Rezension: Star Wars #94: Darth Vader: Die Rückkehr der Zofen, Teil 1 & Yoda: Licht und Leben, Teil 1

Wichtig, hm. Dir sagen, was wichtig ist, ich werde.

Yoda

Paninis Veröffentlichungsmodell, in der monatlichen Star Wars-Heftserie je eine US-Ausgabe eines großen Jedi-Meisters im Doppelpack mit der langlebigen Darth Vader-Reihe abzudrucken, geht in die nächste Runde. Nach fünf Heften mit Obi-Wan darf nun allerdings der zweite große Jedi-Meister der Saga glänzen. Wobei, groß ist in diesem Fall relativ, denn es geht natürlich um Meister Yoda, wie Phil Notos Cover der Kiosk-Ausgabe verrät. Auf dem Comicshop-Cover des bereits am 23. Mai erschienenen Hefts, das wie die anderen Vader-Cover von Rahzzah stammt, sind derweil der Imperator und wieder einmal Sabé zu sehen. Beim Layout der Cover fällt auf, dass die Anordnung der Logo-Schriftzüge – die passenderweise in den Farben der Lichtschwerter der entsprechenden Titelfiguren gehalten sind – bei den Ausgaben variiert. So ist das Logo der auf dem jeweiligen Cover abgebildeten Reihe in beiden Fällen links und das Logo der anderen Reihe rechts abgedruckt:

Der Start der brandneuen Serie!

In 10 Episoden über 10 Ausgaben des Star Wars Comicmagazins begleiten wir den mächtigsten Jedi-Meister, den die Galaxis je gesehen hat: Yoda kämpfte ein sehr langes Leben stets für das Gute. Nach dem Aufstieg des Galaktischen Imperiums verbringt er seine Tage auf der abgeschiedenen Sumpfwelt Dagobah. Dort reflektiert er einige seiner unzähligen Abenteuer in Erwartung eines äußerst wichtigen Besuchers … UND: Der nächste Teil der aktuellen Darth Vader Story!

Auch als exklusive Comicshop-Ausgabe erhältlich!

Man stellt schnell fest: Zumindest die grundlegende Erzählstruktur der Yoda-Reihe entspricht schon einmal sehr der von Obi-Wan. Genau wie bei Ben Kenobi ist die Handlung nämlich wieder in eine übergreifende Rahmenerzählung im Exil des Jedi eingebettet, während dem sich an vergangene Erlebnisse erinnert wird. Doch statt dass wie beim fünfteiligen Obi-Wan eine Geschichte pro Heft in der Hütte auf Tatooine erzählt wird, haben wir es bei der auf doppelt so viele Ausgaben angelegten Serie Yoda mit drei Dreiteilern und einer Finalausgabe zu tun. So bleibt den Kreativen natürlich deutlich mehr Zeit, ihr jeweiliges Setting aufzubauen und darin zu verweilen, aber inwiefern das auch der Qualität der Reihe zugutekommt, kann man natürlich erst am Ende des ersten Dreiteilers in Star Wars #96 absehen.

Dieser erste Dreiteiler ist mit Licht und Leben betitelt, während der hier vorliegende erste Teil Das Kommen der Jedi lautet – wobei ich nach der Lektüre den Singular, Das Kommen des Jedi, für die geeignetere Übersetzung halten würde. Zu Beginn des Serienauftakts, der statt den üblichen 20 reinen Comicseiten sogar 30 umfasst, meditiert Yoda im Vorfeld von Episode V in seiner Hütte auf Dagobah und wird von einer Machtgeist-Stimme besucht, deren Identität Autor Cavan Scott noch nicht enthüllt. Vermutlich wird dieses kleine Mysterium in der Rahmenhandlung bis zum Finale aufrecht erhalten, aber eigentlich kann es sich dabei ja auch nur um Obi-Wan oder Qui-Gon handeln. Es folgt schnell der Start in die erste Geschichte, die ungefähr 250 Jahre vor der Schlacht von Yavin zur Zeit der Hohen Republik und damit zwischen Phase II und Phase I der gleichnamigen Literaturwerke angesiedelt ist. Darin wird von Scott ein recht klassisches Szenario präsentiert. Ein Volk auf einem abgelegenen Planeten gerät in Not und schickt einen Hilferuf in die Galaxis heraus, der zufälligerweise den Hohen Rat der Jedi erreicht. Yodas im Zuge dessen und später am Ende des ersten Teils getroffene Entscheidungen erscheinen mir dabei jetzt noch ziemlich willkürlich und werden hoffentlich noch in den Folgeausgaben beleuchtet. Ansonsten hätte Scott den Jedi-Meister nur seiner Vorstellung von ihm entsprechend zu charakterisieren versucht, ohne dabei seine in anderen Werken bisher präsentierte Persönlichkeit wirklich zu treffen. Bei Matthias Wielands Übersetzung gibt es auch noch eine spannende Entdeckung zu machen, denn ob beabsichtigt oder nicht, Yodas Grammatik entspricht eher dem deutschen Synchronbuch von Episode V und VI, anstatt der mehr den englischen Wortdrehern angepassten Übersetzungen aus den Prequels und The Clone Wars. Für die Szenen auf Dagobah halte ich das auch vom Zeitablauf für sehr passend, für die weit in der Vergangenheit spielende Haupthandlung hätte ich mir mehr die inzwischen bekanntere neuere deutsche Yoda-Grammatik bevorzugt. Ein Beispiel: Statt „Dies ist der Grund unseres Tuns“ hätte es in der neueren Form seit Tobias Meister „Dies der Grund unseres Tuns ist.“ heißen müssen. Wenn man beim Lesen der Comics die deutschen Stimmen im Ohr haben möchte, fällt es an manchen Stellen so schwerer, als an anderen.

Mit dem wenig originellen Aufbau der Story sowie Yodas fragwürdigen Entscheidungen, bilden zumindest Yodas Interaktionen mit den anderen Mitgliedern des Jedi-Rates das unangefochtene Highlight des Hefts. Dafür gibt es aber auf den insgesamt etwas zu lang geratenen 30 Seiten künstlerisch viel zu entdecken, denn Zeichner Nico Leon und Kolorist Dino Sánchez-Almara dürfen durch mehrere dargestellte Orte und stimmungsvolle Tag-Nacht-Wechsel ihr Können unter Beweis stellen. Die neuen Spezies in Form der Culkron und den Scalvi sehen zwar für meinen Geschmack etwas zu abgedreht und wenig nach Star Wars aus, aber auch das kommt ja vor allem im Comicmedium häufiger und oft schlimmer vor. In Actionszenen kommen Yodas Kampfstil und vor allem sein Lichtschwert super zur Geltung und gefallen mir als Fan der ersten ausgestrahlten The Clone Wars-Episode „Der Hinterhalt“ außerordentlich gut. Yoda-Geschichten sind generell eine seltene Freude und an Yodas Geheimer Krieg aus den frühen Zeiten des Kanons habe ich leider dafür keine guten Erinnerungen.

In der Zweitstory Der Schatten im Feuer geht es dann mit einem neuen Handlungsbogen der Darth Vader-Reihe weiter und ich muss doch sehr sagen, die erste Szene auf den ersten vier Seiten hat es mir doch tatsächlich angetan und an die noch vielversprechende frühe Zeit der Serie vor dem Krieg der Kopfgeldjäger erinnert. Bildkompositorisch, vom Erzähltempo und Vaders Emotionen her wurde es hier kurz spannend und ließ ein Highlight innerhalb der Reihe erwarten. Leider legt sich das fast genauso schnell wieder und die Serie fällt insbesondere in den Dialogen und den gänzlich ohne charakterliche Grundlagen getroffenen Entscheidungen der handelnden Figuren in ihre alten Muster zurück. An dieser Stelle gibt es bald nicht mehr viel zu sagen. Im Gegenteil, ich habe allmählich das Gefühl, dass es sich von Rezension zu Rezension nur wiederholt und die Qualität keine wirkliche Veränderung mehr durchmacht. Dass der Enkel von Wat Tambor dann den Namen Jul Tambor bekommen hat und Pak damit versucht, Menschen mit grundlegenden Physikkenntnissen zum Lachen zu bringen, hilft tatsächlich auch nicht. Trotzdem war der Auftakt des inzwischen sechsten Handlungsbogens mal wieder ein etwas erfrischend startender Beitrag über dem durchschnittlich gewohnten Niveau der Reihe von Greg Pak, wenn das auch noch lange nicht heißt, dass es ein überdurchschnittliches Comicheft ist. Und natürlich gibt es auch wieder kurz auftauchende Monster.

Mit Star Wars #94 liegt auf dem Weg zum Meilenstein der Nummer 100 insgesamt also durchschnittliche Comic-Kost vor, die vor allem bei der vielfältigen Optik des Yoda-Parts zu überzeugen weiß. Selbst Darth Vader darf mal wieder glänzen und mit dem Start eines neuen Bogens frei vom Szenenübergang der letzten Ausgabe noch überzeugend starten, bevor er dann wieder enttäuscht. Mit der Wahl dieser beiden Reihen nebeneinander bietet Panini aber sehr abwechslungsreiches Material, mit den Epochen der erzählten Geschichten, der präsentierten Qualität und der verhandelten Themen, sodass alle Star Wars-Comicfans bei dieser Auswahl sowohl mit der vorliegenden, als auch mit den nächsten Ausgaben gut unterhalten werden sollten.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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