Marvel-Mittwoch: Darth Vader #38 und Obi-Wan Kenobi #1

Auch an diesem Marvel-Mittwoch wird es wieder dunkel. Nicht nur in Darth Vader #38: Executor Extirpatus, wo der Dunkle Lord auf die dunklen Droiden stößt, sondern auch im Auftaktheft der Comic-Adaption, Obi-Wan Kenobi #1, in denen die Inquisitoren und insbesondere die Dritte Schwester ihre Jagd beginnen.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Da es keine Zusammenhänge zwischen den Heften gibt, gibt es keine Lesereihenfolge zu berücksichtigen.

Darth Vader #38 – rezensiert von Tobias

Darth Vader #38 (13.06.2023)
Darth Vader #38 (13.06.2023)

Der Dunkle Lord schlachtet sich mal wieder durch sein eigenes Schiff, Admiräle entdecken Loyalitäten und Verwirrung lauert in jedem Panel. Klingt wie eine typische Darth Vader-Ausgabe und genau deshalb müssen wir darüber reden!

Zum Inhalt

Auf der Executor angekommen, begann Lord Vader am Ende der letzten Ausgabe seinen Streifzug gegen die kompromittierten Droiden. Währenddessen erließ Mas Amedda den Befehl, die Executor zu zerstören, da die Bedrohung zu groß sei. In dieser Ausgabe erfahren wir, dass Admiral Corleque, welcher den Befehl umsetzen soll, eine Vorgeschichte mit Admiral Piett hat und ihm stattdessen helfen will. Das Ziel Ameddas sei schließlich nur Vader. Schon beeindruckend, wie disloyal das Imperium durch die Bank gegenüber dem Vollstrecker des Imperators ist. Jedenfalls beginnt die Rettungsaktion und mit ihr die Verwirrungsorgie.

Die Besatzung der Executor warnt die ankommenden Rettungskräfte vor den Droiden, diese sagen – tatsächlich genau so im Comic – „kein Problem, wir kümmern uns mit unseren eigenen Droiden darum“. Währenddessen also die eigenen Droiden infiziert werden, schafft Vader es, den Fail-safe zu aktivieren und damit alle Droiden an Bord abzuschalten. Nachdem die Kommunikation wieder hergestellt wurde, wird nun Admiral Corleques Schiff von den Droiden angegriffen und dieses Mal hilft Piett nicht, sondern wartet nur die obligatorischen vier Sekunden, bevor er das Schiff des Admirals zerstört. Die Panel-Gestaltung und das komplette Unwissen, auf welcher Brücke und welchem kantigem Gesicht wir jetzt gerade zuschauen, hat es mir unmöglich gemacht, zu verstehen, wie und wer eigentlich gerade von der Droidenrevolution betroffen ist. Es heißt lediglich, die Droiden greifen an und der Fail-safe ist zerstört. Also muss das Schiff weg. Tolles Writing an dieser Stelle, das wohl nicht mal die Zeichnungen von Ienco entwirren konnten.

Vader reist unterdessen zum Eye of the Webbish Bog und fragt, wie er bitte seine Machtkräfte wieder erlangen kann. Dieses spielt ihm dann nochmal eine Szene aus Episode III vor (wie immer aus der dritten Person und nicht aus seiner Sicht) und erinnert ihn daran, dass der Schüler seinen Meister töten muss. Sein nächstes Ziel ist also der Imperiale Palast auf Coruscant und ja, Greg Pak tut es tatsächlich: Er pflanzt nun kurz vor Episode VI noch einen komplett falschen Samen des Antriebs für Vader. Der Imperator muss fallen, damit er mächtiger werden kann, wo doch in Episode VI gerade nicht das sein Antrieb ist. Für mich ist dieser Comic-Run einfach schon lange kein Kanon mehr, sondern eine unverständliche und fehlgerichtete Fanfiction. Die Chance, Vader zweifelnder zu zeichnen und damit seinen Wandel zu untermauern, wurde verschenkt für ein Captain-Imperium-Gedächtnis-Schild und eine endlose Rangelei mit dem Imperator, bei der jeder Kindergartenerzieher verzweifeln würde. Beim besten Willen ist das keine Qualität mehr und die Hoffnung am Ende der letzten Ausgabe war wie fast immer verschenkt.

Die Zeichnungen

Wie bereits angesprochen, macht Ienco seinen Teil weiterhin solide, auch wenn die Gesichter der Admiräle nicht so leicht zu unterscheiden waren. Auf welchem Sternzerstörer sind wir nun gerade und wer redet da eigentlich? Welche Brücke wird gerade überrannt und wer wedelt wo mit Fahnen? Das liegt aber primär am verwirrenden Plot und nicht an den Zeichnungen. Mich würde es nicht verwundern, wenn auch Ienco maximal verwirrt war, was er jetzt eigentlich genau zeichnen soll.

Fazit

Ja, ich weiß, ich werde nun wieder einige vor den Kopf stoßen und Rufe werden laut nach jemandem, der die Reihe doch zumindest ansatzweise gut findet. Nur findet sich da eben niemand. Ich habe wirklich schon vieles im Star Wars-Universum gelesen – im neuen Kanon fast alles – und ich müsste wirklich lange suchen, bis ich etwas so Verwirrendes und Mäanderndes finden würde, was gleichzeitig eine so wichtige Figur verhunzt und mit jeder Woche mehr und mehr in eine Fanfiction abdriftet. Da will man ja fast schon zu den Padmé-Romanen von E.K. Johnston greifen, um wieder etwas Qualitatives zu lesen. Aktuell hoffe ich nicht mehr, dass mir die Reihe noch irgendetwas zurückgibt, sondern nur, dass ich sie vor meinem nächsten Rewatch von Episode VI wieder komplett vergessen habe, um Vaders Handeln noch halbwegs ernst und aus den richtigen Beweggründen motiviert wahrzunehmen.

Obi-Wan Kenobi #1 – rezensiert von Matthias

Die Disney+-Streaming-Serien werden nach und nach auch als Comic adaptiert, um sie auch Personen, die kein Disney+ haben oder mehr auf Comics stehen, zugänglich zu machen.

Zum Inhalt

Obi-Wan Kenobi #1 (13.09.2023)
Obi-Wan Kenobi #1 (13.09.2023)

Mit einer kurzen Rückblende, die den dramatischen Fluchtversuch einiger Jünglinge vor den die Order 66 umsetzenden Klontruppen im Jedi-Tempel zeigt, wird der Bogen zu den Inquisitoren geschlagen, die soeben auf Tatooine gelandet sind, um dort nach einem versteckten Jedi zu suchen. Bei diesem handelt es sich aber nicht um Obi-Wan, sondern einem sehr viel jüngeren. Durch ihr trickreiches und rücksichtsloses Vorgehen gelingt es ihnen auch, diesen in einer Taverne aufzuspüren, auch wenn ihm noch die Flucht gelingt.

Obi-Wan hingegen fristet andernorts ein einfaches und abgeschiedenes Leben als Schlachter, der über Jawas von den Inquisitoren hört. Er will sich aus all dem eigentlich heraushalten und weiter auf den Schutz von Luke konzentrieren, aber als er in der Nacht einen Spielzeug-Flieger für Luke in dessen Heim schmuggelt, trifft er auf dem Rückweg auf den in die Wüste geflüchteten Jedi. Um sich und Luke zu schützen, leugnet er, Obi-Wan zu sein, und gewährt dem anderen Jedi keinerlei Hilfe.

Währenddessen hängt Leia auf Alderaan ihren eigenen Gedanken nach und spielt mit ihrem kleinen Flugdroiden lieber im Wald, als sich auf einen öffentlichen Empfang vorzubereiten. Dort fällt sie denn anschließend auch durch vorlaute und bissige Kommentare auf, ehe sie beschließt, den Empfang wieder zu verlassen, und im Wald direkt in die Hände von Entführern fällt.

Auf Tatooine ist es derweil zu einer brenzligen Situation gekommen, als Owen und Obi-Wan über dessen nächtliches Geschenk an Luke in Streit geraten sind. Kaum haben die beiden ihren Streit beigelegt, tauchen die Inquisitoren wieder auf und klopfen recht drastisch auf den Busch, um den Jedi aus seinem Versteck zu treiben. Und obwohl sie Owen direkt angehen und ihn und seine Familie bedrohen, gibt er Obi-Wan und Luke nicht preis. Besonders die Dritte Schwester tut sich hier wieder besonders hervor, ist das Aufspüren von Obi-Wan doch ihr persönliches Steckenpferd.

Zurück in seiner Wohnhöhle, erreicht Obi-Wan die dringende Bitte von Bail und Breha Organa, Leia zur Hilfe zu eilen. Aber Obi-Wan, voll der Selbstzweifel, lehnt erneut ab und versteift sich auf seine Aufgabe, Luke zu beschützen. Erst nachdem der andere Jedi tot ist und Bail erneut, diesmal persönlich, an Obi-Wan appelliert, seinen Schutz auch auf Leia auszudehnen und ihr zur Hilfe zu kommen, willigt er ein und macht sich auf den Weg, den letzten Spuren von Leia nachzugehen. Diese ist auf einem Raumschiff gefangen und wir erfahren, dass die Dritte Schwester hinter ihrer Entführung steckt, weil sie damit Obi-Wan hervorlocken will.

Die Umsetzung

Jody Houser steht hier wie all die anderen Autor*innen solcher Comic-Adaptionen vor der Herausforderung, eine vollgestopfte Auftaktfolge auf nur 32 Seiten unterzubringen. In so einem Setting kann man fast nur verlieren. So auch hier. Viele für die Charakterisierung der Stimmung und Personen wichtige Szenen müssen hier übersprungen oder sehr verkürzt wiedergegeben werden (z.B. den Tod des anderen Jedi erkennt nur wieder, wer die Folge schon kennt), wichtige Hintergrund-Infos werden auf ein paar Rückschau-Panels komprimiert. Über die richtige Gewichtung wird man immer diskutieren können, aber perfekt wird es nie. Ansonsten ist es wieder eine 1:1 Umsetzung der Serie, ohne Ergänzungen oder neue Perspektiven. Dies ist nicht Jody Housers Entscheidung, sondern eine Vorgabe von Lucasfilm und kann ihr daher auch nicht angelastet werden. Trotzdem beschneidet es den Mehrwert so einer Adaption für diejenigen, die die Serie gesehen haben. Unter diesen Umständen hat sie als Autorin meiner Meinung nach eine solide, aber keine sehr gute Arbeit geleistet.

Die Illustrationen von Salvador Larroca sind etwas durchmischt. Zwar schafft er es durch seine digitale „Durchpaus“-Technik, sehr detaillierte und schön komponierte Panels zu schaffen, aber bei den Gesichtern geht es nach wie vor oft schief. Er hat seine Technik über die Jahre schon etwas weiterentwickelt, so dass es nicht mehr ganz so misslungen aussieht, aber trotzdem ist er in Sachen Plastizität bei vielen Gesichtern nach wie vor dabei, platte Mondgesichter abzuliefern. Dies wird dann noch dadurch verstärkt, dass er bei dieser Technik häufig Gesichter als Vorlage wählen muss, die nicht zu der gezeigten Körperhaltung passen und das Ganze dann zu eine ganz gruseligen Botox-Fratze erstarren lassen. Wenn er diese Technik beiseitelässt und die Gesichter von Hand zeichnet, sehen sie fast durchgängig besser aus. Ein weiteres Manko der Illustrationen ist, dass man eher verzweifelt bemüht ist, die drückende Stimmung in einigen Szenen optisch umzusetzen. Da man – anders als die Streaming-Serie – nicht auf eine akustische Untermalung als Stimmungsträger zurückgreifen kann, versucht man es mit einer oft schon übertriebenen Bildsprache und leert die Hintergründe oder betont die Dunkelheit in bestimmten Bereichen, z.B. im Gesicht des Groß-Inquisitors, über. Diese „Stimmungstransport-Panels“ brauchen dann auch noch viel vom eh immer zu knappen Platz, so dass es zu Sprüngen und Auslassungen in den Handlungssequenzen kommt.

Die Umsetzung einer vollgestopften Auftaktfolge einer Serie ist immer schwierig, aber man hat hier meiner Meinung nach einige handwerkliche Fehler gemacht, die das Gesamtergebnis für uns Leser negativ beeinflussen und so all die teils sehr gelungenen Panels überlagern.

Fazit

Ein eher schwacher Auftakt der Comic-Adaption, weil es weder Jodie Houser noch Salvador Larroca gelingt, die Stimmungen der ersten Folge zu treffen. Comic-Adaptionen von Filmen oder Serien leiden ja meist unter dem Verlust der akustischen Mittel, die dort zum Einsatz kommen können, aber sie können es halt auch nicht über die Mimik der Figuren auffangen. Ich will nach einem Heft noch nicht gleich die ganze Reihe aufgeben, aber es besteht die Sorge, dass man bei Marvel auch diese Reihe in den Sand (von Tatooine) gesetzt hat.


Darth Vader #39 wird schon am 4. Oktober veröffentlicht, während Obi-Wan Kenobi #2 erst am 18. Oktober erscheint. Nächste Woche sind dann Bounty Hunters #38 und das Auftaktheft für die neue Mini-Reihe Dark Droids: D-Squad #1 dran.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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