Mit erneut nur zwei Wochen Abstand zur vorigen Ausgabe erscheint heute Padawan, das letzte Kapitel von Georg Manns vierteiliger Mini-Comicreihe The Nameless Terror. Hierin wird die Binnenhandlung zu einem Ende geführt, während die Rahmengeschichte den Grundstein für einen anderen Handlungsstrang der zweiten oder dritten Phase von Die Hohe Republik zu legen scheint. Mein abschließendes Fazit zu der kleinen, recht isolierten Erzählung findet ihr im Folgenden.
Die Handlung
Those Jedi happen to be my friends. More than that. My family.
Pako
Nach meinem Gefühl ist das, was von dieser Reihe in Erinnerung bleiben wird, am ehesten KL0s kleine Lektion ganz am Ende. Bevor wir die Auflösung bekommen, was die Droidin die ganze Reihe über eingefädelt und um welchen heißen Brei sie herum geredet hat, führt sie das Gespräch erneut auf ihr Anliegen aus er ersten Ausgabe zurück. Sie wünscht sich, dass Ty weniger einzelgängerisch agiert. Dafür dient ihr die Binnenerzählung als blühendes Beispiel, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein.
Pako beweist in dieser Ausgabe erneut seine absolute Loyalität – auch in Abgrenzung zu den egoistischer aufgestellten Path-Mitgliedern, die wir in dieser Comicreihe vorgesetzt bekommen. Der Schlag Path-Mitglieder, den wir in Nameless Terror kennenlernen, weicht für mich schon etwas vom Durchschnitt ab. Da wir ja in anderen Werken oftmals Path-Mitglieder erlebt haben, die eher eine aufopferungsvolle, hörige Einstellung zu der Gemeinschaft zeigen. Dass sie sich in dieser Ausgabe nun mitten in der Umsetzung des Planes, der sie alle gemeinsam vor der Kreatur schützen soll, doch noch gegen die Kooperation entscheiden, hat für mich nur bedingt Sinn ergeben. Da hätten sich spannendere innere Konflikte und Prozesse finden lassen. Pakos Loyalität und Verbundenheit den Jedi gegenüber und auch seine über die letzten Ausgaben entstandene Freundschaft zu EX-5A wird in Padawan jedenfalls deutlich unter Beweis gestellt.
Wir erleben zwei offensive Herangehensweisen an die Namenlosen von Rok und Sula. Rok wird dabei schmerzlich an seine Verluste auf Gloam aus Die Suche nach der Verborgenen Stadt erinnert. Er wünscht sich eine offene Konfrontation mit dem Widersacher, um die anderen diesmal aktiv beschützen zu können. Sula spürt den Namenlosen auf und stellt sich ihm mutig und diszipliniert entgegen. Die heroisch-anmutenden Panels dazu ergeben für mich mal wieder nur so lala viel Sinn, grundsätzlich schätze ich an der Ausgabe aber Sulas Entschlossenheit und Argumentation. Ihr ist es wichtig, dass der Jedi-Rat von dem Vorfall erfährt und dafür priorisiert sie die Auslöschung der Bedrohung ebenso wie die Flucht ihres Teams. Beide haben also grundsätzlich nachvollziehbare Gründe, sich den Namenlosen zu stellen.
Worauf ich ja diese Reihe über lange in Hinblick auf die Zielgruppe gehofft habe, wird hierin zumindest in kleinem Maße Realität: Wir bekommen ein wenig Entwicklung in Coron zu sehen. Er führt seinen Teil des Plans allein durch und redet sich währenddessen erfolgreich Mut zu und beruhigt seine Nerven. Das haben bisher eher Sula und Rok stellvertretend für ihn übernommen, in ihrer Abwesenheit gelingt es ihm aber wunderbar selbst. Sein Selbstbewusstsein erhält einen kräftigen Schub, nachdem er seinen Teil erfüllt hat, und er sieht sich in der Verantwortung, die anderen von Bord in Sicherheit zu bringen. Ihm verlangt diese Ausgabe auf jeden Fall Reife und emotionale Stärke ab.
Ich hätte mir gewünscht, dass wir tiefere Einblicke in Roks Verarbeitungs- und Trauerprozess erhalten. Das finde ich ein wertvolles Thema für Werke, die sich an jüngere Leser*innen wenden. Auch zu zeigen, dass er sich in der Verantwortung sieht, mit dem einen Verlust abzuschließen, bevor Rok den nächsten Padawan annimmt, hätte ich eine wichtige Botschaft gefunden. Was mir aber zugesagt hat, war die Sanftheit, mit der er Coron nach dessen Verlust begegnet ist. Wie er sich ihm in den Weg stellt und ihn in seine Arme nimmt, war für mich meine Lieblingssequenz aus dieser Ausgabe.
Als Letztes möchte ich noch positiv vermerken, dass Padawan die erste Ausgabe von The Nameless Terror war, in der mich die Dialoge und Monologe nicht frustriert zurücklassen, weil sie deutlich weniger „über-erklären“ als in der restlichen Reihe. Eine kleine Ausnahme bilden die Panels, in denen die verbliebene Truppe sich zusammenfindet, aber das bewegt sich für mich in einem aushaltbaren Rahmen.
Die Gestaltung
Die Illustration habe ich bisher als eine der größten Stärken der Miniserie erachtet, empfinde ich in dieser Ausgabe aber als deutlich schlichter und liebloser als bisher. Die Hintergründe vieler Panels sind eintönig, die Mimik der Charaktere wirkt zum Teil überzeichneter, gleichzeitig haben sie weniger Wiedererkennungswert. Auch rein perspektivisch finde ich die Illustrationen handwerklich schlechter, insbesondere im Hinblick auf Figuren und deren Anatomie. Die Charaktere wirken öfter irgendwie platt und/oder verdreht. Nach den eher sanft-psychedelischen Darstellungen der Namenlosen in den letzten Ausgaben, wirkt die Konfrontation in dieser Ausgabe zumindest etwas bedrohlicher, wenngleich weiterhin die bisher gewohnten Halluzinationen ausbleiben. Dabei spielt auch die Farbgebung eine wichtige Rolle. Die Dringlichkeit und Bedrohlichkeit einzufangen, als die verbliebene Truppe die Evakuierung einleiten muss, ist meines Erachtens gut gelungen. Auch hierbei spielen die Farben eine wichtige Rolle. Ebenso der Einsatz von Soundworten, die den Schiffsalarm und das Näherkommen der geschlüpften Namenlosen sehr präsent machen. Das Layout gefällt mir weiterhin gut, bis auf einige wenige Panels, deren Umrandung ich als unästhetisch empfinde.
Fazit
An old Jedi bit off more than she could chew.
Sula
Alles in allem bildet die Mini-Comicreihe von Georg Mann eine kleine, in meinen Augen vernachlässigbare Randgeschichte ohne nennenswerten Bezug zur übrigen Phase II. Wenn sich schon für eine recht isolierte Erzählung entschieden wird, hätte ich mir davon erhofft, dass sie uns neue Einblicke in den Alltag von Pathfinder*innen gewährt – für mich einer der interessantesten Aspekte der zweiten Phase. Außerdem verspreche ich mir gerade von Werken für jüngeres Publikum gehaltvolle Botschaften, die im Falle von The Nameless Terror als kleiner Appell an den Zusammenhalt recht oberflächlich geblieben sind. Die Illustrationen konnten sicherlich einiges an inhaltlichen Ungereimtheiten und story-technischer Banalität wettmachen.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, dessen zweite Phase 380 Jahre vor Episode IV spielt und einen neuen Einstiegspunkt bietet. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I und Phase II.