Marvel-Mittwoch: Hidden Empire #5 und Star Wars #33

Diese Woche hat Charles Soule den Marvel-Mittwoch komplett für sich, denn sowohl Hidden Empire #5: Amaxine als auch Star Wars #33: Escape from No-Space stammen aus seiner Feder.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Wegen der Eigenständigkeit der verschiedenen Werke gibt es keine Lesereihenfolge zu beachten.

Hidden Empire #5 – rezensiert von Lukas

Du weißt ja nicht, was ich getan habe.

Qi’ra, Solo: A Star Wars Story

Im Mai 2021 begann Charles Soules im Vorfeld stark beworbene Miniserie Krieg der Kopfgeldjäger, die das Zentrum eines großangelegten Crossover-Events in bis dato bei Star Wars neuen Dimensionen bildete. Was im Juni allerdings in War of the Bounty Hunters #1 enthüllt werden und die nächsten Jahre die Comiclandschaft prägen sollte, konnte zu dem Zeitpunkt noch niemand ahnen; die Rückkehr von Qi’ra und Crimson Dawn bot faszinierende Möglichkeiten, lose Handlungsfäden aus Solo: A Star Wars Story in den Buntheftchen aus dem Haus der Ideen fortzuführen und einen weiteren Big Player in die knapp bemessene Zeit zwischen den Episoden V und VI agieren zu lassen. Jetzt, fünfzehn Ausgaben und fast zwei Jahre später, nach Krieg der Kopfgeldjäger und Crimson Reign, endet nun mit Hidden Empire auch der letzte Teil der Saga um die scharlachrote Königin Qi’ra und ihren Plan, die Sith zu vernichten und der Herrschaft des Imperiums ein Ende zu setzen.

Inhalt

Hidden Empire #5
Hidden Empire #5

Die Ausgangssituation aus Heft #4 wird nahtlos fortgesetzt. Darth Vader und der Imperator sind auf der Amaxinen-Station angekommen und richten unter Qi’ras Truppen ein Massaker an. Letzterer kommt dabei nicht umhin, zu erwähnen, wie sehr er das direkte Eingreifen bei seinen Gegnern vermisst habe. Der Archivarin gelingt es endlich, den Fermata-Käfig zu aktivieren und Qi’ras Plan so zu vollenden. Ihr gelingt die Flucht von der Station nur, weil auf die beiden Sith nach den schnell besiegten Dawnlern noch eine Gegnerin wartet – die vom Ewigen Funken besessene Doktor Aphra.

Der Imperator geht vor und lässt Vader allein gegen seine alte Bekannte antreten. Vader gegen Aphra auf einem dank dem Funken ähnlichen Gewichtsklasse ist nach all den Jahren definitiv ein spannender Kampf, den der Sith-Lord dank der Macht aber trotz allem für sich entscheiden kann. Es gelingt ihm sogar, die besessene Doktorin endgültig von ihm zu befreien, doch bevor er sie töten kann, bedürfen der sich öffnende Käfig und sein Meister wieder seine volle Aufmerksamkeit. Er öffnet sich schließlich, doch statt einem Jahrtausende eingeschlossenen weiteren Sith wartet nur ein münzgroßes Objekt auf sie, das laut dem beinahe enttäuschten Imperator nicht mit der Macht verbunden sei. Jedoch haben Qi’ra und die Archivarin die beiden nun genau dort, wo sie sie haben wollten. Es ging nie darum, einen angeblich im Käfig eingesperrten Sith zu entfesseln, sondern die beiden Sith in den Käfig zu sperren. Dass bis zur heutigen Ausgabe ein entsprechendes Getue um den Inhalt gemacht wurde und ich mich gewundert habe, wie alles in diese letzte Ausgabe passen soll, erklärt dieser Twist zumindest. Qi’ras Plan ist geglückt, die Sith sind gefangen, sie hat gewonnen…

…wenn nicht die Ritter von Ren auftauchen würden. Deren Anführer Ren erkennt, dass die Sith gefangen sind und argumentiert, dass Palpatine schon einen Weg da raus finden würde. Warum ihm also nicht dabei helfen und so seine Gunst gewinnen? Mit ein paar gut platzierten Schüssen zerstören sie den Käfig und befreien die beiden Sith. Qi’ras Pläne, ihr Traum und all ihr Handeln sind verwirkt, doch trotz dem Schock reagiert sie sehr schnell und fordert ihr Syndikat zum Rückzug und Verstecken auf, wie sie selbst es fortan tut. Ihre Truppen werden allerdings vollständig vernichtet und so ist Crimson Dawn dem Untergang geweiht. Der Imperator und Vader lassen derweil den Ort des Geschehens hinter sich und bemerken nicht, wie der Ewige Funke sich in die zurückgelassene „Münze“ aus dem Käfig begibt. Hier wird wohl schon Vorarbeit für das nächste, für Herbst angekündigte große Crossover geleistet werden. Die Ritter erklären ihr Handeln und hoffen für die Gunst des Imperators, der sie prompt in seine Dienste stellt, aber nicht ohne das obligatorische Blitzeln für ihre bisherigen Taten. So ist auch die verwunderliche Logiklücke gelöst, wie die Ritter überhaupt von erklärten Gegnern der Sith 31 Jahre später zu Palpatines nahestehender Truppe auf Exegol werden kann.

Zum Schluss gibt es eine für den Fall ihrer Niederlage aufgezeichnete Hologrammnachricht von Qi’ra, die Syndikatserbin Cadeliah abspielt. Darin stellt sie ihre Gemeinsamkeiten hervor und dass die Jüngere nun aber die Wahl hat, die Qi’ra nie ermöglicht war. Und so landen wir wieder in der Jahre später spielenden Rahmenhandlung um das Hologramm der Archivarin, das damit schließt, Qi’ra nie wieder gesehen zu haben, deren größte Schwäche darin bestanden habe, niemandem vertraut und so immer allein gewesen zu sein. Es folgt endlich die Enthüllung, wer sich die ganze Geschichte angehört hat, und meine ursprüngliche Vermutung soll sich bestätigen – Luke und Leia während ihrer Ausbildung, in voller Jedi-Tracht. Luke sieht die Dinge wie immer sehr klar und doch positiv. Laut ihm haben Qi’ras Handlungen stark zum Sieg der Rebellion auf Endor beigetragen. So haben Bevelyn und Melton in Star Wars #26-28 (ebenfalls von Charles Soule) zur Aufklärung um den Zweiten Todesstern beigetragen und die Aufmerksamkeit, die das Imperium Crimson Dawn schenkte, ermöglichte es der Rebellenallianz, sich neu zu formieren. Die Qi’ra-Saga endet schließlich mit einem Epilog, in dem Qi’ra während der Feiern in der Galaxis nach Endor dunkel und unerkannt in einer Cantina in der Ecke sitzt und trinkt.

So schließt Soule den Kreis und beendet den großen Handlungsbogen. Ich hoffe, dass sich das Ende Crimson Dawns weiterhin möglichst schnell auch auf die anderen Serien auswirkt, da sie nach den zwei Jahren, die dieses Thema nun die Comics zwischen Episode V und VI dominiert hat, wieder mehr Eigenständigkeit und Kreativität verdient haben. Die Haupthandlung selbst endet etwas unspektakulär und entsprechend der vorgegebenen Handlungsparameter aus dem Fortgang der Saga recht versöhnlich. Die Geschichte endet genau dort, wo sie nun mal enden muss. Einzig Qi’ras Überleben finde ich etwas schade, da ich wie bei Chanath Cha in Ausgabe #3 eher Fan von geschlossenen Handlungssträngen als von einem offenen Figurenschicksal bin. Aber wer weiß, ob jemand bei Lucasfilm mit der Figur noch etwas vor hat.

Zeichnungen

Wie es sich für ein Miniserien-Finale dieser Größenordnung gehört, liefert Steven Cummings vor allem in den großen Actionszenen und bedeutenden Momenten wie dem Öffnen des Käfigs ab. Epische Momente wechseln sich mit den kleinen, fast intimen Momenten ab und schaffen eine gute Mischung. Da das Heft etwas Überformat hat, haben die einzelnen Szenen erzählerisch wie optisch auch genug Raum, um sich zu entfalten und schaffen so ein sehr stimmiges Lesetempo. Die Farben von Guru-eFX bleiben genauso auf ihrem Niveau und sind in einem Setting wie der Amaxinen-Station, das farblich eine extrem große Bandbreite hat, trotzdem wie aus einem Guss.

Fazit

Soule und Cummings liefern ein stimmiges, aber auch unspektakuläres Ende für eine lange Comic-Saga ab, das mich überzeugt, gleichzeitig, aber auch etwas mehr Wucht oder Kontroverse vertragen hätte, um wirklich im Gedächtnis zu bleiben. Qi’ras Aufstieg und Fall bleibt aber nichtsdestotrotz allein aufgrund des Umfangs und der Dauer eine Comic-Geschichte des Kanons, die ihren Unterhaltungswert bewiesen hat und die Galaxis um eine interessante Geschichte mit einigen ärgerlichen Hängern im Mittelteil bereichert hat. Seien wir also gespannt, was der nächste Coup ist, den Soule und Marvel mit Ajax Sigma planen und wie der Übergang zu Episode VI noch erfolgen wird.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Star Wars #33 – rezensiert von Maximilian

It’s not the book, Leia. It’s the Force.

Luke Skywalker
Star Wars #33 (05.04.2023)
Star Wars #33 (05.04.2023)

Escape from no space ist das 33. Heft der Star Wars Hauptreihe und wie der Titel es schon sagt, verlassen unsere Helden hier endlich den No-Space. Keine Sekunde zu früh, denn langsam hat es mich genervt. Autor der gesamten Geschichte ist Charles Soule, dieses Heft wurde von Madibek Musabekov gezeichnet, die Farben wurden erneut von Rachelle Rosenberg beigetragen.

Die Story setzt vielleicht zehn Sekunden nach Heft 32 an. Luke ist im Griff eines Killerdroiden gefangen und seine Freunde sind viel zu weit weg, um ihm helfen zu können. Seine Hand wird zerquetscht, wie ein Kind ein Stück Butter zermatschen würde. Aber gut: es ist nur seine neue, mechanische Hand. Man sollte meinen, dass er besser darauf aufpassen würde, man hört ja doch, dass sowas recht teuer ist. Doch plötzlich erwacht die Macht in dem jungen Skywalker erneut zum Leben. Er beschreibt es später als einen Durchbruch, als würde plötzlich alles wieder durch ihn hindurch strömen. An dieser Stelle habe ich mich gefragt: War seine Verbindung zur Macht tatsächlich wegen der Halle der Nihil gestört, oder weil er sich selbst immer noch nicht vertraute, nach der Geschichte auf Bespin? Letzteres wäre anhand der Geschehnisse durchaus eine Überlegung wert, denn er greift erst auf die Macht zurück, nachdem seine Hand (erneut) unbrauchbar gemacht wurde. Ob das eine Reaktion ausgelöst haben könnte?

Die Mission geht jedenfalls positiv aus und nach mehreren Gesprächen und Reden vor vielen Leuten, verlassen die Rebellen und ein Großteil der Kolonie endlich den No-Space, zurück in die bekannte Galaxis.

Viele Dinge in diesem Heft, welches gleichzeitig den Handlungsbogen Star Wars VI abschließt, sind ziemlich symbolträchtig, aber deutungswürdig. Neben der Sache mit Luke gehen nun nämlich auch Lando und Amilyn wieder zum Tagesgeschäft über. Beide scheinen aber nicht abgeneigt ihre neue Zuneigung zueinander weiter auszuleben, doch glaube ich persönlich nicht, dass wir als Leser davon besonders viel mitbekommen werden. Als offenes Ende fände ich es allerdings schade und ich fände es gut, wenn beide ab und an gemeinsame Screen Time bekommen.

Enttäuscht hat mich Leias Handlung, die faktisch nicht vorhanden war. Sie wurde zu einer Art Anführerin befördert, die aber kaum anführt. Zwar eröffnet sie die Rede gegenüber den Kolonisten, die sie überzeugen soll mit in die bekannte Galaxis zu kommen, doch übernimmt Lando kurz darauf einen großen Teil der Überzeugungsarbeit und ich finde nicht, dass dies zu Leia passt, die sonst immer an vorderster Front dabei ist.

Chewbaccas Rolle wurde in diesem Heft ebenfalls gekürzt, sodass er nur noch im Hintergrund dabei ist, nachdem er beim letzten Mal eine gute Idee hatte.

Luke steht nun wieder in etwa da, wo er vor ein paar Monaten stand – und das meine ich sowohl in-Universe als auch im echten Leben. Er weiß nichts, er kann nichts, er hat keine Ausrüstung. Nun, vielleicht ist es nicht ganz so schlimm. Seitdem hat er viel gelernt, ist sich aber weiterhin darüber im Klaren, dass er nicht genug weiß. Er bemerkt langsam, aber sicher, dass er sich Darth Vader früher oder später stellen werden muss und er hat ein Lichtschwert, das nur halbwegs funktioniert und benötigt ein neues. Ich persönlich hoffe ja, dass er nun endlich sein eigenes baut und sich nicht noch einmal auf eine mehrere Hefte lange Reise begibt, um nach einem Verlorenen zu suchen.

Positiv hervorheben möchte ich absolut die Zeichnungen! Die Charaktere sind gut getroffen wie selten!

Escape from No-Space ist für mich ein guter Abschluss für einen, sorry dass ich das so klar sage, unnötigen Handlungsbogen. Die einzelnen Hefte hatten alle ihre guten Momente, aber retrospektiv ist nicht viel Relevantes passiert, außer dass Luke die Macht anders wahrnimmt und wieder ein neues Schwert benötigt, zusätzlich zum Pfadantrieb, den die Rebellen erst haben wollten, nun aber doch an die Kolonisten abtreten mussten.


Mit Star Wars #34 beginnt am 3. Mai ein neuer Handlungsbogen. Nächste Woche stehen dann wieder vier Hefte an: Bounty Hunters #33, Doctor Aphra #30, Return of the Jedi: Ewoks #1 und The High Republic #8: Battle for the Force, Part 3.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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