Dieser Marvel-Mittwoch bringt zwar nur zwei Hefte, aber dafür vier Geschichten. Dies liegt aber nicht an einem Macht-Trick, sondern geht darauf zurück, dass auch Darth Vader: Black, White & Red #2 wieder drei Geschichten enthält. Wem dies etwas zu viel Darth Vader auf einmal ist, der mag sich an The High Republic #10: Battle for the Force, Part 5 erfreuen, auch wenn mit diesem Heft leider diese Reihe für die Phase II der Hohen Republik abgeschlossen ist. Aber es wird ja bald mit Phase III weitergehen.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Darth Vader: Black, White & Red #2 – rezensiert von Lukas
Du kennst nicht die Macht der dunklen Seite.
Darth Vader, Star Wars: Episode VI Die Rückkehr der Jedi-Ritter
Vier Wochen nach dem vielversprechenden Auftakt geht die vierteilige kreative Spielwiese in Schwarz, Weiß und Rot weiter. Den Anfang macht dabei der zweite Teil der einzigen durchgehenden Story, Hard Shutdown, Part 2 von Jason Aaron und Leonard Kirk. Nach den Ereignissen im Auftakt befindet Lord Vader sich vollkommen regungslos mit abgeschalteten Motoren seiner Rüstung aber bei Bewusstsein in der Gewalt von Cyn, dem Sohn des mutmaßlichen Erschaffers seiner Rüstung, Doktor Sendvall. Bei allem was Cyn über die Rüstung, seinen Vater und Vader sagt und zu wissen scheint, kommt man nicht um den Gedanken herum, dass Aaron Doctor Cylo aus Kieron Gillens Darth Vader-Run von 2015 vergessen zu haben scheint. Umso ärgerlicher einerseits, weil Cyns Name, Look und Funktion der von Cylo jeweils sehr ähnlich sind und andererseits wenn man bedenkt, dass diese erste kanonische Vader-Reihe während Aarons Zeit bei Star Wars erschien und seine Hauptreihe sogar mehrere Überschneidungspunkte damit hatte. Da gab es aber schon schlimmere Widersprüche im Kanon.
Cyn und seine Cyborg-Crew plant jedenfalls, den bewegungsunfähigen dunklen Lord zu zerstückeln und die Stücke an die meistbietenden zu verkaufen. Zu dumm, dass Vader mehr ist als nur seine Rüstung und in einer eindrucksvolle Machtdemonstration ohne einen Finger zu krümmen einen Großteil der Cyborgs mit ihren eigenen Waffen abschlachtet. Der größte Reiz dieser Geschichte liegt auch darin, dass hier Vaders Fähigkeiten wie sie uns, seitdem er 1980 Admiral Ozzel erwürgt hat, bewusst sind, aufs Äußerste weitergedacht und präsentiert werden. Das brutale Anti-Helden-Konzept der Reihe bietet auch Kirk in seinen Zeichnungen die Möglichkeit, sich am Gewaltexzess der Handlung auszutoben. Wäre Black, White & Red eine Miniserie auf Disney+ statt einer Comicreihe, wäre sie sehr wahrscheinlich ein R-Rating erhalten. Aaron und Kirk erforschen wie die anderen Künstler*innen neugierig die damit einhergehenden frischen Möglichkeiten, die das Format bietet. Da mit Ausgabe #2 erst die Hälfte der Story erreicht, aber die eigentliche Auflösung um Vaders immer noch vorhandene Macht in der Bewegungslosigkeit schon erfolgt ist, bin ich gespannt, was wir in den letzten beiden Kapiteln von Hard Shutdown noch erleben werden.
Davor warten aber noch die beiden Einzelgeschichten aus dem aktuellen Heft auf uns. Mit The Endless Mercy präsentiert uns David Pepose eine äußerst interessante Sci-Fi-Horrorgeschichte, die an Alien oder einzelne Episoden von Love, Death + Robots erinnert. Das gleichnamige Schiff wird von Vader und einer Garnison Sturmtruppen geentert, um dem Biowaffentreiben einer Wissenschaftlerin ein Ende zu bereiten. Es handelt sich dabei um insektenartige Monster, die die Doktorin dank ihrer eigenen Mutation in deren Königin dank Schwarmbewusstsein kontrolliert. Natürlich schafft es Vader, sie zu überwinden, aber im Gegensatz zu den meisten Vader-Geschichten, in denen er es mit wegzuschnetzelnden Monstern zu tun hat, darf der dunkle Lord hier durchaus seine Schwierigkeiten damit haben. Auch wenn es am Ende den typischen Schurken-Monolog gibt und Vader der Königin dank der begrenzten Seitenzahl dann doch recht schnell den Garaus macht, hat mich die Geschichte aufgrund ihrer Kompromisslosigkeit und dem für Star Wars ungewöhnlichen Setting sehr unterhalten.
Dafür haben auch die Zeichnungen von Alessandro Vitti Wertschätzung verdient. In dieser Story geht das Konzept der drei Farben nämlich voll und ganz auf. Das erste Mal neben Peach Momokos abstrakter Story im Vorgängerheft wirkt es wie ein bewusstes Stilmittel und weniger wie eine unfertige Kolorierung. Hier darf das Blut leuchten, die rote Notfallbeleuchtung des Schiffes strahlen und Vaders schwarze Rüstung das optische Zentrum der Bildkompositionen sein, aber man gewöhnt sich gleichzeitig nach mehreren Geschichten dieser Machart auch immer mehr an diese Eigenheiten.
Die letzte Geschichte Power von Victoria Ying ist etwas länger als die anderen beiden und fällt für meinen persönlichen Geschmack genau wie im ersten Heft wieder ab. Vielleicht sind die jeweils schwächsten Geschichten auch bewusst ans Ende der jeweiligen Ausgaben gepackt worden. Es gibt faszinierenderweise noch mehr Parallelen zu dritten Geschichte aus #1, so spielt Vader auch hier wieder nur eine untergeordnete Rolle und taucht erst am Ende auf, um die Handlung abzuschließen. Vordergründig geht es nämlich um einen wasserverkaufenden Jungen und seine Mutter, die von einer lokalen Gruppe schikaniert werden und erst durch die Aushebung von Rebellenkollaborateuren durch das Imperium aufgemischt werden. So verschiebt sich die titelgebende Machtstruktur um das Leben des Jungen. Marika Crestas Zeichnungen verfolgen dabei einen ganz eigenen Stil und fangen die Atmosphäre der Geschichte zwar gut ein, Vader selbst ist jedoch in der Handvoll Panels, in denen er auftritt, überhaupt nicht gelungen.
Fazit
Die Reihe bleibt abwechslungsreich genug, um in der Kürze der Geschichten einerseits kurzweilige Unterhaltung zu liefern, aber einzelne Stories oder Seiten noch über die Lektüre des Hefts hinaus in Erinnerung bleiben zu lassen. Dadurch hebt sie sich tatsächlich wie erhofft vom aktuellen Brei der Comics der klassischen Ära ab und weiß dabei auch mehr Eindruck zu hinterlassen als die einst ähnlich gelagerte Reihe Vader-Reihe Dunkle Visionen.
The High Republic #10 – rezensiert von Patricia
Phase II nähert sich schnellen Releases- äh, Schrittes, dem Ende und am heutigen Mittwoch schließt sich ein weiterer Kreis. Ob das Ende des Comics der Reihe gerecht wird und wie diese im Gesamten abschneidet, erfahrt ihr in folgender Rezension.
Zum Inhalt
Im letzten Kapitel des Hauptcomics zur zweiten Phase kämpft Protagonist Vildar Mac gegen den „Lure of the Dark Side.“ Zunächst einmal steigen wir aber durch Teys Narration in die Geschichte ein, sodass direkt klar wird, dass es sich erneut um einen inkonsequenten Tod gehandelt hat. Tatsächlich hat die Vorschau zum Heft dies bereits vorweggenommen, sodass vermutlich niemand so richtig überrascht war – am allerwenigsten jedoch die Lesenden von Path of Vengeance, welches den gesamten Kampf der Ausgabe ebenfalls schon erzählte, wenn auch aus Yanas Perspektive. Günstiger wäre es allemal, den Comic zuerst zu lesen, denn leider fehlte der Ausgabe deshalb jedes bisschen Spannung. Wie bereits in früheren Rezensionen erwähnt muss ich dennoch sagen, dass ich diese Art von Überlappung angenehmer finde als jeweils nur das halbe Bild einer Geschichte zu bekommen. Da hat bestimmt jeder seine eigenen Präferenzen, aber mich hat die Wiederholung wenig gestört. Im Gegenteil fand ich es sogar ganz cool, die Rods in Aktion zu sehen, während ich die Action rund um die Hand of Siberus eher etwas drüber fand. Aber wir sind hier ja auch im Medium Comic, und da darf es schonmal etwas abgefahrener werden, schätze ich.
Doch zurück zu Teys Erzählung. Diese hat mir in dieser Ausgabe wieder gut gefallen und ihr einen guten Rahmen gegeben. Als Lesende kam man sich nicht vor, als betrachte man die Geschichte nur von außen, sondern als würde Tey sie uns persönlich erzählen. Etwas abseits trägt Vildar seinen eigenen Kampf aus und droht der dunklen Seite zu verfallen. Sein Freund Tey hat jedoch die Macht, ihn davon abzuhalten, was meiner Meinung nach eine schöne Message an die Lesenden sendet. Auch dass Vildar dabei an Matty denkt und sein Kindheitstrauma überwindet, rundet diese Szene gut ab. Den Herald wirft er aber trotzdem nochmal durch die Gegend – zurecht.
Der Sprung zurück in das Chaos Jedhas ist an dieser Stelle passend platziert. Zum ersten Mal sehen wir so richtig, wie verwüstet die heilige Stadt ist, selbst wenn sich der Kampf dem Ende neigt. Wie aus dem Nichts ist die fast vergessene und offensichtlich überlebende Oliviah auch wieder mit von der Partie. Ihren Auftritt in dieser Serie finde ich insgesamt etwas mau, da sie kaum Facetten von sich gezeigt hat. Als Vorbereitung auf ihre ähnlich distanzierte Rolle in Path of Vengeance reichte dies aber aus. Werth Plouth versucht hingegen noch ein letztes Mal, Unruhe zu stiften, trifft aber auf taube Ohren. Auch hier wurde eine weitere Ausgangslage für den Young Adult-Roman vorbereitet, ebenso wie für den Rod.
Positiv hervorheben möchte ich das Ende des Comics. Nicht immer muss es zu einem großen Blutvergießen kommen und ich bin froh, dass die Protagonist*innen es größtenteils unversehrt aus der Geschichte geschafft haben und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können. Die Charaktere haben über den Verlauf der Geschichte gemeinsam Hürden erklommen und so fühlt es sich am Ende an, als hätten sie ihre neuen Positionen auch verdient. Auch die Umarmung von Tey und Vildar bringt die Beziehung der beiden zu einem runden Schluss. Besonders hoffnungsvoll lässt einen die finale Zeile der Reihe zurück, die neben dem Ende auch einen Anfang verspricht. Es gibt wenig Besseres als zufriedenstellend endende Geschichten!
Zu den Zeichnungen
Zeichnerisch halte ich mich kurz, denn das meiste habe ich bereits neun Ausgaben lang gesagt. Auch in diesem Heft sind besonders die Gesichter der Charaktere realitätsnah und nicht zu überzeichnet dargestellt. Die Kampfszenen konnte man so gut nachvollziehen, wie es in einem Comic eben möglich ist, und die meisten Bewegungen wirkten dynamisch und realistisch. Während mich Details wie die zerstrubbelten Haare von Tey oder die Pflaster auf den Gesichtern der Charaktere gefreut haben, fand ich es etwas schade, dass zum Beispiel die blauen „Wellen“ auf Yanas Stirn weiterhin nicht plastisch erschienen. Wie immer ist dies jedoch Meckern auf hohem Niveau. Zuletzt möchte ich anmerken, dass mir positiv aufgefallen ist, wie Anindito verschiedene Perspektiven in Szene setzt. Mal schauen wir gemeinsam mit Charakteren auf einen Kampf, mal werden wir von Tey überragt oder vom Leveler ins Visier genommen, mal spinksen wir über eine Mauer. Diese Variabilität führt zu einer Hochwertigkeit wie nicht viele Comics sie besitzen.
Fazit zur Serie
Abschließend ein Paar Worte zur Gesamthandlung- und Gestaltung der Serie: The High Republic ist für mich eine Reihe, die im Gesamten schlüssiger wirkt als in den monatlichen Einzelerscheinungen. Beim erneuten Lesen der Hefte in einem Rutsch hatte ich deutlich mehr Spaß, was vermutlich daran liegt, dass mir die Interaktionen der Protagonist*innen durch die Gewöhnung nicht mehr so konstruiert und übertrieben vorkamen, aber auch an dem Wissen, dass Matthea in dieser Handlung nur eine Nebenfigur sein sollte. Zusätzlich ist es einfach spannender, den Kampf von Anfang bis Ende zu verfolgen. Insgesamt bin ich sehr froh darüber, dass diese Reihe kein Abschlachten von Charakteren geworden ist, wie man es vielleicht anfangs vermutet hätte. Das gefällt mir gut, denn am Ende bringt Charakterentwicklung meist eben nur etwas, wenn die Charaktere diese auch ausleben dürfen. Negativ aufgestoßen ist mir an der Reihe jedoch, wie repetitiv die Handlung war. Allein Vildar ist zwei Mal vermeintlich gestorben, auch Oliviah und Tey durften an der Fake Out-Partie teilnehmen. Das hat insgesamt dazu geführt, dass ich die Cliffhanger am Ende der jeweiligen Ausgaben nicht mehr ernst genommen habe, was sehr schade ist, da Cavan Scott wirklich gute Cliffhanger schreiben kann.
Die Geschichte an sich wirkt rückblickend eher wie eine Positionierung der Charaktere für den Roman Path of Vengeance, was einerseits schade ist, da es dem Comic ein Stück weit die Eigenständigkeit nimmt, andererseits aber auch funktioniert hat, da genügend Teile der Handlung als Verbindung der Medien genutzt wurden, sodass beide an Relevanz füreinander gewinnen.
Außerdem hervorzuheben ist die stimmige und hochwertige zeichnerische Gestaltung. Trotz mehrfachem Zeichnerwechsel blieb die Qualität der Serie auf einem Niveau und es gab kaum etwas zu kritisieren. Auch die farbliche Gestaltung war mal etwas anderes und sehr angenehm.
Darüber, inwieweit diese Serie „nötig“ war, lässt sich wie es bei vielen Geschichten getan wird vermutlich streiten, ich persönlich komme zu dem Schluss, dass der The High Republic-Comic zwar nicht zu meinen Highlights aus dieser Phase gehört, aber dennoch gut unterhalten konnte. Und wie wir es aus der Hohen Republik gewohnt sind, zeigt sich die Relevanz dieser Handlung vielleicht ja auch in Phase III nochmal – wünschen würde ich es mir auf jeden Fall. The High Republic war für mich persönlich keine überragende Reihe, aber eine solide Reihe. Und obwohl ich lange Zeit gebraucht habe, um mit den Charakteren und deren Dynamik warm zu werden, so werde ich sie doch allesamt vermissen.
Darth Vader: Black, White & Red #3 erscheint am 28. Juni. Am nächsten Marvel-Mittwoch haben dann wieder zwei starke Frauen das Sagen, denn Doctor Aphra #32 und Sana Starros #4 treten wieder in Aktion.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, dessen zweite Phase 380 Jahre vor Episode IV spielt und einen neuen Einstiegspunkt bietet. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I und Phase II.