Dieser Marvel-Mittwoch gehört ganz der 43. Ausgabe der Darth Vader-Reihe mit dem Titel The Root of Treason. Wieso das neue Schisma lieber am Reißbrett hätte verworfen werden sollen und warum die Handlung wie eine ungewollte Avengers-Parodie wirkt, lest ihr in dieser Rezension!
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Zum Inhalt
Alles fügt sich endlich zusammen! Also das dachte zumindest Greg Pak sich wohl, als er diese Ausgabe geschrieben hat. Und es stimmt tatsächlich auch in gewisser Weise. Doch beginnen wir am Anfang: Zunächst erhalten wir nach den ganzen Cliffhängern nun endlich mal die Backstory des Schism Imperial und was soll ich sagen? Sie ist genauso unspektakulär zusammengeschustert wie vermutet. Ja es gibt Korruption und Ungerechtigkeit im Imperium und alle Möchtegern-Revoluzzer unter Sly Moore wollen das jetzt durch die Wiedereinführung von Ordnung und Struktur regeln. Also rekrutieren die erstmal munter alle links und recht übriggebliebenen Nebenfiguren von Greg Pak, damit man zumindest das Gefühl hat, dass ihr vorheriger Auftritt einen langgehegten Sinn hatte… Dann rekrutiert diese Gruppe wiederum einen desillusionierten, aber wieder ganz starken Vader, obwohl er derjenige war, der sie zum Absturz brachte. Jetzt fragt ihr euch bestimmt: Eine Rezension sollte doch gar nicht so viel Inhaltszusammenfassung haben und eher bewerten. Das Problem ist, dass man ohne Erklärung des Inhalts gar nicht mehr rezensieren kann, da alles so verworren ist, dass kontextlose Kritik verhallen würde.
Das scheint Pak zwar selbst noch nicht aufgefallen zu sein, dafür aber zunehmend wohl dem Editorenteam. Denn im Comic findet sich nicht nur einmal eine Erklärung wo man eigentlich diese ganzen C-Promis schon einmal gesehen haben muss, um sie zu kennen. Da verweist man halt mal auf Ausgabe 25 oder 27 der Reihe und realisiert, wie lange die eigentlich schon läuft. Also holt eure Comics raus und frischt nochmal alles auf, ich warte solange…
Sooo nachdem ihr wieder alles über den Planetenzerstörer wisst, den Tauntaza damals gebaut hat und den Vader in Sentimentalität für Kitster ausschaltete, können wir jetzt das Gegenteil erzählen und Vader zum Advokaten machen, der die Maschine in Betrieb nimmt und damit den kurz spannend anmutenden Twist – dass die Rebellen die Bösen sein könnten, da sie die Maschine auch nutzen wollen – ganz schnell wieder auflösen. Vader braucht jetzt nämlich die Maschine, um Energie zu gewinnen, um seine Schisma-Armee zu befeuern. Immerhin ein gutes Wortspiel ist dabei rausgerutscht, wenn er von Power redet und damit Einfluss als auch wortwörtliche Energie zum Antrieb dieser ominösen Armee meint.
Also Vader hat Gegenteiltag und Pak wird sich an die Wand schreiben: „Character-Growth“! Worin genau diese Weiterentwicklung liegt als darin einfach unbegründet und wenig nachvollziehbar das Gegenteil zu machen, weiß zwar nur er, aber immerhin geben die Editoren mit den Fußnoten noch ihr bestes, um diesen Vader-Epos noch irgendwie handhabbar zu machen. Mich stört diese Wandlung Vaders hin zum Hardliner auch gerade deshalb, da es immer wieder seltsam in Hinblick auf Episode VI wirkt und die guten Gedanken zur Rückkehr zum Licht aus dem Beginn dieser Comicreihe (Padmé, alte Freunde) wieder zunichtemacht.
Auch abseits dieser 180-Grad-Wende in seinen Ambitionen wirkt diese ganze Crew, die sich jetzt um Vader geschart hat einfach nur noch lächerlich. Die vier Cyborg-Rebellen tanzen nach seiner Pfeife, die abgehalfterten und wortwörtlich ausrangierten Generäle verstehen selbst nicht so wirklich warum Vader nun nicht mehr ihr Gegner ist, aber wenn Sly es sagt, wirds schon stimmen. Immerhin echauffieren sie sich kollektiv darüber, dass im Imperium Willkür herrscht… Guten Morgen! Augen auf bei der Berufswahl. Was haben sie denn von einer Diktatur erwartet? Wenn sie in leitenden Positionen sind und Gefangene töten, versklaven und ausnutzen wollen, ist das System gerade recht. Aber wehe es wird ein Strafzettel gelöscht, der an einen Baron hätte gehen sollen. Dann gehen wir aber auf die Barrikaden. Diese schreiende Korruption bringt das Fass endgültig zum Überlaufen!!! Kannst du dir nicht ausdenken, Greg Pak schon.
Die Zeichnungen
Adam Gorham und Federico Blee machen insgesamt einen soliden Job, auch wenn mir Iencos Zeichnungen insgesamt mehr zusagen, was aber auch einfach am Gewohnheitseffekt liegen kann. Die Hintergründe sind in großen Teilen eher schlicht, was aber vertretbar ist, da man bei der Handlung sowieso so schnell wie möglich durchkommen will und unnötige Arbeit bei den Details daher am Ende nur verschenktes Talent wäre. Vaders neue Cyborg-Crew ist erkennbar aber oft genug nur nebensächliches Beiwerk mit Wackelkontakt, weshalb ihre Erkennbarkeit auch darunter leiden kann. In manchen Panels sind die Gesichter dann aber doch zu einfach und detailarm gehalten, was selbst beim schnellen Lesen auffallend wirkt.
Fazit
Darth Vader grüßt wieder in all seiner Verworrenheit und zeigt dabei erneut, dass ein Schrecken ohne Ende das Ziel Paks ist. Nun beginnt er in Endgame-Manier seine ganzen unausgegorenen Nebenfiguren wieder zu „assembeln“, um mit dem Schisma einen letzten großen Schlag gegen den Imperator auszuführen. Dafür nutzt er aber Charaktersprünge statt Entwicklungen und lässt Figuren kooperieren, die nie dafür ausgelegt waren. Sly Moore gründet ihre gefühlt achte Untergrundorganisation im Imperium (wer folgt ihr eigentlich überhaupt noch freiwillig bei dem Track-Record?), die Generäle akzeptieren ein willkürliches Imperium zu ihren Gunsten, ziehen aber bei gelöschten Knöllchen die Reißleine (deutsche Beamte wären stolz auf sie) und stellen sich mit Jeanne d’Arc Sly Moore auf die Barrikaden, während sie dabei noch den Bock zum Gärtner machen, indem sie ihre einstige Nemesis Vader ins Boot holen. In der nächsten Ausgabe erhalten wir „Eine Armee für das Schisma“, ich will am liebsten „Ein Königreich für ein Lama“, da ist der Plot immerhin besser.
In der nächsten Woche hat dann die Star Wars-Hauptreihe mit ihrer 43. Ausgabe ebenfalls einen Soloauftritt.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.