Nachdem wir uns bereits Ende vergangenen Jahres darüber freuen durften, in Phase III von The High Republic zu einigen altbekannten Charakteren und Schauplätzen zurückzukehren, setzt sich dieses im heute erscheinenden Jugendroman Ecape from Valo fort! Das Duo Daniel José Older und Alyssa Wong führt uns darin nicht nur zum Austragungsort des Republic Fairs aus Phase I zurück, sondern verrät uns auch, was mittlerweile aus Ram Jomaram geworden ist.
Valo, einst Treffpunkt für Wesen aus der ganzen Republik, ächzt ein Jahr nach dem Fall von Starlight Beacon unter der Besetzung durch die Nihil. Die meisten Jedi haben den Planeten aufgrund des allgemeinen Rückrufs nach Coruscant verlassen. Ram Jomaram ist jedoch als einer der wenigen Jedi in Lonisa City geblieben, um seine Heimat nicht komplett den Nihil zu überlassen. Unter dem Decknamen „The Scarlet Skull“ versetzt er den Nihil mit diversen Sabotage-Aktionen immer wieder Nadelstiche und sendet regelmäßig Nachrichten aus, die die Bevölkerung zum Widerstand anstacheln. Den Nachrichten des Scarlet Skull folgen auch die Jünglinge Gavi, Kildo und Tep Tep, die sich nach dem Tod vieler älterer Jedi ein Jahr lang allein durchschlagen mussten. Gemeinsam mit Zyle Keem, einem Enkelkind der Piratin Saya Keem aus The High Republic Adventures, findet sich die Gruppe Jugendlicher bald im Kampf gegen die Nihil um eine wichtige Ressource wieder und Ram muss lernen, was es heißt, für eine Gruppe jüngerer Wesen Verantwortung zu übernehmen…
Zunächst einmal möchte ich die Figurenarbeit in diesem Jugendroman positiv hervorheben. Ram begleiten wir dabei, wie er langsam erwachsen wird und bemerkt, welche Schwierigkeiten dies mit sich bringt. Auf einmal ist er in einer Gruppe jüngerer Wesen der Älteste, zu dem alle aufgrund seiner Erfahrung und seiner technischen Fähigkeiten aufsehen, doch die Verantwortung als Anführer, die er nun übernimmt, bringt auch Selbstzweifel mit sich: Was, wenn der Plan, den Ram sich erdacht hat, fehlschlägt und jemand unter seinem Kommando stirbt? Und inwiefern darf man sich als Jedi von solchen Gedanken beeinflussen lassen? Wann besteht die Gefahr von zu viel Abhängigkeit? – Es macht wirklich Spaß, Ram dabei zu zuzusehen, wie er immer mehr in die Rolle des Anführers hineinwächst.
Gavi dagegen ist mit Verliebtheitsgefühlen für seinen Mit-Padawan Kildo und der damit verbundenen Eifersucht beschäftigt und fragt sich, wie er diese mit seiner Rolle als Jedi vereinen kann. Darüber hinaus ist er traumatisiert von den Ereignissen, die er während und nach der Schlacht von Valo beobachten musste, und hat seitdem Schwierigkeiten, auf die Macht zuzugreifen. Deshalb hat er das Gefühl, Kildo und Tep Tep im Stich zu lassen und seiner Verantwortung für die Gruppe nicht gerecht zu werden. Und zu allem Übel hat sich seine Freundin Driggit auch noch den Nihil angeschlossen. Mir hat Gavi beim Lesen einfach nur leid getan. Er hat für einen 14-Jährigen viel zu viele, teils heftige Baustellen zu bewältigen und ich konnte komplett nachvollziehen, wie sehr ihn die Last, die er trägt, niederdrückt. Sehr schön fand ich jedoch, wie Gavi im Lauf des Romans immer wieder den Mut findet, seine Probleme mit anderen zu teilen und an einer Lösung zu arbeiten. Damit können sich sicher auch Kinder, die den Roman lesen, gut identifizieren und etwas über einen konstruktiven Umgang mit Problemen lernen.
Die anderen Figuren sind weniger ausgearbeitet als Ram und Gavi. Besonders bei Zyle hätte ich mir gewünscht, dass xier etwas mehr als eigenständige Figur herausgearbeitet wird. Stattdessen wird xier meist nur darauf reduziert, ein Enkelkind von Saya Keem zu sein, gibt bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Lebensweisheiten xieser berühmten Großmutter zum besten oder erzählt von Abenteuern von Sayas Piratencrew. Dieser etwas übertriebene Fan-Service und die sich erzwungen anfühlenden Bezüge zu Phase II haben mich stellenweise schon ein wenig gestört.
Weniger überzeugen konnte mich leider auch die Handlung des Jugendromans, die doch sehr von Zufällen und Deus-ex-machina-Momenten abhängt. Mehrfach schmieden die Jugendlichen einen Plan, der in der Form eigentlich nicht aufgehen kann, und dann taucht im entscheidenden Moment vollkommen unerwartete Hilfe auf, durch die das Ganze dann doch noch glattläuft. Dabei werden dann auch teilweise Tatsachen, die vorher als gegeben dargestellt wurden, plötzlich über Bord geworfen. Auch die Motivation der Jugendlichen für ihr Eingreifen ist nur sehr dünn. Auf einmal ist es ihnen sehr wichtig, an eine bestimmte Ressource zu kommen, aber es fehlt dahinter sowohl ein konkreter Anlass als auch jegliche Dringlichkeit. Es scheint so, als müsste man Ram und seine Crew nur unter einem Vorwand an denselben Handlungsort schieben, an dem sich auch die Nihil herumtreiben, damit es zu einem Kampf kommen kann.
Gut gelöst wird in Escape from Valo jedoch ein Problem, das wir schon seit einiger Weile auf die Jugendromane haben zukommen sehen: Wie stellt man eigentlich die sehr brutalen und gruseligen Nameless in einem Werk dar, das sich an eine Zielgruppe zwischen acht und zwölf Jahren richtet? Hier wurde ein sehr guter Weg gefunden, das Schauerhafte der Wesen einzufangen, aber es trotzdem nicht zu Szenen kommen zu lassen, die zu verstörend für Kinder wären.
Insgesamt bietet Escape from Valo ein schönes Leseerlebnis für die Zielgruppe und überzeugt vor allem mit tollen Figuren, die mit den diversen Problemen des Erwachsenwerdens kämpfen. Die Handlung fühlt sich allerdings an zu vielen Stellen erzwungen und nur auf Zufällen basierend an, sodass ich am Ende nur mittelmäßige drei von fünf Holocrons vergeben kann.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.
Die Timeline des Buches ist sehr verwirrend, oder? Mal sagen die Jünglinge sie sind während der Republic Fair geflohen, was 2 Jahre vor dem Buch ist und mal sind sie während der Nihil Occupation geflohen was wohl ein Jahr vor dem Buch war. Und dann ist im Flashback anscheinend Boolan mit dem Nameless da der aber erst laut Shadow of Starlight 5 Monate nach The Fallen Star rekrutiert wurde? Entweder ich stehe komplett auf dem Schlauch oder das macht timeline technisch überhaupt keinen Sinn.
Jup. Und frag mich nicht wie Zyle Keem Enkelkind von Saya sein kann… ergibt beim Alter der Mutter keinen Sinn.
Ich hatte viel Spaß mit dem Buch, aber rechnen können die beiden Autor*innen leider nicht…
Im Podcast hatten wir darüber auch diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Kids zweimal geflohen sind:
1.) Während des Republic Fairs haben sie sich zusammen mit den erwachsenen Jedi versteckt.
2.) Später während der Nihil Occupation war die Situation mit Boolan und dem Nameless, daraufhin flohen die Kinder ein zweites Mal und waren dann ohne Hilfe von Erwachsenen auf sich allein gestellt.
Macht das Sinn? – Ich persönlich habe leider keine im Hinterkopf ständig mitlaufende Timeline-Einordnung, daher fallen mir solche Widersprüche oft selbst nicht auf, sondern erst, wenn mich jemand darauf hinweist.
Wie Zyle Sayas Enkelkind sein soll, habe ich mich allerdings auch gefragt. Irritierender für mich war aber tatsächlich die Tatsache, dass ein Teenager ständig nur Storys und Lebensweisheiten seiner verstorbenen Oma zum Besten gibt. Auch wenn die Oma extrem cool war – in welcher Welt verhalten sich Teenager so?