Rezensionen: The High Republic Adventures #4 und The Nameless Terror #3 von Dark Horse Comics

Dark Horse Comics erfreut die Fans der Hohen Republik heute gleich mit zwei Comics aus dieser Epoche.

Achtung! Wie auch bei unseren Marvel-Mittwoch-Rezensionen können die Besprechungen und Kommentare zu den Dark-Horse-Comics Spoiler enthalten.

The High Republic Adventures #4 – rezensiert von Ines

Nach einer viel zu langen Pause von sage und schreibe sieben Wochen geht es heute endlich weiter mit The High Republic Adventures #4. Kurz zur Erinnerung: Am Ende der März-Ausgabe nahm Sav Malagán mit einem Eviscerator-Schiff die Verfolgung der Dank Graks auf, auf deren Schiff Maz Kanata festsitzt. Die Padawan-Schülerin auf Abwegen wollte sich der Bande zum Schein anschließen, um Maz zur Flucht zu verhelfen. Diesen Plan führt sie im heutigen Heft nun durch, welches wie immer von Daniel José Older geschrieben, von Toni Bruno gezeichnet und von Michael Atiyeh koloriert wurde.

Zum Inhalt

Da Sav Malagán ihrem Wunsch, den Dank Graks beizutreten, mit einer Drohung, mit dem Eviscerator das Schiff der Bande aufzubohren, Nachdruck verleiht, dauert es nicht lange, bis sie an Bord gelassen wird. Dank-Grak-Boss Arkik Von ist allerdings noch nicht überzeugt von Sav und lässt sie daher zu drei Aufnahmeprüfungen antreten: Sie muss ihre persönliche Hintergrundgeschichte erzählen und ihr Können mit der Macht und in der Kampfkunst beweisen. Alles natürlich kein Problem für Sav, die sich schnell eine Geschichte zusammenlügt. Nachdem sie zum Dank Grak auf Probe ernannt wurde und sich mit einem jungen weiblichen Mitglied namens Saya Keen angefreundet hat, erfährt Sav, dass der nächste Stopp der Bande Jedha ist, wo die Dank Graks im Auftrag des Path of the Open Hand für so viel Ärger wie möglich sorgen sollen. Dies teilt sie auch umgehend der Crew der Venomed Scabbard mit, die sich ebenfalls nach Jedha aufmacht und feststellen muss, dass der Kampf bereits in vollem Gange ist…

Zur Umsetzung

Zum ersten Mal bei dieser Reihe habe ich das Gefühl, dass eine Ausgabe sich mal voll und ganz auf eine Geschichte fokussiert und nicht versucht, eine Menge Handlungsstränge abzuklappern, und dabei keinem wirklich gerecht wird. Die Handlung legt heute gefühlt eine Verschnaufpause ein und konzentriert sich ganz auf Savs Aufnahme bei den Dank Graks. Hier bekommt Sav mal Gelegenheit, sich zu entfalten und ihr Können und ihre Kreativität (auch beim Lügen) unter Beweis zu stellen. Und auch eine bisherige Hintergrundfigur, Saya Keem, wird ausgebaut und erhält etwas Charaktertiefe. So erfahren wir beispielsweise, dass sie auf der Suche nach einer Familie ist, die sie weder bei einer reichen Familie auf Coruscant, bei der sie wohnte, noch bei den Dank Graks, wo sie sich nicht richtig zugehörig fühlt, finden konnte. Schön, dass endlich mal eine Figur in dieser Form ausgearbeitet wird. Wenn es so weitergeht, dann brauchen wir nächstes Mal vielleicht nicht mehr die kleinen erklärenden Namensschilder, die uns zu Beginn dieses Hefts nochmals die einzelnen Dank Graks vorstellten. (Nach sieben Wochen Pause war das durchaus hilfreich!)

Was ich auch sehr positiv finde, ist, dass im heutigen Heft endlich deutlich wird, wie die Comic-Reihe mit der größeren Handlung von Phase II der Hohen Republik zusammenhängt. Das letzte Panel mit dem umkämpften Jedha aus der Vogelperspektive sieht schon mal vielversprechend aus und ich freue mich darauf, mehr von diesem faszinierenden Ort zu sehen und vielleicht auch einige Querverbindungen zu anderen Werken wie der Marvel-Reihe, The Battle of Jedha oder dem gestern erschienenen und ebenfalls von mir rezensierten Path of Vengeance zu bekommen.

Für die nötige Prise Humor sorgen heute vor allem Savs Lügengeschichten. So greift sie für diese Erzählungen auf Wissen aus dem Jedi-Tempel zurück, wo Meister Tera Sinube – hier unvorstellbarerweise in jung und dynamisch – einmal eine Unterrichtseinheit zu diversen Machtkulten der Galaxis hielt und Sav ein Referat über gewisse Central Isopter hielt, die sie den Dank Graks nun als ihre Vergangenheit auftischt. Etwas bizarr wird es dann, wenn Sav auf Nachfrage von Lavalox behauptet, sie habe Sinube getötet, ihm sein Lichtschwert abgenommen und ihn dann gegessen! Aber vor Absurditäten haben diese Reihe und Daniel José Older ja noch nie zurückgeschreckt.

Die Zeichnungen sind wie immer solide. Besonders gut gefällt mir die gelungene visuelle Verjüngung von Tera Sinube, über den sich bestimmt alle Fans von The Clone Wars freuen werden. Aber ich mag es auch immer, wenn Charaktere, die man in ihrer fiesen Version kennt, plötzlich leicht optisch verändert werden und sympathisch aussehen (wie der junge Dooku in der ebenfalls von mir rezensierten Yoda-Reihe). Hier ist dies mit Saya Keem gelungen, die in den vorigen Heften immer sehr genervt und böse aussah und hier auf einmal in der Interaktion mit Sav einen viel offeneren und netteren Eindruck hinterlässt. Was ich visuell nicht verstanden habe, ist lediglich der seltsame Streich, den Saya ihrem Kollegen Drrn spielt. Schiebt sie da sein Bett mit der Macht weg?

Fazit

Das heutige Heft profitiert sowohl von seinem stringenterem Storytelling als auch von seinem Fokus auf die Charaktere und seiner angedeuteten Anbindung an die restliche Phase II von The High Republic. Für die positive Entwicklung, bei der es aber noch immer Luft nach oben gibt, vergebe ich vier Holocrons.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

The High Republic Adventures: The Nameless Terror #3 – rezensiert von Carola

Im Gegensatz zur Adventures-Hauptreihe folgt die dritte Ausgabe von The Nameless Terror nach all dem Verschiebungschaos innerhalb von gerade mal zwei Wochen auf die zweite. Wir haben hiermit die vorletzte Ausgabe der Reihe in Händen, was sich für mich aufgrund des empfundenen fehlenden Voranschreitens der Story nicht so recht danach anfühlt.

Das Maß an Kreativität spiegelt sich bereits in ihrem äußerst ausgefallenen Titel wider: The Nameless Terror. Das nur als kleiner Scherz am Rande (und Ausdruck meines Überdrusses). Es ist natürlich völlig legitim, ein Einzelheft nach dem Reihentitel zu benennen, und insbesondere auf die letzte Seite der Ausgabe trifft er wohl auch mehr als zu. Was ich an dem Heft eben auch nicht zu kritisieren habe, lest ihr in der zweiten Hälfte meiner heutigen Rezension.

Rahmenhandlung

Ty Yorrick und KL-03 bleiben uns nach wie vor als Erzählerinnen erhalten. KL-03 präsentiert sich uns in der dritten Ausgabe von einer besonders eigensinnigen Seite, Ty hält die Droidin aber mit ihrer brennenden Neugier auf die Fortsetzung der Geschichte in Schach. Der Versuch, durch KL-03s (wenig subtile) Hinweise die spannenden Elemente der einzelnen Handlungsstränge hervorzuheben und die Leser*innen bei der Stange zu halten, erscheint mir langsam überstrapaziert. Vor allem, wenn ich einfach nicht erkennen kann, dass sich mit der eigentlichen Handlung die nötige Mühe gegeben wird, um KL-03s Aufgeregtheit zu rechtfertigen. Dieser Kunstgriff fühlt sich für mich dann doch unterm Strich eher billig an und ich bleibe bei meinen Bedenken, wie gescheit es ist, zwei etablierten Phase-I-Charakteren so viel Platz in einer Phase-II-Miniserie einzuräumen.

Binnenhandlung

No matter how much pain it suffers, its sheer hunger will override any concerns for its own wellbeing.

Sula

Die Logikfehler im Bezug auf die Namenlosen setzen sich gleich zu Beginn des neuen Kapitels nahtlos fort. So hätte in Phase I glaube ich kein Jedi in unmittelbarer Nähe zu einem Angehörigen der Spezies noch in dem Umfang die Macht einsetzen können, wie Rok es hier demonstriert. Auch dass die Jedi munter Namenlosen-Eier durch die Gegend tragen, ohne dass sie ein ungutes Gefühl beschleicht, irritiert mich. Zumindest eine*r von ihnen sollte doch vielleicht auseinanderhalten können, welche Wahrnehmungen Nachwehen von ihren Konfrontationen mit der Kreatur sind und welche spezifisch in diesem Frachtraum hervorgerufen werden?

Nach wie vor gefällt mir an der Reihe, wie George Mann die Bedrohlichkeit herausarbeitet, die auf verschiedenen Ebenen von den Namenlosen ausgeht. Als Stärke der dritten Ausgabe erachte ich die Aussagen, die sie über die Jedi trifft. Das beginnt mit einer Lektion von Rok über die Angst und setzt sich fort im Zuge ihres Zusammenschlusses mit dem Feind. Daran schätze ich auch, wie Coron – als stärkste Identifikationsfigur für die eigentliche Zielgruppe der Comicreihe – Raum gegeben wird und er auf Augenhöhe in die Gespräche und die Planung einbezogen wird. Und dass die beste Idee für das weitere Vorgehen erneut nicht von einer der erfahreneren Jedi stammt!

Grundsätzlich profitiert die Handlung meiner Meinung nach davon, dass die verschiedenen Gruppen und damit auch Handlungsstränge zumindest für ein paar Seiten in dem Frachtraum des verlassenen Schiffes zusammengeführt werden. Außerdem tut es der Geschichte gut, Xinith mit ihrer kurzangebundenen Art zurück zu haben, und aus der etwas neu zusammengewürfelten Konstellation ergeben sich ganz interessante Dynamiken. Das zunehmende Band zwischen EX-5A und Pako sowie die unausgegorenen Umgangsformen zwischen den angespannten Path-Mitgliedern bereichern diese Ausgabe in meinen Augen. Mein Lieblingspanel ist vermutlich jenes, welches Ambars stärkste empathische Gefühlsregung in der Reihe zeigt. Welche High Republic-Geschichte kommt schon ohne eine herzliche Umarmung aus? Sulas eiserne Entschlossenheit, mit der sie auf die Bedrohung zugeht, geht mir ebenfalls unter die Haut, fühlt sich aber gleichzeitig auch nach dem üblichen Der gefallene Stern-Phänomen an. Warum sich nach ihren Vorerfahrungen mit der Kreatur von der Gruppe, insbesondere den beiden Verwundeten, trennen, um sich allein dem Namenlosen zu stellen?

Die spannendste und authentischste Wendung der Reihe ist für mich bisher, wie die Jedi in dieser Ausgabe die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben und die „ausgewachsene“ Kreatur sich nicht berechenbar verhält und für den ihr hingeworfenen Köder interessiert. Das fand ich mal eine gelungene Storywriting-Entscheidung! Wie schön, dass mich die Reihe in der vorletzten Ausgabe einmal überraschen konnte.

Ausblick

Sowohl der Cliffhanger aus der Rahmen- als auch aus der Binnenhandlung der letzten Ausgabe bleibt uns erhalten. Wir dürfen demnach weiterhin gespannt bleiben, was Ty und KL-03 (abgesehen von dem Acklay) nach ihrer Landung erwartet und wie es für die von Namenlosen-Eiern umgebenen Jedi weitergeht. Ihre realistischen Überlebenschancen gehen zwar gegen Null, aber mit der Zielgruppe im Hinterkopf wird sich Mann schon etwas einfallen lassen. Ich bin gespannt darauf, wie der Autor die Reihe zu einem Abschluss bringen wird und ob Tys Erzählung oder auch ihr eigener kleiner Handlungsstrang wohl noch Bedeutung für die übrige Phase II erlangt.


Wir danken Dark Horse Comics für die Bereitstellung der digitalen Rezensionsexemplare und der Vorschauseiten.

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, dessen zweite Phase 380 Jahre vor Episode IV spielt und einen neuen Einstiegspunkt bietet. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I und Phase II.

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