Am 19. Dezember 2023 veröffentlichte Panini mit dem Sammelband Sana Starros: Familienangelegenheiten die komplette fünfteilige Miniserie über die beliebte Comic-Schurkin. Dieses Mal durfte Autorin Justina Ireland Sanas neues Abenteuer verfassen, während Künstler Pere Pérez erstmalig einen Star Wars-Comic zeichnete. Für die farbliche Gestaltung sorgten Jay David Ramos, Dono Sánchez-Almara und Fer Sifuentes-Sujo.
Die Handlung
Nach der (diesmaligen) Trennung von Doktor Aphra (siehe dazu Doktor Aphra: Der letzte Ausweg) entscheidet Sana, dass es nur einen Ort gibt, wo sie sich erholen kann: Im Zuhause des Starros-Clans auf Hosnian Prime. Doch dort angekommen, erwarten die Schurkin nicht nur Grammy Thea, Tante Mevera und Cousine Aryssha, sondern ein Problem nach dem anderen. Eine imperiale Invasion der Heimstatt ist dabei noch die geringste Schwierigkeit, während die Jagd auf einen geheimnisvollen Holowürfel bereits winkt – alles in allem Umstände, die man wohl ganz leicht zusammenfassen kann: Starros-Familienangelegenheiten…
Meine Bewertung
Sana Starros: Familienangelegenheiten ist eine dieser Star Wars-Geschichten, bei der es meiner Meinung nach wenig Platz für Grautöne gibt. Entweder man liebt sie mit ganzem Herzen oder man wird nie davon abgeholt werden. Der Grund dafür liegt in der Art und Weise, wie Justina Ireland ihr Abenteuer erzählt. Der geneigte Leser wird sich immer wieder dabei erwischen, dass er nahezu vergisst, dass es sich um einen Star Wars-Comic handelt. Stattdessen findet man sich in einer TV-Soap wieder, in der die handelnden Charaktere eine Liste vorgegebener Rollen abarbeiten. Da wäre Sana als „normale“ Protagonistin, die in die aberwitzigen Probleme ihrer Familie hereingezogen wird. Thea fungiert als vertrauenswürdige und durch nichts aus der Ruhe zu bringende Matriarchin des Familienverbandes. Die in Schwierigkeiten steckende Cousine (auch bekannt als Aryssha), wird von ihrer knallharten Mutter in wahnwitzige Pläne integriert – Auftritt Mevera Starros. Abschließend darf natürlich das schwarze Schaf nicht fehlen, welches von Phel, Sanas Bruder und Neu-Imperialer, dargestellt wird. In dieser Serie ist das Abhaken einer Checkliste jedoch kein Kritikpunkt. Im Gegenteil: Die humoristische Erzählweise mit ihren überspitzten Figuren ist äußerst unterhaltsam und wirkt gegenüber den alteingesessenen Star Wars-Comicreihen aus dem Hause Marvel erfrischend.
Justina Ireland versteht sich darauf, alle Figuren sinnvoll in die Handlung zu integrieren und jedem seinen verdienten Anteil am Voranschreiten des Geschehens zu gewähren. Nicht nur Auserwählte fungieren als Handlungstreiber, sondern jeder bringt an der einen oder anderen Stelle eine zündende Idee ein. So symbolisiert die Autorin jenes Thema, welches letztlich die gesamte Serie umspannt und Vin Diesel freuen dürfte: Family. Wie in einer echten Familie gibt es neben dem Zusammenhalt jedoch auch Streitigkeiten. Die Charaktere diskutieren gerne untereinander. Die stärkste Antipathie besteht selbstredend zwischen Phel und Sana – zwei Geschwistern, deren Lebenswege sich nach Enttäuschungen und Misserfolgen nicht unterschiedlicher hätten gestalten können. Geschickt offenbart die Schriftstellerin dem Leser selbst dabei, dass sich auch in dunkelsten Ecken die positiven Ranken der Familie ausbreiten: Phel scheint sich nicht freiwillig dem Imperium angeschlossen zu haben und Sana könnte seine Möglichkeit zur Rettung zu sein. Wenn es um die Sicherheit eines Familienmitglieds geht, halten eben alle letztlich doch zusammen.
Dieses detaillierte Familienbild wirkt manchmal unheimlich realitätsnah. Wie gelingt es Justina Ireland nun dieses Abbild des Lebens in eine weit weit entfernte Galaxis zu integrieren? Dies geschieht über zwei Aspekte.
Zum einen nutzt die Autorin gekonnte Anspielungen auf bereits bestehende Star Wars-Geschichten. Gelegentlich wird auf Sanas Vergangenheit mit Doktor Aphra hingewiesen, von der sich die Protagonistin erst kürzlich (mal wieder) trennte. Diese Verknüpfungen reichen von der jüngeren Vergangenheit bis hin in zu den Jugendjahren an der Universität von Bar’leth. Darüber hinaus dürfen sich Fans der Hohen Republik nicht nur über die Shani-Gesetzlose Deva (siehe Die Hohe Republik: Mission ins Verderben), sondern auch über eine bekannte Starros freuen. Schließlich kann es nur eine junge Dame geben, die intelligent genug für die Herstellung eines Holowürfels über Kristallkunde ist und gleichzeitig verantwortungsbewusst, genug die Daten zu verbergen…
Zum anderen nutzt das gesamte Team hinter dem Comic ein detailliertes World Building mit einer Mischung aus bekannten Namen wie Corellia oder Hosnian Prime und vergleichsweise neuen Locations wie Neral’s Mond. In der Darstellung dieser Handlungsorte brilliert wiederum das Kreativteam. Die Hintergründe werden dank vieler Kleinigkeiten zu einem vitalen Bestandteil der gesamten Geschichte. Generell wünsche ich mir nach der Lektüre von Sana Starros: Familienangelegenheiten, dass Pere Pérez öfter noch Star Wars-Comics zeichnet. Die Figuren wirken lebensecht und stimmig und bieten eine breite Auswahl an allerhand Alien-Spezies, um das Auge des Betrachters zu unterhalten und für Abwechslung zu sorgen. Besonders positiv fällt der fließende Übergang des Weltalls in verschiedene Comic-Panels auf (z.B. allererstes Panel). Die farbliche Gestaltung ist passenderweise kontrastreich und nutzt starke Farben. Dadurch wird das actionreiche und knallige Geschehen hervorragend in Szene gesetzt.
Fazit
Sana Starros: Familienangelegenheiten traut sich an frische Ideen und ein Geschehen fernab der Hauptreihen heran. Das Kalkül gelingt und hat mich herausragend unterhalten. Die humorvollen Figuren sind in einer teilweise überspitzten Handlung sowohl erzählerisch als auch zeichnerisch passend dargestellt, sodass ein überzeugendes Gesamtgeschehen entsteht. TV-Soap meets Star Wars und es funktioniert!
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.