm wirklich gut, auch wenn man bei den meist mit vielen Sprechblasen vollgepackten Panels den Eindruck bekommt, dass die Story das Medium Comic ein wenig sprengt. Trotzdem konnte ich persönlich dem Beginn des Prozesses in diesem fast schon logischerweise eher gesprächslastigeren Heft gespannt folgen – und gerade als ich beim Lesen der Eröffnungsplädoyers etwas träger wurde, wartet Soule noch einmal mit einem Plot-Twist auf, der den Prozess noch interessanter machen dürfte. Auch fand ich Salli als eine Art Anwalts-Charakter durchaus spannend und bin insgesamt gespannt, wie Charles Soule den Prozess nun fortführen wird und wer wirklich hinter dem Angriff auf Mon Mothma steckt.
Doch kommen wir nun auch einmal zum Visuellen, auch wenn ich zugeben muss, dass dies bei diesem eher textlastigen Heft etwas in den Hintergrund gerät. Nichtsdestotrotz liefert Musabekov eine gewohnt gute zeichnerische Arbeit ab, bei der bekannte Charaktere wie Luke, Mon Mothma oder eben auch Admiral Ackbar stets gut eingefangen werden. Vor allem letzterer hat mir besonders gut gefallen. Salli, Landos Rechtsbeistand, sticht hier visuell mit ihrem leuchtend-orangenen Kleid unter den Charakteren visuell besonders hervor und ihre ebenfalls recht elegant aussehende Droiden-Begleitung erinnerte mich kurz an den Droiden Zee aus dem Spiel Jedi: Survivor.
Fazit
Wer sich schon immer ein Gerichtsdrama im Star Wars-Universum gewünscht hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Soule gelingt es in einem mäßigeren Tempo mit weniger klassischer Comic-Action, die jedoch nicht vollkommen ausbleibt, einen fesselnden charakterfokussierten Start, um den Prozess von Lando Calrissian zu inszenieren. Man nehme Platz, der Prozess wird schon bald fortgesetzt!
The High Republic #4 – rezensiert von Patricia
Der Inhalt
Mit dem vierten Kapitel namens „Into the Occlusion Zone“ löst sich Keeve endgültig von Elzars Rückruf nach Coruscant und bricht gemeinsam mit Lourna Dee sowie Ceret und Terec in feindliche Gefilde auf. Auch diese Ausgabe startet wieder mit einem Flashback zu Keeves Schülerzeiten. Dass Cavan Scott die Hefte mit diesen Erinnerungen ähnlich strukturiert, gefällt mir sehr gut, besonders da dies Keeves Entwicklung und den Unterschied zu ihrem jüngeren Ich hervorhebt. Während sie einst noch wortwörtlich an die Hand genommen werden musste, kämpft sie nun selbstbewusst allein.
Generell mochte ich das Tempo des Heftes sehr. Die Handlung kommt mir weniger komprimiert vor, als dies in Phase I der Fall war, aber auch deutlich weniger gestreckt als im Comic zu Phase II. Scott hat hier das richtige Mittelmaß gefunden, um die Geschichte voranzubringen, aber genügend Raum für spannende Wortwechsel und interessante Charakterdynamiken und -differenzen zu lassen.
Ebendiese Dynamiken sind es, welche diese Ausgabe zu meinem bisherigen Favoriten machen. Die Spannungen zwischen Ceret und Terec verheißen nichts Gutes, wobei mir sehr gefällt, dass die Kotabi-Zwillinge nun mehr Platz in der Handlung bekommen und aktiver Teil des Geschehens sind. Besonders Cerets Verhalten wird bestimmt noch für Aufruhr sorgen, wie es sich bereits in den ersten Ausgaben der Reihe angebahnt hat. Am besten haben mir allerdings die Schlagabtausche zwischen Lourna und Keeve gefallen, die einerseits nicht unterschiedlicher sein könnten, andererseits so sehr auf der gleichen sarkastischen Wellenlänge sind, dass die Dialoge zwischen den missmutigen Verbündeten einfach eine Menge Spaß machen.
Ebenso erfreulich ist die Rückkehr von OrbaLin, mit der ich zwar irgendwann gerechnet habe, jedoch nicht an dieser Stelle. Die Erklärung für den kleinen Dopplungsfehler aus der ersten Phase ist zwar relativ simpel, andererseits würde es auch wenig Sinn machen, die Geschichte unnötig zu verkomplizieren. OrbaLins Schleimgestalt und sein Dialog mit Lourna sind ebenfalls Highlights aus dieser Ausgabe, welche durch die schnellen Wortwechsel und eingestreuten Flashbacks an den richtigen Stellen auch ohne viel Action sehr dynamisch wirkt. Von dieser absolut skurrilen Figurenkonstellation sehe ich gerne noch mehr! Ziemlich cool ist auch OrbaLins Fähigkeit, Bilder zu formen. Hier kann man besonders zeichnerisch einiges rausholen.
Etwas skeptisch sehe ich das Überleben eines weiteren Starlight-Jedi, da die Überlebendenanzahl im Vergleich zu dem einst so düsteren „Who Will Survive?“-Marketing fast schon unrealistisch wirkt, aber gestört hat es mich auch nicht wirklich. Hervorstechen tun für mich am Ende vor allem der sarkastische Humor der Ausgabe sowie ein neues tolles Zitat von Keeve: „We all feel fear. It’s what we do with it that matters.“
Die Zeichnungen
Die Zeichnungen sind mir in dieser Ausgabe positiv aufgefallen. Obwohl ich ein paar wenige Gesichtsausdrücke etwas überzogen fand, ist die Gesamtgestaltung der Ausgabe sehr gut gelungen. Bewegungen sind nachvollziehbar gezeichnet und alle vordergründig platzierten Gestalten detailreich abgebildet. Besonders die Gestaltung von OrbaLin muss man loben! Ansonsten sind die Zeichnungen relativ fokussiert auf die handelnden Personen und wirken dadurch nie überladen. Die Ataraxia hatte ich etwas lebhafter in Erinnerung, aber da es sich hierbei nur um Hintergründe handelt, ist das halb so tragisch. Auf dem Dschungelplaneten Kindosorn gibt es dann auch endlich mal etwas mehr Farbe zu sehen, was mir gut gefallen hat. Hier wurde eine schöne Farbpalette gewählt, die mit den grünen Lichtschwertern, dem grünen OrbaLin und Lournas Hautfarbe natürlich perfekt harmoniert und eine angenehme Atmosphäre erzeugt. Alles in allem eine sehr gelungene zeichnerische Umsetzung!
Fazit
Nachdem ich etwas Zeit gebraucht habe, um vollständig emotional in die Geschichte gezogen zu werden, hat mich die The High Republic-Hauptserie nun vollends gepackt. Heft #4 bietet eine tolle Mischung aus Action, überraschenden Momenten, ruhigen Szenen und witzigen Dialogen. Die Reihe bewegt sich damit in eine Richtung, die mir extrem gut gefällt, und ich kann es nicht abwarten, mehr von Keeve und Lourna – die sich doch sicherlich noch anfreunden werden – Rückbezügen zu Phase I und Cerets besorgniserregenden Ausflügen in extreme Machttechniken zu sehen!
Der Prozess gegen Lando Calrissian wird dann ab dem 3. April in Star Wars #45 fortgesetzt. In der nächsten Woche dürfen wir uns dann auf Darth Vader #44 und Mace Windu #2 freuen.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.